Landmarke 11 Alte Burg Osterode Alte Burg und Harzkornmagazin Osterode ( 1 ) Inmitten des städtischen Friedhofs finden wir die Ruine der Burg, die namensgebend für die Landmarke 11 des Geoparks Harz ist. Ursprünglich diente die "Alte Burg" der Sicherung der Harzstraße, des Übergangs über das Flüsschen Söse und der Siedlung. Die Ministerialen der welfischen Herzöge von Braunschweig hatten hier ihren Sitz, und ab 1486 war die Burg Witwensitz der Herzogin ELISABETH von Braunschweig- Grubenhagen. 1512 war die Burg nicht mehr bewohnt; sie ist wohl wegen drohenden Einsturzes infolge nachgebenden Baugrunds aufgegeben worden. Der erhaltene Halbzylinder des romanischen Wohnturms gehört mit einem unteren Durchmesser von 14,5 m und einer verbliebenen Höhe von 35 m zu den größten Bergfrieden Mitteleuropas. Errichtet aus Sösekieseln (überwiegend großen Quarzitgeröllen), die durch grobstückigen Gipsbeton zusammengehalten werden, steht die Alte Burg bau- und territorialgeschichtlich inmitten der Tradition vieler Burgen des Hochmittelalters um den Harz.
Der Gips wurde aus den "Kalk"-Bergen entnommen. Die hohe bautechnische Qualität dieses lokaltypischen Baustoffs hat die Ruine überdauern lassen. Von den anderen Burggebäuden sind heute nur Grundmauern erhalten. Die Ruine war durch Verwitterung zunehmend gefährdet und ist in den 1990er Jahren mit als Restaurierungsmörtel nachgemischtem Gipsmörtel zur Wahrung der Materialidentität gesichert worden. Ganz in der Nähe entstand 1719-1722 ein Kornspeicher zur Versorgung der Harzer Bergknappen. Dieses "Harzkornmagazin" fasste auf seinen Böden 2.000t Getreide. Auf einem mächtigen Sockelgeschoß aus überwiegend heimischen Quarzitgestein ruht ein gewaltiges Eichenfachwerk. Der als Mörtel genutzte Gips wurde seinerzeit auf der Baustelle gebrannt. Harzer Schiefer aus Elbingerode bedecken das Dach. Verwendung fanden Ziegel der ehemaligen Ziegelei Düna, für die Grauer Salzton gewonnen wurde. Das prächtige Giebeldreieck, die Fensterlaibungen und Gesimse sind mit Buntsandstein aus Estorf (Stolzenau) gefertigt. Über dem Portal steht in goldenen Lettern: "Utilitate Hercyniae" (Dem Harze zu Nutzen). Größte Bedeutung für die Getreidelagerung hatte der aktive und passive Schutz vor Mäusen. Heute wird das Gebäude als Rathaus genutzt. Stadtmauer Osterode und Museum im Ritterhaus ( 2 ) Die 1233 erstmals urkundlich erwähnte Stadtmauer wurde aus grob zugehauenen großen Flussgeröllen der Söse, vornehmlich unterkarbonischen Quarziten des Acker- Bruchberges errichtet. Bindemittel ist der bei Osterode allgegenwärtige Gips, der an Ort und Stelle gebrannt wurde. 1548 wurde erstmals eine "Rathskalkmühle" erwähnt. Im Jahr 1994 begann eine Arbeitsgruppe um W. BINNEWIES aus Förste, unter Mitwirkung der Universitäten Göttingen und Clausthal sowie von Gipsfirmen, Versuche mit einem Gipsbrennofen nach mittelalterlichen Überlieferungen.
Nachdem zwei Versuchsbrände 1995 kein befriedigendes Ergebnis zeigten, konnte 1996 ein Gipsmörtel gewonnen werden, der dank seiner hohen Festigkeitswerte zur Restauration der Osteroder Stadtmauer eingesetzt wurde. Nur wenige Schritte vom restaurierten Teil der Stadtmauer entfernt gelangen wir zu einem bedeutenden Gebäude, das seinen Namen "Ritterhaus" einer Holzfigur am Eckständer des Fachwerks verdankt. Es beherbergt ein Museum, welches unter anderem die Ausstellungen "Geologie des Harzes und seines Vorlandes", "Gips" sowie "Ur- und Frühgeschichte" zeigt. Von den ältesten Fossilien der Silurzeit bis zu Großsäugern des Eiszeitalters werden Knochen, Zähne und ganze Schädel ausgestellt. | Eine Vitrine widmet sich der Einhornhöhle bei Scharzfeld (Landmarke ). Die zahlreichen Erzlagerstätten und Steinbruchbetriebe des Südharzes lieferten skurrile und formschöne Erze und Mineralstufen. Die Anschauungsobjekte mit der Beschreibung im Museum können mit den Fundorten im Gelände vernetzt werden. Führungen nach Vereinbarung: (05522) 919793 |
