Von diesem vergriffen geglaubten Heft zur Südharzer Regionalgeschichte sind Restbestände wieder aufgetaucht und können über den Förderverein Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg e.V. erworben werden.
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Der Kampf gegen das Wasser

Aus der Bergbaugeschichte zwischen Uftrungen und Breitungen 1714 - 1774

Im Jahr 1985 unternahm das Karstmuseum Heimkehle gemeinsam mit der Fachgruppe Höhlen- und Karstforschung Dresden den Versuch, im alten Bergrevier am Unterhahn bei Uftrungen eine Schlotte zu finden, von der in den Bergakten berichtet wurde.
Im Werraanhydrit, auf einem deutlich ausgeprägten Kluftkreuz, hatten die Alten einen Schacht abgeteuft. Es war einer von vielen, aber schlecht verfüllt. Laub und Holz versperrten in etwa 4 m Tiefe einen weiteren Einblick. Da sich dieser Schacht dazu noch in unmittelbarer Nähe eines ausgeprägten Ponors befand, also auf Schlottennähe schließen ließ, war der Wunsch groß, diese Schlotte zu erreichen. Mitglieder der Fachgruppe Berlin buddelten emsig an der Freilegung des Ponors, leider bisher erfolglos. Die Dresdner, unterstützt durch Höhlenforscher aus Wernigerode, Leipzig und von der Fachgruppe Artern, machten sich an das Werk, über diesen Schacht ein geologisches Profil im Berg freizulegen und Deutungsversuche zur Geologie und zur Lage der vermuteten Schlotte zu ermöglichen.

 
Der alte Schacht am Kalkberg,
der auf einem Kluftkreuz angelegt
zu einer kleinen Schlotte führte.
In mehrwöchigen, harten Arbeitseinsätzen wurde dieser etwa 200 Jahre alte Schacht freigelegt und mit Eisenbahnschienen und Beton sicher verwahrt. Der Schacht führte nicht zu der erhofften Schlotte, erreichte aber nach 20 m Teufe im Horizont beta des Werraanhydrits schlottiges Gebirge.
Eine kleine Schlotte wurde vom Schacht durchteuft, ihre Zugänge waren versetzt. Sie hatte den Charakter einer Kluft, die weit in das Gebirge hineinreicht. Sie konnte insgesamt auf einer Länge von 25 m befahren werden. Danach ist sie durch Abschalungen und Verbruch verfüllt. Der östliche Ast dieser Schlotte ist zur Zeit immer noch versetzt und bisher nicht betreten worden.
Der Schacht selbst durchteuft auf einem Kluftkreuz die Horizonte delta, gamma, beta und alpha und geht dann durch den Zechsteinkalk auf das Flöz. Der Horizont alpha ist völlig abgelaugt und liegt nur als Lösungsrückstand, dem sogenannten „Aschegebirge“, vor. Dort fanden sich auch Reste alten Holzausbaus.
 
Während der Arbeiten am Schacht.

