Mitt. Arbeitsgem. Karstkde. Harz | 34 (3) | 3 - 21 | Goslar 2013 |
Das Lottomittel-Projekt oder „Exemplarische Erfassung eines Gipskarstgebietes am Beispiel der Naturschutzgebiete Hainholz und Beierstein bei Düna/Osterode am Harz“ oder Wohin mit karstkundlichen Nachlässen? | Abbildung 1 Jettenhöhle im Winter |
- von Dipl.-Geol. Firouz Vladi, Osterode-Düna, vormals Hamburg - Nach bald 40 Jahren wird es erforderlich, den Keller aufzuräumen und Altes zu entsorgen. Dazu gehören auch die Akten des Studiums, „Scheine“ oder Quittungen, Exkursionsberichte, aber auch herrliche Bleistiftzeichnungen von Trilobiten, Ammoniten oder Bryozoen. Jetzt, wo man in Rente ist: braucht man das alles noch, wofür und für wen? Die Erben werden sich „bedanken“! So wie mir ging es jüngst einem Kameraden aus Osterode, der mit nachlassender Gesundheit und alsbaldiger Verrentung mir seinen Höhlengänger- und Literaturnachlass einfach ins Haus stellte. Hat man sich vor Ort Jahrzehnte um die Erforschung der Gipskarstlandschaft bemüht, dann wird man Anlaufadresse; leider nicht für Marzipan und Franzbrötchen sondern für „sulfatische“ Nachlässe. Als vor wenigen Jahren Prof. Holger Kulke, Erdölgeologe zu Clausthal, verstarb, hatte seine Witwe die Aufgabe, seinen allerdings wohlgeordneten Nachlass im Volumen eines mittleren Kleinstadtmuseum an geeignete Stellen, andere Museen oder Sammler weiterzugeben. Kulke’s Hobby waren die historischen Harzer Baustoffe, besonders der Gips. Also erhielt ich eines Tages den Anruf, mit Anhänger oder Lieferwagen nach Clausthal zu kommen. Die nächsten zwei Jahre zierten nun ca. zwei Kubikmeter Gips-Nachlass meinen Keller. Eigentlich sollte in Walkenried im Südharz ein nationales Gipsmuseum errichtet werden; dafür lag der Nachlass in Wartestellung. Schließlich gelang es, denn mit dem Museum scheint es vorerst nichts zu werden, die Materialien der von der Familie Reinboth geschaffenen – übrigens ganz hervorragenden – Gipsausstellung in der ehemaligen Grundschule in Walkenried zu überlassen. Im Sommer 2012 meldete sich Prof. Franz Miotke, emeritierter Professor für Geographie aus Hannover, bei mir an und erschien alsbald im Passat-Kombi, die Ladefläche voll mit anderthalb Kubikmeter „Geomorphologie“ des Südharzes: studentische Projekt- und Examensarbeiten zwischen Osterode und Sangerhausen, Luftbilder, Literatur, Akten, Fotos. Frau Miotke, die ihn begleitete, machte beim Tee auf dem Sofa in Düna klar, dass sie den Nachlass nicht „am Hals“ haben wollte. Also: alles ausladen in der Garage, will mich schon kümmern. Dezember 2012: liegt alles noch immer hier. Wenige Jahre zuvor war mir schon über Christian Falland der Harzer Nachlass von Erik Barran übergeben worden. Ja, bin ich denn ein Archiv? Man wird älter und blickt mit bangen auf die eigenen Bücher und Aktenregale oder -kisten. Kurzum: es fehlt für diesen regionalen Wissenschaftskontext eine zentrale Stelle, Archiv, Museum, Universitätsinstitut oder Forschungsstation; jedenfalls eine möglichst öffentliche Einrichtung, bei der regionale Karstforschung – nicht nur virtuell – langfristig gespeichert und betrieben wird. Das Gipsmuseum hätte es werden sollen; allein, das Projekt hatten wir unglücklicherweise mitten in eine Rezessionsphase der öffentlichen Haushalte und der Rohstoffindustrie platziert, aus welcher beiden Verbund es hätte am Standort Walkenried finanziert werden sollen. An der Heimkehle gab es das in verdienstvoller Arbeit von Reiner und Christel Völker aufgebaute Karstmuseum, heute ein Schatten seiner selbst und praktisch nicht mehr betrieben. Und das Geologische