Momentaufnahme einer Meeresüberflutung Fuchshalle in Osterode ( 3 ) Der Steinbruch Fuchshalle liegt im Stadtgebiet von Osterode östlich des Fuchshaller Weges (Richtung Altes Krankenhaus) und ist frei zugänglich. Das Harzgebiet, im Karbon zu einem Gebirge aufgefaltet, war zu Beginn der Permzeit Festland. Die Gebirgsketten wurden in der ersten Phase der Permzeit, dem Rotliegenden, weitgehend abgetragen und es bildeten sich weite Verebnungsbecken. Vor ca. 258 Mio. Jahren rückte dann von Norden ein Meer vor und überflutete die weitläufigen Senken. In der heutigen Südharzregion traf dieses "Zechsteinmeer" auf Untiefen und Schwellen. Die neu entstehenden Ablagerungsschichten legten sich flach auf das alte Faltengebirge. Diese Momentaufnahme einer Meeresüberflutung, eingefangen und über Jahrmillionen konserviert, wird für uns heute neben ähnlichen Aufschlüssen in der Umgebung Osterodes gerade im Steinbruch Fuchshalle exemplarisch anschaulich sichtbar. | Geologische Situation: Ausschnitt ca. 5m 1 = gefalteter und gestörter unterkarbonischer Kieselschiefer 2 = Zechstein - Konglomerat 3 = Kupferschiefer 4 = Zechsteinkalk (Zeichnung: Nielbock) | Direkt auf den verfalteten und von tektonischen Störungen durchsetzten Schichten der Devon- und Karbonzeit zeigt uns ein Aufarbeitungshorizont, das Zechstein-Konglomerat, die Kraft des schnell anbrandenden Wassers. Darüber befindet sich der fossilreiche Kupferschiefer mit seinen Jahrtausende lang begehrten Erzen. Es schließt sich aufliegend ein dolomitischer Zechsteinkalk an. Innerhalb einer Handspanne berichten diese unterschiedlichen Gesteine von der Entstehung und den unterschiedlichen Phasen eines Meeres der Permzeit.Diabas und Eisenstein Freilichtmuseum und Eisensteinlehrpfad Lerbach ( 4 ) Lerbach blickt auf Zeugnisse langer Bergbaugeschichte zurück. Etwa 2 Mio. Tonnen Eisenstein wurden hier von 1530 bis 1887 abgebaut, weitere 3 Mio. werden noch im Boden vermutet. Das Hotel Sauerbrey ist Ausgangspunkt der Wanderung, denn wenige Schritte oberhalb weist ein Schild zum Freilichtmuseum. Ein etwa zweistündiger angenehmer Wanderweg führt zu den historischen Stollen, Schächten und Hüttenplätzen. Die größten Erzlager mit bis zu 20 m Gangmächtigkeit hießen "Weintraube", "Blauer Busch" und "Juliuszeche". Die Gruben sind heute Trinkwasserspeicher. Die Lerbacher Eisenerzgänge enthalten dichten Roteisenstein. "Roten Stein" nannten die Bergleute die an Kieselsäure gebundenen schwer zu verhüttenden Eisenerze; die an Kalk gebundenen hießen "Blauer Stein" - sie waren in den Hütten begehrter. Die Erze sind Teil des "Oberharzer Diabaszuges", einer geologischen Struktur, die sich von Osterode auf 25 km über Altenau bis Bad Harzburg zieht. Sie umfaßt stark gefaltete, z.T. steil stehende Meeresablagerungen des Devon bis zum unteren Karbon. Die Verformung geht auf die Lage des Diabaszuges zwischen den mächtigen harten Grauwacken der Sösemulde und ebensolchen der Clausthaler Kulmfaltenzone während des Zusammenschubes der ursprünglich nebeneinanderliegenden Meeresbecken bei der Harzfaltung im Karbon zurück. Die