Historische Mitteilungen über die Schlosskirche
Zusammengestellt
von Burkhard Schmidt (Tettenborn) aus der Kirchenchronik
des Pastors
August Friedrich Gottfried Wernicke (1837) und der
Überarbeitung (2020) durch Dr. Karl Schmidt (Klettenberg)
Der
kleine Ort Klettenberg, frühere Schreibweise Clettenberg, mit
400 Einwohner hatte zwei Kirchen, das gibt bereits einen Hinweis auf
frühere bedeutende Zeiten. Hier wird zunächst die nach
1990 wiederhergestellte neue Kirche vorgestellt. Zur BaugeschichteDer ursprünglich kirchliche Name der Schloßkirche lautete St. Georgi Kirche. Durch eine Fehlinterpretation wurde die während der DDR-Zeit stark verfallene Kirche nach der Wende als St. Nicolai benannt. Die Geschichte der Schlosskirche ist ebenso wie die des Ortes eng mit der Burg Clettenberg verbunden. Sie steht auf dem Burgberg, westlich der höchsten Erhebung, dem „Tempel“, auf dem einst die Burg erbaut war und heute nur noch Gewölbereste darauf hinweisen. Nördlich der Kirche lag der s.g. Schlossgarten, der heute auch als Kirschberg bezeichnet wird. Die schlichte Turmlose Kirche mit ihren stichbogenförmigen Fenstern ist 27 m lang, 12 m breit und ihr Westgiebel hat eine Höhe von ca. 15 m. Auf jeder Seite befinden sich 4 Rundbogenfenster, ehemals mit Bleiverglasung versehen. Am Ostende der Kirche soll quer zum Kirchenschiff ein quadratischer Turm mit den Abmessungen 7 x 7 Meter gestanden haben. Die vier Eingänge wurden früher in folgender Weise genutzt: a) der Eingang auf der Burgstraße für alle Gottesdienstbesucher, b) Der Eingang auf der Nordseite für den Prediger, c) der nach Süden gelegene Eingang am Ostgiebel für das Amt und den Prediger sowie d) der nach Norden gelegene Eingang am Ostgiebel für den Stand des großen Schellerschen Gutes (heute: Sitz des Gemeinderates). Am Ostgiebel, außerhalb der Kirche befand sich das unterirdische, gräfliche Begräbnisgewölbe von 6 x 6 m. Sein Eingang ist in der Kirche hinter dem Altar. 1702 sollen die sterblichen Überreste der Familienmitglieder der Grafen von Sayn-Wittgenstein nach Clettenberg in die Gruft gebracht worden sein, Knochenfunde sind nicht mehr vorhanden. Einen Kirchturm hat das Gebäude nicht. In einem, abseits vor der Kirche stehenden Glockenstuhl, ist Platz für zwei Glocken. Heute ist nur noch eine vorhanden. Die Schlosskirche hatte zunächst keine Orgel. Erst im Jahre 1656 schenkte der damals regierende Graf Johann von Sayn-Wittgen- und Hohenstein eine kleine transportable Orgel. Da zu dieser Zeit die Mittel zur Besoldung des Organisten fehlten, wurde festgelegt, daß jedes Haus jährlich 4 Groschen Organistengeld zu zahlen hatte. Im Jahre 1718 wurde das Orgelpositiv repariert. 1833 wurde die alte Orgel durch eine neue ersetzt. Friedrich Wilhelm III., damaliger Landesherr, stiftete 400 Thaler für den Neubau der Orgel. Die Gemeindemitglieder spendeten 132 Thaler 15 Groschen, davon bekam der Gemeinderat einen Betrag von 53 Thalern 15 Gr. Sie wurde von dem Orgelbauer Christian Friedrich Knauf aus Großtabarz bei Gotha erbaut. Die Orgel hatte 3 Bälge, zwei Manuale und Pedal (19 Registern mit 739 Pfeifen). Mit dem Verfall der Kirche, ist diese völlig zerstört worden. 