Spitzkegelhalde „Hohe Linde“

Die weithin sichtbare Halde nördlich der Stadt Sangerhausen ist die Abraumhalde des ehemaligen Thomas-Müntzer-Schachtes und ein unübersehbares Denkmal der Bergbaugeschichte.

Die Voraussetzung für den über 800 Jahre währenden Bergbau im Sangerhäuser Revier bildete eine etwa 30 cm starke Gesteinsschicht: der Kupferschiefer. In einer Schenkungsurkunde von Kaiser HEINRICH II. aus dem Jahr 1006 ist der Bergbau in diesem Gebiet erstmals verzeichnet.

Die technische Entwicklung des Bergbaus lässt sich eindrucksvoll an der Größe und Beschaffenheit der Halden verfolgen und reicht von den Familienhalden aus den Anfängen des Bergbaus bis zu der riesigen Spitzkegelhalde aus der jüngsten Vergangenheit. Im Jahr 1944 wurde nördlich von Sangerhausen eine neue Schachtanlage bis 52 m unter Tage abgeteuft. Nach kriegsbedingter Unterbrechung konnten die Teufarbeiten ab 1947 wieder aufgenommen werden.

Den Namen „Thomas Müntzer“ erhielt die erste Großschachtanlage dieses Gebietes 1950. Drei Jahre später erreichte die Teufe bereits 686 m. Nachdem die bis dahin genutzte Brühltalhalde an ihre Kapazitätsgrenzen gekommen war, musste eine neue Möglichkeit der Abraumlagerung geschaffen werden. Ab Ende 1955 wurde der Berghaldenbetrieb auf der „Hohen Linde“ aufgenommen.


Hängeseilbahn

Der Transport des Haldenmaterials erfolgte über eine Hängeseilbahn von 900 m Länge mit sechs Stützen (11,6m bis 36m Höhe), eine Zwischenstation zur Übergabe der Gondeln von der Seilbahn zum Höhenförderer und schließlich die Kippstation auf der Halde.

1990 wurden die Arbeiten im Thomas-Müntzer-Schacht und die Verkippung eingestellt.
Auf der „Hohen Linde“ lagern ca. 20 Millionen Tonnen Abraum der Gesteine des Zechsteins, Rotliegendem und Oberkarbons, aufgetürmt zu einer 145 m hohen Halde auf einer Fläche von ca. 12,5 ha. Mit ihrer Höhe ist sie 7 m höher als die ägyptische Cheopspyramide.


Hängeseilbahn Höhenförderer,
im Vordergrund ist ein Teil der Hängeseilbahn zu sehen

Da sich in dem so genannten tauben Gestein häufig Jahrmillionen alte Fossilien verbergen, ist die Halde des Öfteren das Ziel von Sammlern, die in schwindelerregender Höhe über das Geröll kraxeln - wenngleich das Betreten aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt ist.

Die meisten Wanderer, deren Ziel die Halde ist, haben aber etwas anderes im Sinn: die spektakuläre Aussicht von der Spitze des Bergkegels, die mehr als 400 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Bei gutem Wetter bietet sich eine Fernsicht von mehr als 50 Kilometern. Ein phantastischer Lohn für den beschwerlichen und nicht ganz ungefährlichen Aufstieg, der ebenfalls nicht offiziell erlaubt ist.

Von Zeit zu Zeit wird allerdings eine geführte Besteigung der Halde für Interessierte angeboten.

Infos hierüber → Schaubergwerk Wettelrode


Zeittafel

1995Abriss der Zwischenstation und des Bergebunkergebäudes
1994Ende der 1993 begonnenen Demontage des Höhenförderers
1993Abbau der Hängeseilbahn
1990Einstellung der Arbeiten im Thomas-Müntzer-Schacht und Beendigung der Verkippung
1966durch technische Veränderungen, Erhöhung der Gondelgeschwindigkeit auf 2,7 m/s
195522.12. Probetrieb für den Transport des tauben Gesteins vom Thomas-Müntzer-Schacht zur „Hohen Linde“ über Hängeseilbahn, Zwischenstation und Höhenförderer,
Geschwindigkeit der Gondeln: 2 m/s
1953Teufe von 686m erreicht
1950Namensgebung: Thomas-Müntzer-Schacht
1947Wiederaufnahme der Teufarbeiten nach dem 2. Weltkrieg
1944Beginn der Teufarbeiten für eine neue Schachtanlage nördlich von Sangerhausen


Entwicklung der Haldenformen

Altbergbau19. Jahrhundert
Entwicklung von Abbautechnologie und
Einsatz von technischen Hilfsmitteln
Anfang 1940er Jahre
Entwicklung der Höhenförderer
RinghaldenFlachhaldenSpitzkegelhalden


Weg des tauben Gesteins

Schachtanlage
Bergebunkergebäude
Hängeseilbahn
Gondel
Zwischenstation
Umladen auf Höhenförderer
Halde
Kippstation


GPS-Koordinaten
N 51.4948° E 11.2860°

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