Heimatstube Lerbach hat viele historische Plätze und Gebäude im Ort samt der 1789 erbauten Königlich-kurfürstlich-Braunschweig- lüneburgischen Eisenhütte kenntlich gemacht. Der Eisensteinlehrpfad und das Freigelände sind jederzeit frei zu besichtigen. Führungen auf Anfrage: (05522) 745 97 Grauwacke Rund um die Sösetalsperre ( 5 ) Mächtige Folgen miteinander abwechselnder Tonschiefer und Grauwacken sowie Konglomerate des unteren Karbons bauen die Sösemulde auf. In dieser geologischen Struktur liegt das heutige Sösetal und die 1931 fertiggestellte Sösetalsperre. Vom Wasserwerk am Fuße des Dammes führt seit 1934 eine Fernleitung nach Bremen und eine jüngere Trinkwasserleitung nach Göttingen. 400 m südöstlich der Dammkrone findet sich ein alter Steinbruch. Abgebaut wurden zur Gewinnung der Schüttmassen für die Talsperre Grauwacken und deren gröbere Variante, das Sösekonglomerat, ein aus älteren Schottern aufgebautes Gestein. Daraus isolierte Kalkgerölle mit Mikrofossilien weisen auf die mitteldeutsche Hauptschwelle, ein älteres rhenohercynisches Liefergebiet hin und enthalten Gerölle des mittleren Devons bis unteren Karbons. Sie sind Zeugnisse lang anhaltender Umlagerungs- und früher Gebirgsbildungsprozesse im Erdaltertum.Klippen und Blockschutt Das Allertal bei Riefensbeek- Kamschlacken ( 6 ) Unsere Tour beginnt am Landhaus Meyer in Riefensbeek. Ein interessanter Wanderweg mit wunderschönen Aussichtspunkten und Schutzhütten führt von Riefensbeek über Ackerblick und Hühnenkopf entlang des Nationalparks zum Freibad Kamschlacken. Eindrucksvolle Zeugen der jüngsten geologischen Vergangenheit sind die Felsklippen und Blockschutthalden östlich Kamschlackens. Vom Freibad in knapp 400 m Höhe aus lassen sich Aller- und Wolfsklippen, Siebenwochen- und Ifenklippen zu einer Rundwanderung auf bis zu 690 m Höhe verbinden. An den westlichen Hängen des Höhenzuges "Auf dem Acker" (geologisch: Acker-Bruchberg-Zug), liegt die Nahtzone zwischen dessen mächtigen und harten Quarzitgesteinen und den weicheren Gesteinen der untersten Schichtglieder der angrenzenden Sösemulde mit ihren teilweise oberdevonischen Tonschiefern, fossilführenden Kalklinsen sowie Diabas- und Kieselschiefereinlagerungen. Die hohe Reliefintensität geht auch auf diese Gesteinsunterschiede zurück. Während des eiszeitlichen Dauerbodenfrostes bildeten harte Grauwacken- und Quarzitschichten hohe steile Klippen aus, an deren Unterhängen sich durch Frostsprengung in Blockgröße ihr herabstürzendes und allmählich zu Tale kriechendes Gestein ansammelte. Burgen, Gips und Stollen Pipinsburg und Osteroder Kalkberge ( 7 ) Hoch auf den Gipsfelsen und direkt über der Söse thronte einstmals die Pipinsburg. Die ehemaligen Befestigungsanlagen sind heute nur noch als grasbewachsene Wälle kenntlich. Die erste urkundliche Erwähnung der Burg stammt aus dem Jahr 1134. Bereits 1365 wurde sie zerstört. Die Bedeutung des Namens ist bis heute ungeklärt. Zu den Funden und Befunden archäologischer Grabungen gehören Keramik, Schmuck- und Gebrauchsgegenstände aus der Bronzezeit, der Eisenzeit und dem Mittelalter. Die Höhenfestung sicherte vornehmlich die Handelswege und das Berg- und Hüttenwesen am Harzrand. Zu erreichen ist die Pipinsburg von Katzenstein im Sösetal. Von dort führt der stark verwachsene alte Hohlweg auf die Hochfläche der Osteroder Kalkberge. Auf den dortigen Feldwegen lassen sich mit eindrucksvollen Fernblicken die Kalkberge zwischen Osterode und Badenhausen erwandern. Diese Osteroder "Kalk"-berge bestehen aus