von Reinhard Glaß, Niedersachswerfen Harzungen Harzungen ist eine der ältesten Ortschaften im Landkreis Nordhausen. Bis ca. 1540 hatte das Dorf einen eigenen (katholischen) Geistlichen. Der frühere Harzunger Lehrer und Kantor Eisfeld notiert in seinen chronischen Aufzeichnungen aus den 1940iger Jahren, leider ohne Quellennachweis: "Über unser Kirchlein berichtet eine Urkunde, in der es heißt, daß Harzungen schon in den Jahren um 1050 eine eigene Pfarre und Kirche hatte." In seiner 1817 veröffentlichten "Kirchen-, Pfarr- und Schul-Chronik" hält der Leimbacher Pastor Just Ludwig Günther Leopold (1761-1822) über Gesteinsvorkommen nahe Harzungen folgendes fest: "Ohnfern (...) ist der schoenste Alabasterbruch zwischen Harzungen, Niedersachswerfen und Wiegersdorf in einem Feldholze. Er wurde 1736 und 37 entdeckt; Man hat mehrere Sorten, die unter dem Namen Harzunger-Alabaster bekannt sind und im Handel bis nach Berlin jetzt aber vorzueglich nach Leipzig gehen, wo sie hauptsaechlich von Tischlern zu Verzierungen gesucht werden. Die Sorten selbst sind: ein Fliegenstein; ein schneeweißer Alabaster; ein dergleichen theils mit starken, theils mit schwachen dunkelgrauen Spathadern, ein halbdurchsichtiger Spath-Alabaster mit hell-und dunkelrothen Flecken; ein dergleichen mit hell-und dunkelbraunrothen Wolken; noch ein dergleichen gelber, wie Bernstein durchsichtig mit Steinmark durchmischt. Alle diese werden jedoch nur Klumpenweise angetroffen; der weiße allein bricht in großen Stuecken oft von mehreren Centnern, so daß Bildsaeulen, Grabmahle, Fenster- und Kamin-Einfassungen davon verfertigt werden koennen. Am haeufigsten wird der ganz weiße, dem cararischen Marmor sehr nahe kommende zu Verzierungen an diejenigen Putzschraenke genommen die unter dem Namen Bureau und Secretaire bekannt sind. Die Kirche 1. Kurzcharakteristik Die zweischaligen Außenwände des Turmes (ca. 12Jh.) und des Kirchenschiffes bestehen hauptsächlich aus Porphyr und Kalkstein, teils auch aus Gips-und Anhydritgestein - jeweils lokale Gesteinsvorkommen.Vereinzelt finden sich im Mauerwerk auch Grauwacke, Sandstein und Ziegelsteinfragmente.
2. Orgel Die Orgel wurde 1853 von dem Orgelbauer Knauf aus Bleicherode erbaut. Das Instrument hat folgende Disposition:
3. Glocken Im Turm der Kirche befinden sich vier sehr alte und wertvolle Bronzeglocken. Läuteglocke
|
Diese Glocke erklang früher auch als Feuer-und Sturmglocke, sowie bei feierlichen Gottesdiensten als Betglocke durch Anschlagen. Läuteglocke
Die Glocke trägt zwei gegenüberliegende Inschriften im Blocksatz: ADIUVANTE DEO ME IN FORMAM REDEGIT CAMPANA HAECCE RUPTA PRIORI SUMPTIBUS PUBLICIS IN NOVAM Die beiden Läuteglocken hängen im hölzernen Glockenstuhl und werden elektrisch betrieben. Vorläute und Beichtglocke
Schlagglocke der Turmuhr
4. Turmuhr Hersteller: VEB Spezialuhren Leipzig, Großuhren - Sportuhren, Nr. 6038/ 73. Der Herstellungsnummer zufolge wurde die Uhr vermutlich 1973 angeschafft bzw. installiert. Die Uhr wird elektromechanisch betrieben und schlägt zur halben und vollen Stunde. 5. Zustand und Ausblick Durch große Schäden in den tragenden Holzkonstruktionen von Turm- und Kirchendach weist die Kirche in Harzungen bedenkliche statische Verschiebungen auf. Im Frühjahr 2004 mußten Kirchturm und Orgelempore des Gotteshauses gesperrt werden. 6. Quellen "Dorfchronik", verfasst vom ehem. Lehrer u. Kantor Eisfeld in den 1940iger Jahren, Bestand B6/111 (Kirchenkreisarchiv Niedergebra) Pfarrakten Harzungen, Bestand B6/124 (Kirchenkreisarchiv Niedergebra) DEHIO, G.: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Thüringen. 2. ergänzte Auflage. München [u.a.] 2003, S.563 MITHOFF, H. WILHELM, H.: Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen, 2.Band: Die Fürstenthümer Göttingen und Grubenhagen nebst dem hannoverschen Theile des Harzes und der Grafschaft Hohnstein. Hannover 1873, S.101 LEOPOLD, J. L. G.: Kirchen-, Pfarr- und Schulchronik der Gemeinschafts-Aemter Heringen und Kelbra; der Grafschaft Hohnstein; der Stadt Nordhausen, und der Grafschaften Stolberg-Rosla und Stolberg-Stolberg seit der Reformation. Nordhausen 1817, S.172 Fotos: Reinhard Glaß, Niedersachswerfen |