Der Verfall einer Gipshöhle zum Erdfall lässt sich an der Kelle geradezu exemplarisch verfolgen, da er in historischen Zeitmaßstäben ablief und wegen der früheren Bekanntheit des Naturdenkmals ausgezeichnet dokumentiert ist. Die älteste gedruckte Beschreibung der Höhle nach einem Brief aus dem Jahre 1591 erschien 1620 in einem Schriftchen des Rektors der Walkenrieder Klosterschule, Heinrich ECKSTORM. Dessen Kollege VERTRAM erwähnte die Höhle in einem ebenfalls um 1590 geschriebenen Kommentar zu einer Walkenrieder Chronik J. LETZNERS und beschreibt darin einen Markierungsversuch des Wiedaponors bei Wiedigshof mit Häckerling, um einen Zusammenhang mit dem Höhlengewässer der Kelle nachzuweisen. ECKSTORM gibt eine ziemlich genaue topographische Beschreibung der Höhle mit exakten Grössenangaben und erläutert ihre frühere Bedeutung als Wallfahrtsort. Danach sind die Pilger von einer nahen, nach der Reformation verfallenen Johanniskapelle, zum Höhlensee hinabgestiegen, wo der Priester das Kreuz in das Wasser getaucht und den Gläubigen zugerufen habe: " Kommt und kucket in die Kelle, so kommt ihr nicht in die Hölle ". Seit ECKSTORM besitzen wir bis in das 19. Jahrhundert hinein eine ganze Reihe weiterer Beschreibungen der Kelle, in denen zwar meist ältere Angaben wiederholt werden, die aber doch den raschen Verfall der Höhle seit etwa 1770 genau verfolgen lassen. Wichtig davon sind vor allem die Arbeiten des Wolfenbütteler Arztes und Naturforschers Franz Ernst BRÜCKMANN und des Ilfelder Konrektors Albert RITTER. 1723 hatte BRÜCKMANN zusammen mit RITTER und einigen Ilfelder Klosterschülern eine Exkursion in die Kelle gemacht. BRÜCKMANN berichtete darüber in einem seiner lateinischen Reisebriefe, dem er auch einen in Kupfer gestochenen Plan nach dem Entwurf RITTER's beigab. Nach diesen frühen wissenschaftlichen Beschreibungen wird die Kelle auch von Dichtern entdeckt und besungen. Vor allem Leopold Friedrich Günther GÖCKINGK (1748- 1828) und Christoph August TIEDGE (1752 - 1841) sind zu nennen, die seit etwa 1770 in Ellrich ansässig waren. In diesen Jahren war die Kelle noch in ihrer ganzen Grösse vorhanden, hatte jedoch eine kleine Deckenöffnung. Das durch diese einfallende Licht verlieh der Grotte einen ungewöhnlichen romantischen Zauber. GÖCKINGK hatte eine damals sehr bekannte Ballade verfasst, in welcher er den Helden nach einem Eifersuchtsdrama durch die Deckenöffnung in die Tiefe stürzen lässt. Am Anfang des 14. Jahrhunderts vergrößerte sich die zunächst nur kleine Deckenöffnung wegen der geringen Gesteinsüberdeckung rasch und verwandelte die Höhle bis etwa zur Mitte des Jahrhunderts in den heutigen Erdfall. GPS-Koordinaten [ Die Kelle bei Ellrich am Südharz - die Geschichte eines vergessenen Naturdenkmals ] [ Die Kelle - das älteste Naturdenkmal im Kreis Nordhausen ] [ Kommt und kucket in die Kelle, so kommt ihr nicht in die Hölle! ] ↓ Sagen über die Kelle ↓ [ Die neue Kelle bei Bischoffenroda ] (GRÄSSE) |