Infoblatt zum bundesweiten Tag des Geotops 2010

Kuckanstal und Ravensberg – Vulkanismus bei Bad Sachsa

Dr. Gerald Dehne *

Beschreibung des Objektes
Gleich einer Bucht dringt am Südharz im Gebiet zwischen Hermannsacker und Steina das Rotliegende in den altvaristisch gefalteten Harzkern ein und wird im Süden diskordant vom Zechstein überlagert.
Das Rotliegendgebiet mit seinen mächtigen und gegen die Verwitterung widerstandsfähigeren Decken von Porphyr, Melaphyr und Porphyrit ist morphologisch noch ein Teil des Harzgebirges. Erst weiter südlich beginnt mit dem Auftreten des Zechsteins und der mürben Walkenrieder Sande das eigentliche Harzvorland.

Wie die Sedimente des Rotliegenden in anderen deutschen Gebieten, so zeigen auch die Schichten des Ilfelder Beckens, zu dem das Zorger Rotliegend gehört, einen bunten Wechsel von Tonschiefern, Arkosen, Sandsteinen und Konglomeraten sowie von Eruptivgesteinen und deren Tuffen, wobei letztere sich deckenförmig in die sedimentären Schichten einschieben.

Der Felsitporphyr (Ryolith) der Ravensberges bildet einen Deckenerguss, der in seinem Alter zwischen den Porphyrkristalltuff und das Porphyrkonglomerat gehört. Nach neueren Erkenntnissen ist das Alter zwischen 290 und 298 Mio. Jahren zu datieren.
Der Ryolith erscheint auf dem Blatt Zorge (s. r.) am westlichen Ende der Verbreitung des Rotliegenden in einem ansehnlichen von Nord nach Süd längs gedehnten Massiv, welches sich von der höchsten erhebung in der Kuppe des Ravensberges über den Ratsberg zum Kleinen Sandkopf senkt. Der Porphyr bleibt im Südwesten von der Grauwacke (Oberdevon) durch einen schmalen Saum vom Rotliegendem getrennt. Im Osten legt er sich bis zum Katzenstein unmittelbar der Grauwacke an und wird dann am Katzenstein vom Porphyr-Konglomerat bedeckt.

Die ganze Porphyrmasse bildet einen grabenförmigen Einbruch des Rotliegenden im Grauwackengebirge, gewissermaßen die östlich abgesetzte Fortsetzung des Ohmgebirgssystems ins alte Gebirge. Das Gestein ist in der ganzen Erstreckung des Porphyr-Massivs außerordentlich gleichförmig, kristallarm, schalig oder plattenförmig abgesondert und stark zerklüftet. Die Grundmasse bleicht bei der Verwitterung aus ohne sich aufzulockern; nur ausnahmsweise ist an einer Stelle im Kuckanstal am Großen Sandkopf das ganze Gestein zu einer kaolinartigen Masse zersetzt.

Ryolith besteht vorwiegend aus Quarz, Feldspat und Glimmer. Er hat etwa dieselbe Zusammensetzung wie Granit. Aber infolge der schnellen Erstarrung sind die Kristalle nur sehr klein, so dass man sie mit dem bloßen Auge nicht erkennen kann. Rot ist der Ryolith des Ravensberges durch Hämatit (Fe2O3).
An der Kontaktfläche der Lava zum umgebenden Gestein bildeten sich zahlreiche Drusen oder Lithophysen, den "Ravensbergkugeln". Lithophysen sind zum Teil hohle Rhyolit-Kugeln, die vorwiegend im Kontakt zu Wasser enthaltenen Gesteinen entstanden. In den Hohlräumen können große Kristalle von Quarz, Hämatit und anderen Mineralen gewachsen sein, so dass diese begehrte Sammlerobjekte darstellen.


Abb. 2: Geologische Übersichtskarte für den Raum Bad Sachsa

Welche Karten gibt es - Topographie, Geologie: Topogr. Karte 1:25.000, Blatt 4329 Zorge, Geol. Karte 1:25.000, Blatt 4329 Zorge, Geol. Übersichtskarte 1:200.000, Blatt CC 3726 Goslar, Geol. Karte Harz 1:100.000

Literatur zum Geotop: Schriel, W. (1929): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Preußen, Blatt Zorge, Nr. 4329, M 1:25.000, Berlin
Paul, J. (1993): Geologie des Ilfelder Beckens (Permokarbon, S-Harz), Göttinger Arb. Geol. Paläont., Heft 58, Göttingen

Was kann man sonst noch besichtigen: Südlich des Ravensberges befindet sich bei Steina ein weiterer Rotliegend-Vulkan - der Stauffenbüttel. Dieser hat die Besonderheit, dass er vom Zechsteinmeer überflutet wurde und demzufolge eine Untiefe darstellte, welches das Wachsen eines Riffs ermöglichte. Der Riffdolomit liegt somit unmittelbar auf dem vulkanischen Gestein auf.

Handelt es sich um ein Naturschutzobjekt: Naturpark Harz

Wo kann man essen, übernachten: Vielfältige Möglichkeiten in Bad Sachsa und den umliegenden Ortschaften

Internet-Adressen: www.lbeg.de/geologie/anwendungsgebiete/objektliste-geotope.htm , www.dgg.de , www.geo-top.de , www.geotope.de , www.geoakademie.de , www.karstwanderweg.de , www.geotekt.de

Herausgeber und Fachbehörde für den Geotopschutz: Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Stilleweg 2, 30655 Hannover, Tel.: 0511 -643-0, 0511 -643-2304, www.lbeg.niedersachsen.de

LBEG-Codierung: Geotop -xx, TK25: 4329, R 43 98 440, H 57 19 850, Verantwortlich: LBEG: Dr. Heinz-Gerd Röhling

* Geotekt GbR, Merseburger Str. 14, 37441 Bad Sachsa

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