Die ehem. Margareten-Kapelle
mit dem Hundertgülden-Brunnen
und seiner Nachbarschaft im geschichtlichen Umfeld



Der Hundertgülden-Brunnen bekommt sein Wasser aus dem östlich gelegenen Ziegenberg. Dieser Berg hat eine uralte Geschichte. Schon in grauer Vorzeit haben dort oben unsere Vorfahren in Sturm- und Gewitternächten zu ihren Göttern gebetet.
Als ihnen das Christentum offenbart wurde, bauten sie an dieser Stelle die Margareten-Kapelle.
Die St. Margareten-KapelleBild: Kl. Haase, Förste

  • im 16. Jahrhundert aufgegeben,
  • 1713-1778 Amtsgefängnis, danach Abbruch,
  • letzte Reste der Kapelle sind 1875 verschwunden, als die zerfallene Kapelle als Steinbruch zur Wegeverbesserung genutzt wurde.

Zu dem Gotteshaus gehörten die Dörfer Kemenaden, Wigbertsbünte, Crupiliggarode und Walmedehausen. Sie alle sind spurlos untergegangen. Im Jahre 1225 kamen die "Grauen Mönche" vom Kloster Walkenried. Sie wurden damals Herren über Land und Leute und auch die Kapelle am Ziegenberg gehörte ihnen. Die frommen Männer machten das Gotteshaus zu einer berühmten Wallfahrtskirche, und viele Menschen suchten hier Heilung an Leib und Seele. Das Dorf Münchehof bekam von dem Mönchehof seinen Namen.

Wandert man weiter nach Osten, verliert sich die Vergangenheit und mit lautem Explosionsdonner offenbart sich die Neuzeit. Man steht vor dem Winterberg, dem größten Steinbruch von Niedersachsen.


Auf der Talseite, im Westen, sieht man den Hottenberg. Die Wiesen vor ihm heißen seit altersher der "Heinrichswinkel". Hier soll Sachsenherzog Heinrich beim Vogelfang die deutsche Königskrone empfangen haben (919). Die nahe Staufenburg soll sein Jagdschloss gewesen sein.


Heute liegt die Staufenburg tief versteckt im Walde und zurecht heißt sie die Burg des Schweigens. Durch drei Frauenschicksale ist sie einst berühmt geworden. Um 1500 regierte auf der Burg Herzogin Elisabeth. Sie ließ im benachbarten lberg und Winterberg Eisenstein abbauen. Der Harz, der durch die Pestjahre 1347/49 nahezu entvölkert war, begann durch ihr Wirken für den Bergbau wieder aufzublühen.
Dann erlebte die Staufenburg eine ungewöhnliche Liebe voller Romantik und Mystik. Herzog Heinrich der Jüngere versteckte dort tief im Walde seine schöne Geliebte Eva von Trott (1532/41). Zehn Kinder schenkte sie ihrem fürstlichen Herren. Doch aus der heimlichen Liebe wurde schließlich ein politischer Skandal. Martin Luther wetterte mit einer bissigen Flugschrift gegen die Liebesromanze.
Wo Herzog Heinrich heimliches Glück genoß, musste Margarete von Warberg hart büßen. Sie war als junge Frau Abtissin in Gandersheim gewesen und soll ihr nicht lebensfähiges Kind kurz nach der Geburt vergraben haben. Dafür wurde sie auf der Burg hart bestraft. Der Volksmund berichtete, sie sei dort lebendig eingemauert.

Der Hundertgüldenbrunnen hat alles miterlebt. und wer sein Plätschern versteht, sollte schweigen und ihm zuhören. Er kennt die Vergangenheit und weiß vielleicht auch von unserer Zukunft.


Räuber überfallen Reisende an der "Schwarzen Ecke"

Zwischen Ziegenberg und Hottenberg liegt der Staufenburger Pass und hier öffnet sich der Weg nach Thüringen. Auch der Pass hat seine Geschichte. Im Dreißigjährigen Kriege kam es hier am 26. August 1626 nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr zu einem blutigen Gefecht. Die Dänen waren auf der Flucht und Tilly mit seiner ligistischen Kavallerie ist ihnen erbarmungslos auf den Fersen. In seiner Not will der Dänenkönig den Pass sperren und sein Heer retten. Vergeblich! Die ligistische Infanterie kann von der Seite her, den Widerstand aufbrechen und die Hatz geht weiter. Am nächsten Tage wird das Dänenheer in der Schlacht von Lutter am Barenberge eingeholt und vernichtet.
Als der große Krieg vorbei war, verkrochen sich Marodeure im Hottenberge. Noch heute sprechen die Leute von der "Schwarzen Ecke". Zur Erinnerung und zur Warnung hatten damals mitleidige Hände an der Heerstraße eine Holztafel aufgestellt: "Anno 1655 ist der Fuhrmann Hans Rumelin aus Proderoda allhier niedergeschossen und zu Münchehof begraben". Wenig später wurde die "Schwarze Ecke" ein Richtplatz. Im Kirchenbuch von Münchehof ist folgendes nachzulesen: "Anno 1688 am 6.Oktober - Andreas Wißel im 22. Jahr seines Alters in herzlicher Bereuung seiner Sünden und andächtigem Gebet hinwieder zur Strafe auf dem Heinrichswinkel an der Landstraße gerädert worden, dort aber selig gestorben".
Die Zeit ging weiter. Wieder hastete Soldatenvolk durch den Paß. Der Bauermeister Ludewig Müller von Münchehof berichtete aus dem Jahre 1806: "Die Preußen haben bei Jena die Schlacht verloren und ein großer Teil von ihnen mit Sachsen und Weimarschen Truppen sind durch diesen Ort geflüchtet".
Auch heute noch hat der Stauffenburger Pass seine Bedeutung. Große Verkehrsbauten haben das Tal verändert. Hier verzweigen sich die Harzhochstraße (B242) und die alte Thüringer Heerstraße (B243) und lauter Verkehrslärm läßt die Vergangenheit vergessen.

Mit Mann, Roß und Wagen hat sie der Herr geschlagen.

Karl Bauerdorf