BUND-Fachtagung ”Naturgips gehört in die Berge” am 31. August 2002 in Osterode am Harz
Eine Veranstaltung anläßlich des Internationalen Jahres der Berge 2002

Die Rolle des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V.
beim Schutz des Gipskarstes

Michael Laumanns

Zusammenfassung

Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. mit Sitz in München (VdHK) wurde 1955 gegründet. Die ursprünglichen Ziele des Verbandes waren die Erforschung und der Schutz der Höhlen und Karsterscheinungen in Deutschland. Es handelte sich also beim VdHK seit Beginn an um eine forschende, aber auch um eine eine naturschützende Organisation. 1994 wurden diese Ziele mit einem Umbau des VdHK in eine Naturschutzorganisation unterstrichen. In § 3 der Satzung heisst es nun: „Der Zweck des Verbandes ist die Erforschung und der Schutz der Höhlen und Karsterscheinungen, der Umwelt- und Naturschutz sowie der Denkmalschutz in den Karstgebieten Deutschlands.“

Dem VdHK gehören rund 2.700 Mitglieder an. Dabei handelt es sich in der Mehrzahl um Karst- und Höhlenforscher, die in den ca. 100 Mitgliedsvereinen organisiert sind, welche ihrerseits Landesverbänden untergliedert sind. Daneben zählt der VdHK auch rund 20 Schauhöhlenbetriebe sowie wissenschaftliche Institute und Behörden zu seinen Mitgliedern. Seit 1994 gehört der VdHK dem Deutschen Naturschutzring und seit kurzem auch der Fachsektion Geotope der Deutschen Geologischen Gesellschaft an. Nähere Informationen über den VdHK finden sich auch unter www.vdhk.de

Der Landschaftsverbrauch durch die Rohstoffgewinnung, insbesondere in den Gipskarstgebieten, begleitet den VdHK seit seiner Gründung. Vor allem die Mitglieder der heutigen „Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V.“ machten seit Beginn der 80er Jahre verstärkt in den Verbandspublikationen auf die Problematik aufmerksam und haben durch ein permanent hohes Niveau der Berichterstattung das Thema „Schutz der Gipskarstgebiete“ zu einem der herausragenden Themen des deutschen Karst- und Höhlenschutzes gemacht. Dazu muss man wissen, dass Gipskarst in Deutschland rar ist. Es existieren nur wenige, meist räumlich eng begrenzte Vorkommen. Von diesen ist das Südharz-Vorland das bedeutendste.

Wir können nur schützen, was wir kennen. Daher steht am Anfang jeder Schutzbe-mühungen die Erforschung der betroffenen Regionen. Die systematische Erforschung und Dokumentation von Höhlen und Karsterscheinungen im Südharz setzte in den 20er Jahren ein, maßgeblich vorangetrieben von Friedrich Stolberg. Seither wurden zahlreiche Gipshöhlen im regionalen Höhlenkataster verzeichnet. Alle diese Höhlen sind nach inter-national einheitlichen Kriterien untersucht, vermessungstechnisch erfasst und mit Höhlenplänen dokumentiert. Ohne einen aussagefähigen Höhlenplan ist keine weitere wissenschaftliche Bearbeitung einer Höhle möglich.

Diese Arbeiten werden ehrenamtlich von den im VdHK organisierten Höhlenforschern gemacht. Es sei übrigens erwähnt, dass diese Arbeit auch während der Teilung Deutschlands im Ostharz nie zum Erliegen kamen.

Nun liegt das Geotop „Höhle“ – und sei es auch noch so gut erforscht – nicht isoliert unter der Landschaft. Es ist Teil von ihr und birgt wesentliche Möglichkeiten zur Verständnis der Landschaftsentwicklung, ja sogar der klimatischen Veränderungen der Vergangenheit – ein Thema, das durch die heutige Diskussion um das Erdklima hochaktuell geworden ist. Außerdem bergen die Höhlen des Südharzes auch wertvolle Hinterlassenschaften einer ausgestorbenen Tierwelt und des urgeschichtlichen Menschen. Viele dieser Funde konnten erst durch die Tätigkeit der organisierten Höhlenforscher zugänglich gemacht werden (z.B. die Lichtensteinhöhle). Nicht zuletzt besitzen Höhlen eine einzigartige Fauna und dienen bedrohten Tierarten, wie z.B. den Fledermäusen, als Winterquartiere . Auch in diesem Bereich des Naturschutzes haben sich viele regionale Höhlenforscher einen Namen gemacht.

Im Südharzer Gipskarst wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche bedeutende Höhlen durch immer neue Abbaugebiete zerstört. Dies ist umso bedenklicher, je mehr man sich vor Augen führt, dass keine Ausgleichsmaßnahme geeignet ist, eine einmal abgebaute Höhle in irgendeiner Form zu ersetzen. Ein solcher über hunderttausende von Jahren entstandener Hohlraum entsteht nicht in ein paar Jahren neu. Er bleibt unwiederbringlich verschwunden.

Es gehört zu den Hauptanliegen des VdHK, der Öffentlichkeit durch sachliche Informationen und Fachtagungen ins Bewusstsein zu bringen, dass eine verborgene Höhle – die nur wenige Menschen jemals zu Gesicht bekommen – eine weit über sie hinausgehende Bedeutung besitzt und daher vorrangigen Schutzes bedarf. Diese Erkenntnis muss auch bei Entscheidungsträgern verankert werden. Aus diesem Grund werden die regionalen Höhlenforscher von Beginn an bei ihrer oft mühsamen Behördenarbeit unterstützt und nehmen ihre Rechte bei Erweiterungs- und Neuplanungen von Abbaugebieten wahr. Zu besonders drängenden Problemfällen haben die Hauptversammlungen des VdHK mehrfach Resolutionen verabschiedet.

Zudem hat der Südharz als Erholungsgebiet eine wirtschaftliche Bedeutung, die bisher nicht genügend in die Diskussion eingebracht wurde. Dies wird durch den „Karstwanderweg Südharz“ unterstrichen. Dies passt nicht zusammen mit zahllosen Narben in der Landschaft und hier liegt noch viel zukünftiges Potential für ehrenamtliches Engagement.

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