Heute ist es uns Hattorfer Einwohnern kaum mehr bekannt, in welch' wichtigem Knotenpunkt einstiger, wichtiger Verkehrswege dieses Dorf gewachsen ist. NORD / SÜD : Von Venedig kommend überschritt die "Nürnberger Handels- und Heerstraße" den Brennerpass über die Alpen. Sie führte weiter über Innsbruck, Augsburg, Nürnberg, Bamberg, Schmalkalden, Mühlhausen, Duderstadt, um in unserer Gegend hinter Gieboldehausen den Rotenberg zu überqueren. Nachdem diese natürliche Barriere überwunden war, verlief die meist von Reitern, Eselstreibern und zweirädrigen Handelskarren genutzte Trasse (schwere Frachtfuhren nahmen den Umweg über Wuften) ca. 50 m östlich der heutigen Rotenbergstraße in Richtung des alten Hattorfs. Über die damals noch nicht bebauten Wiesen zog sie vorbei durch die heutigen Gärten der östlichen Luisenstraße, ( hart westlich des Schwimmbads) um in Höhe vom "Lohrengelschen Dreschschuppen" die Oder zu überqueren. Mag es zu früher Zeit lediglich eine Furt gewesen sein, befand sich später an dieser Stelle wenigstens ein hölzerner Steg, um die vor dem Bau der Odertalsperre, in Hochwasserzeiten reißende Oder, zu überqueren. Die Straße führte weiter über den jetzigen Schulhof der -Grundschule an der Sieber- , überquerte hier die Sieber über einen hölzernen Steg, der ca. 50 m flussabwärts der heutigen -kleinen Sieberbrücke- existierte. Diesen Steg hat einst Wilhelm Busch gezeichnet. Reisende, Ritter, Herzöge, Könige und die päpstlichen Gesandten die von Rom nach Stockholm reisten, benutzten diesen Weg durch den Rotenberg, einst auch Herrenweg genannt. Die geschlagene preußische Armee durchschritt auf diesem Wege nach der Schlacht von Jena und Auerstädt den Höhenzug in wilder Flucht. Zehntausende von Fuhrwerken benutzten jährlich diese Trasse. Die Blütezeit erlebte diese, damals wichtige Altstraße, im 14. und 15. Jahrhundert. Zwar hatte diese Verkehrsader nach unseren heutigen Vorstellungen nichts mit bequemen Landstraßen zu tun, jedoch war die Verkehrsbedeutung mit der heutigen Autobahn A7 dennoch für damalige Verhältnisse vergleichbar ... Am " Thie " des Dorfes vorbei führte die Straße durch die heutige Bachstraße hinauf in den -Krücker- um sich hinter Osterode bei Gittelde mit dem weiter oben genannten Strang über Wulften, welchen Frachtfuhrwerke benutzten, zu vereinigen. Die Bedeutung dieser Straße blieb bis zur Fertigstellung der Eisenbahnstrecke Ottbergen - Northeim - Nordhausen in den Jahren 1869 - 1880 in vollem Umfang erhalten, bis sich schließlich nach dem zweiten Weltkrieg bei Walkenried der "eiserne Vorhang" senkte. Bis zu diesem Zeitpunkt nahm der Güterverkehr auf dieser Eisenbahntrasse stetig zu, so dass man in Hattorf schwerste Güterzüge mit teilweise siebzig Waggons, beladen mit Kriegsmaterial, Kohle und Eisenerz beobachten konnte. Auch KZ-Häftlingstransporte in die östlich gelegenen großen Vernichtungslager benutzten diese Eisenbahntrasse. |