Die vorzügliche Qualität von ungemagertem (also Fremdstoff-freiem) Hochbrand-Gipsmörtel war den Baumeistern vergangener Tage bekannt (z.B. Protokollakten des frühen 19.Jahrhunderts im Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld). GARY (1902, S. 33) der verschiedene alte Gipsmörtelbauten am südöstlichen Harzrand untersuchte, schreibt z.B. von der alten Stadtmauer Nordhausen: "Die Härte des alten (Gips-)Mörtels zeigte sich überall gleichartig und augenscheinlich dem besten Kalkmörtel weit überlegen". Gleiches gilt für den meist grobstückig mit Naturgipsbrocken versetzten Gipsmörtel (bzw. Gipsbeton) der Alten Burg (Abb. 3), dessen Druckfestigkeit Werte erreicht, die für Portland-Beton üblich sind (WEICHMANN, 1997). Die geringfügige Wasserlöslichkeit von Gipsmörtel (siehe KULKE, 1995 und 1998) führt zwar langfristig zu einem deutlichen Materialabtrag in den oberen Ruinenteilen und zur Ausscheidung von Gipskrusten an tiefer liegenden, geschützten Stellen, beeinträchtigt aber die Festigkeit angelöster, häufig stark durchfeuchteter Partien nur geringfügig.

Abb. 3: Angewitterter, daher feinlöchriger Gipsbeton aus den obersten Bereichen der Ruine. Gesägtes Handstück (Probe OHA 103, Foto Y-Mö 19). Man erkennt in der durch Holzkohlestaub aus dem Brandprozeß lichtgrau getönten Gipsmatrix zahlreiche kleine rundliche Lächer (schwarz). Sie beeinträchtigen aufgrund ihres festen, dünnen Außensaums die Festigkeit des Materials nur geringfügig. Die weißen, bis 2 cm großen Stücke sind Naturgipsbrocken, die vermutlich dem Branntgips beim Anmischen zugefügt wurden. Einzelne kleine Kiesbröckchen (z.B.: 1) sind in dieses hochwertige Gipsbaumaterial beim Herstellungsprozeß hineingeraten.

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