Festkolloquium 15 Jahre Studentenzirkel Speläologie Bergakademie Freiberg 1980 S. 28-36 Dieter Kleffel, Dieter Mucke und Gert Wiemeier Unter den verkarstungsfähigen Gesteinsserien auf dem Territorium der DDR erreichen drei mehrere hundert Meter Mächtigkeit:
Zur zeitlichen Einordnung solcher Verkarstungsprozesse wurden nur wenige Untersuchungen durchgeführt. Nutzbar für die Lösung einer solchen Aufgabe sind aber auch zahlreiche geologische Beobachtungen, die seit Jahrzehnten - oft unter ganz anderen Gesichtspunkten - gemacht wurden. Einige solcher Befunde zusammenzufassen und verallgemeinert gegenüberzustellen, ist das Anliegen unseres Vortrages. Auf diese Weise soll nicht nur ein erster Eindruck vom Ablauf der Verkarstungsprozesse auf dem Territorium der DDR vermittelt werden, sondern auch die methodische Vielfalt der Möglichkeiten zur Altersbestimmung der Verkarstung umrissen werden. Methodisch lassen sich die Altersbestimmungen in drei Gruppen zusammenfassen:
Im Quartär war die Entwicklung der Höhlen hauptsächlich von klimatischen Faktoren abhängig - dem Wechsel von Warm- und Kaltzeiten. Durch die zyklische Klimaentwicklung im Quartär lagerten sich in vor der Ausräumung geschützten Höhlenteilen Sedimente und Sinterdecken mehrfach übereinander ab. In den Sedimenten wurden Artefakte aus dem Mittel- und Jungpaläolithikum und aus dem Neolithikum gefunden. Durch Freiberger Speläologen wurden nun erstmals Sinterproben, ausgerichtet auf 14C-Altersdatierungen, aus den Höhlen des Elbingeröder Komplexes entnommen. Diese Proben wurden durch HEBERT & FRÖHLICH, Sektion Physik der Bergakademie Freiberg, analysiert. Damit liegen neben geologisch-stratigraphischen und archäologischen Hinweisen zur Höhlenbildung Angaben durch eine dritte Methode vor. An zwei Stalagmiten verschiedener Generationen wurden Bildungsalter von 34100±3400 bis 19800±1200 und von 13000±900 Jahren vor heute bis rezent beobachtet. Das Alter der obersten fossilen Sinterdecken wurde aus zwei Höhlen mit 1654±200 bzw. 2026±200 Jahren vor heute bestimmt. Ein Sinterbruchstück aus einem Sedimentprofil unter der jungen fossilen Sinterdecke hat ein Alter von 15944±900 Jahren vor heute. |
Im SW der DDR und im Subherzyn nimmt der Muschelkalk weite Areale ein, welche verkarstet wurden. Das Thüringer Becken wird von zahlreichen NW-SE-streichenden Störungszonen durchzogen. Diese erreichen oft einige km Breite. Sie stellen hervorragende Wasserleiter dar und führen beträchtliche Wassermengen von den Rändern ins Beckenzentrum. Hier kam es zur Ausbildung eines Tiefenkarstes, von dessen Existenz stark schüttende Karstquellen, Erdfälle, Dolinen und Kalktufflager künden. Man kann zwei Typen von Kalktufflagern unterscheiden:
Die Sedimentation von Kalktuffen im Pleistozän erfolgte nur in den Warmzeiten. Die ältesten pleistozänen Kalktuffe stammen dem Eem-Interglazial; hierzu gehören die Lager von Bilzingsleben und Taubach, aus dem Raum Mühlhausen sowie (noch umstritten) von Ehringsdorf. Holozäne Kalktuffe sind vor allem aus NW-Thüringen und vom Südrand des Thüringer Beckens bekannt. Sie sind durch JÄGER (1965) bearbeitet worden. Er konnte einzelne Verkarstungsphasen in Abhängigkeit von der Klimaentwicklung belegen. Nach