Übergang zum 2. Jahrtausend Eine Legende, die als vertontes Gedicht über die Grenzen unseres Landes bekannt ist, erzählt von dem jungen Sachsenherzog Heinrich aus dem Stamme der Liudolfinger, wie ihm die deutsche Königswürde angetragen wurde. Sie stützt sich auf eine Notiz in den Pöhlder Annalen, in denen aber der Ort nicht genannt wurde, wo das geschah, falls es so war. Neben Pöhlde gab es damals noch Pfalzen des Sachsenherzogs in Bodfeld, Grone, Nordhausen, Quedlinburg und in manchen anderen Orten. Mit Eifer beanspruchen fast alle dieses Ereignis für sich. Zu den beweisbaren geschichtlichen Geschehnissen gehört die im Jahre 919 in Fritzlar vollzogene Krönung Herzogs Heinrichs zum deutschen König und danach sein wiederholter Aufenthalt in seiner Pfalz Pöhlde. Regierungssitz war zu jener Zeit jeweils die Pfalz, in der sich der Herzog und spätere König gerade aufhielt. So war es auch bei seinen Nachkommen. Nach dem Zusammenbruch des Reichs Karl des Großen gelang es dem Sachsen-König Heinrich I nach inneren und schweren äußeren Kämpfen gegen die Europa überflutenden Hunnen die Einheit des Reiches wieder herzustellen. Daneben behielt er die Funktion des Herzogs von Sachsen. Sein Sohn Otto I(836 bis 873), der 1. Kaiser des von ihm gegründeten Römischen Reiches deutscher Nation, erklärte zwar Aachen zur Krönungsstadt des Reiches. Wie er und seine Nachkommen kehrten die damaligen Herrscher nach Feldzügen und Italienfahrten immer wieder in ihren Pfalzen im Harz ein. Hier war ihr Privatbesitz, hier wohnten ihre Frauen, und hier wurden ihre Kinder erzogen. Dem Landesarchäologen Dr. Claus gelang es, durch Urkunden zu beweisen, dass die Könige und Kaiser Otto I, Otto III, Heinrich II, Konrad II und Heinrich III während ihrer Regierungszeit der Pfalz Pöhlde mindestens 27 Besuche abstatteten, davon 15 oder 16 während des Weihnachtsfestes. Die Aufenthalte der Herrscher dauerten immer eine gewisse Zeit, während der sie am Ort wichtige Regierungsgeschäfte erledigten, Reichstage abhielten. Botschafter aus dem Reich und aus dem Ausland gingen aus und ein. Unsere Landschaft stand im Mittelpunkt des Weltgeschehens; sie war Geburtsstätte und Wiege des neuen Reiches. Georg Matzander |