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Die Angst vor den harten Zwangsmitteln der Beitreibung schwebte wie ein Damokles-Schwert über den Leuten. Nicht nur einzelne Bauern mussten sich verschulden, sondern auch die Gemeinde. Mißernten trugen im Wesentlichen dazu bei den Schuldenberg wachsen zu lassen. Eingaben und Bittschriften fanden keinerlei Gehör oder gar positive Erledigung.

Die Bekleidung unserer Vorfahren wurde aus dem selbst erzeugtem Leinen hergestellt. Löcher wurden mit aufgesetzten Flicken repariert. Jeder hatte natürlich auch ein besseres Kleidungsstück - meist eine sogen. Tracht - die nur zu den wenigen Festlichkeiten oder sonntags zum Kirchgang benutzt wurde.

Das Essen besteht aus selbstgebackenem Brot, Kartoffeln und Wurzeln. Fleisch gibt es selten. Meist nur wenn im Winter ein Schwein geschlachtet wurde. Das setzte allerdings voraus, daß die Tiere von Seuchen verschont blieben. Getrunken wird ein leichtes Bier aus eigener Herstellung.

Erst ab 1870 wurden die Ernten erhöht durch die erste Einführung von Kunstdünger (Chilesalpeter). Wilhelm Dehke düngte als erster Hattorfer seine Äcker mit dem "Düwelstüg".

Ab Mitte des 19ten Jahrhunderts wird von einer sogen. Landflucht berichtet. Viele Menschen zieht es in die aufblühenden Industrie-Städte.

Man begegnet dieser Landflucht, indem man 1901 an Georg Stelling aus HANNOVER Teile des Gemeindebesitzes zum Bau einer Flachsspinnerei verkaufte. Die Inbetriebnahme des Werkes zog in den ersten zehn Jahren etwa 500 Arbeiter - zum Teil mit ihren Familien - aus allen Teilen des Reiches nach HATTORF.

Die Einwohnerzahl stieg von 1.600 auf 2.430 an. Georg Stelling baute Wohnungen für seine Arbeiter auf der anderen Seite der Oder, die sogen. Kolonie und eine Brücke über den Fluß.

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