Gips! Früher unterschied man nur zwischen kohlensaurem Kalk, dem Karbonat, und dem schwefelsauren "Kalk", also dem Gips! Kalk war ein Sammelbegriff und hat sich als örtliche Bezeichnung erhalten. An der Nahtlinie zwischen Gebirge und Vorland Teufelsbäder ( 8 ) Besonders deutlich ist bei Osterode die Harzrandsenke ausgebildet. Der Gips ist im Untergrund stark in Auflösung begriffen, es gibt aktive Senkungsgebiete. Ein solches sind die Teufelsbäder, erreichbar über die B 243 Abfahrt Leege und den Karstwanderweg. Über tief abgesenkten Flußkiesen liegen z.T. fast 100 m mächtige moorige Ablagerungen. Gespeist wird die wassergefüllte Senke durch das "Teufelsloch", eine starke Karstquelle. Großes und Kleines Teufelsbad sind durch Dämme entstandene und heute verlandende Fischgewässer. Die Teiche und Sumpfgebiete bilden wertvolle Biotope. Viele Vogelarten nisten in den Röhrichtzonen des Naturschutzgebietes. Die Teufelsbäder sind ein schönes, übersichtliches Wandergebiet. Jede Kältephase des Eiszeitalters hat ihre eigene Schuttfracht aus dem Harz im Sösetal abgelagert, man bezeichnet sie als Terrassenkiese. Deren jüngste, die Niederterrasse, wurde noch vor 10 Jahren zwischen Eisdorf und Förste aus einem Kiesteich abgebaut. Deren Älteste, die Oberterrasse, reicht hoch hinauf in die Harzrandlagen am Acker- Bruchberg. Von hier zieht eine solche Kiesablagerung bis in die Senke der Teufelsbäder und nach Süden in das Tal der Kleinen Steinau zum Einzugsgebiet der Sieber hinab. Es hat also eine Zeit gegeben, da die Söse ihren Unterlauf (auch) im unteren Siebertal fand. Es gibt viele solche Beispiele, die zeigen, wie sich Talverläufe und Entwässerungsmuster des niederschlagsreichen Harzes innerhalb des Eiszeitalters mehrfach verlagert haben. Alle Phänomene auf kleinstem Raum Gipskarstlandschaft Hainholz-Beierstein ( 9 ) Gut ausgebaute Wanderwege mit Erläuterungstafeln erschließen das Hainholz-Beierstein- Gebiet. Das Naturschutzgebiet gehört zu den berühmtesten Ausschnitten der Südharzer Gipskarstlandschaft. Die Wege lassen sich zu kürzeren oder bis vierstündigen Rundwegen verbinden und schließen nach West und Ost an den Karstwanderweg Südharz an. Zentraler Startpunkt ist der Parkplatz südwestlich von Düna. Der Untergrund wird von zechsteinzeitlichen Dolomit- und Tongesteinen, im Wald von Gipsgesteinen des Hauptanhydrits und - im Anstieg weiter südlich - vom roten unteren Buntsandstein eingenommen. Hier kommen viele Phänomene dieses Landschaftstypus auf engstem Raume gut sichtbar vor: 30 Laug- und Gerinnehöhlen, darunter die Jettenhöhle, Hunderte von Erdfällen und Dolinen, Bachschwinden (am Beierstein verschwindendes Bachwasser tritt in den Quellen von Förste wieder zu Tage; im Hainholz versinkendes Wasser in der Rhumequelle) und Karstquellen, Karstteiche, Schlotten und Karrenfelder mit eiszeitlichen Nashorn- und altsteinzeitlichen Werkzeugfunden, Karstkuppen und Karstgrundwasser, Estavelle, Dachsbauten, Halbtrockenrasen, Wüstungen, Höhlensiedlungen oder gar Kultstätten. Bewaldet ist das Hainholz seit der letzten Eiszeit; nie gerodet, hat dieser Wald die Fülle der Pflanzen- und Tierarten Südharzer Kalkbuchenwälder bewahren können. Weil man hier lange Zeit um Schutz oder rohstoffliche Nutzung des Gipses rang, ist über kaum ein anderes Gebiet so viel geforscht und publiziert worden. Höhlen und Schlotten - Schatzgruben der Ur- und Frühgeschichte Der Lichtenstein ( 10 ) Zwischen Dorste und Förste erhebt sich am Südostrande des Sösetals der weithin sichtbare Lichtenstein. Nach Westen wird das Gipsgebiet durch den Harzwestabbruch begrenzt. Imposante Erdfälle und Dolinen, aber auch die für den Gipskarst typische Flora und Fauna prägen heute das Erscheinungsbild des Naturschutzgebietes, das durch den Karstwanderweg für den Besucher erschlossen und von der B 241 zwischen Osterode und Dorste zu erreichen ist. Für die frühe Weichselkaltzeit (vor 50.000 Jahren) ist am Lichtenstein durch Fossilfunde eine reiche Großsäugerfauna nachgewiesen. 