Der Abbau erfolgte ohne Füllort und ohne Ausrichtungsstrecken. Es wurde scheibenförmig um den Schacht herum abgebaut. Wenn Wasserflüsse und Wetter den Abbau nicht mehr gestatteten, wurde ein solcher Schacht verstürzt und der nächste in unmittelbarer Nachbarschaft eröffnet. Das erklärt die vielen benachbarten Schächte. Die abgebaute Scheibe wurde teilweise versetzt, im Versatz gibt es kleine Kriechgänge. Die Höhe des freien Raumes beträgt höchstens 50 cm, meist noch darunter. Somit ist dieser gesicherte Schacht ein bergbautechnisches Denkmal. Er gestattet einen Einblick in die damaligen Abbauverhältnisse und in die geologischen Gegebenheiten.
Besonders interessant sind dabei die vielen schlottigen Spalten und der im gesamten Zechsteinausstrich aufgelöste höhlenbildende Horizont alpha des Werraanhydrits.
Ein Studium der noch verfügbaren Bergakten und viele Exkursionen über die Reste des einst umgehenden Bergbaus ließen den Wunsch entstehen, mehr über die Historie des Gebietes zu erfahren. Bergtechnische Blütezeit war die Zeit zwischen 1714 und 1774. Die dürftigen Unterlagen über dieses Revier gestatteten kaum eine Darstellung. 1835 hatte aber ein Herr MIELECKI eine aus mehreren tausend Manuskriptseiten bestehende Arbeit angefertigt, in der auf über tausend Seiten der historische Kupferschieferbergbau der Grafschaft Stolberg dargestellt wurde. Zu welchem Zweck diese Arbeit angefertigt wurde, ist unklar.
Ohne die Arbeiten von MIELECKI wäre dieses Heftchen allerdings nicht vorstellbar. Aufgabe der Autoren war es, das von MIELECKI Beschriebene in der Landschaft zu suchen, Zusammenhänge zu klären, kritisch zu sortieren und Ungereimtheiten wegzulassen.
Außerdem mußten ein teilweise schwer deutbarer Stil und ein nicht ganz leicht lesbare Schrift verständlich gemacht werden.
Drei Jahre haben die Autoren gezögert, eine Kurzfassung zusammenzustellen. Nach dem Auffinden des Original-Ruppsteinschen Situationsplanes von 1760 durch die Markscheiderei des Mansfeldkombinates in Eisleben wurden dann auch eine Reihe von Schilderungen deutbar. Die Autoren wissen nun, daß genannte und gesuchte Schlotte an einem anderen Geländepunkt liegt.
Der in der hier vorgestellten 60 Jahren tätige Kupferschieferbergbau war ein ständiger Kampf gegen Wasser, schlechte Wetter, mangelnde Ausrüstung und Kapital und ungünstige geologische Verhältnisse. Besonders der Kampf gegen das den Grubenbauen zusitzende Wasser war beeindruckend. Er wurde deshalb zum Gegenstand dieses Heftes gemacht, auch deshalb, weil in diesem Kampf bewußt Schlotten für die Wasserlösung gesucht, gefunden und auch genutzt wurden.
Da sich die bisherigen Veröffentlichungen des Karstmuseums hauptsächlich mit Schlottenproblemen befaßten, soll mit dieser Darstellung gezeigt werden, daß es nicht nur in den bedeutenden Mansfelder- und Sangerhäuser Grubenrevieren Wasserprobleme und Schlottenlösungen gab.
In diesem kleinen, hier vorgestellten Bergrevier zwischen Breitungen und Uftrungen spielten Wasserprobleme die dominierende Rolle.
Eine technische Lösung des Problems war schließlich durch den Tiefen Breitunger Erbstollen sehr nahe, scheiterte aber endgültig an Konkurenzkampf und Bürokratie.
Auch wenn Herr MIELECKI seit hundert Jahren verstorben ist, müssen wir ihn als Mitautor nennen. Ohne seinen Fleiß hätten wir diese Übersicht heute nicht mehr bekommen können. Das Manuskript befindet sich im Staatsarchiv Magdeburg. Es ist der zweite Teil seiner umfassenden Arbeit.
„Der Kupferschieferbergbau in den Grafschaften Stolberg und Hohenstein, in den Guten des Stifts Ilfeld, Stift Walkenried und der Stadt Nordhausen.“
Rep F Nr. 201 II.
Im Jahre 1714 begann eine neue Periode des Kupferschieferbergbaus in den Stolberger Revieren, namentlich in den bei Breitungen gelegenen Revieren am Kirchberg, in der Eichenleithe und am Trengelsberg. Aber auch das Hähnichenrevier bei Uftrungen erlebte seine Blütezeit.
Der Bergbau war in den genannten Feldern fast gänzlich zur Ruhe gekommen, nur auf dem Hähnichen bei Uftrungen gab es um 1680 eine geringe Förderung. Zwischen dem Hähnichen und Breitungen gab es noch ein unangetastetes Feld.
1704 wurde Bankschatzmeister WEISKE von den Grafen zu Stolberg mit diesem Gebiet beliehen, und er begann mit dem Abbau auf dem Kirchberg bei Breitungen, auf der Eichenleithe bei Breitungen und dem benachbarten Trengelsberg , Bergmeister MAY befuhr am 3. März 1704 alle tätigen Flözwerke und inspizierte sie. Das erste Probeschmelzen sollte Pfingsten des gleichen Jahres stattfinden.
Im Mai 1704 wurde auf dem Kirchberg ein 8 m tiefer neuer Schacht abgeteuft. Daran arbeitete ein Bergmann und ein Junge. Im Nachbarschacht arbeiteten zwei Kumpels bei der Erzgewinnung. Zur gleichen Zeit wurde noch ein Schacht auf der Eichenleithe geteuft, die Belegung war nicht stärker.
WEISKE gab auf, und nach einigen Jahren der Ruhe übernahm der Berg- und Hüttenverwalter zu Wickerode, JOHANN GEORG SANDER , dieses Revier.
Die Grenze des Feldes war so beschrieben:

