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Bei Überschwemmungen kam es häufig vor, daß diese Rotten ebenfalls vom Hochwasser betroffen wurden und die Flachsbündel von den Hochwasserwogen mit fortgetragen wurden. Es mußte weiter sorgfältig darauf geachtet werden, daß das Wasser der Rotten nicht in das Wasser der beiden Flüsse gelangte, da das jedes mal zu großen Fischsterben führte. Im Fortgang der Flachsbereitung kamen nun eine Reihe von Arbeiten, um die Bastfaser von den Stengeln zu befreien. An sonnigen Wintertagen holte man die Flachsbunde vom Boden. Dann legte man sie auf einen großen Holzklotz und bearbeitete die die Stengel mit schweren Holzhämmern. Durch das Klopfen sollte das "Braaken" vorbereitet werden. Das geschah durch ein eigenartiges Gerät, das aus dem Schlägel und der Lade bestand. Das Ganze erinnerte an ein riesiges doppeltes Rasiermesser. Die scharfkantigen Schneiden der Bretter bewirkten das Einknicken, das Brechen der Stengel. Unter und neben der Braake häufte sich die Schewe. Die Schewe mischte man bei Bauarbeiten gern zwischen den Lehm.

Die weitere Auflockerung der Flachsfasern erfolgte durch das "Schwingen". Durch das Braaken und Schwingen waren nunmehr alle Holzteile des Stengels beseitigt. Um die Flachsfasern von den noch anhaftenden Rindenteilen zu befreien, mußte die Flachsfaser nun gehechelt werden. Die Hechel bestand aus einem viereckigen Satz eng nebeneinander stehender spitzer Stahlnadeln; der sich beim Hecheln ergebende Abfall, nämlich die kürzeren Fasern - die Hede genannt - wurde zumeist von den Eichsfelder Händlern aufgekauft. Es waren die "Hedekerle". Der Gewichtsverlust durch die anfallende Hede konnte bis zu 50 % betragen.

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