Frankenhäuser Tal

Das Frankenhäuser Tal erstreckt sich in Westnordwest - Ostsüdost - Richtung von Bendeleben über Bad Frankenhausen bis Artern. Seine Talform ist nicht durch die Wirkung eines Flusses (fluviatil) bedingt, sondern durch Auslaugung (subrosiv) von Stein- und Kalisalzen des Werra- und Staßfurtzyklus des Zechsteins (Z1 und Z2) in der Tiefe. Dementsprechend ist der Talboden über weite Strecken sehr eben ausgebildet und sein Gefälle beträgt auf fast 20 km Länge nur etwa 20 m. Als Folge dessen ist das Frankenhäuser Tal weniger ein Tal im herkömmlichen Sinne, als vielmehr eine Senke ohne natürlichen Abfluss.

Bedingt durch den Kupferschiefer- und Kalibergbau waren die Fragen des Tiefenkarstes in den Evaporiten des Zechsteins im mitteldeutschen Raum bereits seit Alters her Gegenstand intensiver Betrachtungen durch Bergleute und Geologen. Daraus entwickelte sich hier eine eigenständige Karstterminologie, die z. T. von der international üblichen abweicht. Dazu gehören Begriffe wie "Salzspiegel" (FULDA 1909; 1924), "Subrosion" im Sinne von SEIDL (1925) und "Auslaugung" im Sinne von WEBER (1930). Daraus wurden die Wortzusammensetzungen Salzspiegeltal, Subrosionsmulde und Auslaugungstal abgeleitet und u. a. auch für die Erläuterung der Situation im Frankenhäuser Tal verwendet. Im speläologischen Sinne sind Karstformen dieser Art, auch im Evaporitkarst, ganz allgemein als Poljen zu bezeichnen.

Altersmäßig sind erste Einsenkungserscheinungen im Frankenhäuser Tal durch Kies-, Sand-, Ton- und Braunkohlenablagerungen aus dem Tertiär (marin, vermutlich Miozän) zu belegen. Sie sind jedoch nur an den Bereich der Kyffhäuserrandstörung (einem schmalen Streifen am Nordrand des Frankenhäuser Tales) gebunden. Denudationsreste des Tertiärs liegen heute bis 70 m oberhalb der Talsohle und belegen die postertiäre Taleinsenkung (KUGLER 1958/89).

Differenziertere Senkungsprozesse sind aus der Verteilung pleistozäner Sedimente ableitbar. Rezent anhaltende Auslauggungen zeigen sich durch örtliche abflusslose Einsenkungen mit Riedbildungen.


Ausbildung des Salzspiegels im Frankenhäuser Tal ( aus Fulda 1924)
 
Literatur:
EBERHARD, H.: Die Anfänge der Stadt Frankenhausen und ihre Entwicklung bis zur Mitte des 16.Jahrhunderts. -Siedlung, Burg und Stadt (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin; Band 25), Berlin 1969, S. 438 - 463

FULDA, E.: Die Oberflächengestaltung in der Umgebung des Kyffhäusers als Folge der Auslaugung der Zechsteinsalze. - Zeitschrift für praktische Geologie, Berlin 17 (1909), S. 25 -28

FULDA, E.: Salzauslaugung. - Jahrbuch des Halleschen Verbandes für die Erforschung der mitteldeutschen Bodenschätze und ihrer Verwertung, Halle (Saale) 4 (1924) 2, S. 368 - 379

SEIDL, E.: Kerbwirkung in der Technik. Kerbwirkung in der Geologie. - Z. Dt. Geol. Ges., Berlin 77 (1925) S. 300 - 347

STÖHR, F. & MÜLLER, G. (1981): Der Wipperstollen bei Göllingen/Kyffhäuser. Sondershausen: Höhlenforschergruppe Sondershausen 1981,8 S. [unveröff. Manuskript]

WEBER, H.: Zur Systematik der Auslaugung. Z.Dt. Geol. Ges., Berlin 82 (1930), S. 179-186

GPS-Koordinaten
N 51.3688° E 11.0521°

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