Vom Kirchberge über den sogenannten Loichen nach Agnesdorf zu bis in den Glasebach, da am Bauerngraben fort und hiernach an den Breitungischen Feldern hinunter bis an den Trenkelsberg und Halben Hahn, soweit als des Hochgräflichen Amtes Roßla Grenze geht, sodann bis in die Truckenbach an dem alsdortigen alten Teich, dann von da auf der anderen Seite wiederum zurück über die Eichenleithe bis wiederum an das Dorf ...“

Am 4. November 1713 setzte SANDER das Werk in Betrieb. Es schien auch zu laufen, denn er schloß 1715 mit dem Amtmann CRAEVELL einen Vertrag über die Lieferung von über 100 Zentner Kupfer. Jeder Zentner kostete damals 27 Gulden und 12 Groschen. Gleichzeitig reichte er ein Gesuch ein, welches ihn von der Zahlung des Zehnten entbinden sollte. Er hatte bis dahin schon über 2000 Gulden in das Geschäft gesteckt und erzeugte einen Zentner Garkupfer zum Selbstkostenpreis von 80 Gulden. Es war also kein lohnendes Geschäft zu erwarten.
Die Probleme dürften weniger die aufgefundenen Erzgehalte gewesen sein. Die Breitunger Erze waren die reichsten und besten, die auf der Rottleber Hütte angeliefert wurden. Vielmehr waren es gewaltige Wassermengen, die technisch nicht mehr verkraftet werden konnten.
Sander begann deshalb mit wenig Erfolg eine Rösche (kleiner Wasserhaltestollen) treiben zu lassen. Einfache Pumpen und später ein Kunstzeug (Wasserrad zum Antrieb der Pumpen) brachten auch keinen Erfolg. Er dachte auch schon an die Schaffung eines großen Wasserstollens, der nach damaligen Schätzungen etwa 10 000 Gulden gekostet hätte. Diese Summe konnte SANDER nicht mehr aufbringen. Er zog sich deshalb aus dem Geschäft zurück. So übernahm ein Stolberger Geschäftsmann namens GRÜNDLER das Revier. Aber die Probleme mit dem Wasser blieben. Das war kein Wunder. Man arbeitete in unmittelbarer Nähe des Zechsteinausstriches. Das Flöz fiel sehr flach ein, war aber ungemein stark tektonisch verworfen und zerbrochen und bildete häufig Rücken. MIELECKI fand nicht einen einzigen Bericht, in dem nicht über diese fanale geologische Situation geklagt wurde.
1719 versuchte man dem Wasser mit einem Pferdegöpel Herr zu werden. Aus Kostenersparnis erstand man eine alte Roßkunst auf dem Birnbaumzug des im Harz gelegenen Straßberger Reviers und baute sie im Breitunger Revier wieder auf. Der Pferdetreiber erhielt für eine Schicht (12 Stunden) 1 ½ Gulden, mußte aber auch die Pferde auf eigene Kosten halten.


Pferdegöpel

Immerhin wurde diese technische Anlage bis 1730 betrieben. Im wesentlichen versuchte man alte Schächte wieder zu öffnen und das abzubauen, was die Alten vor längerer Zeit wegen Wassers und schlechter Wetter stehengelassen hatten. Selten fand man Schächte, die tiefer als 10 m waren. Zimmerung war selten notwendig, sie wurde nur auf den ersten Metern benötigt. Aus Sparsamkeit wurden alte gebrauchte Grubenhölzer aus alten Schächten ausgebaut und in neue Schächte eingebaut.
1718 begann man einen weiteren Röschenstollen zu bauen, um nicht gänzlich im Wasser steckenzubleiben. Sein Verlauf wird von MIELECKI sehr widersprüchlich angegeben, so daß wir darauf keine Erklärung geben können.
Zusammenhänge mit dem Hungersee bei Breitungen und dem Bauerngraben werden genannt.
Alle 15 m wurden Lichtlöcher geteuft und in kreisrunde Mauerung gesetzt. Die Arbeit wurde sehr nachlässig durchgeführt, es kam zu vielen Einbrüchen und Klagen. Grundstücksentschädigungen waren die Folge. Dieser Stollen war im Querschnitt 1,5 m hoch und 60 cm breit, an einigen Stellen gemauert oder mit Türstöcken verbaut. Am Ende des Jahres 1718 war dieser Röschenstollen mit 11 Mann belegt. Die Gesamtbelegschaft war damals sehr groß, sie bestand aus 50 Mann, davon 8 Pumper und ein Kunstwärter.
Zur gleichen Zeit teufte man auf dem Mühlberge einen Schacht, errichtete dort eine Radstube und baute eine Rösche zur Wasserversorgung des Kunstrades. Wo das Wasser herkam, ist völlig unklar.
MIELECKI fand viele Einzelheiten über den Bau eines oberen und eines unteren Röschenstollens un der damit im Zusammenhang errichteten Kunsträder. Die Örtlichkeit konnte er jedoch nicht wiederfinden, und deshalb blieben seine Schilderungen über diesen Wasserlösestollen sehr widersprüchlich. Er gab es selbst zu:

