Sie bauten Dörfer mit festen Gebäuden

Vor 7300 Jahren die ersten Ackerbauern

Vor 7300 Jahren erscheinen am südwestlichen Harzrand die ersten Ackerbauern. Typische Verzierungen aus Bandmustern auf ihren Tongefäßen zeigen, dass sie Angehörige der in Europa weit verbreiteten "Bandkeramischen Kultur" waren. Sie bauten Dörfer mit festen Gebäuden und lebten vom Ackerbau und der Zucht von Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen. Sesshaftigkeit und technische Neuerungen wie das Durchbohren oder Schleifen von Steingeräten sowie die Herstellung von gebrannter Keramik kennzeichnen diese Zeit.

Mehrere dieser ersten Ackerbauerndörfer fand man in der Umgebung von Dorste und Schwiegershausen. 1993/94 wurden Teile eines solchen Dorfes bei Schwiegershausen vom Kreisarchäologen ausgegraben. Viele Funde und das Modell eines fast 30 m langen Hauses, dessen Holzpfosten bis zu zwei Meter tief in den Lößboden eingegraben waren, im Heimatmuseum Osterode besichtigt werden.

5300 vor Christi Geburt - der erste Schwiegershäuser Streckhof.

Modell eines 30 m langen Wohn- und Wirtschaftsgebäudes aus der Zeit der ersten Ackerbauernkultur am Harz. Die Spuren des Originals wurden in den 90er Jahren zwischen Schwiegershausen und Ührde freigelegt.

Foto: Landkreis Osterode

Auf die Zeit der Bandkeramik folgt eine Reihe weiterer jungsteinzeitlicher Ackerbauernkulturen, die aber nur geringe Spuren im Boden zurückgelassen haben. Um 2.000 v. Chr. wird die lange Epoche der Steinzeit durch die Bronzezeit mit dem ersten Auftreten von Metallen abgelöst. Funde von Waffen und Geräten aus Bronze sind anfangs noch selten. Siedlungsspuren fehlen meist, doch haben sich als markante Zeugen eine Reihe von Grabhügeln mit Körperbestattungen auf dem Rotenberg bei Pöhlde und Wulften erhalten. Die Fundlage bessert sich erst im jüngeren Abschnitt der Bronzezeit (Urnenfelderzeit), aus der wir neben einigen Urnenbestattungen und zwei prächtige bronzene Hakenspiralen aus Hattorf sowie mehrere Siedlungsplätze kennen. Spätestens 1.000 v. Chr. beginnt im Harz auch der Abbau von Kupfer. Hier gewinnt die bronzezeitliche Siedlung unter der späteren Pipinsburg bei Osterode Bedeutung. Vielleicht saß hier einst ein lokaler Fürst und kontrollierte die Handelswege entlang des Harzes und über diesen hinweg. Von hier aus mag auch die nahegelegene Kultstätte in der Lichtensteinhöhle genutzt worden sein, die u.a. durch ihre zahlreichen Funde von Menschenknochen berühmt ist.

Dr. Stefan Flindt


Zu diesem Thema ist ein Buch erschienen:

Ein Haus aus der Steinzeit: archäologische Entdeckungen auf den Spuren früher Ackerbauern in Südniedersachsen // Stefan Flindt ; Michael Geschwinde . Mit einem Beitr. von Betty Arndt. - Oldenburg : Isensee, 1997 (Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersachsens H. 19 Archäologische Schriften des Landkreises Osterode am Harz 1) ISBN 3-89598-398-5

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