Im Jahre 1838 kam endlich der schon lange nötig gewesene Neubau der Mädchenschule zustande. "Es war damals genau wie heute: Der Kostenanschlag für diesen Neubau war 1 091 Reichstaler. Nach Abschluß der Rechnung stellte sich heraus, daß der Voranschlag um 131 Taler überschritten war." Am 8. Nov. wurde die Schulstube von mir eingeweiht. Nachdem die sämtlichen Kinder weiblichen Geschlechts festlich gekleidet versammelt waren, wurde ein Choral gesungen und darauf von mir die Einweihungsrede gehalten." Bis zum Jahre 1873 gab es nur die beiden Schulen für Knaben und Mädchen. Im Jahre 1883 wurde in Hattorf eine dritte Lehrerstelle eingerichtet. Nunmehr mußte ein dritter Schulraum beschafft werden. Dazu wurde das ebenfalls schon baufällige Haus, in dem später eine Bäckerei eingerichtet wurde, gekauft. 1894 wurde die Schule vierklassig mit 3 Lehrern. 1898 wurde an der Sieber eine neue Schule mit 4 Räumen gebaut und gleichzeitig ein vierter Lehrer angestellt. Das Haus ist ein Backsteinkasten, in welchem es ewig zog. Es hatte zwar eine Zentralheizung, die aber unter dem Hochwasserspiegel der direkt an der Schule vorbeifließenden Sieber liegt. So kam es, daß die Heizung bei jedem höheren Wasser der Sieber ersoff und die Schulkinder häufig nach Haus geschickt wurden, weil ihnen der Aufenthalt in den eiskalten Räumen nicht zugemutet werden konnte. Zu der Mädchenschule ist noch nachzutragen, daß die 1838 erbaute und später an den Bäcker Schirmer verkaufte Mädchenschule im Juli 1913 abbrannte. Das Haus Nr. 117 wurde im Jahre 1898 an den Bäcker Trüter verkauft. Die heutige Generation kann sich beim besten Willen keinen Begriff davon machen, unter welch primitiven Umständen Lehrer und Schüler noch vor 70 oder 80 Jahren und teilweise auch später noch unterrichteten bzw. in welchen Räumen sie hausen mußten. Man hatte - nicht nur in Hattorf - keinen sinn für kulturelle Belange.
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