„Der schon oft berührte, und nur zu fühlbare Mangel jedweder rißlichen Darstellung so wie zusammenhängenden und genügend schriftlicher Nachrichten machte es fast unmöglich, sich von den damaligen Verhältnissen, namentlich aber in Bezug auf die Errichtung der Künste , und deren eigentlichen Zwecke, ein getreues Bild zu verschaffen. Der Phantasie und einer glücklichen Kombinationsgabe wird es hier nur allein gelingen können bei Zusammensetzung der Bruchstücke zu einem Ganzen der Wahrheit nahe zu kommen und vielleicht das Richtige zu treffen.“

Fakt bleibt jedoch, daß alles versucht wurde, um das Wasserproblem im Kirchberg bei Breitungen technisch in den Griff zu bekommen.
1727 übernahm KONRAD KLERMONDT den Breitunger Bergbau. Auch für ihn stand es fest, daß das Wasserproblem gelöst werden mußte. er setzte ebenfalls auf den Bau von Kunstzeugen, war sich aber auch im klaren, daß er einen tiefen Entwässerungsstollen anlegen mußte. Dieser wurde als Tiefer Breitunger Stollen bei Roßla angesetzt und brachte im Jahre 1760 mit einem großen Wassereinbruch jene denkwürdige Berührung mit dem Bauerngraben, die im Heft 5 der Mitteilungen des Karstmuseums ausführlich behandelt wurden.
Da es 1727 klar war, daß Jahrzehnte vergehen würden, ehe der Entwässerungsstollen das Breitunger Feld erreichte, mußte man bis dahin andere Wege gehen. So baute man neue Wasserräder. Es mußte zuerst ein Kunstteich angelegt werden, welcher 1728 auch fertiggestellt wurde. 1734 begann man mit dem Bau eines weiteren Kunstteiches im Borntal. Der Bau wurde für 1454 Gulden im gleichen Jahr fertiggestellt.
Allerdings brachten die mageren Südharzbäche wenig Aufstauwasser ein, besonders im Sommer waren die Kunstteiche schnell leer und die Kunstzeuge verrichteten keine Arbeit.
So teufte man am Mühlenweg einen neuen Kunstschacht, in dem man 1729 ein Kunstzeug einbaute:

„ … hing die Schwingen, die zwei Kreuze, sowie die Kunstsätze, schnitt Kunststangen und brachte dieselben ein und fertigte die Leitungen, doch mußten die Sätze sehr bald wieder weggenommen und Pumpen dafür hergebracht werden, da die Aufschlagswasser fehlten ...“