1647 Der Bau der Schlosskirche begann unter Leitung des Schlosspredigers Urbani, der durch den damaligen Amtsinhaber Oberst von Berkefeldt unterstützt wurde. Seine Tochter war mit dem Rittergutsbesitzer und Tettenborner Lehnsherrn Hans Christoph von Tettenborn verheiratet. Die Schlosskirche wurde an Stelle der alten gräflichen Kapelle erbaut, da diese baufällig geworden war. Ob dieser Neubau die heutige Kirche ist, ist ungewiss. 1697 kommt Georg Spangenberg als Hofprediger nach Clettenberg, der den Kirchbau vollendet. Sein Sohn, August Gottlieb Spangenberg, wurde über die Landesgrenzen hinaus berühmt, ab 1744 war er Bischof der Brüdergemeinde und gründete bei seinen Missionsreisen viele Siedlungen in Nordamerika (u.a. die Städte Bethlehem und Nazareth an der Ostküste). 1704 begann der Ausbau der Kirche. Auf dem Aufsatz des Altars, der die Kanzel umschließt, standen Holzfiguren der 4 Evangelisten sowie die Apostel Petrus und Paulus. Alle Figuren haben den Verfall der Kirche überstanden. 1706 Einweihung der noch nicht fertiggestellt Schlosskirche am 1.Weihnachtstag. In diesem Jahr vereinigte sich die Dorfgemeinde mit der Schlossgemeinde. 1718 wurde der bemalte Himmel der Kirche, die Kirchenstühle der Burgstraße erbaut und das Positiv (1. Orgel) repariert. 1837 Pfarrer August Friedrich Gottfried Wernicke verfasst die Kirchenchronik, in der die Orts- und Kirchengeschichte sehr detailliert beschrieben wird. In dieser Chronik bezeichnet Pf. Wernicke die Kirche als St. Georgii. 1930 Renovierung der Kirche. Bei diesen Arbeiten kommt ein mittelalterlicher Taufstein zum Vorschein. Dieser Taufstein wurde an die Frauenbergkirche in Nordhausen verkauft. Noch vorhandene Postkarten zeugen davon, wie schön diese Kirche einmal war. Der Innenraum der Kirche wird durch eine geschnitzte Altarwand geprägt, die bereits zur Einweihung 1706 erschaffen wurde. Sie begrenzt den Innenraum nach Osten und verbindet die beiden Emporen miteinander. Links und rechts des Altars sind zwei Portale, die den Zugang in die die Sakristei erlauben. Postkarte
1931 1975 bedingt durch die Randlage zur Zonengrenze lag sie in der Sperrzone und wurde aufgegeben. Sie wurde seit dieser Zeit als Ruine ausgewiesen. 1990 war die Kirche dem Verfall preisgegeben! Große Teile der tragenden Holzkonstruktion waren zerstört und das Dach drohte einzustürzen. Durch Initiative der Denkmalschutzbehörde wird die Kirche als Förderschwerpunkt im Kreis Nordhausen ausgewiesen. Dies war der Beginn der ersten Sicherungsmaßnahmen zum Erhalt der Kirche. Südseite der Kirche, 1990 1993 Gründung des Fördervereins St. Nicolaikirche Klettenberg e.V. mit dem Ziel des Wiederaufbaus und der Restaurierung der Schloßkirche zu Klettenberg. 1997 Für den Wiederaufbau sind mit öffentlichen Mitteln der Denkmalpflege bereits folgende Arbeiten ausgeführt: → Reparatur der tragenden Holzkonstruktion und des Dachstuhls → Das Dach wurde neu eingedeckt. → Der Westgiebel neu behängt. → Den Giebel auf der Ostseite neu verkleidet. 1998 wird das Tonnengewölbe fast vollständig erneuert. 1999 werden alle Fenster erneuert. Die Kirche wird nun in der Sommerzeit wieder regelmäßig für Gottesdienste genutzt. |