Firouz Vladi, 18.02.2022 Hugo Haase - Im Gedenken an einen bedeutenden Erforscher der Gipskarstlandschaft Südharz (18.02.1902 – 10.08.1966) Gleich drei Hugo Haases haben
die jüngere deutsche Geschichte geprägt: Hugo Haase (geboren 1863 in
Allenstein, Ostpreußen; gestorben 1919 in Berlin) war ein
sozialdemokratischer Politiker und Pazifist. Er starb nach einem
Attentat. Hugo Haase (geboren 1857 in Winsen/Luhe; gestorben 1933 in
Hannover) revolutionierte um 1900 die Jahrmärkte Mitteleuropas: Schöpfer
neuer Attraktionen bei Karussellen und der Achterbahn. Er hatte eine
Niederlassung in Roßla im Südharz, von wo die Haase’sche Achterbahn ganz
Deutschland bereiste.
Haase untersuchte
als erster und methodisch vorbildlich die unterirdische Entwässerung der
Flüsse Steina, Ichte, Uffe, Wieda und Zorge samt dem Wiederauftreten
des Wassers in Karstquellen, insbesondere dem Salzaspring bei
Nordhausen. Ihn verband mit Dr. Friedrich Stolberg und Dr. Walter Biese
eine freundschaftliche Kooperation in der Erforschung der Südharzer
Höhlen und des Karstes. Hugo Haase wirkte von 1934 bis zu seinem viel zu
frühen Tode 1966 als Wasserwirtschaftler im Gewässerkundlichen Büro der
Harzwasserwerke des Landes Niedersachsen an der Sösetalsperre in
Osterode. Haase organisierte um 1963 mit Unterstützung von Walter Reinboth aus Walkenried eine Jahreshauptversammlung des Harzvereins für Geschichte in Walkenried. Eine Folge davon war die Gründung des dortigen Geschichtsvereins im Jahre 1964. Seit Gründung des Heimat- und Geschichtsvereins Osterode und Umgebung im Jahre 1954 gehörte Haase dessen Beirat an. Den Mitgliedern die Geheimnisse und Schönheiten ihrer Heimat zu zeigen, war ihm – ja selber Südharzer – ein lebenslanges Anliegen. Er tat dies unermüdlich mit großem Wissen und Engagement in Vorträgen und Exkursionen und mit seinem Forschergeist in 64 Publikationen, wobei das Harzer Wasser des Bergbaus und des Gipskarstes oft die Mitte bildete. „Er wusste anderen die Augen zu öffnen und zeigte draußen in Wald und Tal, in Höhlen und auf Bergeshöhen, drinnen die Fülle seiner schönen Lichtbilder mit immer neuer Freude.“ So schrieb 1966 in den Heimatblättern für den südwestlichen Harzrand der damalige Vorsitzende in einem Nachruf. Bei seiner Bestattung auf dem Osteroder Friedhof waren Familie Reinboth und Dr. Friedrich Stolberg anwesend. Seine Witwe ist später aus Osterode weggezogen; ihre Ehe war kinderlos geblieben. Hugo Haase im Gelände. FOTO: FIROUZ VLADI / PRIVAT Unter den Schriften Haases sind hier drei weitere besonders
hervorzuheben: „Das Gesicht der Heimat“, 1951 im Osteroder Krösing-
Verlag erschienen; „Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz“,
1966 in schon zweiter Auflage erschienen; und „Der Wasserhaushalt des
Westharzes – Hydrologische Untersuchungen 1941-1965“, 1970 posthum
zusammen mit Martin Schmidt und Joachim Lenz. Kleinere Schriften
befassten sich mit dem Teufelsloch bei Osterode, den Salz- und
Karstquellen von Förste, den Harzer Gipshöhlen samt der Jettenhöhle und
dem Weingartenloch oder einer eiszeitlichen Vergletscherung des Harzes. Drei Jahre nach Abschluss seiner Doktorarbeit begann der Krieg, danach kam die Teilung Deutschlands, die alle weiteren Forschungen hierzu unterband: Die Versickerung lag nun im Westen, das Wiederauftreten der Karstgrundwässer im Osten. Nach der Wiedervereinigung 1990 sind kaum neue hydrogeologische Erkenntnisse für dieses interessante Gebiet hinzugewonnen worden: ein Desiderat! Ein Vorbild für die Fortsetzung genau dieser Forschungen könnten die umfangreichen Arbeiten zur Trinkwassergewinnung aus dem Pöhlder Becken mit Versickerung von Sieber und Oder mit Wiederaustritt an der Rhumequelle sein. Aber für die Fortführung von Haases Arbeiten an Steina, Uffe, Sachsengraben, Wieda, Ichte, dem Kohnstein und dem Salzaspring muss viel öffentliches Geld in die Hand genommen werden. Wer, wann und wie dieses leisten könnte, ist auf Jahre hinaus leider nicht absehbar. Zwar schrieb Hugo Haase noch unlängst vor seinem unerwarteten Tode einen mehr schon visionären Beitrag über die „Harzwasserwirtschaft nach der Wiedervereinigung“, doch ließ diese ja bekanntlich noch ein Viertel Jahrhundert auf sich warten. Zu Haases beruflichen Aufgaben gehörte auch die Planung und Bemessung der Westharzer Talsperren, mithin auch einer Siebertalsperre. Möge das letztgenannte Projekt weiterhin in Frieden der Regale und Archive ruhen! Das Entwässerungssystem, ober- und unterirdisch, zwischen Steina und Nüxei als ein Beispiel aus Haases Wirken. Auswahl einiger Veröffentlichungen von Hugo Haase: HAASE, Hugo (1936): Die Südharzer Gipshöhlen und das Karstwasserproblem. – Mitt. über Höhlen- u. Karstforschung 1936. 26-29, Berlin HAASE, Hugo (1936): Hydrologische Verhältnisse im Versickerungs-Gebiet des Südharz-Vorlandes. – Inaug.-Diss., 218 S., 26 Textabb., 9 Taf., 2 Anl., Math. -Naturwiss. Fak., Georg-August-Univ. Göttingen HAASE, Hugo (1951): Das Gesicht der Heimat. Erdgeschichtliche Deutung der Harzlandschaften. – 82 S., Krösing, Osterode HAASE, Hugo (1964): Das Teufelsloch bei Osterode. – Heimatkalender des Kreises Osterode. – S. 76f. HAASE, Hugo (1964): Höhlenforschung im Harzgebiet. – Unser Harz 12 , Nr.4, 6-8, [3 Abb.]; Nr.5, 7-10, [3 Abb.], Clausthal-Zellerfeld HAASE, Hugo (1971): Oberflächengewässer. – Dt. Lkrr., R. Nieders. 25 (Der Landkreis Blankenburg), 61-67, 2 Abb., 1 Tab., Bremen-Horn HAASE, H., SCHMIDT, M. & LENZ, J. (1970): Der Wasserhaushalt des Westharzes – Hydrologische Untersuchungen 1941-1965. – Veröff. Nds. Inst. Landeskde. Landesentw. AI95, 96 S., Göttingen |