Die ehemalige Osteroder Blankschmiede

Das an der Northeimer und der Seesener Straße gelegene Eckgrundstück, postalische Adresse heute: Seesener Straße 1, wurde von der Apenke und ihrem Nebenarm umflossen. Das Wasser dieses Nebenarms trieb ein großes Rad an, das für eine Blankschmiede genutzt wurde.

Schon seit 1830 befand sich hier "vor dem Neustädter Tore im Bezirk des Königlichen Amtes Osterode" die Blankschmiede des Friedrich Giesecke. Nach Bedarf wurden zum Beispiel Futterklingen, Tischlerhandbeile, Handbarten, Schuten, Schaufeln, Kartoffelhacken, Dünnbeile für Zimmerleute, Waldsägen, Düngergabeln, Schuhmachermesser, Baumscheren, Rademacherbohrer, Ziehmesser, Schraubstöcke und Schornsteinfegereisen hergestellt, die man auch nachschärfte. Im Jahr 1840 erbaute man das noch heute vorhandene stattliche Wohnhaus in Fachwerkbauweise. (Es ist derzeit behängt, der Eingang wurde auf die Rückseite des Hauses verlegt). Das Areal mit den genannten und weiteren Gebäuden erwarb August Krome, der es seiner Tochter Anna anläßlich ihrer Hochzeit mit dem Bildhauer Anton Steiger im Jahre 1913 überschrieb.

Dieser machte sich in einem Nebengebäude selbstständig. Ab 1919 wurde der Handwerksbetrieb an den Schmiedemeister Wilhelm Regenhardt verpachtet. Er und seine Söhne arbeiteten mit Lehrlingen und Gesellen zeitweise an vier Essen. Sie fertigten überwiegend die handgeschmiedete "Osteroder Holzaxt". Eine auswechselbare gestählte Klinge wurde an die Axt aus Schmiedeeisen gefügt. Vor allem Forstämter bestellten diese qualitätsvollen Werkzeuge. Sogar in einem Karl-May-Film soll die "Osteroder Axt" nicht nur erwähnt, sondern gepriesen worden sein. Weil die Konkurrrenz jedoch durch Serienanfertigung preisgünstiger arbeiten konnte, wurde die Blankschmiede 1936 stillgelegt. Die Wasserkraft nutzte eine Zeitlang die nahegelegene Wollwarenfabrik Gustav Greve. Dieser Seitenarm der Apenke wurde dann zugeschüttet. 1942 trug man zwei Gebäude ab. Um seinen Angehörigen zu Wohnraum zu verhelfen, baute Rudolf Kellermann das zweite Nebengebäude aus. Einige der 11 Geschwister fanden dort 1943 zusammen mit ihren Familien und der Mutter ein Unterkommen. Die noch erhaltenen Gebäude stehen unter Denkmalschutz.

Ingrid Kreckmann


Dr. J. G. Fr. Renner schrieb in seinem Werk "Historisch-, topographisch- statistische Nachrichten und Notizen von der Stadt Osterode am Harze" im Jahr 1832 über die Blankschmiede:

Blankschmiede.
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Seit dem Jahre 1830 befindet sich hier vor dem Neustädterthore, im Bezirke des königlichen Amtes Osterode, eine Blankschmiede, welche ein Eigenthum des Herrn Friedrich Giesecke ist. Hier werden vielerlei Werkzeuge verfertigt, als: Futterklingen, das Dutzend zu 9 ; Beile, das Dutzend zu 3 bis 7 ; Handbeile für Müller, das Dutzend zu 9 ; Tischlerhandbeile, das Dutzend zu 5 und 6 , und mit Stahlnacken das Dutzend zu 7 ; Handbarten, das Dutzend 3 ; Schuten, das Dutzend zu 3 und 4 , verstahlt zu 5 das Dutzend; runde Schaufeln, das Dutzend zu ; vierkantige Schaufeln, das Dutzend zu ; verstahlte Schaufeln, das Dutzend ; Kartoffelnhacken, das Dutzend 3 ; Dünnbeile für Zimmerleute, das Dutzend zu 24 ; Queräxte, das Dutzend 14 ; Stichäxte, das Dutzend zu 10 ; große Zimmeräxte mit Stahlnacken, das Dutzend zu 9 ; ordinäre Zimmeräxte mit Stahlnacken, das Dutzend zu 7 ; Waldsägen, 4 Fuß lang, das Dutzend zu18 ; Waldsägen, Fuß lang, das Dutzend zu 20 ; Waldsägen, 5 Fuß lang, das Dutzend zu 22 ; Düngergabeln, das Dutzend ; ordinäre Rohhacken, das Dutzend zu 5 ; Schuhmachermesser, das Dutzend 1 . —
Außerdem werden noch verschiedene Werkzeuge auf Verlangen gemacht, als: Hornsägen, Hackemesser, Stutzeisen, Rademacherbohre und Röhrenbohre, Baumscheeren, Ziehmesser, Kreizacken, Schraubstöcke und Schornsteinfegereisen.

GPS-Koordinaten
N 51.7254° E 10.2460°

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