Ein altes Harztal - Obst

Hainholzlandschaft vor 200.000 Jahren
Vor etwa 200.000 Jahren sah die Landschaft, von dieser Tafel aus betrachtet, noch deutlich anders aus. Vom Harz kommend floss nördlich an Düna vorbei ein Harzbach hier herab, die Kleine (oder auch die Große) Steinau. Diese beiden Bäche „stauen“ sich heute vor der Schichtstufe des Werra-Anhydrits bzw. Stinkdolomits, durchfließen die harzrandparallele Subrosionssenke und münden bei Aschenhütte in die Sieber, siehe auch die Grafik unten.
Dieser „Paläo“-Bach floss am oder zum Teil über das Hainholz und durch das Heiligenthal hinab zum Beierstein. Schwer vorstellbar, aber Flusskiese mit Geröllen aus Acker-Quarzit und Kieselschiefer, gefunden in der Marthahöhle im Hainholz, sind ein untrüglicher Beweis. Das Relief war mithin deutlich flacher als heute, die Harzrand- oder Subrosionssenke war hier noch nicht eingetieft.
Heute ist noch der fossile Unterlauf dieses ehemaligen Harzbaches von Düna zum Beierstein als „Heiligenthal“ erhalten; ein Trockental, an dessen unterem Ende der bachbegleitend angelegte Grundwasserstrom als Karstquellen zutage tritt. Im Talgrund ist der Gips (Hauptanhydrit) weitgehend abgelaugt, einige Reste sind an Südflanke noch durch Erdfälle markiert.
Die versumpfte Senke am Südrande des Beiersteins war der Mündungsbereich des ehemaligen Unterlaufs eines Harzbaches in das Hackenbachtal. Auch dieses war „nur“ der fossile Unterlauf eines anderen Harzbaches, möglicherweise der Söse, mit ihrem reichlichen weichem lösungsfreudigem Wasser, wovon noch heute eine Fülle dortiger Karsterscheinungen zeugt.


Geologischer Querschnitt durch das Hainholz-Gebiet
Braun: Harzgrundgebirge, dunkelblau (Ca1): Kupferschiefer und Zechsteinkalk, dunkelgrün (A1): Werra-Anhydrit, mittelblau (Ca2): Stinkdolomit, mittelgrün (A2): Basalanhydrit, schwarz (T3): Grauer Salzton, hellgrün (A3): Hauptanhydrit, rot (Su): unterer Buntsandstein, gelb (qp): Kiese des Eiszeitalters der harzrandparallelen Subrosionssenke.

Weiterführende Literatur: BRANDT, Andreas, KEMPE, Stephan, SEEGER, Martin, VLADI, Firouz (1976): Geochemie, Hydrographie und Morphogenese des Gipskarstgebietes von Düna/Südharz. – Geol. Jb., R. C, H.15, 55 S., 21 Abb., 5 Tab., 1 Taf., Hannover



Obst in der Gipskarstlandschaft
Von dieser Tafel blickt man auch auf einen alten dörflichen Streuobstbestand. Lange schon sind manche Bäume nicht mehr beschnitten worden und tragen in guten Jahren dennoch gewaltige Mengen an Früchten. Es sind überwiegend Äpfel, Birnen, Kirschen und Zwetschgen, wobei manch historische oder regionale Obstsorte sich darunter findet. Sie bilden ein wichtiges Reservoir für den Genpool des Kulturobstes.
Der Streuobstanbau hatte im 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts große kulturelle, soziale, landschaftsprägende und ökologische Bedeutung. Durch Intensivierung der Landnutzung wurden in der Folgezeit viele Streuobstbestände gerodet oder verwahrlosten. Heute gehören sie zu den am stärksten gefährdeten Biotopen. Die Imkerei spielt bei der Bestäubung eine wichtige Rolle, die meist alten Bäume beherbergen Bruthöhlen und Nester selten gewordener heimischer Vogelarten und Kleinsäuger. Das Grünland unter den Bäumen, extensiv genutzt als Weide oder Mähwiese, ist voller Hummeln, Schmetterlinge, Bienen und anderer Insekten.

GPS-Koordinaten
N 51.6920° E 10.2736°

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