Die Sieber ist schneller als die Lonau Der Lonauer Wasserfall ist der einzige natürliche Wasserfall im Westharz. Schluchtwaldartiges Mikroklima begünstigt den Pflanzenwuchs, oberhalb stocken als Denkmale früherer Waldbewirtschaftung Schneitelhainbuchen. Das gesamte Areal ist als flächiges Naturdenkmal geschützt. Grauwacken und Flusskiese prägen das Gesteinsbild. Wasserfälle, wie hier an der Mündung der Lonau in die Sieber, zeigen eine Unregelmäßigkeit in der Reliefentwicklung an. Sie geben Aufschluss über die Mechanismen und die Geschichte der Entwicklung der Landschaft in der jüngeren geologischen Vergangenheit. Es sind die letzten knapp 500.000 Jahre des Eiszeitalters (Quartär), eine Zeit, die durch häufigen und starken Wechsel der Klimate geprägt ist: gemäßigt feuchtes Klima wie heute und trockenkaltes Klima mit tiefgründigem Bodenfrost in den Kaltzeiten. So heißen hier in Südniedesachsen die Eiszeiten, weil dieser Raum zu keiner Zeit vom Eise selbst, d.h. von Gletschern bedeckt war. Von Kaltzeit zu Kaltzeit haben sich die Flüsse immer tiefer in den Untergrund eingegraben und so allmählich das steile Berglandrelief des Harzes gebildet. Die Eintiefung ging jeweils über in eine teilweise Wiederauffüllung der ausgeräumten Täler mit Flusskiesen, dem Abtragungsschutt höherer Teile des Gebirges. Auf diesen weiten Schotterebenen stabilisierte sich ein kurvenreicher Flusslauf bis mit der nächsten Kaltzeit eine erneute Eintiefung begann. Einige Flüsse und Bäche im Harz haben während dieser Ereignisse ihren Lauf verändert. Die Sieber strömte noch während der jüngsten geologischen Vergangenheit durch die Aue (s. Skizze). Auch die Lonau hat ihren Lauf verlegt. Wo jetzt weit oberhalb des Wassserfalls das Herzberger Krankenhaus steht, fanden sich Flusskiese aus der ersten Kaltzeit, die von der Lonau abgelagert sind, ein untrügliches Anzeichen, dass die Mündung von Lonau und Sieber derzeit weiter im Südwesten lag. Sehr viel früher verlief die Lonau noch weiter westlich, nämlich von der Ortslage Lonau über Mühlenberg nach Hörden. Wohl schon nach der folgenden (Holstein-) Warmzeit hat die Lonau den Talboden beim heutigen Krankenhaus verlassen. Von Südosten hat die größere Sieber ihren Verlauf immer dichter an das Lonautal heranverlagert. So wurde die Lonau quasi angezapft; sie hat sehr rasch ihr Bett nach Süden in das Gebiet des heutigen Wasserfalls verlegt. Nicht ohne Grund liegt der Lonauer Wasserfall exakt an der geologischen Gebirgsgrenze des Harzes. Nicht ohne Grund liegt der Lonauer Wasserfall exakt an der geologischen Gebirgsgrenze des Harzes. Während die Lonau und weiter oberhalb die Sieber noch auf den festen dickbankigen Kulm-Grauwacken des Harzgrundgebirges verlaufen, beginnt hart unterhalb des Wasserfalles die Auflagerung der Zechsteinschichten. Dies sind feste, durch das Wasser aber leicht abzutragende ca. 8 m dicke dünnbankige Kalksteine. Sie bilden überall im Harzvorland das unterste Schichtglied der Meeresablagerungen aus der Zechsteinzeit. Nun verläuft die Grenzlinie zwischen Grauwacke und löslichem Kalk gerade so , dass die weicheren Kalksteine gleichsam wie eine Zunge ein wenig weiter in das Siebertal, nicht aber zur Lonau hinaufreichen. So konnte sich die Sieber in diesem Abschnitt zunächst in ihre eigenen Kiesablagerungen, jüngst dann in eben diese Kalkschichten rascher eintiefen, die Lonau konnte mit dem Abtrag ihres Flussbettes nicht Schritt halten. Nach und nach begann schon in der letzten Kaltzeit die Höhendifferenz zuzunehmen, um heute am Wasserfall einen Geländesprung von über 10 Metern zu erreichen. Den jüngsten Impuls zur Tiefenerosion ergab die neuzeitliche Sieberbegradigung im Stadtgebiet. Die Wasserfallschlucht verdankt ihre Enstehung einem zwischen den harten Grauwackenbänken eingelagerten weichen Kulm-Tonschiefer, der der Erosion durch das energiereich abstürzende Wasser nicht widerstehen konnte. Am Lonauer Wasserfall endet eines der ergiebigsten Abflussgebiete des Harzes. Von 920 mm Niederschlag im Jahr steigen die Mittelwerte bis zu den Hochlagen am Bruchberg auf über 1500 mm rasch an. Das steile Relief in beiden Tälern, vor allem an den Abhängen des Acker-Bruchberges führt zu extremen Abflussschwankungen, an der Lonau im Monatsmittel zwischen 0,04 (Juli 1934) und 3,03 (Januar 1938) Millionen m³. Bei Herzberg fließen aus der Sieber im Jahresmittel 62 Millionen m³ Wasser ab. Die Lonau liefert nur 10,1 Millionen m³ (Daten: Harzwasserwerke). [ nähere Informationen über den Lonauer Wasserfall ] [ Infoblatt zum Tag des Geotops 2002 ] GPS-Koordinaten |