F.D.P.-Mitglieder Informierten sich auch an "unbekannten Stellen" Kreis Osterode (gf). Der Kreis Osterode ist reich an Naturdenkmälern, die es zu erhalten und zu schützen gilt. Diese Meinung herrschte bei etwa 40 F.D.P.-Mitgliedern und der Partei nahestehenden Personen vor, nachdem der Kreis-Diplom-Geologe Firouz Vladi einige dieser Naturdenkmäler vorgestellt hatte und über die frühere und heutige Bedeutung informiert hatte. Die Reise war auf Initiative der Osteroder F.D.P.-Ortsvorsitzenden Helga Pohl und des Kreistagsabgeordneten und Ratsherrn Jung erfolgt. Firouz Vladi führte die Gruppe zunächst zum "Sieberknick" bei Elbingerode. Hier hat die Sieber durch etliche hunderttausend Jahre einen geologischen Aufschluß geschaffen. Eine etwa 40 Zentimeter dicke Kulturschicht lagert auf einer Lößdecke auf, die sich besonders in der letzten und vorletzten Eiszeit gebildet hat. Darunter findet man Fließerden, die von den Hängen des Harzes abgetragen sind. Zwischen dem Sandstein am unteren Ende des Aufschlusses und der Fließerde hat sich dann noch eine Schotterschicht gebildet. Interessant waren hier in der Lößschicht Bodeneinlagerungen, die in Warmperioden während der Eiszeit entstanden sind (Dauer jeweils etwa 5000 Jahre). Geschichte wurde geschrieben in Pöhlde. An der Gerichtslinde erläuterte Vladi die Bedeutung dieses Platzes, der offensichtlich schon während der Bronzezeit besiedelt war und damit zu den ältesten Siedlungen im Harzer Raum gehört. Der Baum wurde auf Veranlassung des Landkreises durch einen "Baumchirurgen" meisterhaft saniert. Es besteht die Hoffnung, daß er noch einige Jahre bestehen wird. Kreis Osterode/Bartolfelde (gf). Im Steinbruch bei Bartolfelde erklärte Kreis-Diplom-Geologe Firouz Vladi den Teilnehmern einer Informatiomsfahrt der F.D.P. Osterode, daß sich hier früher ein Korallenriff an der Meeresküste des warmen Zechsteinmeeres befunden hat. Eine sich anschließende Besichtigung des Geländes machte auf die Abbruchkante, des Küstenfelsens aus Grauwacke deutlich. Auch einige kleine Versteinerungen wurden entdeckt. Im Bereich des Pöhlder Beckens wies der Kreistagsabgeordnete Jung auf die Entwässerungsmaßnahmen in der Hattorfer Feldmark hin. Hier ist der Feuchtlebensraum verschwunden und mit ihm die früher in Hattorf heimischen Störche. Kreisgeologe Vladi erläuterte die Rekultivierungsmaßnahmen an den Kiesteichen, die in Zukunft besonders auch seltenen Wasservögeln eine Heimstatt werden sollen. Am Wiedensee erklärte Vladi die am Harzrand vorherrschende, nach Süden abfallende Schichtung. In diesem Gebiet versickernde Grundwässer treten in der Rhumequelle wieder zutage. Der Boden in diesem Gebiet ist arm und muß stark gedüngt werden. Folge: Die Nitratwerte in der Rhumequelle, die vor 20 Jahren etwa bei 10 Milligramm/Kubikmeter lagen, haben sich bis heute etwa verdoppelt. Ab 25 Milligramm/Kubikmeter könnte das Wasser nicht mehr als Trinkwasser genutzt werden. Einen weiteren Halt legte die Gruppe am Steinbruch bei Bartolfelde ein, wo das auf Grauwacke aufsitzende Muschelkalkriff (Moostierchen) besichtigt wurde. Vladi wies hier auf "Taten" von Landschaftsgestaltern hin, Steinbrüche mit Müll verfüllen und mit Mutterboden abdecken lassen. Hierdurch sind oftmals geologische Aufschlüsse verschwunden, die in Lehrbüchern in der ganzen Welt noch als Fotografie auftauchen. Auch der Bartolfelder Steinbruch sollte mit Schutt verfüllt werden. Er wurde als Naturdenkmal gesichert. Nach Überquerung der Wasserscheide zwischen Elbe und Weser bei Osterhagen wies VIadi bei Nüxei auf die dortigen Karstformen hin. Die Steina ist zur Zeit wieder völlig trocken. Auch die Form des Nußteiches (Nüxsee) wurde durch Vladi erklärt. Zuvor hatte er auf die Fichtenaufforstung am Römerstein aufmerksam gemacht. Durch die Fichten wird saurer Boden gebildet, der bereits eine Menge Gipskarstpflanzen vernichtet hat. Das letzte Ziel war die Pfaffenschwinde in der Nähe der Kolonie Tettenborn. Hier hat sich noch relativ unverfälscht ein Gipskarstgebiet erhalten, bei dem man den rasanten Lösungsvorgang des Gipses verfolgen kann. Ein ganz neuer Abruch hat sich gebildet. Interessant ist auch hier die sehr vielfältige Pflanzenwelt des bodenständigen Buchenwaldes. Die Erhaltung solcher Gebiete ist überaus wichtig, da von hier aus nach einer Rekultivierurig der Gipsabbaufläche wieder eine Rückbesiedelung mit bodenständigen Pflanzen erfolgen kann. Kreistagsabgeordneter Jung sagte, man werde der Erhaltung der Naturdenkmäler größte Aufmerksamkeit widmen. Auf keinen Fall dürften bei diesen Gebieten Zustände wie im Hainholz eintreten, wo durch "unangemessene Propaganda" ein Gebiet durch Überwanderung zerstört wurde. Quelle: HarzKurier, 24. Mai 1982 |