Papenberg

Schwinderdfall am Papenberg

Der hier unweit verlaufende Eichelbach führt sein Wasser in den Jues-See in Herzberg, einen der größten Erdfälle des Südharzes. In trockenen Sommern erreicht das Wasser des Eichelbaches den Jues-See nicht. Er verschwindet in der Nähe des Standortes im Bachbett und in einem Erdfall am Westfuß des Papenberges im klüftigen Hauptdolomit der Zechstein-Schichten.

Regierungsbaumeister Karl Thürnau, Berlin, färbte bei seinen hydrologischen Untersuchungen* der Rhumequelle den Eichelbach im Februar 1910 mit 6 kg Uranin** an. Drei Tage später erschien das schwach gefärbte Wasser in der Hauptquelle der Rhumequelle. Dies bestätigen auch 1981 durchgeführte Färbeversuche des Niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung mit 12 kg Uranin. Es wurden auch entsprechende Verbindungen der Rhumequelle mit der Sieber bei Hörden, der Oder bei Scharzfeld und an weiteren Schwindstellen nachgewiesen. Diese Versuche bewiesen die intensive Verkarstung des Untergrundes.

Die Reinhaltung auch der Nebenbäche von Sieber und Oder ist für den Schutz des Grundwassers im Pöhlder Becken oberstes Gebot, da dort das Trinkwasser für Herzberg, Bad Lauterberg und das nördliche Eichsfeld entnommen wird. Das Grundwasser im Karst ist vulnerabel (verletzlich), denn in den weiten Abflussquerschnitten im Untergrund mit Fließgeschwindigkeiten von ca. 100 m/Std. findet praktische keine Reinigung oder Filterung statt.

Die geologisch eher laienhafte, im Prinzip aber doch richtige Vorstellung Karl Thürnaus über die Verbindung zwischen Sieber, Oder und der Rhumequelle im Jahre 1913 gibt der unten abgebildete Profilschnitt wieder. Darunter ist die modernere Erkenntnis aus dem Jahre 1982 dargestellt.

Prof. Karl Thürnau war später Leiter des Fachgebietes am Institut und der Versuchsanstalt für Wasserbau. In Thürnaus Amtszeit (1920-1941) entstand ein neues Versuchsgelände und Büro- u. Hörsaalgebäude. In der Technischen Universität Darmstadt gehört der Fachbereich Bauingenieurwesen und Geodäsie zu den ältesten universitären Ausbildungsstätten für Bauingenieure in Deutschland. Als eigenständige Lehr- und Forschungseinrichtung wurde das Institut für Wasserbau im Jahre 1900 gegründet.

Vorstellungen Karl Thürnaus im Jahre 1913
über die Verbindung zwischen Sieber, Oder und der Rhumequelle

Oben: 1913
Unten: 1982


GPS-Koordinaten
N 51.6506° E 10.3534°

* THÜRNAU, Karl: Der Zusammenhang der Rhumequelle mit der Oder und Sieber.- Jb.f.d.Gewässerkunde Norddeutschlands, Bes. Mitt., Bd. 2, Nr. 6.; Berlin 1913. [zurück]

** Uranin
Fluorescein ist ein fluoreszierender Farbstoff aus der Gruppe der Xanthenfarbstoffe. Das wasserlösliche Natriumsalz des Fluoresceins trägt den Namen Uranin und ist ein vielfältig verwendeter gelber, unter UV- und Tageslicht grün fluoreszierender Farbstoff.
Es besitzt in wässriger Lösung ein enormes Färbevermögen (in einer gefüllten weißen Badewanne führt bereits eine Uraninkonzentration von 0,1 mg/l zu einer sichtbaren Verfärbung). Der Farbstoff wird vielfältig eingesetzt, insbesondere zum Einfärben von Badezusätzen, Kosmetika und Frostschutzmitteln für Autokühler. Uranin gilt als biologisch unbedenklich. Daher wird es von Hydrogeologen zum Verfolgen von Grundwasserströmen und unterirdischen Flussläufen verwendet. 1877 hat man bei Immendingen 10 kg Uranin in die Donau eingebracht und 60 Std. später in dem Flüsschen Aach eine deutliche Fluoreszenz bemerkt, wodurch die Donauversickerung aufgeklärt werden konnte. Uranin wird auch zur Dekoration eingesetzt, jedes Jahr am 17. März, dem St. Patrick‘s Day, wird der Chikago River, der durch Chicago fließt, mit Uranin grün eingefärbt (aus wikipedia.de, gekürzt). [zurück]

Impressum / Datenschutz