1961 entdeckte man in einer Doline im heutigen Steinbruch zahlreiche Skelettreste u.a. von Bison, Wollnashorn, Pferd, Höhlenlöwe und Riesenhirsch; sie sind im Osteroder Museum ausgestellt. Der Göttinger Anatom J. F. BLUMENBACH (1752-1840) lieferte für die Stammesgeschichte der Tiere neue und brauchbare Ordnungssysteme und wurde so zum deutschen Begründer wissenschaftlicher Säugetierpaläontologie. Es waren vor allem die Hainholz-Funde von 1750 sowie die nördlich Ührde zuletzt 1808 entdeckten eiszeitlichen Großsäuger (Mammut, Wollhaarnashorn und andere kälteliebende Großsäuger), die BLUMENBACH zu der noch heute gültigen Erkenntnis gelangen ließen, dass in geologischer Vergangenheit Tiere, die heute in anderen geographischen Breiten und Klimata leben, auch in hiesigen Gefilden beheimatet waren. Auch aus kulturgeschichtlicher Sicht ist der Lichtenstein einen Besuch wert. Auf der Kuppe befindet sich die Ruine der mittelalterlichen Burg Lichtenstein. Ein gut erhaltener Burggraben mit Wallanlage und Reste des überwiegend aus Gipsblöcken aufgeführten Mauerwerkes der Wehrmauer können besichtigt werden. Die nur schwer durchlässige Kuppe aus unterem Buntsandstein leitet das Niederschlagswasser an ihren Flanken ab. An ihrem Rande trifft dies auf die den Buntsandstein unterlagernden löslichen Gipsschichten und erzeugt hier imposante Erdfälle als Lösungs- und Einsturzdolinen.Von überregionaler Bedeutung ist die am Nordwesthang gelegene 115 m lange Lichtensteinhöhle. 1980 entdeckte man in dieser fossilen Quellaufstiegsspalte im Gipsgestein eine vollkommen unversehrte, mehr als 2.700 Jahre alte Kult- und Begräbnisstätte aus der jüngeren Bronzezeit mit den Resten von 39 Menschen. Neben dem Nachweis umfangreicher Kulthandlungen gelang es hier weltweit erstmalig, anhand genetischer Fingerabdrücke verwandtschaftliche Beziehungen innerhalb einer größeren bronzezeitlichen Menschengruppe nachzuweisen. Der Stammbaum ließ sich über mehrere Generationen hinweg rekonstruieren. Die Wirkungen des Wassers Quellregion Förste ( 11 ) 35 Quellen "durchnässen" Förste; ein Bach heißt noch heute die "Salza". Der Name und die historisch offenbar größere Bedeutung der sehr alten Siedlung mit ihrer Nähe zur Pipinsburg und Lichtensteinhöhle läßt mittelalterliche oder noch frühere Salzgewinnung vermuten. Vor 1910 war das Sösetal fast jedes Frühjahr überschwemmt, dann begradigte man die zuvor stark mäandrierend fließende Söse. Ab 1931 übernahm dann die Sösetalsperre sehr erfolgreich den Hochwasserschutz. Förste liegt auf einer geologischen Schwächezone. Die unter eiszeitlichem Schotter des Sösetals liegenden Gesteine sind hier durch den Harzwestabbruch um rund 1.000 m gegeneinander verworfen worden. Von beiden Seiten dieser Störungszone steigt Wasser auf: salzbeladenes Tiefenwasser aus nördlicher und westlicher Richtung sowie sulfat- und karbonatbeladenes oberflächennäheres Karstgrundwasser von Osten und Süden. Seit den 1960er Jahren wird das Quellvorkommen genutzt, davon die chloridischen Wässer zu