Es ist ein Beweis für den Weitblick unserer Realgemeindemitglieder, daß sie aus dieser Entwicklung die Konsequenzen zogen und im Jahre 1901 an George Stelling aus Hannover etwa 10 Morgen des "Schützenangers" zum Bau einer Flachsspinnerei verkauften. Von 358 Mitgliedern, die an dieser denkwürdigen Sitzung teilnahmen, waren 157 mit dem Verkauf einverstanden. Mit der Inbetriebnahme der Spinnerei wird der Landflucht in Hattorf schlagartig Einhalt geboten. Darüber hinaus erfolgt ein starker Zuzug von Fabrikarbeitern aus allen Teilen des Reiches. Von 1901 bis 1910 ziehen mehr als 500 Arbeiter, zum Teil mit Familie, zu. So erhöht sich die Einwohnerzahl von 1600 Personen im Jahre 1900 auf 2430 im Jahre 1933. Die Flachsspinnerei ist aus dem Wirtschaftsleben unserer Gemeinde nicht mehr fortzudenken. Sie gehört zu den besteingerichteten Unternehmungen ihrer Art. Nach dem ersten Weltkrieg errichtete Otto Escher in Hattorf eine Stuhlfabrik. Sie ist heute ein Teil der Albert-Vohl-Werke in Göttingen. Nach dem letzten Kriege erbaute Albert Vohl neben der alten Fabrik eine der modernsten Stuhlfabriken des Bundesgebietes. Die Entwicklung der Landwirtschaft in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts geht in einer steilen Kurve aufwärts. Zwei furchtbare Kriege mit all den harten Zwangsmaßnahmen und Einschränkungen haben diese großartige Entwicklung unserer heimischen Landwirtschaft nicht aufhalten können. Das beweist die Entwicklung unserer vorbildlich eingerichteten Molkerei (1951 = 4 Millionen Liter Milch) und unserer Bezugs- und Absatzgenossenschaft. Das beweist auch die Entwicklung unserer Spar- und Darlehnskasse mit mehr als 10 Millionen DM Umsatz im Jahre 1951. So gehört unsere Heimat zu den glücklichen Orten, die mit einer auf sicheren Füßen stehenden Landwirtschaft als Rückgrat, eine hochentwickelte, gut beschäftigte Industrie besitzen, die einem Großteil des Bevölkerungsüberschusses das Verbleiben in der lieben Heimat ermöglicht.
|