1. Einleitung Ein Schwerpunkt der Projektarbeit war die Erfassung der komplexen Zusammenhänge der Gipskarstlandschaft Südharz. Auf Exkursionen sollten die besonderen landschaftlichen Gegebenheiten im Karst kennen gelernt und untersucht werden. Es galt den anthropogenen Einfluss auf das Gebiet zu beleuchten sowie bestehende und künftige Entwicklungen herauszuarbeiten. Im Mittelpunkt stand die Erarbeitung der speziellen Eigenschaften des Gipskarstes sowie dessen Entstehung und Entwicklung. Dabei waren die hydrologischen Gegebenheiten, sowie die Besonderheiten in der Entwicklung der Flora und Fauna im Gipskarst von besonderem Interesse. Die frühen und aktuellen anthropogenen Einflüsse, vor allem durch den Gipsabbau, werden erörtert und die daraus folgende Entwicklung und Problematik dargelegt. Zuletzt wird die Möglichkeit der Wiederherstellung der ursprünglichen Karsthydrologie exemplarisch an einem Planungsgebiet dargestellt. Insgesamt basiert die Arbeit auf bereits vorhandenen Plänen und Datengrundlagen.
1.1. Einführung in das Untersuchungsgebiet Das Untersuchungsgebiet ist geographisch im südlichen Harzvorland, im Landkreis Osterode am Harz einzuordnen. Es befindet sich im Dreiländereck von Thüringen, Niedersachsen und Sachsen- Anhalt. Das Gebiet wird von Flüssen eingegrenzt, die in der Umgebung der südlichen Harzrandlage entspringen. Im Westen bildet der Fluss Ichte, im Süden die Helme die Begrenzung und östlich des Gebietes verläuft die Wieda. Im Norden begrenzen die Orte Steina, Bad Sachsa und Walkenried sowie die umliegend von den Zisterziensern geprägte Landschaft das Untersuchungsgebiet. Eine herausragende Bedeutung für die Landschaftsgestalt und Eigenarten des südwestlichen Harzvorlandes haben die in Mitteleuropa einzigartigen Karsterscheinungen der Zechsteingebiete. Das Untersuchungsgebiet ist durch die Gipskarstlandschaft in morphologischer, hydrologischer sowie ökologischer und ökonomischer Hinsicht geprägt. Neben dem Dolomit ist es hier der Gips, der sich um das 100-fache leichter aufzulösen vermag als Kalk. Hohe Niederschläge um ca. 800 mm pro Jahr begünstigen die rasche Ausdehnung und damit die Verkarstung des Gebietes. Landschaftsprägende Formen des Karstes sind die Geländesteilstufen, Erdfälle, Bachschwinden, Karstquellen und zahlreiche Höhlensysteme. Diese Erscheinungen konzentrieren sich u.a. auf die Räume Osterode, Nüxei und Walkenried, weshalb letztere von erheblichem Interessen bei der Untersuchung des Gebietes waren. Charakteristisch für die Fließgewässer im Gebiet sind die Schwinden, durch die ganze Bachabschnitte teilweise trocken fallen, da das Wasser im Karst verschwindet, um an anderer Stelle wieder hervorzutreten. Als wertvolle Karsterscheinungen sind die Erdfälle zu betrachten, denn diese zählen zu den wichtigsten „ökölogischen Zellen“ als Standorte von Feldgehölzen oder als Stillgewässer mit Sumpfvegetation, die von menschlicher Nutzung völlig ausgenommen sind. Der Südharz gehört zu den am frühesten besiedelten Gebieten Deutschlands und hat eine herausragende Bedeutung als historische Kulturlandschaft. Die Landschaft ist anthropogen vor allem durch die Nutzung der Zisterzienser , die sich ca. 1000 n.Chr. hier ansiedelten, geprägt worden. Diese machten sich die hydrologischen Gegebenheiten der Landschaft teilweise schon damals zu Nutzen. Das bewegte und steile Relief des Südharzer Gipskarstes hat Ackerbau oder Besiedlung vielerorts nicht zugelassen. In einigen Bereichen sind daher noch typische naturbelassene Buchenwälder, die reich an Tier- und Pflanzenarten sind, vorhanden. Auf diesen ungenutzten Flächen können viele seltene Arten nachgewiesen werden. Die flachgründigen Böden auf Gips und Dolomit wurden Jahrhunderte lang mit Ziegen oder Schafen beweidet, wodurch sich hier ein an Orchideen und Enzianen reicher (Halb-) Trockenrasen ausbreitete. Typische Tiere der Südharzer Gipskarstlandschaft sind auf nährstoffarmen Grünländereien z.B. Schmetterlinge, Weinbergschnecken und Eidechsen. Charakteristisch für die feuchtkühlen Schluchtwälder und Teiche der Erdfälle sind Ringelnatter, Feuersalamander und Molche. In den Höhlen kommen Fledermäuse, an den Felswänden Uhus und in den Wäldern Dachse vor. Heute herrscht im Untersuchungsgebiet die Nutzung durch Gipsabbau vor. Hieraus geht eine unmittelbare Gefährdung der Karsthydrologie sowie der Flora und Fauna einher. Der Konflikt zwischen Naturschutz und wirtschaftlichem Nutzen ist daher im Gebiet besonders ausgeprägt. Der Gipsabbau und dessen Weiterverarbeitung stellen neben dem Tourismus den wichtigsten Wirtschaftszweig der Region dar. |