Als am Steinberg die Rentierherden zogen Ur- und Frühgeschichte im südwestlichen Harzvorland Bronzezeit, Eisenzeit: Auch im südwestlichen Harzvorland haben sie ihre Spuren hinterlassen. Die ersten Menschen hatten sich vor mehr als 400000 Jahren am Harz bewegt, wie 1985 nachgewiesen wurde. Bei Ausgrabungen in der Einhornhöhle bei Scharzfeld fand man zahlreiche Steinwerkzeuge des Neandertalers und Produktionsabfälle. Jäger und Sammler aus der Altsteinzeit hatten die Werkzeuge gefertigt, die neben Bärenknochen 130000 Jahre alten Schichten lagen. Mit 50000 Jahren deutlich jünger sind mehrere Einzelfunde von Faustkeilen und anderen großen Werkzeugen aus Feuerstein, die bei Schwiegershausen, Förste, Badenhausen und im Hainholz bei Düna entdeckt wurden. Auch diese Geräte wurden noch vom Neandertaler hergestellt, der nach neuesten Erkenntnissen vor etwa 28000 Jahren vom heutigen Menschen (Homo sapiens sapiens) verdrängt wurde.
Die Endphase der Altsteinzeit fällt mit dem ausgehenden Eiszeitalter zusammen. In diese Zeit gehört der 1926 in der Steinkirche bei Scharzfeld entdeckte Lagerplatz einer Gruppe von Rentierjägern. Vor 15 000 Jahren hatten diese als Nomaden lebenden Jäger den steil am Nordrand des Odertals aus der späteiszeitlichen Tundra aufragenden Steinberg als idealen Standort ausgewählt, um die vorbeiziehenden Rentierherden zu beobachten. Die zahlreich um die Feuerstelle des Lagers verteilten Tierknochen zeugen vom Jagderfolg. Mit dem Ende der Kaltzeit und der stetig voranschreitenden Erwärmung des Klimas setzt in unserer Region vor 10000 Jahren die Wiederbewaldung ein. Die großen Rentierherden, die bei ihren ausgedehnten Wanderungen auf eine freie Steppe angewiesen waren, blieben aus, und der Mensch begann sich auf die Jagd und das Sammeln im Wald umzustellen. Zahlreiche Rastplätze dieser Jäger und Sammler der nun beginnenden Mittelsteinzeit hat man in der Gegend von Scharzfeld unter überhängenden Felsdächern gefunden. Als unverzichtbaren Jagdhelfer machte der Mensch den Hund zu seinem Weggefährten. Die spärlichen Hinterlassenschaften scheinen zu bestätigen, dass die Waldjäger ein karges Leben führten. Vielleicht hatte dies dazu beigetragen, dass der Mensch am Ende der Mittelsteinzeit seine Lebens- und Wirtschaftsweise innerhalb kurzer Zeit derart gravierend änderte, dass die Wissenschaftler den jetzt einsetzenden Wandel von der aneignenden zur produzierenden Wirtschaftsweise als "jungsteinzeitliche Revolution" bezeichnen. Dr. Stefan Flindt |