Steinbrüche Röseberg

Im oberhalb liegenden Steinbruch sieht man schon von weitem den Gipsstein des so genannten Werra-Anhydrits, der mit ca. 258 Mio. Jahren ältesten Einheit der Zechstein-Formation aufgeschlossen. Dass das Wasser den Gipsstein nicht nur auf Klüften und Spalten auflöst, sondern auch ständig die gesamte Oberfläche des Gipses „zernagt“, kann man an der Steinbruchkante deutlich sehen. Die ständig versickernden Niederschlagswässer haben im Laufe von Jahrhunderten bzw. Jahrtausenden eine schroff gegliederte Oberfläche entstehen lassen.

An gut wasserleitenden Klüften entstehen besonders tiefe Langformen. Sie werden als Karsttaschen, geologische Orgeln oder auch als Schlotten bezeichnet. Nicht selten wurden in diesen alten Karstformen Knochenreste ausgestorbener Großsäugetiere des Eiszeitalters eingelagert, die beim Gipsabbau als Füllungen dieser Karsttaschen entdeckt wurden. Aus den Gipssteinbrüchen der Umgebung von Walkenried wurden Knochenfunde vom Höhlenbären, Wollnashorn, Mammut und Wildpferd beschrieben.

Die im Steinbruch Röseberg abgebauten Gipssteine werden im nahe gelegenen Gipswerk Kutzhütte calciniert, veredelt und zur Produktion von Spezialgipsprodukten eingesetzt. Die Produkte finden hauptsächlich Verwendung als Formengipse in der Dachziegel-, Porzellan-, Gießerei- und Keramikindustrie. Des Weiteren dient er u. a. als Füllstoff in der Papier- und chemischen Industrie. Der Gipsabbau hat für Walkenried seit jeher große wirtschaftliche Bedeutung. Die hier gewonnenen und veredelten Produkte werden in über 70 Länder exportiert.

Die Gipssteine des Röseberges lassen sich in zwei Fazieseinheiten unterscheiden: Gut geschichtete, ebene Lagen von etwa 50 – 100 cm Mächtigkeit bilden eine Wechsellagerung mit gut 1 m mächtigen groben, klastischen Gipslagen. Die geschichteten Lagen bestehen aus 0,1 bis 1 cm mächtigem, hellem, reinem und dunklen tonigem, Karbonat-haltigem Gips. Die grob-klastischen Lagen sind aus undeutlichen, runden bis zu 15 cm großen Komponenten gebildet. Dieser Wechsel von gut geschichtetem und grob-klastischen Gipsstein ist sedimentär bedingt. Möglicherweise spielen Änderungen der Konzentration im Meerwasser und damit zusammenhängend Änderungen der Sedimentationsgeschwindigkeit eine Rolle, denn in der geschichteten Fazies ist der Anteil an Nicht-Sulfaten höher als im Konglomerat.

Eine Besonderheit des Steinbruchs stellt das Vorkommen von wellenförmigen Strukturen dar, die als „Schlangengips“ bezeichnet werden. Die Entstehungsbedingungen dieser „Schlangengipse“ werden auch heute noch diskutiert. Zum einen wird angenommen, dass hierfür lediglich die Volumenzunahme bei der Umwandlung von Anhydrit (CaSO4) in Gips (CaSO4 x 2 H2O) und Bildung von Quellfalten verantwortlich ist, während eine andere Theorie besagt, dass Rutschungen bei der Ablagerung von Sedimenten auf dem Meeresboden mit flacher Neigung zu der wellenförmigen Struktur geführt haben.

GPS-Koordinaten
N 51.5825° E 10.6077°

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