Institut der Universität Clausthal kämpft selbst mit seinen umfangreichen Sammlungen ums Überleben. Es gibt ja zum Glück den Geopark Harz. Als ich das Thema im Geologischen Beirat ansprach, wurde schnell deutlich, dass es den Kollegen nicht viel anders ging. Statt der von mir dort erhofften Problemlösung gab es eher eine Problempotenzierung! So bleibt die wissenschaftliche Archivierung und Erschließung ein ungelöstes Desiderat Harzer Karstforschung. Letzte Hoffnung: Biosphärenreservat in Rossla… Allerletzte Hoffnung: Altpapier landet heute nicht mehr im Müll, es wird recycelt ?. Abbildung 2 Die Jettenhöhle - 1972 im stolzen Buchenaltholz | Nun zu einem Rückblick, dem „Lottomittel-Projekt“, dem bedeutendsten Kind der damaligen AGFNH oder Arbeitsgemeinschaft für niedersächsische Höhlen. Heute schreibe ich über dieses Projekt, weil ich die nun bald 40 Jahre alte Akte in besagtem Karton im Keller fand und im Zweifel über Aufheben oder Entsorgen Stephan Kempe fragte. Er hatte guten Rat: Das Wesentliche Aufheben und dem Archiv der ArGe zuführen und ansonsten die Geschichte von damals aufschreiben, denn die nachgewachsene Generation der Karstforscher kennt dieses Projekt wohl nicht (mehr). |
Die AGFNH der frühen JahreWir sind in den frühen 1970er Jahren. Am Geologischen Institut in Hamburg trafen sich ab 1969 Stephan Kempe, der schon als Gymnasiast zuvor im Rahmen von „Jugend forscht“ mit Freunden in der Jettenhöhle im Hainholz bei Düna gearbeitet hatte, Martin Seeger, Andreas Brandt und Firouz Vladi. Ing. grad. Christian Falland und Alexander Wunsch waren zwei weitere Harz- oder Höhlenbegeisterte in der sich herausbildenden Gemeinschaft. Später und noch Mitte der 70er kamen Rainer Hartmann, Hajo Weinberg und Erik Barran, Friedhart Knolle und weitere hinzu. Aus Stephans „Jugend Forscht“-Zeit blieb doch immer wieder die Frage offen, die auch schon andere im Südharz bewegte: wie funktioniert eigentlich Gipskarst, das ist ja ein chemischer Prozess, genau? Wie definiert sich die Morphologie einer Laugdecke, einer Fazette? Wo entstehen Erdfälle und was ist die genaue Ursache? Wie ist das hydrographische und -chemische Zusammenspiel von Gewässern im Karst, Bach-Schwinde-Gerinne-Grundwasser-Karstquelle-Quellbach? Wie wirkte das periglaziäre Klima mit rund 100 m tief reichendem Bodenfrost auf den Gesamtprozess? Welche Zeitachse und welche Formenbildungsbedingungen kennzeichnen den Gipskarst in der Schichtstufenlandschaft Südharz? | Abbildung 3 Seltenes Glück - die Marthahöhle ist „trocken“ |
Abbildung 4 Andreas bei Neuvermessungen in der Jettenhöhle – die Teichspiegel müssen auf NN einnivelliert werden. | Wir waren im zweiten oder dritten Semester; außer der Lobenlinie des wirklich hübschen aber leider schon ausgestorbenen Amaltheus margaritatus oder dem Tongehalt der Niendorfer Moräne interessierte uns brennend, was heute draußen geologisch abläuft. Schon 1970 hatten wir eine gemeinsame geologische Kartierung des Gipskarstgebietes ums Hainholz erarbeitet. 1972 folgte dann das erste Buch übers Hainholz; bei Jungfer in Herzberg verlegt, heute vergriffen, von Bürgern der Region aber immer wieder mit Respekt erwähnt und für viele noch immer das Einzige, was es zum Hainholz zu sagen gab. |
