Die "Zwerglöcher" bei Walkenried am Südharz Heinz-Gerd Röhling * Beschreibung des Objektes In der Südharzer Gipslandschaft werden kleine Quellungshöhlen auch als "Zwerg"- oder "Zwergenlöcher" bezeichnet. Hierbei handelt es sich um Quellungshöhlen, d.h. blasenartige Hohlräume unter Gips- und Anhydritschichten, die durch Volumenzunahme bei der Umwandlung von Anhydrit in Gips durch Aufwölbung nach oben entstanden sind. Sie treten weltweit sehr selten auf, können örtlich jedoch häufig vorkommen. Das bekannteste Vorkommen in Europa sind der Sachsenstein und der Höllstein bei Walkenried am Südharz. Dort treten "Zwerglöcher" auf einer Fläche von weniger als einem Quadratkilometer zu Dutzenden auf. Erstmals erwähnt wurden solche Quellungshöhlen von Behrens 1703. Eingehende Beschreibungen finden sich bei Biese (1931). Die größeren der Höhlen mit 0,5 bis 2 m Firsthöhe und bis zu 10 m Länge sind im Harzer Höhlenkataster erfasst (Reinboth). Die Entstehung der Quellugshöhlen hat erstmals wohl Beyrich (1870) mit der Volumenzunahme ("Quellung") der oberflächennahen Anhydritschichten bei der Aufnahme von Kristallwasser erklärt. Die lineare Ausdehnung beträgt maximal 17 % (Reimann 1991). Bei dieser Umwandlung von Anhydrit zu Gips weichen die verhältnismäßig plastischen Gesteinsbänke dem Druck durch ausbeulen nach oben aus. Dabei entstehen länglich-ovale, oft befahrbare (= begehbare) Hohlräume. In jüngerer Zeit haben sich Breisch & Wefer (1981) mit der Entstehung dieser Höhlen auseinander gesetzt. Quellungshöhlen entstehen z.T. in relativ kurzer Zeit. So wurde z.B. bei der Anlage eines Steinbruches 1924/25 eine Anhydritbank duch Abbau der überlagernden Gipsschichten freigelegt. Innerhalb weniger Jahrzehnte hat sich in dem 1930 stillgelegten Steinbruch aus einer hohl klingenden leichten Aufwölbung (ca. 10 cm hoch, 1950) bis 1995 eine ca. 30 cm hohe sowie etwa 4 m lange und 3 m breite Quellungshöhle entwickelt. "Zwergenlöcher" entstehen, wachsen und verstürzen im Verlaufe ihrer Jahrzehnte oder Jahrhunderte währenden "Lebens" wie so viele Dinge in der sehr dynamischen, belebten oder auch unbelebten Natur (Reimann 1991). Die Öffnung einer Quellungshöhle ist gleichzeitig der Beginn des Zusammenbruches und damit der Zerstörung. Nur wenn die aufgewölbte Anhydritschicht dicker ist, hat eine solche Höhle längere Standzeiten. Bitte besuchen Sie diese schutzwürdigen Geotope mit besonderer Vorsicht. Welche Karten gibt es - Topographie, Geologie: Topogr. Karte 1:25.000, Blatt 4429 Bad Sachsa , Geol. Karte 1:25.000, Blatt 4429 Bad Sachsa , Geol. Übersichtskarte 1:200.000, Blatt CC 3726 Goslar , Geol. Karte 1:100.000, HarzLiteratur zum Geotop: Behrens, G. H. (1703): Hercynia curiosa oder curiöser Hartz Wald. - Nordhausen (Neudruck Nordhausen 1899). Biese, W. (1931): Über Höhlenbildung. 1. Teil: Entstehung der Gipshöhlen am südlichen Harzrand und am Kyffhäuser. - Abh. Preuß. Geol. Landesanst., N.F. 137, 71. S.;Berlin. Breisch, R. L. & Wefer, F. L. (1981): The Shape Of "Gypsum Bubbles". - Proc. 8th Int. Congr. of Speleology: 757 - 759; San Diego. Reinboth, F. (1997): Die Zwergenlöcher bei Walkenried am Harz - Bemerkungen zur Frage der Quellungshöhlen. - Die Höhle, 48 Jg., H1: 1 - 13, 8 Abb:, Wien. Reimann, Matthias & Vladi, Firouz (2003): Zur Entwicklung der sog. Zwergenkirche am Sachsenstein bei Walkenried, Landkreis Osterode am Harz, Niedersachsen und vergleichende Beobachtungen zur rezenten Entstehung von Quellungshöhlen in einem aufgelassenen Gipssteinbruch bei Dingwall, Nova Scotia, Kanada.- Mitt. d. Verb. d. Dt. Höhlen- u. Karstforscher, 49 (3): 75 - 77, 5 Abb.; München Was kann man sonst noch besichtigen: Römerstein, Kranichstein, Nüxeier Dolomitbruch, Einhornhöhle, Rhumequelle sowie weitere Objekte entlang des Karstwanderweges Handelt es sich um ein Naturschutzobjekt: Naturschutzgebiet Geländeeigentümer: Land Niedersachsen, Landesforstverwaltung Was gibt es zu berücksichtigen: Bitte keine Steine klopfen! Wo kann man essen, übernachten: Vielfältige Möglichkeiten in Walkenried und den umliegenden Südharz-Gemeinden Internet-Adressen: www.nlfb.de/geologie/anwendungsgebiete/objektliste-geotope.htm , www.dgg.de , www.geo-top.de , www.geotope.de , www.geoakademie.de , www.karstwanderweg.de Herausgeber und Fachbehörde für den Geotopschutz: Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung, Stilleweg 2, 30655 Hannover, Tel.: 0511-643-0, 0511-643-2304, www.nlfb.de NLfB- Codierung: Geotop 4429/.., TK25: 4429 Bad Sachsa , R 44 02 000, H 57 17 500 Verantwortlich: NLfB: Dr. Heinz-Gerd Röhling * c/o Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung, Stilleweg 2, 30655 Hannover; Tel: 0511-643-3567, e-mail: gerd.roehling@nlfb.de |