In der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die romanische Klosteranlage der Gründer des Klosters Walkenried durch einen großartigen gotischen Neubau der Klosterkirche und der Klausurgebäude ersetzt. Ihre erhalten gebliebenen Teile sind auch als Ruinen immer noch bewundernswert. Sie vermögen einen Eindruck von der achtunggebietenden Größe und Schönheit der ehemaligen Bauwerke zu vermitteln. Mit 92 m Länge, einem zweischiffigen Querbau von 42,5 m Breite, einem dreischiffigen Langhaus mit fünfschiffigem Chor gehörte diese Klosterkirche zu den größten im niedersächsischen Raum. Der noch heute gut erhaltene doppelte Kreuzgang gilt als einer der schönsten der Gotik im nördlichen Deutschland. Im Bauernkriege von 1525 wurde das Kloster stark beschädigt und verwüstet, erhielt aber 1542 noch die Reichsstandschaft. 1546 schloss sich der Walkenrieder Konvent der lutherischen Lehre an, bestand aber formell weiter. Der Besuch der von 1557 bis 1668 angegliederten Lateinschule soll 1200 Scholaren die Aufnahme in Hochschulen ermöglicht haben. Von 1229 bis 1648 regierten in Walkenried 45 Äbte, von denen 41 katholisch und 4 evangelisch waren. Als Folge des dreißigjährigen Krieges wurde das Kloster 1648 aufgelöst. Die Klosteranlage mit der Domäne fiel den Herzögen von Braunschweig und Lüneburg zu, die dieses Vermögen 1918 der Braunschweigstiftung übertrugen. Bis auf den nutzbar gebliebenen Kapitelsaal, der bis heute der evangelischen Kirchengemeinde Walkenried als Gemeindekirche dient, waren die meisten Teile des Bauwerks, auch die im Bauernkrieg unbeschädigt gebliebenen, dem langsamen Zerfall ausgesetzt. Herabstürzende Mauerteile wurden über Jahrhunderte hinweg gern als billiges Material für andere Bauten abgefahren. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Pflicht erkannt, die Reste dieser kunsthistorischen Kostbarkeit dauerhaft zu erhalten.
Eine 1972 eingeleitete bautechnische Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass der Einsturz der noch vorhandenen Bauteile nur verhindert werden könne, wenn sofort mit dauerhaften Sicherungsmaßnahmen geholfen würde. In dieser Notsituation übernahm der Landkreis Osterode am Harz die Tägerschaft für den Klosterbau. Es gelang ihm, das historische Bauwerk mit einem Aufwand von über 8 Millionen DM und später nochmals mit einem Millionenbetrag dauerhaft zu sichern. An den dauerhaft zu hohen Kosten beteiligten sich Bund, Land, Braunschweigstiftung und Landkreis gemeinsam. Georg Matzander |