MIELECKI berichtete, daß bereits 1722 in einem Nachbarschacht dieses Reviers ein Kunstzeug eingebaut wurde, dieses jedoch kaum betrieben werden konnte, da es an Aufschlagwasser mangelte, Es konnte nur noch nachts zeitweilig in Betrieb genommen werden.
1732 zählte das Inventar 3 Kunstzeuge auf dem Kirchberg. Aber ausreichend schien diese technische Lösung nicht zu sein, den 1734 wurde eine weitere Wasserkunst erbaut. MIELECKI gab die Maße einer solchen Wasserkunst an, die 1722 errichtet wurde. Die Radstube, in der das Wasserrad montiert war, war etwa 6 m hoch und vollständig in Mauerung gesetzt. In einer anderen Radstube wurde das Holz einer abgeworfenen Radstube, die sich einst im Finsteren Tal befand, benutzt. Eine dritte Radstube wurde gänzlich in Kalksteinen gemauert und mit Gewölbe überbaut. Allein, die Wasserzuflüsse wurden immer stärker, je tiefer man kam.
Ein 26 m tiefer Schacht, der 1759 geteuft wurde, mußte im gleichen Jahre wieder aufgegeben werden.
Die Wasserkünste reichten nicht aus, und sie wurden abgeworfen. Bergbau gab es nur noch an wenigen Punkten. Man wartete auf die wasserlösende Wirkung des Tiefen Breitunger erbstollens, der allerdings nie ankam, da er 1760 unter dem Bauerngraben eine Höhle antraf, und die nun erfolgenden Wassereinbrüche in diesem Stollen jede Weiterarbeit zunichte machten.
Im Heft 5 (Der Bauerngraben) wurde dieser Teil der Geschichte umfassend dargestellt. So wurde das Wasserproblem nie gelöst.
Ein 24jähriger Gerichtsprozeß verschlang die restlichen Kapitalrücklagen, so daß damit das endgültige Ende des Breitunger Kupferschieferbergbaus gekommen war.
Darüber können auch die kleineren späteren Versuche, die ergebnislos einen Neubeginn darstellen sollten, nicht hinwegtäuschen.
Die Wasserlösung über Schlotten zu erreichen, war ein bekannter Weg. Er wurde auch im Kirchberger Revier versucht, allerdings erfolglos.
Im Erdfallrevier am Roßlaer Weg wurde 1768 in einem Erdfall der Versuch unternommen, eine Schlotte zu finden. 18 m tonigen, zerbrochenen Gipsschutt hatte man schon durchteuft, man erreichte einen Meter festen zerklüfteten Gips und damit gleichzeitig den Wasserspiegel. Nun versuchte man, mit einem Querschlag in Richtung Berg eine solche Schlotte zu finden. Der Wasserzudrang wurde jedoch so stark, daß man aufgeben mußte. Durch den übermäßigen Wasserandrang brach der Schacht zusammen. Mehrfach wurden Schächte zur Lösung dieses Problems geteuft und alte Schächte wieder aufgewältigt. Wasserlösung fand man nicht, die Wetterversorgung bereitet große Probleme, die Förderung war unbedeutend.
MIELECKI fand alte Quellen, in denen geschildert wurde, wie mit Hilfe von Bälgen und Holzröhren die Bewetterung unterhalten wurde.
 
Ein Teil des Kirchberger Reviers fand mit dem Wiesenborner Stollen Wasserlösung. Er wurde zwischen 1731 und 1743 aufgefahren und erreichte eine Länge von etwa 1000 m. Sein Mundloch ist noch heute unmittelbar am Fahrweg im Breitunger Tal, kurz hinter dem Ortsausgang Breitungen, sichtbar.
Mit diesem Stollen versuchte man, dem Eichenleither Revier, welches an das Kirchberger grenzte, Wasserlösung zu verschaffen. 1731 begannen am sogenannten Wegeborn 3 Hauer und ein Karrenläufer, welcher auch den Haspel ziehen sollte, den Stollen vorzutreiben. Das Gewölbe wurde mit Mauerwerk und Kalk festgemauert, die Stöße wurden in Trockenmauerung mit Moos gesetzt.
Bereits nach 43 m Stollenauffahrung wurde das erste Lichtloch mit 11 m Teufe gesetzt.
Das zweite Lichtloch wurde 1733 begonnen und ganz in Eichenzimmerung gehalten. In diesem Lichtloch war der Wasserzulauf so stark, daß man vorbohren mußte.
Das Mundloch des Wiesenborner Stolln
bei Breitungen

Das Wasser floß durch dieses Bohrloch in den darunterliegenden Röschenstollen, so daß der Schacht trocken vollendet werden konnte. 1735 erreichte man nach 263 m Stollenlänge das Flöz. Man begann mit einem Abbauversuch, das Wasser wurde aus dem Streb mit hölzernen Pumpen auf das Niveau des Röschenstollens gehoben.


Holzpumpen mittels Wasserradantrieb bedient

6 Hauer und 6 Karrenläufer waren beschäftigt, die Förderung erfolgte über Schubkarren. Das Lichtloch 4 wurde nach 440 m Stollenlänge in Eichenbohlenzimmerung gesetzt und war 33 m tief. Nach 600 m Stollenlänge wurde 1738 mit 40 m Tiefe das 5. Lichtloch geteuft. Auch hier war ein Vorbohren wegen starken Wasserandrangs notwendig. Nach 700 m Stollenlänge wurde das 6. Lichtloch mit 37 m Tiefe niedergebracht. Das Wasser mußte sogar durch 2 Bohrlöcher, die man vorbohrte, in den darunterliegenden Stollen geleitet werden.
Frische Wetter wurden ständig mit Bälgen eingeblasen. 1740 wurde ein 7. und auch ein 8. Lichtloch geteuft. Mit dem 9. Lichtloch fand man 1742 nur noch Liegendes.
Auch am 8. Lichtloch war das Flöz schon verloren gegangen. Ursache dafür war auch hier die starke tektonische Beanspruchung des Flözes. 1743 wurde der Vortrieb des Stollens bei einer Länge von 1066 m eingestellt.
All der hier gedachten Schwierigkeiten halber kam es zu keinem regelmäßigen und geordneten Grubenbetrieb. Es kam zu vielen Zusammenstößen zwischen Arbeitern und Aufsichtspersonal. Besonders 1736 gab es große Unruhen, so daß sich das Stolbergische Bergamt zu einem erlaß genötigt sah. Die Bergbeamten hatten sich bitter über die Zustände beklagt:

