Ingrid Kreckmann Möttlingerode, Elbingerode und Förste wurden in einer Urkunde aus dem Jahr 990 erwähnt. Während die beide letztgenannten Orte 1990 ihre 1000-Jahrfeier begehen konnten, erinnert an Möttlingerode nur noch die Ruine, ein Teil der Westwand der Kirche. An der Straße nach Uehrde weist aber seit 1990 ein Dolomitstein mit einer bronzene Gedenktafel auf Möttlingerode hin. Warum und wann die Ortschaft mit ihrer großen, verhältnismäßig fruchtbaren Feldmark aufgegeben wurde, ist nicht bekannt. Man weiß aber, daß der Friedhof weiter bestand.
Die Kirche - vermutlich in Zeiten der Bedrohung eine Fliehburg - hatte einen eigenen Pfarrer. Dies und die Tatsache, daß das Gebäude massiv erbaut worden war, führte bei Kennern zu dem Schluß, daß die Ortschaft einst bedeutend gewesen sein dürfte. Später besaßen die Herren von Minigerode hier große Flächen. Viele Obstbäume bewachsen den Hang, den tiefe Furchen traversieren. Möglicherweise sind es alte Hohlwege. 1916 zogen hier die Goslarer Jäger Schützengräben. Inventarisation der Möttlingeröder Kirchenruine 1979 Werner Binnewies Wer die Bundesstraße 241 von Osterode in Richtung Dorste befährt, wird links hinter dem Gasthaus Feldbrunnen, inmitten einer Viehweide mit Obstbaumbestand, einen Mauerrest erkennen, der als letztes sichtbares Relikt der einstigen Möttlingeröder Kirche gilt. Dieses auf einer steil nach Südwesten abfallenden Bergnase stehende Gemäuer ist als die Westwand des ehemaligen Kirchturmes einzuordnen und wurde aus plattigem Zechsteindolomit und Gipsmörtel aufgesetzt. Bei einer Mauerstärke von etwa 1,20 m, einer Breite von 6,83 m erreicht die Wand eine Höhe von 10,25 m, gemessen vom Niveau eines westlich vorgelagerten Plateaus, welches offenbar von Menschenhand geschaffen wurde. Bei einer etwa 8 cm vorspringenden und 40 cm hohen Sockelung steigt das Mauerwerk außen ohne jede Öffnung und ohne Absatz bis zu seiner, zwar sehr schadhaften, aber immer noch als waagerecht zu erkennenden Krone empor. Auf den ersten Blick verwundert es, daß das im oberen Teil sehr stark nach Westen gekrümmte Mauerstück noch nicht kopflastig geworden und umgestürzt ist. Bei näherer Betrachtung jedoch erkennt man an der Turmwandinnenseite den Ansatz eines Tonnengewölbes, dessen Gegengewicht einen Einsturz bisher verhindert hat. Doch - wie lange noch? Bevor wir nun unser Augenmerk auf die Eigenarten der ostwärtigen Wandseite richten, soll noch der Ursache der aufgezeigten Westkrümmung eine Erklärung gewidmet werden. Die nach dem "Abbruch" - eine Begründung für diese Behauptung erfolgt später - der Kirche allein stehengelassene Westwand - vielleicht als eine Art Denkmal - war schutzlos den wärmenden Strahlen der Morgensonne ausgesetzt und dehnte sich dementsprechend an ihrer Ostseite aus, was eine Krümmung nach Westen zur Folge hatte, denn diese Seite lag noch im Schatten und war beeinflußt von der nächtlichen Auskühlung. Sicher wird nun die Frage laut werden, warum sich das Mauerwerk unter den Strahlen der Nachmittagssonne nicht wieder streckte oder sogar gegenkrümmte!? Hierzu bleibt zu bemerken, daß sich das Mauerwerk, infolge der allgemein angestiegenen Lufttemperatur, langsam umfassend erwärmt hatte und die Nachmittagssonne deshalb nicht die gleiche "Schrecksekunde" bewirkte wie die Morgensonne. Läßt schon ihre örtliche Lage die Kirche als ehemalige Wehrkirche erscheinen, so liefert uns die innere Wandseite weitere Anhaltspunkte dafür; allerdings bestätigt auch der Grundriß des Turmes diese Annahme. Die Innenseite der Turmwand gliedert sich folgendermaßen: Etwa auf halber Höhe befindet sich der genannte Gewölbeansatz, über dem das aufgehende Mauerwerk eine Reduzierung in der Wandstärke zeigt. Gut erkennbar