Verabredung zum Kaffee mit der Karstkönigin

Bianca Müller aus Wieda hat ganz unroyale Hobbies: Motorradfahren und Snowboarden - Die 23-Jährige repräsentiert den Südharz

- von Kirsten Buchwald -

Seit 2008 vertritt Bianca Müller als Karstkönigin den Südharz und den Karstwanderweg, der durch Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt führt. "Seitdem bin ich nur unterwegs", sagt die 23-jährige Verwaltungsfachangestellte aus Wieda.

Bianca Müller steht im Flur ihrer Eltern, mit Kleid, Schärpe, blauem Umhang und einem kleinen Diadem auf dem Kopf, die dunklen Haare am Hinterkopf zusammen gesteckt. Ehrenamtlich repräsentiert sie den Karstwanderweg und den Südharz. Als Karstkönigin macht sie Werbung für die Region in ganz Deutschland. Das ist für die junge Frau auch der Vorteil ihrer Tätigkeit: "Andere fahren in den Urlaub nach Mallorca, ich reise durch Deutschland und sehe, wie schön es ist", sagt die aufgeweckte und offene Wiedaerin. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so etwas mache", erzählt sie dann beim Kaffee. Auf eine Annonce hin hatte sie sich für das Amt beworben. 2007 wurde sie Prinzessin, ein Jahr später, als ihre Vorgängerin abdankte, stieg sie zur Karstkönigin auf. Zur Krönung waren alle deutschen Königinnen eingeladen. "Meine Krönung war wirklich schön", erinnert sich die 23-Jährige. Obwohl es auch stressig war. Ein Jahr vor der Krönung fingen die Planungen dazu an. "Und wenn die Königinnen da sind, muss man sich ja auch um jede kümmern," erklärt Bianca Müller. Doch das scheint der fröhlichen jungen Verwaltungsfachangestellten nichts auszumachen. "Man lernt immer neue Menschen kennen und es entstehen auch Freundschaften unter den Mädels", sagt Müller. Der Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Königinnen sei gut, sagt sie, man sei vom gleichen Schlag. Offenheit, so die Karstkönigin, sei ein wichtiger Charakterzug, den sie für ihr Ehrenamt brauche. "Man muss auf andere zugehen können, aber damit habe ich eigentlich keine Probleme." Schüchtern wirkt sie auch keinesfalls, als sie von ihren Aufgaben spricht. Viel eher macht sie den Eindruck, als stehe sie voll hinter ihrem Auftrag, den Karstwanderweg in ganz Deutschland bekannt zu machen. "Das muss auch so sein, anders geht es ja gar nicht. Ich bin ja fast jedes Wochenende unterwegs", so Bianca Müller. Unterstützung bekommt sie dabei von der Karstprinzessin Wiebke Berkel aus Klettenberg. Auch ihre Familie ist schon mal mit dabei, oft auch ihr Freund. "Der fährt immer gerne mit und unterhält sich dann mit den anderen Männern," erzählt Müller. Sie weiß, dass es Menschen gibt, die ihre Tätigkeit belächeln. "Die Leute wissen aber gar nicht, was an Arbeit und Organisation dahinter steht." Aus dem Umfeld bekomme sie aber nur gute Reaktionen. "Wenn jemand in der Verwaltung in Walkenried anruft und mich sprechen will, fragt der "Ist denn unsere Königin da?"


Liebt Motorradfahren und Snowboarden: Die Südharzer Karstkönigin Bianca Müller
Foto: Kirsten Buchwald

Auch wenn Müller im Fernsehen zu sehen war, kommen begeisterte Anrufe.
Organisiert werden ihre Auftritte von der Arbeitsgemeinschaft deutscher Königinnen. Fühlt sie sich auch irgendwie als etwas Besonderes? "Ich denke schon, dass es besonders ist", sagt Müller. Gerade wenn bei Auftritten dafür gesorgt wird, dass die Mädchen mit allem versorgt werden. Bei Christian Wulff etwa in Hannover gab es Kaffee und Kuchen. Gefragt nach den schönsten Erlebnissen bisher sagt sie sofort: "Die Moselweinwoche." Lustig fand sie die Frage einer Frau vom Fernsehen. "Die wollte wissen, ob man Karst essen kann." Da ist schon viel Allgemeinwissen über die Region gefragt, die sie vertritt, denn überall muss sie davon erzählen und Fragen beantworten. Fast am Ende des Gesprächs kommt sie auf ein Thema zu sprechen, was ihr sehr am Herzen liegt: Die Verbindung von Ost und West. "Ich repräsentiere doch drei Länder, im Osten und im Westen. Es besteht ein guter Kontakt meiner Familie zur Familie der ehemaligen Karstkönigin, wir besuchen uns auch gegenseitig. Wir gehören halt zusammen, und so soll es ja auch sein, 20 Jahre nach der Maueröffnung."
In diesem Jahr [2010] muss Bianca Müller abdanken. Die Tätigkeit wird ihr fehlen und vor allem die Mädchen, die sie kennengelernt hat. "So wie ich das mache, wird es das nicht mehr geben," glaubt sie. Denn die nächste Königin werde aus Thüringen oder Sachsen-Anhalt kommen.

[ Video von der Audienz beim Niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff ]

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