Firouz Vladi hatte 1972 mit einer Diplomarbeit begonnen, die die quartärgeologische Entwicklung des Siebertales – Kies über Gips – zum Inhalt hatte. Und schon ab 1970 führten uns wegen des hochkochenden Streits um Gipsabbau im Hainholz viele Wege zur Natuschutzverwaltung des Landes Niedersachsen, damals war uns gegenüber Prof. Preising als Leiter der Fachbehörde für Naturschutz in Hannover sehr aufgeschlossen, zur Bezirksregierung nach Hildesheim mit dem ebenso rührigen Georg von der Osten, zur Kreisverwaltung in Osterode, wo uns der selige Georg Matzander so selbstlos und begeistert half, und zum Geologischen Institut der Universität Göttingen, wo wir mit den Professoren Meischner, Paul und Schneider auf ein sympathisches und hilfsbereites Team stießen. Unser Heimatinstitut an der Uni Hamburg, war für Quartär, Karst und Angewandtes derzeit eher noch verschlossen. Wer etwas ausgefressen hatte, kam „ins Quartär“, oder: „Quartär verdirbt den Charakter“ hieß es – oder: „Über dem Devon folgt der Abraum“. Zwar waren wir im Südharz noch im Perm, also fast der Unterkante des Abraums. Aber wir wollen die Funktionen der Landschaft erforschen, also ihre Gegenwart, nicht Fazies und Stratigraphie des Zechsteins. Im Dialog mit diesen Stellen ergab sich 1972 schon die Idee, ein Forschungsprojekt zu formulieren und Mittel einzuwerben. Als AGFNH stellten wir im November 1973 den Förderantrag über 20.000 DM und erhielten schon im Januar 1974 vom Niedersächsischen Kultusministerium, gefördert aus dem Aufkommen an Konzessionsabgabe des Zahlenlottos den Bewilligungsbescheid über diesen Betrag. Es waren Sach- und Reisekosten. Die Arbeit war ehrenamtlich! Nun ging es ans Geldausgeben: Material beschaffen, Bohrgeräte, Messgeräte, Laborbedarf, Feldlabor einrichten, Arbeitspläne erstellen, Forschungsfragen ausformulieren, Protokollvordrucke für Messreihen entwerfen, Literatur sichten u.v.a.m. Stephan begann mit ganz Praktischem: mit Taschenlampe und Handschuh bewaffnet zog er an Abfuhrtagen durch den Hamburger Sperrmüll und beschaffte Matratzen und Möbel fürs Feldlabor. Nachdem die Höhlenforscher bis zum Ruhestand des Revierförsters Rudolf Daur in der Kamphütte im Rehhagen logierten, ohne Strom und Wasser, ging es nun auf die Suche und Renate Gonsiohr, Wirtin zur „Jettenhöhle“ auf Düna, wies uns zu Messerschmidts, eine lehrstehende Wohnung im Hause Wehmeyer, Düna 16. Wir konnten sie für 50 DM im Monat mieten und hatten sie binnen einem Wochenende hergerichtet. Nun, im Frühjahr 1974 konnte die Arbeit beginnen. Abbildung 6 Der Schurfomat - Automatische Abfluss- und Leitfähigkeitsmessstation an der Schurfquelle | Die technische Ausrüstung? In Hamburg lernten wir schweißen und bauten zunächst den „Schurfomaten“. Einen länglichen Stahlplattentrog mit V-Wehr und akkubetriebenen Registrierpegel nebst Leitfähigkeitsmesseinheit im abschließbaren Stahlkasten. Er wurde im Abflussgerinne der nahezu sulfatgesättigten Schurfquelle im Hainholz eingebaut und diente der Abflussbilanz nahe der Wasserscheide und der Ermittlung des Lösungsaustrags. Wenn man dann alle 14 Tage von Hamburg ins Feldlabor fährt, dann kam es auch manchmal vor, dass ein neuer Schreibstreifen vergessen wurde, oder Batterien; jedenfalls waren die Aufzeichnungen etwas lückenhaft. | |
Weitere Blechtafeln zu etwa 1 m² Größe, ebenfalls mit V-Wehr, wurden in einige weitere Wasserläufe eingesetzt, um hier im 14-täglichen Turnus die Abflusswerte zu erfassen. In Düna wurde ein Wasserbilanzschreiber aufgestellt und durch einen Jugendlichen aus dem Dorfe, dem heutigen Vorsitzenden der Freiwilligen Feuerwehr Düna, gewartet. Das Gerät maß den Niederschlag und die Verdunstung und gab aus der Differenz den Betrag der Niederschläge wieder, der in die Grundwasseranreicherung gelangt. Am Pferdeteich im Hainholz wurde ein Bohlensteg mit Registrierpegel (aus den Beständen der Harzwasserwerke) errichtet und somit die Ganglinien des Karstgrundwassers in Abhängigkeit von der Niederschlagsentwicklung bestimmt. Ca. 20 Tage nach dem Starkregen springt der Teichspiegel an und steigt, also drei Wochen Versatz. | Abbildung 5 Registrierpegel am Pferdeteich - eines Tages stand der ganze Pegel unter Wasser! |