JÄGER erwies sich die Kalktuffdatierung auf der Grundlage archäologischer Funde und der Untersuchung der Molluskenfaunen als am sichersten. Radioaktive Altersbestimmungen führten bisher wegen methodischer Fehler zu widersprüchlichen Ergebnissen; gegenwärtig läuft ein neues Untersuchungsprogramm. Auf ungewöhnliche Weise haben wir Kenntnis von Verkarstungs in der Braunkohlenlagerstätte Geiseltal erhalten. Normalerweise werden in Braunkohlen keine kalkigen Fossilien gefunden, da deren Kalziumkarbonat durch Humussäuren gelöst und weggeführt wird. Hier wurden nun die Humussäuren durch Wasser aus dem Muschelkalk vom Rand der Lagerstätte neutralisiert und zahlreiche Tier- und Pflanzenreste blieben erhalten (z. B. Knochen, Eierschalen, vollkörperliche Tiere und Pflanzen). Der Überschuß an Kalziumkarbonat führte vereinzelt noch vor Beginn der Inkohlung zu einer Verkalkung der Fossilien. Außerdem wurden infolge des großen Überangebotes an Kalziukarbonat durch Sammelkristallisation Riesenkalzitsphärite mit bis zu einigen m³ Inhalt gebildet. Aus all dem läßt sich für das Mitteleozän (Lutet) eine Verkarstung der das Geiseltal umgebenden Muschelkalkgebiete nachweisen. Die Gesteinserien des Zechsteinsalinars sind ohne Zweifel die wichtigsten und interessantesten verkarstungsfähigen Gesteine auf dem Territorium der DDR. In mehreren Zyklen wurden über Tausende km² hinweg Kalksteine und Dolomite, Kalziumsulfatgesteine, Stein- und Kalisalze sedimentiert. Der nach diagenetisch/metamorphen Vorgängen vorliegende Anhydrit wurde seit dem Tertiär in oberflächennahen oder stark zerrütteten tieferen Bereichen vergipst. Für die zeitliche Einordnung der Verkarstung von Chlorid- und Sulfatgesteinen sind die tertiären Braunkohlen von größter Bedeutung. Neben Lagerstättentypen, die unabhängig von Verkarstungsprozessen entstanden, sind karstgebundene Braunkohlenvorkommen häufig. Als Prototyp eines größeren Lagerstättenreviers vom Salzauslaugungstyp sei das bereite erwähnte Geiseltal, ein Randbecken des Nordwestsächsischen-Thüringischen Braunkohlenbeckens in der Gegend von Halle, genannt. Seine bis 120 m mächtigen, gebänderten Flöze bilden den Rhythmus der auslaugungsbedingten Absenkung ab; die bis 20 km langen Wannenfüllungen sind an Salzspiegel oder -hänge gebunden. Das obermitteleozäne Alter dieser Braunkohlen ist gleichzeitig das Alter dieser Steinsalzverkarstung; die Dachziegelartige Lagerung der Flöze bildet außerdem das Wandern der Salzauslaugung von Norden nach Süden ab (KRUMBIEGEL &. SCHWARZ 1974). Schon lange sind räumlich eng begrenzte Flözanschwellungen im Weißelsterbecken bekannt (GRAHMANN 1931), die auf die während der Flözbildung erfolgte Eintiefung von Senkungskesseln zurückgehen. In solchen "Kesseln" können bis zu 50 m Flözmächtigkeit erreicht werden. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß vom Beginn des Tertiärs an Verkarstungsprozesse sicher nachweisbar sind. Die in verschiedenen Teilbereichen der Geowissenschaften (wie Lagerstättengeologie, Paläontologie u.a.) gesammelten Befunde sind als Bausteine für die zeitlich-räumliche Rekonstruktion der Verkarstungaprozesse nutzbar. |
Quellen:
1) Beitrag zur Europäischen Regionalkonferenz für Speläologie Sofia 1980 |