„Insbesondere trafen diese Klagen das unregelmäßige An- und Ausfahren, das Versäumnis der Betstunden, das unordentliche und unreine Fördern der Erze und Schiefer, sowie vor allem das Trotzen und sich Auflehnen, ja das sogar in Tätlichkeit übergehende Schmähen der Grubenbeamten in den Füllorten, wo sich die Arbeiter im Lohn verkürzt glaubten. Hiernach ward hauptsächlich verordnet, daß bei schwerster Ahndung die auf dem gedachten Werke auffahrenden Burschen und Jungen zu rechter früher Zeit, jedoch nach richtiger gebührender Abhaltung der Betstunden ohne alles Einwenden und Zureden an ihre Arbeit fahren, ihre Schichten richtig aushalten, darinnen auch nicht etwa faulenzen und nachlässig zu sein, sondern vielmehr ihre Arbeit treu und fleißig verrichten, wie man wahrgenommen, das sie selbige jedesmal gegen die herannahende Lohnung haben tun können, endlich auch die Schiefer und Erze soviel wie möglich rein zu gewinnen, auszuhalten und zu Tage zu fördern keineswegs aber geflissentlich und wissentlich Berge darunter zu schlagen, sondern diese in der Erde lassen und die Mauer zu versetzen ...“

Das vom Kirchberger Revier westlich gelegene Trengelsberger Revier wies bereits uralten Bergbau am Ausgehenden auf. 1720 wurden auch hier neue Versuche begonnen. Schlechte Wetter und große Wasserzuflüsse waren die Hauptprobleme, mit denen zu kämpfen war.
1733 wurde ein Wasserlösestollen von rund 170 m Länge aufgefahren, der ins Breitunger Tal entwässerte. Von ihm ist heute nichts mehr zu sehen. Anfangs wurde er nur in Türstöcken ausgebaut, später ausgemauert. Es wurden die Seitenstöße in Trockenmauerung aufgesetzt und mit Moos ausgestopft. Der Stollen erhielt zwei Lichtlöcher, das zweite Lichtloch war nur 7 m tief.
Der Stollen traf nach genannter Länge eine starke geologische Störung, das Flöz sank unter die Stollensohle. Damit hatte es keinen Sinn mehr, den Stollen weiter zu treiben. Man öffnete alte Schächte, trieb neue Schächte in den Berg und baute rings um den Schacht soviel Feld ab, wie Wasserführung und Bewetterung es erlaubten. War an ein Weiterarbeiten nicht mehr zu denken, wurde der Holzausbau aus dem Schacht genommen, der Schacht verfüllt und in unmittelbarer Nachbarschaft der nächste Schacht abgeteuft. Allein 1744 wurden so auf dem Trengelsberg acht neue Schächte geteuft. MIELECKI wertete alte Rechnungen aus und kam so zu dem Schluß, daß zwischen 1737 und 1768 etwa 80 Schächte auf diese Art abgeteuft und verfüllt wurden. Die Schächte hatten Tiefen von 5 und 9 m. An einem Schacht arbeiteten 2 Mann, mehr als maximal 15 Leute waren also nie gleichzeitig beschäftigt. Während auch das Trengelsberger Revier noch Wasserlösung durch den Tiefen Breitunger Erbstollen hätte erfahren können, lag das Hahner Revier schon fast an der Ortsgrenze Uftrungen.
Es war ein schon länger bekanntes Revier. Am Ausgehenden waren zahlreiche Schächte vorhanden. So begann man im sogenannten Oberhahn mit dem Öffnen alter Schächte, später wurden neue Schächte bis 10 m Teufe angelegt. Die Schachtquerschnitte betrugen allgemein 2 mal 1 m. Im Oberhahn waren selten mehr als 3 Schächte gleichzeitig in Betrieb. Im Jahre 1748 waren in diesem Revier 20 Hauer und 8 Jungen angestellt.
Viele geologische Störungen verwarfen das Flöz. Der technische Stand schien hier noch aus Agricolas Zeiten zu stammen, den MIELECKI fand einen Hinweis, daß 1748 noch Vortrieb mit Feuersetzen erfolgte. 1750 fand eine Generalbefahrung aller Anlagen statt.