Abbildung 8 Feldlabor im Kasten | Unser Hit war der „El-Nervo“-Kasten. Er soll heute noch bei Andreas Brandt liegen. Hatte Andreas ihn gebaut? Er enthielt jedenfalls die Geländechemie; also Fläschchen zur Probenahme, ein digitales, jedenfalls ein tragbares Messgerät für pH-Wert, Sauerstoff, Temperatur und Leitfähigkeit, Schreibzeug, Probestellenliste (über 30 Punkte im Gelände) und -karte, Messprogramm, Messprotokolle. Und wenn es steil bergab ging, etwa beim Abstieg zur oder in die Marthahöhle und man kam ins Trudeln, ja dann ergoss sich auch mal der Inhalt im Wald, bergab. Die Sauerstoff-Messsonde war recht teuer und vertrug diese Stürze meist nicht ?. Ich schreibe dies, weil es bei aller Wissenschaftlichkeit auch immer wieder um das allzu Menschliche dabei ging. Dazu gehörte auch die meist angenehme Begleitung im Gelände durch Kameraden und Kameradinnen. |
Abends wurde dann auf Düna 16 gekocht, (sich) aufgewärmt, titriert, registriert und Protokoll geschrieben. Alle 14 Tage war Probennahmefahrt und es musste organisiert werden, wer denn fuhr. Winters wie sommers; und ins Programm und die Gerätebedienung eingewiesen werden – und Holz gehackt werden. Ich glaube, eine Polarexpedition ist nicht wesentlich anders. Und die Belastung für uns alle! Denn neben den Arbeiten zum Hainholz ging ja die „normale“ Höhlenforschung weiter, insbesondere die Erforschung, Sicherung und Vermessung der großen Höhlensysteme und auch der Kleinhöhlen am Iberg und Winterberg bei Bad Grund sowie der weiteren Höhlen im Südharz. Das wir nebenbei noch studiert haben und examinierten und auch noch den Lebensunterhalt verdienen mussten…. Es gab halt noch keine Computerspiele, Spielekonsolen, 899 Fernsehprogramme, Internet. Zur Bibliothek mussten wir tatsächlich zu Fuß gehen und Bücher aus Papier lesen. Heute: Dank an Detlef Tront; er hat all die Wissenschaft zum Südharz ins virtuelle Netz gebannt: www.karstwanderweg.de/publika/. Doch zurück ins Gelände! | Abbildung 7 Probennahme im Zulauf zur Marthahöhle, der Bollerkopfbachschwinde |
Ein Programmpunkt waren die Höhlenteiche, besonders in der Jettenhöhle. War das einfach nur kaltes Wasser, in das man tunlich nicht hineinrutscht? War das Wasser thermisch und chemisch homogen? Mitnichten! Die Teiche waren geschichtet, in sich geschlossene Konvektionszellen überlagerten einander. Wir konnten sie erkennen, in dem wir alle 5 cm tiefer eintauchend mit den Sonden Temperatur und Leitfähigkeit maßen. Die Ergebnisse sind auch ein Schlüssel zum Verständnis von Laugdecken und Entwicklungsgeschwindigkeit. Dazu brachten wir auf gut ausgebildeten Fazetten in der Marthahöhle A4 große Glasplatten aus, um auf ihnen von Trockenfallen zu Trockenfallen, denn im Tauchgang wollten wir nichts erforschen, das Maß der Sedimentation des Lösungsrückstandes zu messen. | Abbildung 11 Kombi-Messsonde zur Leitfähigkeits- und Temperaturbestimmung in den Jettenhöhlenteichen |
