Laugnäpfe und ihre Entstehung

Von Stephan Kempe (Hamburg)

Laugnäpfe treten in ihrer charakteristischen Näpfchenform vor allem in Gipshöhlen auf. Sie überziehen alle deckenartigen Felspartien, sofern diese im Wasser liegen oder von ihm zeitweise erreicht werden. Abbildung 1 (rechts) stellt Laugnäpfe aus dem Hübichsaal der Jettenhöhle bei Osterode dar, die die Unterseite eines kleinen Versturzblockes bedecken. Eine bestimmte Ordnung ist nicht zu erkennen; ihre Entstehung ist also nicht auf Inhomogenität des Gesteines zurückzuführen.

Bei den älteren Autoren (BIESE, 1931) werden die Laugnäpfe zwar beschrieben; über ihre Entstehung wird aber nichts Deutliches ausgesagt. CRAMER (1933) erklärt sie als Wirbelbildungen an Schichtfugengerinnen. Die von ihm angesprochenen Laugnäpfe sind aber rillenartig ausgebildet und finden sich nur in Hohlräumen des Zentimeterbereiches, die auch z. B. in Schlotten oberhalb des Grundwasserspiegels vorkommen. Ihre Entstehung läßt sich noch nicht mit Sicherheit rekonstruieren.


Abb. 1: Laugnäpfe. Links: Aus dem Experiment. Rechts: Aus dem Hübichsaal der Jettenhöhle bei Osterode (Harz).

Die Erklärung für die Entstehung von Laugnäpfen an den Laugdecken der größeren Höhlen, die sich nicht in Rillen anordnen, scheinen Konvektionsströmungen zu sein. Voraussetzung ist aber ein vollständig strömungsfreies Wasser, wie es eben besonders in den Laughöhlen des Gipses gegeben ist.


Abb. 2: Querschnitt durch Laugnäpfe mit den zugehörigen Konvektionszellen.

Die Abbildung 2 zeigt, wie leichteres Frischwasser keilförmig in gipsgesättigtere Schichten nach oben vorstößt, die dann ringförmig auf Grund ihrer größeren Dichte rundherum absteigen. Der Frischwasserkeil mit seiner größeren Lösungskraft bewirkt die Kuppenbildung über dieser Konvektionszelle. Nach einigen Zentimetern dürfte sich der Konzentrationsunterschied der beiden gegensätzlichen Strömungen durch Diffusion ausgeglichen haben.

Diese Konvektionszellen lassen sich durch einen einfachen Versuch leicht sichtbar machen. Tropft man eine stark gefärbte Lösung, die dichter als Wasser ist, in strömungsfreies Wasser, so findet man, daß die dichtere Lösung in jedem Fall ringförmig absteigt und in ihrer Mitte einen Frischwasserkeil leichterer Lösung einschließt.

Auch im Experiment ließen sich Laugnäpfe erzeugen (vgl. Abb. 1, links). Ihre Bildung dauerte nur drei Wochen. Auf der Abbildung ist die Unterseite des gegossenen Versuchsblockes gezeigt. Durch das Loch in der Mitte wurde tropfenweise Frischwasser nachgeführt.

Beobachtungen in der Segeberger Höhle (Holstein) lassen eventuell vermuten, daß Laugnäpfe, die in konzentrierteren Lösungen, also in der Tiefe der Gänge entstehen, einen weiteren Durchmesser besitzen als solche aus weniger gesättigten Lösungen.

Literatur:
Cramer, H. und Heller, F.: Das Karstphänomen im Grundgips des fränkischen Keupers. Mitt. Höhlen- u. Karstforsch., 1933/34.
Biese, W.: Über Höhlenbildung; I. Teil. Abh. d. Preuß. Geol. L.-Anst., N. F., Heft 137, Berlin 1931.


KEMPE, Stephan (1969): Laugnäpfe und ihre Entstehung.- Die Höhle 20, H.4, 111-113, 2 Abb., Wien

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