„Bei der Generalbefahrung im August des Jahres 1750 von welcher Zeit an auch keine regelmäßige Schieferförderung mehr auf dem Oberhahn stattfand, fanden sich daselbe 3 Schächte im Gange von 4-6 Lachter Teufe, deren erster mit 4 Schieferhäuern, der zweite mit 3 Arbeitern und der dritte endlich nur mit 2 Mann belegt waren; einer jeden dieser Kameradschaften waren ein auch 2 Jungen zur Förderung bei gegeben … Zwei Mann nahmen am Ausgehenden noch einige von alten Zeiten her stehen gebliebenen Strebecken, unter diesen auch etwas grüne Schiefer weg ...“

Das an das Oberhahner Feld in Richtung Uftrungen angrenzende Unterhahner Feld lief dem anderen den Rang ab. 1766 wurde der Betrieb auf dem Oberhahn eingestellt. Auch auf dem Unterhahner Feld wurden anfangs nur alte Schächte wieder geöffnet. Das Teufen dieser Schächte im Unterhahn schildert MIELECKI:

„Eine jede Kameradschaft oder Belegschaft dieser Schächte bestand nun aus 2 Gedingehäuern und einem Jungen, welcher das Abteufen der neuen Schächte, wie das Aufziehen der alten ins Generalgedinge gegeben wurde, durchschnittlich eine Teufe von 5-8 Lachtern … Bei Wettermangel teufte man dicht neben dem Schacht in ungefähr 1 ½ bis 2 Lachter Entfernung von demselben noch ein sogenanntes wetterloch ab und brachte dieses dann mit dem Hauptschacht zum Durchschlag. Alle diese Arbeiten wie auch das Niederbringen der wenig tiefen Schächte selbst geschah durch die Häuer meist bei der Weile, das heißt nach der Schicht, welche Letztere hier selten über 8 Stunden dauerte ...“

Die Schwierigkeiten der Arbeiten schilderte MIELECKI:

„ … Die Belegung der einzelnen Schächte, deren z. B. im Jahre 1747 nur drei im Umgang waren, bestand gemeiniglich aus 3 Häuern und einem Jungen, welche die Förderung zu Tage besorgen mußten, jedoch letzteres sehr unordentlich versahen, da fast quartalliter von den Hütten Klage über unordentliche Erze und Schieferförderung liefern und angedrohte, wie wirklich dieserhalb exekutierte Strafen wenig fruchteten. Die Arbeiter fuhren von diesen Schächten aus auf den Flöz nach dem Höchsten wie Tiefsten soweit auf, als Wetter und Wasser dies möglich machten, halfen sich wo es ging mit Pumpen, deren oft 4 bis 5 in einem Gesenke standen, dessen ungeachtet aber dennoch häufig gänzlich vom Ort vertrieben wurden, wie dies namentlich die Berichte aus dem Jahre 1748 mehrfach erwähnen und zu derselben Zeit dieserhalb oft nur ein Schacht in Betrieb stand ...“

Um eine Wasserlösung zu schaffen, baute man einen Wasserlösestollen, die sogenannte Obere Rösche. 1749 teufte man das erste Lichtloch im Kalkberg bei Uftrungen und begann mit der Auffahrung. Dabei fand man eine große Schlotte und beschloß, das Wasser in diese zu leiten. Den Stollen trieb man weiter in Richtung Flöz, setzte ihn in Türstöcke und mauerte in später mit Trockenmauerwerk aus. Die Fugen wurden mit Moos ausgesetzt. Es wurde ein zweites Lichtloch gesetzt. Das Flöz gabelte ab dieser Stelle in ein unteres und ein oberes Flöz.
Es wurde abgebaut, das Wetter über Luttenrohre und Bälge durch den Röschenstollen eingeblasen.


