Das wechselvolle Schicksal eines beklemmenden Platzes im Südharz Juliushütte wird Der Gedenkstein Foto: Detlef Tront (2021) Juliushütte – wechselvolles Schicksal eines beklemmenden Platzes am Südharz Wald – Steinbruch – Fabriken – KZ-Lager – Flüchtlingslager – Naturschutzgebiet und Gedenkort Nur wenige Orte in der Südharzregion wurden derartig von Turbulenzen heimgesucht wie Juliushütte zwischen 1944 und 1964. Von den Mächtigen wurde dieser Ort mißbraucht, geschunden und ausgelöscht. Die Siedlung entstand mit den Gipsbrüchen am Nordhang des Pontelberges. Nach Julius Bergmann, dem Begründer der Gipsfabrik wurde das wenige Hektar große Areal benannt. Zwischen Ellrich und Juliushütte verlief die braunschweigisch-preußische Landesgrenze und Juliushütte gehörte zu Walkenried. Nur, wem mag das bekannt gewesen sein? Die kilometerweiten Forstwege nach Walkenried wurden kaum genutzt. Die Juliushütter fühlten sich zu Ellrich zugehörig. Ellrich hatte schon am Schwanenteich ein Konzentrationslager als noch ein zweites in Juliushütte zum 1. Mai 1944 eingerichtet wurde. Es war ein Außenlager von Dora und bekam den Decknamen "Erich". Es sollte eines der schlimmsten Lager werden. Fabrikräume wurden als erste Unterkunft genutzt. Geschlafen wurde anfangs auf nacktem Beton. Mit dem Anstieg der Häftlingszahl wurden nach und nach Holzbaracken gebaut und mit Stacheldraht eingezäunt. Infolge des nicht nachlassenden Häftlingszustromes mußten die Bewachungseinrichtungen des öfteren verlegt und erweitert werden. Not und Elend auf begrenztem Raum. Hunger und Krankheit, begünstigt durch Ungeziefer, ließen die Sterbeziffer dramatisch ansteigen. Die hiesigen klimatischen Bedingungen mit bis zu unter 20 Grad im Winter auf 45 forderten zusätzlichen Tribut bei den geschundenen und ausgezehrten Häftlingen. Eine ständige Belegzahl von 8.000 Menschen machte den Bau eines Krematoriums notwendig. Die Kapazität desjenigen im Hauptlager Dora konnte die vielen Toten aus Ellrich nicht aufnehmen. Aus diesem Grunde schwelten wochenlang zunächst die Scheiterhaufen über dem Tal. Allein am 18. und 19. März 45 wurden hier 317 Menschen verbrannt. Das Außenlager Erich war ein Todeslager, grausam und gefürchtet seine Führung, besonders Lagerkommandant SS-Hauptsturmführer Fritzsch, der sich rühmte, zuvor in Auschwitz Tausende Häftlinge eigenhändig umgebracht zu haben. Der kursierende Spruch unter den Neuankömmlingen hatte Gültigkeit: "Kamerad, überall hast du eine Chance zum Überleben; aber kommst du nach Ellrich, so gibt es kein Entrinnen." März 1945, es zeichnete sich die Kriegswende ab, wie lange noch? Jeder der Häftlinge versuchte sich bei Kräften zu halten. Nur jetzt nicht schlappmachen! Als im April das Lager geräumt wurde, ging die Hoffnung als Wegzehrung mit auf den Todesmarsch, verschwanden auch die Bewacher. Die ständige Bedrohung, selbst hinter dem Zaun zu verschwinden, hatte die Juliushütter Bewohner, die wenigen verbliebenen und die zwangsverlegten zum Schweigen gebracht. Nun hatten sie und auch die Ellricher Gelegenheit, das KZ-Lager zu betreten. Es war Grauen und Entsetzen über das, was vor ihrer Haustür geschehen war. Einhellig wird über Schwärme von Flöhen berichtet, Schmutz, Gestank - und Leichen. Trotz allem ging für die Zivilbevölkerung das Leben weiter. Viel Zeit zum Darübernachdenken blieb wohl nicht. Front und die Bombenangriffe rückten näher. Der Südharz wurde bis zum 11. April von der US-Armee besetzt. Der Krieg war vorbei. Flüchtlinge vor sich her treibend zog Anfang Juli die Rote Armee in Ellrich ein. "Man darf nicht nur die Bäume schützen, nicht auf einem Platz, auf dem sich vor 45 Jahren keine helfende Hand den Verzweifelten entgegenstreckte". Dies gemahnte die Initiatorin Ruth Monicke aus Walkenried am 13. Mai 1990 in ihrer Einweihungsrede für den Gedenkstein im Beisein vieler Besucher aus Ellrich, Walkenried und Europa." Ruth Monicke |