Rhumeverband sorgte für Gemeinschaftsaktion Der Neubau des Hochwasser am Oderwehr Im Widerstreit mit der stets fortwirkenden natürlichen Gewässerdynamik bemühen sich die Menschen entlang ihrer Flüsse durch Ausbau und Unterhaltung der Ufer, die vielfältigen Nutzungsansprüche des dicht besiedelten Raumes durch ein räumlich planvolles Abfließenlassen der Niederschläge zu sichern: Überflutungen bei Hochwasser zu verhindern, Uferabbrüche sichern, Unterspülungen und Erosion, besonders an Brücken zu vermeiden, Wasser für Kraftwerke, früher für Mühlen über Betriebsgräben abzuleiten und vieles mehr. Besonders zu letztgenanntem Zwecke sind im Verlaufe der letzten Jahrhunderte und besonders nach dem Kriege viele Staustufen entstanden. Und weil gleichzeitig noch gemäß alten oder rezessmäßigen Rechten vielerorts in den Unterläufen Kies gewonnen wurde, drohte durch rückschreitende Erosion der Abgang vieler Bauwerke, insbesondere von Ufermauern, Brückenfundamenten und sonstiger Sohlbefestigungen. Dies alles im hiesigen Raume zu bewältigen, dafür wurde im April 1963 der Unterhaltungsverband Rhume gegründet. Es bestand in der Anfangsphase der Verbandsarbeit starker Nachholbedarf an Wasserbaumaßnahmen. Dazu gehörte 1967 der Einbau von drei stählernen Sohlschwellen zur Erosionsvermeidung in der Oder bei Katlenburg und ab 1969 dann die Grundsanierung des abgängigen Oderwehres in Hattorf. Viele Millionen Mark aus Verbandsbeiträgen und Landeszuschüssen wurden gerade nach starken Hochwasserkatastrophen in die 323 Kilometer Verbandsgewässer II. Ordnung investiert, um Eigentum und Leben der Anlieger zu schützen. In Hattorf mündet die Sieber in die Oder. Rechts dahinter liegt das Ableitungswehr für den 5 Kilometer langen Betriebsgraben der Rödermühle. Bis zu 200 m³ fließen bei Hochwasser über dieses 43 m breite und 4 m hohe Wehr: Welch eine Kraft steckt dahinter! Schwer hatte ihm das Dezemberhochwasser 1966 zugesetzt und die Sohle am Wehrfuß um 2 m eingetieft. Behelfsmäßige Reparaturen, wie der Müllermeister sie bis dahin unternahm, halfen jetzt nicht mehr; ein Neubau musste her! Aber über Finanzierung und Zuständigkeit stritt man sich trefflich, und die Jahre flossen dahin. Eile war geboten, denn ein weiteres Katastrophenhochwasser hätte das Wehr einstürzen lassen und die Ortslage Hattorf in Gefahr gebracht: eine Bundesbahnbrücke, eine Werksbahnbrücke, zwei Straßen- und zwei hölzerne Fußgängerbrücken. Um bis zu 6 m hätte sich das Flussbett in der Sieber und Oder eingetieft. Wie leicht dies passieren kann, hat man am Pegel Elvershausen beim Märzhochwasser 1988 gemessen: binnen 6 Tagen transportierte die Rhume hier 15.000 Tonnen Boden vorbei! In einer Gemeinschaftsaktion von Land, Bundesbahn, dem Landkreis und der Gemeinde Hattorf sowie des Rhumeverbandes wurde 1970 - 72 dann praktisch ein Neubau des Oderwehres in der Trägerschaft des Letzteren ausgeführt. 600 m² Stahlspundwand, 300 m³ Fertigbeton, 25 Wellenbrecher, 3000 m² Kunststofflochfolie, 3000 m³ Wasserbausteine, 1600 m² Böschungssteinpackungen, 3500 m² Weidenstecklinge und ca. 1,5 Mio. Mark wurden verbaut. Bis heute hat es den Hochwässern standgehalten. 1998 wurde am linken Ufer unter dem Wehr ein neues Wasserkraftwerk errichtet. So kann ein Teil der abfließenden Wasserkraft genutzt werden. Nach jeweils wenigen Jahren hat dann die Vegetation die Blöße der vormaligen Baustellen überdeckt. Für die Fische besteht am Oderwehr eine Fischtreppe. Aber andere an die Oder gebundene Tierarten werden diese Barriere stromauf nicht passieren können. Dies hier wie an zahlreichen anderen Wehren und Sohlabstürzen zu verwirklichen ist seither ein besonderes Augenmerk der Gewässerökologie; auch jene Tiere und Tierchen, die den Fischen als Nahrung dienen, müssen sich ja auch artgerecht in ihrem natürlichen Lebensraum verbreiten können. Gewässerausbau für die Wasserkraft und Gewässerökologie sind nur in engen Grenzen miteinander vereinbar. Mehr Strom heißt immer auch weniger Wasser im Bach; bis hin zum Trockenfallen, wie es im Oberlauf der Sieber gelegentlich zu beobachten ist. Strom aus Wasser gehört zu den förderungswürdigen erneuerbaren Energien. Die Potentiale, also die möglichen Gefällsstrecken sind am Harz weitgehend ausgenutzt. Handelt es sich im und am Harz doch um eine Region, in der seit alter Zeit die Wasserkraft für Industrie, Bergbau und Mühlen genutzt wird. Windkraft allerdings ist heutzutage weit effizienter und kollidiert nicht mit der Ökologie an unseren Gewässern. Hier liegt für manchen Investor und besorgte Umweltbehörden die bessere gemeinsame Problemlösung! Firouz Vladi |