Das Einblasen frischer Wetter mit einem Blasebalg

Bis 1751 hatte der Röschenstollen eine Länge von 184 m erreicht. Insgesamt wurden 5 Lichtlöcher geteuft, das letzte Lichtloch hatte eine Teufe von 57 m, der Röschenstollen war 266 m lang.
Während der Zeit des Röschenvortriebes fand ständig Förderung statt.
1752 waren 12 Mann mit dem Abbau beschäftigt, 2 Mann arbeiteten in der Wasserhaltung. Das Wasser floß den Abbauen stark zu. Es mussten zusätzlich Pumpen eingebaut werden, wegen der geringen Strebhöhe arbeiteten diese im Liegen. In Eichenrohren wurde das aus den Abbauen gehobene Wasser in den Röschenstollen geleitet. Da der Kupfergehalt sehr gut war, wurde der Plan gefaßt, das tiefer liegende Flöz ebenfalls abzubauen.
Aus diesem Grunde wurde mit dem Bau eines tieferen Röschenstollens begonnen. Der obere Röschenstollen hatte 1754 eine Länge von 372 m erreicht und wurde damit eingestellt. Der neue, tiefere Röschenstollen wurde im Lichtloch 1 der alten Rösche begonnen, indem man dieses um rund 10 m vertiefte. Mit einem Querschlag fuhr man das Flöz an, in der Nähe des Lichtloches 2 suchte man eine schlottige Kluft zum Abführen des Wassers.
Bei weiteren Arbeiten geriet man in große Wasserzuflüsse, die man jedoch mit raschen Durchschlägen zur Rösche in den Griff bekam. Bei diesen Auffahrungen überfuhr man eine weitere Schlotte.
1758 schlug man eine wasserführende Kluft an und der gesamte Röschenbetrieb ersoff im Wasser. Mit dem Abteufen eines neuen Schachtes versuchte man den Wasserweg zu erkunden. 1758 begann man einen neuen Förderschacht zu teufen.
Sein Profil verrät den Schlottenreichtum des Werraanhydrits:
 
    2    mDammerde
  45,5 mfester Gips (Werraanhydrit)
    2,5 mschlottenreicher Gips (Werraanhydrit)
    4,5 mZechsteinkalk
_______
  54,5 m
======
Mit diesem Schacht ging der Betrieb weiter. Da die Rösche nun kein Mundloch besaß, mußten allein 9 Mann das Wasser pumpen. Der Röschenstollen wurde weitergetrieben und auch der Abbau kam so leidlich voran. 1759 gab es wieder große Wasserzugänge. So wurde ein Querschlag aus der Stollensohle durch den Zechsteinkalk nach einer Schlotte getrieben, durch diese Wasserlösung erreicht. Ein neuer Schacht wurde abgeteuft und während dieser Zeit ersoff alles wieder im Wasser.
1761 teufte man einen weiteren Schacht, um eine neue Schlotte zu suchen und das Wasserproblem zu klären.
Interessant ist das Schichtenprofil dieses Schachtes, welches sehr schlottiges Gebirge aufweist.
 
 
In 20 m Tiefe kann man in der Schachtwand
in eine kleine Schlotte hineinkriechen.
 
2 mDammerde
6 mzerklüfteter, schlottenreicher Gips
8 mfester Gips
2 mschlottenreicher Gips

Von diesem Schacht aus trieb man eine Suchstrecke in die Richtung der zu suchenden Schlotte.
Diese Strecke stand:
 
  6,5 mim schlottenreichen Gips
  8    mim Aschegebirge
  9,5 mim teils schlottigen, teils festem Gips
11,5 mim Aschegebirge und Gips
37    mim schlottigen Kalk

Damit hatte man den Gips durchörtert und die Suche mußte eingestellt werden. Man teufte weitere Schächte, fuhr weitere Strecken auf, fand auch schlottigen Gips, erreichte aber keine Wasserlösung.
Wasserhaltungsprobleme, Wetterprobleme und der sich verschlechternde Kupfergehalt brachten es mit sich, daß man 1769 den unteren Röschenstollen mit 944 m einstellte.

Das Revier war zu dieser Zeit mit 1 Steiger, 17 Hauern, 1 Anschläger, 1 Haspelknecht und 4 Jungen belegt.

Wenige Versuche wurden noch durchgeführt, aber im wesentlichen wurden 1770 die letzten Arbeiten verrichtet und das Gebiet verlassen.

Schachtförderung mittels Haspel

1774 wurde der Betrieb im gesamten Breitunger Revier eingestellt, da kaum noch Aussicht bestand, den seit 14 Jahren geführten Gerichtsprozess um die Ableitung des Bauerngrabens und damit die Fortführung des Vortriebes des Tiefen Breitunger Erbstollens zu gewinnen.
Spätere Versuche blieben unbedeutend und erreichten nie wieder die Bedeutung, wie sie in der Periode zwischen 1714 und 1774.
  

Quelle:
Christel und Reinhard VÖLKER
Der Kampf gegen das Wasser
Heft 16, Mitteilungen des Karstmuseums, Uftrungen

Zeichnungen:
GEORGIUS AGRICOLA
„Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen“ 1556

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