Ein weiterer Programmpunkt war die Quartärgeologie. Dazu wurde – leicht gebraucht – ein Peilstangen-Bohrgerät (auch: Nutsonde, Pückhauer) beschafft, gut für bis zu 14 m Teufe. Wir erbohrten Erdfallfüllungen vor der Jettenhöhle und im Pferdeteich-Erdfallsystem. Sodann diente es Hajo Weinberg zur Erforschung der Beierstein-Senke, die er in verdienstvoller Weise zur Diplomarbeit ausbauen konnte. Noch heute steht in Düna 9a Hajos selbstgebauter Tritt, von dem er den 25-kg-Benzinhammer auf das Gestänge setzen konnte. Hajo zauberte aus Dutzenden von tiefen Sondierungen nebst einer vom Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung beigesteuerten Kernbohrung ein lebendiges Bild des Eiszeitalters, wovon eine Kurzfassung unter karstwanderweg.de/kww113 zu finden ist. Die allmähliche Rückverlegung eines Gips-Steilhanges durch Lösung, Höhlenbildung, Versturz, Absenkung, Seenbildung und Verlandung wird wunderbar und im Detail belegt verständlich. | Abbildung 10 ... und plötzlich änderte sich die Leitfähigkeit, mitten im Bach: eine Karstquelle mündete unsichtbar ein. Stephan mit der Kombisonde. |
Abbildung 12 Landschaftsentwicklung einer großen Karstsenke
| Diese Ergebnisse wurden (s.u. unter Literatur) ebenso veröffentlicht wie die Hauptergebnisse der Hydrochemie. Ein Baustein der Forschung war die Forschungsgeschichte zum Hainholz selbst. Hierum hatte Firouz Vladi sich bemüht und eine Bibliographie veröffentlicht, aus der ein besonderes Bonmot die Nashorn-Episode war. Diese führte dann 1979/80 zur altpaläolithischen Grabung, deren Ergebnisse Klaus Grote, Grabungsleiter beim Institut für Denkmalpflege, publizierte. Der Neandertaler – oder doch schon der Homo sapiens? – hatte tatsächlich im Hainholz Wollhaarnashörner gejagt, in Fallgrubentechnik! Naja, damals war das Hainholz noch kein Naturschutzgebiet und heute wäre es sicher streng verboten. | Abbildung 9 Nutsondierungen in der Jettenhöhle |
| Abbildung 13 Fund zweier Faustkeile: Klaus Grote bei der Schlottengrabung 1979 |
Abbildung 14 Drei adulte und ein juveniles Nashorn lagen in einer Schlotte! Entdeckt 1750 im Hainholz | Jedenfalls war die Grabung ein willkommener Anlass, auch die Genese von Schlotten und ihrer Füllungen zu studieren. Dies war schon nicht mehr Bestandteil des „Lottomittel-Projekts“, aber eine unmittelbare Folge. So erschien dann 1981 in den Berichten der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover, Band 124, ein ganzer Band zum Hainholz. Wir hatten mit dem „Lottomittel-Projekt“ angeschoben, was das Projekt von Anfang an anzuschieben bestimmt war: den Naturschutz im Hainholz auf eine wissenschaftlich gesicherte Basis zu stellen und zugleich die eminente Bedeutung des Hainholzes für die Wissenschaft im Südharz herauszuarbeiten. Diese Arbeiten waren nicht umsonst, wie 1999, also etliche Jahre später Friedhart Knolle und Firouz Vladi berichten konnten. |
Inzwischen war das Hainholz samt Umgegend Gegenstand eines Naturschutzgroßprojektes geworden, in das Land, Kreis und Bund nahezu 10 Mio. DM investieren konnten. Neben die geowissenschaftliche und archäologische Forschung traten jetzt noch angewandte Umwelt-, Wald- und Biowissenschaften, wobei die Sturmkatastrophe vom 29. Juni 1997, 21.40 Uhr („Hainholz zu Kleinholz“), gerade der Waldschadens- und Regenerationsforschung im wahrsten Sinne des Wortes umwerfende Impulse liefern konnte. | Abbildung 15 Kleinholz im Hainholz - Grausam fürs Auge, ein Segen für die Verjüngung |
Alle Ausrüstung, vom Land Niedersachsen finanziert, ging vereinbarungsgemäß nach Abschluss aller Arbeiten an das Geologische Institut der Universität Göttingen. Einige aus unserer Gruppe hat das Projekt direkt oder indirekt zum Einstieg in den Beruf geholfen und fand mit der Berufstätigkeit eine logische Fortsetzung. Ob das Projekt Nachfolger findet? Denn eine Aufgabe blieb – trotz der faszinierenden Ausschläge der karsthydrographisch angeblich bewährten Route von Georg Cubuk, Brünn und Düsseldorf, unbewältigt: die Transjettenhöhle!