sind noch die Balkenkopflöcher der Holzdecken, die mindestens zwei Geschosse oberhalb des Gewölbes und wahrscheinlich drei unterhalb desselben ausweisen. Während die oberen Geschosse eine normale Höhe haben, sind die unteren als Kriechböden zu verstehen, denn ihre Geschoßhöhe liegt nur bei 1,20 m. Da eine solche Höhe für den menschlichen Aufenthalt zu gering ist, muß hier an Kornböden (=Vorratsspeicher) gedacht werden, die zur Funktion einer Wehrkirche durchaus passen. Nicht zuletzt muß in diesem Zusammenhang auch das Fehlen eines ebenerdigen Turmzuganges von außen aufgezeigt werden, denn die einzige ebenerdige Türöffnung wurde unmittelbar an der Innenseite der nördlichen Turmwand vom Kirchenschiff herzuführend freigelegt. Unmittelbar an der Außenseite der Turmsüdwand stieß der Spaten im Bereich des früheren Geländeniveaus auf zwei große, übereinanderliegende Steinplatten, die zunächst als Grabplatten angesehen wurden, was sich jedoch bald als Irrtum erwies, da unter den Platten nur ungestörtes Erdreich gefunden wurde. Bei einiger Überlegung wurden diese in der Turmmittelachse liegende Platten dann als ehemaliges Leiterpodest für einen Turmeinstieg von außen eingeordnet. Alle diese Erkenntnisse führten zu dem Entschluß, bei der Anfertigung der Rekonstruktionsperspektive dem Turm einen Wehraufsatz in Fachwerkausführung zu geben. Bevor nun unter Hinweis auf die Grundrißskizze und Rekonstruktionsperspektive im Inventarisationsbericht fortgefahren wird, sei mitgeteilt, daß außer der beschriebenen Turmwestwand keinerlei Mauerwerk der Kirche mehr sichtbar war, also zwangsläufig der Spaten angesetzt werden mußte. Trotzdem war es nicht immer problemlos, die Mauerwerkszüge und ihre baulichen Zusammenhänge zu erkennen, denn die im I. Weltkriege hier zu Übungszwecken tätigen Goslarer Jäger hatten bei Schanzarbeiten große Störungen im Kirchenbereich - wo man wahrscheinlich den Kompaniegefechtsstand eingerichtet hatte -" verursacht. Nur der großen Sorgfalt und den bereits aus 5 abgewickelten Inventarisationen gewonnenen Kenntnissen der Arbeitsgruppe ist es zu danken, daß die Arbeiten den gewünschten Erfolg hatten. Klar erkannt wurde auch die bisher immer gegenteilig vermutete Tatsache, daß die Möttlingeröder Kirche nicht durch "Krieg und Brand" vernichtet wurde, sondern daß ihr Abbruch planmäßig erfolgte. Es fanden sich nämlich im Trümmerschutt und Umland keine diesbezüglichen Brandspuren. Sicherstes Zeichen eines Abbruches zur Wiederverwendung des gewonnenen Baumaterials aber bleibt das fast gänzliche Fehlen von Flächenziegelresten sowie von eisernen Nägeln, Ankern, Beschlägen usw. Ebenso fehlen gute Mauersteine, wogegen Bruchstücke und vor allem der abgeputzte Mörtel gefunden wurden. Die "Fundamentierung" ist im gesamten Baubereich auf tragfähigen Grund abgesenkt, wobei das Mauerwerk beidseitig nach Schnur und Lot versetzt wurde. Lediglich beim nördlichen Türvorbau wurde auf eine bündige Fundamentausführung verzichtet. Fundamentüberstände finden sich hauptsächlich im Turm- und Kirchenschiffbereich, Stützpfeiler fehlen dagegen. Der "Gipsmörtel" zeigt sich verschiedenartig. Es ist sowohl der grobzerstoßene, mit feinem Rohgips vermischte "Gipsbeton" vorhanden, als auch feingemahlenesMaterial, woraus mindestens zwei Baustufen ersichtlich sind. "Ziegelfunde" weisen deutlich aus, daß die Dachfläche mit linkskrempigen Flachpfannen belegt war. First- und Bordziegelreste belegen die Konstruktion eines Satteldaches, vielleicht mit Krüppelwalmabschlüssen am Turm und Türvorbau. Eine Abrundung des Daches muß an der Absis angenommen werden. Als Anhang sollen noch einige ältere geschichtliche Daten genannt werden. „Geschichte des Fürstenthums Grubenhagen“ : |