Stratigraphie von Deutschland XII. Zechstein Als einer der letzten Bände in der Reihe Stratigraphie von Deutschland erscheint der Band Zechstein als Heft 89 der Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften. Er vereinigt auf 648 Seiten 38 Autoren mit insgesamt 62 Beiträgen zur Stratigraphie des Zechsteins in Deutschland und wiegt knapp 2 kg. Der Preis beträgt 109 €. Die Fertigstellung des Bandes vom ersten Entwurf bis zum Erscheinen dauerte mehr als 35 Jahre und stellt damit für geowissenschaftliche Bücher wohl einen Rekord dar. Konzept und auch die Schwerpunkte wechselten mehrfach innerhalb dieser Zeit, vor allem aber wurden die Beiträge umfangreicher. Der Band enthält die Bestandsaufnahme des derzeitigen Wissens und ist ein unentbehrliches Nachschlagewerk für alle Fragen, die mit dem Zechstein zusammenhängen. Die permische Zechstein-Gruppe ist verglichen mit den anderen Einheiten Deutschlands einzigartig; denn sie wird vor allem durch mächtige Ablagerungen von Evaporiten – Salze und Sulfate – geprägt. Andererseits liegt in den Karbonaten und Tonsteinen des Zechsteins eine große Vielfalt verschiedener Fazies vor, die vom euxinischen Kupferschiefer bis zu mikrobiellen Riffen reichen. Insgesamt werden drei große Faziesbereiche unterschieden: die marin-salinare Beckenfazies, die semi-salinare Randfazies und die terrestrische Fazies. Die räumliche Verbreitung dieser drei Bereiche schwankt sowohl von Formation zu Formation als auch innerhalb der Formationen. Das Zechstein-Becken ist nicht auf Deutschland beschränkt. Es werden auch die Nomenklaturen der Zechstein-Schichten unserer Nachbarn England, Niederlande, Dänemark und Polen und ihre Korrelation mit der deutschen Gliederung vorgestellt. Viele Methoden zur Gliederung, die in den anderen Einheiten benutzt werden, wie die Biostratigraphie und die Radiometrie, können hier nicht angewandt werden. Schwerpunkt des Bandes ist deshalb die Lithostratigraphie. Zunächst werden die Grundlagen der stratigraphischen Gliederung des Zechsteins, die angewandten Methoden und das Umfeld, in dem die Sedimente entstanden, eingeführt und diskutiert. Es sind dies im Einzelnen Fragen der Nomenklatur der Zechstein-Schichten, ihr Fossilinhalt (Makro- und Mikro-Flora, Vertebraten und Inverbraten), Magnetostratigraphie, Zyklo- und Sequenzstratigraphie, das Klima und die Klima-Zyklen und die Paläogeographie des Zechsteins. Einen Hauptteil nehmen die mehr oder minder detaillierten Beschreibungen der einzelnen Formationen und Subformationen des Zechsteins ein. Es werden nach der zeitlichen Abfolge alle Formationen und Subformationen, beginnend mit dem Kupferschiefer bis zur Fulda-Formation beschrieben, ihre stratigraphischen Grenzen definiert und ihre Genese interpretiert. Eine kurze Zusammenfassung der zeitlichen Aspekte ist jeder Formation vorangestellt. Die Zusammenschau zeigt, dass die stratigraphische Reichweite mancher gleichlautender Begriffe in den unterschiedlichen Regionen verschieden sein kann. Besonderen Wert wurde auf die Beschreibung und Deutung der randlichen Sedimente des Zechstein-Beckens gelegt, die bislang weitgehend vernachlässigt waren. Diese Schichten bestehen hauptsächlich aus perisalinaren und terrestrischen Ablagerungen. Sie sind hier zum ersten Mal detailliert beschrieben, genetisch gedeutet und – soweit möglich – mit der Beckenfazies korreliert worden. Sie wurden in Formationen gegliedert, denen Typusprofile zugewiesen und – soweit noch nicht geschehen – Namen gegeben wurden. Hier besteht noch ein großer Forschungsbedarf, denn die Korrelation zwischen der Randfazies und der Beckenfazies häufig nicht gesichert ist. Einen breiten Raum im Band nehmen die für den Zechstein typischen Salzstrukturen ein. Ihre Entstehung und ihre verschiedenen Formen und schließlich die Subrosion der Salze werden ausführlich beschrieben und diskutiert. Insgesamt ist es ein Beitrag, der bei der Suche eines Endlagers für radioaktive Abfälle nicht uninteressant ist. In sieben Beiträgen wird die wirtschaftliche Bedeutung der Zechstein-Ablagerungen vorgestellt. So sind die Zechstein-Karbonate sowohl Mutter- und Speichergestein für Kohlenwasserstoff-Lagerstätten. Hier findet der einzige in Deutschland zurzeit rentable Bergbau auf Kali- und Steinsalz statt. Die relativ neuen Methoden des Kavernenbaus werden ausführlich behandelt. Auch für die Steine- und Erden-Industrie ist der Zechstein ein bedeutender Rohstofflieferant. Regionaler Schwerpunkt des Bandes ist Hessen, das mit fünf Beiträgen vertreten ist. Es folgen Thüringen mit drei Beiträgen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz mit je zwei, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein mit je einem Artikel. Das auch als Hauptbecken bezeichnete Norddeutsche Becken, wird naturgemäß in den meisten Artikeln als Bezugs- und Vergleichspunkt herangezogen, ist also auch häufig vertreten. Den Band beschließen ein ausführliches Verzeichnis aller stratigraphischen Bezeichnungen, die für die Schichten des Zechsteins benutzt wurden und werden, einschließlich ihrer nomenklatorischen Klassifikation als Formation, Subformation, Horizont und Unterhorizont und eine Zusammenstellung zur Nomenklatur von Salzmineralen und -gesteinen. Die einzelnen Formationen, Subformationen und ihr regionales Vorkommen sind je nach Autor unterschiedlich ausführlich beschrieben. Leider konnten nicht alle Felder besetzt werden. So fehlen zum Beispiel mit Ausnahme der Pollen und Sporen die Mikrofossilien. Auch der regional und faziell sehr interessante Zechstein Mecklenburg-Vorpommerns ist nicht explizit vertreten. Es fanden sich keine Autoren, die diese Aufgaben übernehmen wollten. Auch die Mineralogie, Sedimentologie und Diagenese der Zechstein-Tone wird nicht behandelt, da sie bislang nur wenig untersucht worden sind. Im Band werden auch noch offene Fragen berührt. Welche Sedimente wurden gleichzeitig im Becken und an den Rändern abgelagert? Ein weiteres ungelöstes Problem ist die zeitliche Dimension, die Dauer der einzelnen Formationen und auch des gesamten Zechsteins. Hier schwanken die veröffentlichten Schätzungen – mehr sind es nicht – um den Faktor zwei. Der Anteil der Frauen an der Zahl der Autoren beträgt knapp 15 %. Doppelt so hoch, also etwa 30 %, ist Anteil der Autoren, die bereits aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Interessant ist die berufliche Struktur der Autoren. Jeweils etwa 45% der Autoren sind oder waren in den Geologischen Landesämtern beziehungsweise in der Industrie und den geologischen Büros tätig, nur 10% kommen aus dem Hochschul- und Museumsbereich. Es wird hier sehr deutlich, dass an den Hochschulen Forschungen zur Stratigraphie nicht mehr als attraktiv angesehen werden oder auch dass sie von den Forschungsorganisationen nicht (genügend) gefördert werden. J. Paul, Göttingen
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