Kompa, T. & Schmidt, W. (2001)

Vegetationsentwicklung nach Windwurf in Buchenwäldern des südwestlichen Harzvorlandes. Ber. d. Reinh.-Tuexen-Ges. 13: 251-255, Hannover
 

Zusammenfassung:

Ein außergewöhnlich heftiger Gewittersturm verursachte am 29. Juni 1997 im südwestlichen Harzvorland und im Unteren Eichsfeld (Südniedersachsen) in einem Streifen von 50 km Länge und bis zu 5 km Breite Windwurf unterschiedlicher Intensität in Nadel- und Laubwäldern der collin-submontanen Stufe auf verschiedenen Standorten. Der Großteil der geworfenen Bestände wurde geräumt und aufgeforstet, in einigen wenigen Gebieten (ausschließlich Buchenwälder) wurde der Windwurf jedoch zu Forschungs- und Naturschutzzwecken belassen. Die hier vorgestellten Untersuchungsergebnisse versuchen ein Bild von der Sukzession in den ersten zwei (bzw. drei) Jahren nach der Störung zu geben. Sie beschränken sich auf flächigen Windwurf (max. 20% Restüberschirmung) in Buchen-Altbeständen auf Zechsteingips und -dolomit sowie auf Unterem Buntsandstein. In die Auswertung einbezogen wurden Vegetationsaufnahmen mit abgewandelter Braun-Blanquet-Skala von 100 m²-Plots, die teils nach herkömmlichen Gesichtspunkten, teils in Form von lückenlos gerasterten Kernflächen angeordnet sind. Dabei wurden folgende fünf Varianten erfasst:

- belassener Windwurf, basenreich-tiefgründiger Standort, Hordelymo-Fagetum
- belassener Windwurf, basenreich-flachgründiger Standort, Carici-Fagetum
- belassener Windwurf, basenarm-tiefgründiger Standort, Galio-Fagetum
- geräumter Windwurf, basenreich-tiefgründiger Standort, Hordelymo-Fagetum
- geräumter Windwurf, basenarm-tiefgründiger Standort, Galio-Fagetum

Erste Ergebnisse belegen bereits kurze Zeit nach dem Windwurf das Einsetzen einer dynamischen Vegetationsentwicklung in allen untersuchten Varianten, welche sich in einem über drei Jahre anhaltenden Anstieg der Artenzahlen und Deckungsgrade in Feld- und vor allem Strauchschicht zeigt. Dabei sind basenreiche Standorte generell artenreicher als basenarme, tiefgründig-frischere Standorte sind erwartungsgemäß produktiver als flachgründig-trockenere. Ein Großteil der neu eingewanderten waldfremden Arten, welche für den Artenzahlanstieg verantwortlich sind, bleibt vom Deckungsgrad her unbedeutend. Einige krautige Schlagflur- und Ruderalarten befinden sich nach wie vor in Ausbreitung und konkurrieren mit den ebenfalls stark zunehmenden Gehölzen (Edellaubhölzer, Buche, Himbeere, Holunder), andere haben ihr Entwicklungsmaximum offenbar bereits überschritten. Eine Auslöschung typischer oder auch seltener Waldarten konnte bisher nicht festgestellt werden. Einige Waldarten (z.B. Carex sylvatica) profitieren offensichtlich sogar von den veränderten Standortsbedingungen nach Windwurf. Bei quantitativer Betrachtung (unter Berücksichtigung der Deckungsgrade) ist jedoch in allen Varianten ein Rückgang der prozentualen Anteile typischer Querco-Fagetea-Arten zu verzeichnen. Dieser fällt auf basenreich-tiefgründigen Standorten kaum ins Gewicht (bei Räumung noch eher als bei belassenem Wurf), auf basenarmen Standorten dagegen nimmt er größere Ausmaße an. Den geringsten Anteil typischer Waldarten und äquivalent dazu den höchsten Anteil waldfremder Schlagflur- und Ruderalarten hatte im dritten Jahr nach der Störung die Variante geräumt-basenarm, wo sich ausgedehnte Himbeer- und Holundergebüsche gebildet haben. Bezüglich der Waldregeneration lässt sich sagen, dass alle Schlusswaldbaumarten in der Gehölzverjüngung bereits vorhanden sind, wenn auch über die einzelnen Varianten quantitativ unterschiedlich verteilt. Pionierbaumarten (Betula, Salix, Populus div. spec.) spielen dagegen überhaupt keine Rolle (kein Hinweis auf Mosaik-Zyklus-Konzept nach Remmert 1991). Vor allem in der Variante belassen-basenreich-tiefgründig bestimmen die Esche und mit einigem Abstand auch die Buche das Sukzessionsgeschehen maßgeblich. Die basenärmeren Standorte und auch die Variante belassen-basenreich-flachgründig sind dagegen als eindeutig verjüngungsärmer einzuschätzen. Hier kam es auch drei Jahre nach dem Windwurf noch nicht zur Ausbildung einer von den Schlusswaldbaumarten dominierten Strauchschicht.

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