Kirchenruine Hunsdorf

Am Standort erkennen wir die Grundmauern einer ehemaligen Kirche. Es ist die des ehemaligen Dorfes Hunsdorf, das im Fleglerkrieg 1412 zerstört worden ist. Graf Dietrich IX. von Hohnstein - Heringen, der der Meinung war, dass sein Bruder Graf Ulrich von Hohnstein - Kelbra ihn bei der Teilung 1395 übervorteilt habe, verband sich 1412 mit dem Edelherrn Friedrich von Heldrungen gegen den Grafen Ulrich. Er führte gegen diesen eine Fehde, die unter dem Namen "Fleglerkrieg" bekannt wurde, da die Söldner des Heldrungers vorwiegend mit Dreschflegeln und Sensen ausgerüstet waren.

1372 wird der Ort als Hunolsdorf in einer Grenzbeschreibung erwähnt. Nach der Zerstörung des Dorfes sind die Bewohner nach Steigerthal gezogen. Vom Dorf selbst, das unten am Fuße des Hügels an der Quelle lag, sind keine erkennbaren Spuren mehr vorhanden. Scherben zeugen aber davon, dass das Gebiet nicht erst im Mittelalter besiedelt wurde, sondern dass hier schon von der Steinzeit bis zur Römischen Kaiserzeit Menschen gelebt haben.

Eine Sage berichtet, dass auch der Pfarrer bei der Plünderung des Dorfes getötet wurde, und seitdem sein Schatten ruhelos durch die Gemäuer der Ruine schwebt.

1840 erwähnt DUVAL in einem Reisebericht unter anderem die Kirchenruine:

... An dem Wege, welcher von Steigerthal nach Neustadt unter dem Hohnsteine führt, liegen die Reste einer Kirche, welche einem im Bauernkriege, Andere sagen: im dreißigjährigen Kriege zerstörten Dorfe "Hunoldsdorf" angehörte, und eine ähnliche etwas besser erhaltene Kirchenruine des ehemaligen Dorfes "Liebigerode" schaut an der Straße nach Stempeda aus dem Gesträuch hervor. Als beide Dörfer zu gleicher Zeit verwüstet worden waren, begaben sich die übriggebliebenen Einwohner derselben nach Steigerthal und siedelten sich dort an. Die ganze Feldmark von Liebigerode lehnt noch jetzt an die Kirche in Steigerthal.
  Bei dieser kleinen Ruine Liebigerode ist ein ganz trauliches Plätzchen. Der üppige Rasen ladet zur Ruhe ein, das Haselgesträuch rings umher flüstert so heimlich, die gegenüberliegende schroffe Felswand blickt ernst auf das Thal hernieder und der Vögel tausendstimmiges Lied erschallt aus Busch und Baum. Ich warf mich in das Gras, träumte mich zurück in die Zeit, wo an dieser Stelle Hunderte thätiger Menschen wohnten, wo hier das Geläut des jetzt eingesunkenen Thurmes die Gemeinde zusammenrief und aus diesen öden Mauern der Gesang frommer Christen ertönte.

Und lieblich sank aus unbewölktem Blau,
Des goldnen Abends süße Ruh' herab!
Ein sanftes Rosenlicht umfloß den Hain,
Wischt' mit des Baches Silberwelle sich,
Bepurpurt' Berg und Thal und Wiesenflur,
Und immer stiller ward es rings umher!
Nur dort, im blühenden Gesträuche sang
Mit sanfter Klage noch die Nachtigall,
Dem hingeschiednen Tag ein Sterbelied.
(cf. Lessers physicottheologische Schriften p. 116. von Rohr's Merkwürdigkeiten des Unterharzes pag. 291 und 305.)

C. Duval

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