WER BIN ICH ? So denk zurück, gleich wirst du mich berühren, doch will ich dein Gedächtnis schüren: Ich bin der Sonnenschein des Alltags, ich bin der Schatten jenes Fluches, der an deinen Fersen hängt, der in noch so späten Tagen dennoch nach Erfüllung drängt. Sehnsucht heißt mein Hauch der Nichterfüllung, Angst des Fluches, Unbehagen. Doch soll ich dich auf meinen Schwingen tragen, mußt Sonne Du im Herzen haben, mußt du des Lebens Bitterkeit besiegen, emporgeklommen auf die höchsten Stiegen, die dir dein Horizont gestattet. Dann siehst du all die Täler dein und Höhn, des Fluches Angst wird von dir gehn: von Ferne siehst du Werdendes erblühen. Befriedigt wird dein Herz besiegt, aller Schmerz, den dir des Lebens Schicksal schlug. Fern mußt du sein, mich ganz zu sehen, in mir wandeln kannst du nicht, dein Wunsch, ach, wär ich nicht geschehen, zeigt dir mein Land und auch das Band, das dich mit mir vereint, auf dem du wandelst. Es wächst aus mir die neue Lehr Lich gegen Dämmerung. Meine Nacht ist Kraft zu neuer wehr mein Sonnenschein. Erinnerung, Pate der Zukunft, fernster Zeit, mein Name heißt Vergangenheit. *** | DEN ELTERN GEWIDMET Einst zierte Euch der Myrthe Grün, an einem Frühlingstage wolltet Ihr ins Leben ziehn zu teilen Müh und Plage. Und hart war Euer Lebensweg im Vergessen der Frühlingsträume klang unser aller Wiegenlied liebevoll durch diese Räume. Zog still die Weihnacht dann ins Land so reichten wir alle uns fröhlich die Hand, und tanzten und wiegten im Kerzenschein in unser Gedächtnis die Kindheit ein. Und als Euch die Silbermythe geschmückt, Ihr den letzten Sproß mit dem Leben beglückt, war groß die Schar, doch die Liebe vor allem war keinem bevorzugt zugefallen. Ihr lehret uns ehrlich schaffen und denken, Euren Bund von dem Höchsten des Himmels lenken. Frei war Euer Leben vom bösen Triebe, Euch schien der helle Schein der Liebe. Nun ziehrt Euch heute die goldene Myhrte. Voll Erfurcht blicken wir zu Euch auf. Ihr truget des Lebens Alltag in Würde, einst steht Euch die Pforte des Himmels auf. ***
|