Heilzwecken.www.grafenquelle.de Karstwanderweg Südharz Am Förster Mühlenteich (11) und der dortigen Mineralwasserfabrik beginnt von Westen her der Karstwanderweg Südharz, hier der südliche Ast. Der Nördliche beginnt an der Sösebrücke unterhalb der Pipinsburg (7). Die Internetseite www.karstwanderweg.de mit Übersichts- und 1:50.000-Wanderkarten, Fotos, Texten, Literatur, Zeichnungen und Links ist gegenwärtig die umfassendste und auch von Universitäten genutzte Informationsbasis zur Naturkunde und Kulturlandschaft des Südharzes. Weitere Informationen: www.karstwanderweg.de Geologische Entwicklung des Gebietes Seit dem Devon bis vor 300 Mio. Jahren war die Region überflutet, zeitweise sogar Tiefseegebiet. Im Devon und frühen Karbon entstanden mächtige teilweise fossilführende Meeresablagerungen: Kalk- oder Sandsteine, Kieselschiefer aus Kieselsäureskeletten von Einzellern, Tonschiefer und Grauwacken. Die Diabase des "Oberharzer Diabaszuges" bei Lerbach sind Laven untermeerischer Vulkane. In Verbindung mit ihnen entstanden Roteisensteinlager. Zu Beginn des Oberkarbons setzte in Europa die "Variskische Gebirgsbildung" ein. Dabei entstanden Erzlagerstätten in Klüften und Spalten. Das Gebiet des Harzes war intensiv aufgefaltet und fiel dann trocken. Noch während des Oberkarbons und zu Beginn der Permzeit wurde dieses Gebirge weitgehend abgetragen. Der rötliche Abtragungsschutt - daher der Name Rotliegendes für diese Zeitstufe - sammelte sich in weiten Becken am Rande des Rumpfgebirges. Vor 258 Mio. Jahren wurde Mitteleuropa dann erneut überflutet. Die Ablagerungsschichten dieses "Zechstein-Meeres", die sich über 100 km am Südharzrand entlangziehen, legten sich flach auf die gefalteten Schichten des Rumpfgebirges. Bei Osterode veranschaulichen geologische Aufschlüsse dies quasi als Momentaufnahme der Erdgeschichte. Die neuen Meeresablagerungen begannen mit dem Zechsteinkonglomerat, einem alten Brandungsgeröll. Es folgt als Kupferschiefer ein Faulschlamm am Boden eines stagnierenden Teilmeeres. Dann kam es zu wiederkehrenden Ablagerungen von Kalken bzw. Dolomiten, Tonsteinen, Gipsen und Salzen. Es sind überwiegend chemische Absatzgesteine, die unter extremen Klimabedingungen durch Eindampfen des Meerwassers entstanden sind, in einem Klima wie heute am Roten Meer. Dieses heiße Klima entspricht der geographischen Breite Westafrikas, wo unser Raum damals lag. Die Verlagerung in die heutige nördliche Position sowie die Entstehung des Atlantiks geht auf die Verschiebung der Kontinentalplatten zurück; eine bereits 1912 von ALFRED WEGENER entwickelte und vielfach bestätigte Lehre. In der nachfolgenden Triasund Jurazeit war der Harz erneut Meeresgebiet. Die Ablagerungen der Formationen wurden seit ca. 100 Mio. Jahren nach und nach abgetragen. Relikte des Erdmittelalters (Trias, Jura, Kreide) gibt es im Gebiet des Harzes nicht mehr; sie stehen allerdings im Vorharz an. Seit dem Tertiär vor 65 Mio. Jahren wird der Harzraum erneut angehoben, dies förderte die Abtragung. Die Kaltphasen des nachfolgenden Quartärs beschleunigten die Erosion. Die Täler wurden tiefergelegt und ihre Abtragungsmaterialien liegen heute als Flußkiese im Sösebett vor. Die Gipsberge von Osterode bis Badenhausen bilden seither eine markante Geländestufe. Das Gebiet ist verkarstet, denn Gips ist ein wasserlösliches Mineral und bildet Hohlformen, z. B. Höhlen und Erdfälle, sowie eine unterirdische Entwässerung. Die noch heute sichtbaren Karsterscheinungen entstanden in der allerjüngsten Zeit, dem Holozän. |