Infoblatt zum bundesweiten Tag des Geotops 2005

Vom Rohstoff zum Dachziegel -
Unterer Buntsandstein in der Ziegeleitongrube Jacobi, Bilshausen

Dr. Gerald Dehne *, Heinz-Gerd Röhling **, Dipl.-Ing. Ulrich Strüber ***


Beschreibung des Objektes
Das in der Ziegeleitongrube Bilshausen zu Tage tretende Profil aus der Bernburg-Folge des Unteren Buntsandsteins wird überwiegend von rotbraunen bis graugrünlichen ton-, silt- und feldspatreichen Feinsandsteinen ("Arkosen") aufgebaut, in denen wenige Einschaltungen feinkörniger Oolithe auftreten. Die Ooide sind sind jedoch heute bedingt durch die Verwitterung herausgelöst und haben in den Gesteinen Poren hinterlassen (sog. Porensandsteine.)
Die aufgeschlossenen Ton-, Sand- und Mergelsteine lassen bei genauerer Betrachtung Sedimentstrukturen wie Parallel-, Schräg- und Flaserschichtung (flaserig = dünne auskeilende Ton-, Silt- und Sandsteinlagen in enger Wechsellagerung), Strömungs- und Wellen­Rippelmarken sowie vereinzelt Trockenrisse erkennen. An den Sedimentstrukturen lassen sich u.a. die vorzeitlichen Schüttungsrichtungen messen. Demnach muss der Transport der abgelagerten Sedimente dereinst von Südosten nach Nordwesten erfolgt sein.
Die vorhandenen Sedimentstrukturen lassen darauf schließen, dass hier vor rund 220 Millionen Jahren am Rand eines großen urzeitlichen Binnensees (wie es z. B. heute der Aralsee ist) die Deltamündung eines langsam strömenden Flusses lag, der im Nordteil der Böhmischen Masse entsprang. Unter einem trocken-warmen Klima wurden seine feinkörnigen Schwebstoffe hier in einem flachen Becken abgelagert, welches stellenweise für kurze Zeit trocken fiel. Die Ooide bildeten sich, als die Zufuhr der feinen Sedimente zurückging und im Ablagerungsraum eine erhöhte Wasserverdampfung einsetzte.
Abb.1: Wechsellagerung von Ton- und Schluffsteinen mit feinkörnigen Sandsteinen in der Bernburg-Folge des Unteren Buntsandsteins, Ziegeleitongrube Jacobi, Bilshausen
Technische Eiqenschaften
Während sich die Schieferton-Sandstein-Wechselagerungen - bedingt durch den hohen Quarz-Anteil im schlecht bis mittelplastischen Bereich befinden, kommen die Schiefertonlagen im mittelplastischen bis gut plastischen Bereich vor; welches auf dem erhöhten Gehalt an Tonmineralen hier vorwiegen Illit bzw. Illit/Glimmer - basiert. Dadurch weisen dieWechsellagerungen nur eine mittelmäßige und die Schiefertonlagen eine gute Verformbarkeit auf. Demgegenüber ist die Trocken- und Brennschwindung der Wechsellagerungen niedriger als die der Schiefertone.
 

Die Rohstoffe des Unteren Buntsandsteins weisen bei 900 bis 1.000° C eine gute Formhaltung auf und erreichen schon bei 900° C eine genügende Festigkeit. Bei 1.100° C zeigt das Material größtenteils Schmelzbeginn. Die Brennfarben sind bei 900° C ziegelrot - hellrötlichbraun, bei 1.000° C rotbraun und bei 1.100° C dunkelrotbraun - braun.
 
Abb.3: Wellenrippeln auf der Schichtfläche
eines feinkörnigen Sandsteins
Abb.4: Trockenrisse belegen ein häufiges
Trockenfallen des "Buntsandstein-Sees"

Produkte
Die in der Tongrube aufgeschlossenen Schiefertonlagen bzw. Schieferton-Sandstein-Wechsellagerungen werden im Raum zwischen Duderstadt und südlich Osterode bei Schwiegershausen und in Thüringen im Raum Nordhausen abgebaut. Je nach Brenntemperatur ist die Produktion von Hinter- sowie Vormauersteinen (900 - 1.050° C) und Hartbrandsteinen und Klinkern (1.000 - 1.050° C) möglich. Der obere Teil des Unteren Buntsandsteins (Bernburg-Folge) wird wie hier - bei Auswahl von schiefertonreichen Lagen , zur Produktion von Dachziegeln gewonnen; wobei die Jacobi Tonwerke GmbH zur qualitativen Optimierung andere Tone, z. B. aus dem Westerwald, zusetzen. Als weitere Verwendungsmöglichkeit ist der Einsatz als Dichtungston für den Deponie- und Wasserbau zu nennen.

GPS-Koordinaten
N 51.6367° E 10.1922°

Welche Karten gibt es - Topographie, Geologie: Topogr. Karte 1:25.000, Blatt 4327 Gieboldehausen, Geol. Karte 1:25.000, Blatt 4327 Gieoldehausen, Geol. Übersichtskarte 1:200.000, Blatt CC 3726 Goslar

Literatur zum Geotop: Brüning, U. (1986): Stratigraphie und Lifhofazies des Unteren Buntsandsteins in Südniedersachsen und Nordhessen. - Geol. Jb., A90: 3-125; Hannover.
Röhling, H.-G. (1993a): Der Untere Buntsandstein in Nordwest- und Nordostdeutschland - Ein Beitrag zur Vereinheitlichung der stratigraphischen Nomenklatur. Geol. Jb., A142: 149 - 183; Hannover.

Was kann man sonst noch besichtigen: Rhumequelle, Seeburger See, Gemeindesteinbruch Bartolfelde, Römerstein, Kalkwerk Ührde, Einhornhöhle, sowie weitere Objekte entlang des Karstwanderweges sowie im GeoparkHarz - Braunschweiger Land - Ostfalen

Was gibt es zu berücksichtigen: Aktiver Steinbruch!

Wo kann man essen, übernachten: Vielfältige Möglichkeiten in den umliegenden Ortschaften

Internet-Adressen: www.nlfb.de/geologie/anwendungsgebiete/objektliste-geotope.htm , www.dgg.de , www.geo-top.de , www.geotope.de , www.geoakademie.de

Herausgeber und Fachbehörde für den Geotopschutz: Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung, Stilleweg 2, 30655 Hannover, Tel.: 0511 -643-0, 0511 -643-2304, www.nlfb.de

NLfB- Codierung: Geotop 4327-xx, TK25: 4327, R 35 82 186, H 57 22 697, Verantwortlich: NLfB: Dr. Heinz-Gerd Röhling
 
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c/o GEOTEKT GbR, Merseburger Str.14, 37441 Bad Sachsa
Tel. 95523/3482, Fax: 05523/2828, e-mail dehne.geotekt@t-online.de
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c/o Niedersachs. Landesamt f. Bodenforschung, Stilleweg 2, 30655 Hannover
Tel.: 0511 /643 3567, Fax: 0511 /643 3667, e-mail: gerd.roehling@bgr.de
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c/o Tonwerke Jacobi, Osteroder Str. 2, 37434 Bilshausen
Tel.: 05528/9100, Fax: 05528/910139, e-mail: ulrich@strueber

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