“ Damit soll es zum „Lottomittel-Projekt“ sein Bewenden haben. Allen Beteiligten hier noch einmal und von ganzem Herzen ein großer Dank; es waren viele. Und wer hier nicht namentlich erwähnt ist, mag es verzeihen oder zum nächsten Heft der „Mitteilungen“ einen Nachtrag schreiben. Jeder und jede hat nach eigener Kompetenz, Ehrgeiz und Spaß an der Sache und in der Gemeinschaft mitgewirkt. Literatur BRANDT, Andreas, KEMPE, Stephan, SEEGER, Martin, und Firouz VLADI (1976): Geochemie, Hydrographie und Morphogenese des Gipskarstgebietes von Düna/Südharz.- Geol. Jb., R. C, H.15, 55 S., 21 Abb., 5 Tab., 1 Taf., Hannover. | GROTE, Klaus (1998): Paläolithische Fallgrubenjagd am Südharzrand? Archäologische Befunde und Funde aus dem Gipskarst bei Osterode am Harz.- NNA-Berr. 11, H. 2, 47-61, 13 Abb., Schneverdingen | KEMPE, Stephan, SEEGER, Martin & VLADI, Firouz (1970): Kartierbericht zur geologischen Kartierung im Gipsgebiet des Hainholzes und des Beiersteins zwischen Osterode und Herzberg vom 1.10. bis 19.10.1970.- [Maschr. Ms.], 24 S., [3 Kt., 6 Prf., o.O.] | KEMPE, Stephan, MATTERN, Erich, REINBOTH, Fritz, SEEGER, Martin & VLADI, Firouz (1972): Die Jettenhöhle bei Düna und ihre Umgebung. Ein Führer durch den Gipskarst bei Düna und seine Höhlen.- 63 S., Jungfer, Herzberg (auch als: Abh. Karst- u. Höhlenkunde A6, München) | KEMPE, Stephan, VLADI, Firouz & WEINBERG, Hans-Joachim (1978): Zwischenbericht über den Stand der Arbeiten an dem Forschungsvorhaben: „Exemplarische Erfassung eines Gipskarstgebietes am Beispiel der Naturschutzgebiete Hainholz und Beierstein bei Düna/Osterode am Harz“.- [Vervielf. maschr. Ms.], 23 S., 20 Anl., Hamburg. | KEMPE, Stephan & EMEIS, Kay (1979): Geschichte einer Schlotte im Naturschutzgebiet Hainholz / Südharz.- Heimatbl. südwestl. Harzrand 35:63-74, Osterode. | KNOLLE, Friedhart & VLADI, Firouz (1999): Von den Hainholz-Prozessen bis zur Planung des Biosphärenreservat „Südharz“ (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) - knapp 40 Jahre Naturschutz für die Südharzer Gipskarstlandschaft.- Göttinger Naturkdl. Schrift. 5:151-167, 4 Abb., Göttingen. | VLADI, Firouz (1979): Die Nashornfunde zu Düna (NSG Hainholz) vom Jahre 1751 - und ihre Bedeutung für „die physische Geschichte unseres Planeten“.- Heimatbl. südwestl. Harzrand 35:39-54, Osterode. | VLADI, Firouz (1981): Bibliographie zu den Naturschutzgebieten Hainholz und Beierstein im Landkreis Osterode am Harz.- In: Ber. naturhist. Ges. Hannover 124, 195-218. | VLADI, Firouz (1997): Orkan: Hainholz zu Kleinholz.- Mitt. Verb. dt. Höhlen- und Karstforscher 43:96 | WEINBERG, Hans-Joachim (1981): Die erdgeschichtliche Entwicklung der Beiersteinsenke als Modell für die jungquartäre Morphogenese im Gipskarstgebiet Hainholz-Beierstein (südwestliches Harzvorland).- In: Ber. naturhist. Ges. Hannover 124, 67-112. | WEINBERG, Hans-Joachim (1983): Lagerungsverhältnisse und Karstmorphogenese des Zechsteins und Palynologie der quartären Deckschichten im Gipskarstgebiet Beierstein/ südwestliches Harzvorland.- [Unveröff. Dipl.-Arb.], 120 S., 22 Abb., 2 Tab., 8 Taf., 10 Kt., Anh., Hamburg. |
Abbildung 16 Peilstangenbohrung im Erdfall vor der Jettenhöhle zur Erkundung pollendatierbarer organogener Bildungen. Thomas Vollmer und – beim Zuschlagen – der Autor.
Wir danken der Schriftleitung der Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz für die freundliche Genehmigung, diesen Beitrag ebenfalls veröffentlichen zu dürfen. Weiterer Nachdruck oder Veröffentlichung bzw. Verbreitung in anderen elektronischen Medien nur mit schriftlicher Genehmigung der Schriftleitung. |