In der Folge wurde das Gebirge durch zahlreiche Längs- und Querrisse zerrissen, und es kam zur Ausbildung der heutigen Oberflächenform und gleichzeitigen Bildung des Gewässernetzes. Bei der Aufwölbung des Harzkernes wurden die bis dahin waagerecht liegenden Schichten des Zechsteins und des Unteren Buntsandsteins mitgehoben, so daß die nun zutagetretenden Schichtköpfe in den Bereich der atmosphärischen Niederschläge gerieten. So hatte das Wasser nunmehr auch Zutritt zu den oben genannten Ablagerungen des Zechsteinmeeres. Es führte zunächst in Grundwasserströmen die leichtlöslichen riesigen Steinsalz- und Kalimengen fort, um dann auch die Gipsläger anzugreifen. Bohrungen in der Hattorfer Gemarkung ergaben, das hier der Zechstein völlig ausgelaugt ist. So entstanden in der Zechsteinschicht unzählige Hohlräume, die zum großen Teile eingestürzt sind und mehr oder wenige große trichterförmige Kessel, die sogenannten Erdfälle bilden. Teilweise sind die Hohlräume noch nicht eingestürzt, so z.B. der Klinkerbrunnen, die Marthahöhle und die Jettenhöhle am Nordrande der Hattorfer Flur. Wo die Buntsandsteindecke über dem ausgelaugten Zechstein nur dünn ist, ist sogar diese in Mitleidenschaft gezogen und in die unterirdischen Hohlräume abgesunken. Erdfälle dieser Art sind u.a. die "Schwimmende Insel" bei Pöhlde, der Jues - See in Herzberg und ein mächtiger Erdfall bei Lütgenhausen, der vor 100 Jahren entstand. Auch nahezu das ganze Untereichsfeld ist in diesen Auslaugungsprozeß einbegriffen. Hier sind in einem Gebiet von etwa 150 Quadratkilometer Größe - etwa zwischen Rotenberg und Ohmgebirge - sämtliche Salz- und Kaliablagerungen völlig verschwunden, und die tragende Decke des Unteren Buntsandsteins hat sich infolgedessen gesenkt. So ist das Untereichsfeld ein riesiger Erdfall, an dessen tiefsten Stellen mehrere große Seen entstanden, von denen der Seeburger See allein noch erhalten blieb. Der Flurnamen "Salzwiesenberg" in unmittelbarer Nähe der Zonengrenze und der Exklave der Hattorfer Forstgenossenschaft am Petersberg im östlichen Rotenberg erinnert daran, daß hier einst eine Salzquelle sprudelte. Die Salzquellen bei Förste und Nienstedt sind ein Beweis dafür, daß der Auslaugungsprozeß noch heute nicht völlig beendet ist. Von diesen Auslaugungsvorgängen ist auch das heimische Gewässernetz stark betroffen. Bei ihrem Übertritt vom Harz in das Gebiet des Zechsteins verlieren die Wasserläufe große Mengen ihres Wassers an den Untergrund.
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