Ponore des Südharzes

- von Christel und Reinhard Völker -

Von diesem vergriffen geglaubten Heft zur Südharzer Regionalgeschichte sind Restbestände wieder aufgetaucht und können über den Förderverein Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg e.V. erworben werden.

Inhalt

    1. Ponor - Schwinde - Schlinger
    2. Der Verbleib des Wassers
    3. Die Morphologie der Ponore
    4. Die Veränderung von Ponoren
    5. Die Ponore des Südharzes im Besonderen
    6. Schlußbemerkungen
    7. Literatur

1. Ponor - Schwinde - Schlinger

Neben Höhlen sind die Stellen, an denen plätschernd, gurgelnd oder rauschend ein Rinnsal, Bächlein oder Fluß ganz einfach in der Tiefe verschwindet, am beeindruckendsten. Sie tragen unterschiedliche Namen und Bezeichnungen. Im Volksmund gibt es viele Sagen und Geschichten um diese geheimnisvollen Schlucklöcher. KYRLE hat 1923 in seiner "Theoretischen Speläologie" eine Bezeichnung vorgeschlagen, die in Fachkreisen auch heute noch benutzt wird.

(9) ". . . Unter Wasserschwinde oder Schwinde schlechterweg verstehen wir eine ober- oder unterirdische Stelle, in welche Wasser lediglich infolge seiner Schwerkraft in ein unterirdisches Gerinne fließt; unter Wasserschlingel oder Schlingel schlechterweg verstehen wir eine ober- oder unterirdische Stelle, in der Wasser in ein unterirdisches Gerinne unter Druck einfließt. Das Profil der Schwinde in Tätigkeit ist nie, das des Schlingers in Tätigkeit immer vollständig mit Wasser gefüllt . . ."
Wird also ein solches in die Tiefe führendes Schluckloch überstaut, so spricht man von einem Schlinger, fließt das Wasser in ein offenes sichtbares Loch, so spricht man von einer Schwinde. Oft kann man diese Unterscheidung nicht durchführen. Bei starkem Wasserangebot, wie zur Zeit der Schneeschmelze, kommt es zum Aufstau und damit wird die Schwinde zum Schlinger.
Um diesen Schwierigkeiten in der Bezeichnung aus dem Wege zu gehen, wurde der Begriff des Ponors gegeben.
Das Fachwörterbuch für Karst- und Höhlenkunde merkt dazu an:
(10) ". . . Ponor (m), vom serbokroat. ponor = Abgrund abgeleitet, bezeichnet jede Stelle, an der Wasser in den Untergrund verschwindet . . ."
Im Südharz bezeichnet man jene Erscheinungen einfach als Schwinden oder Bachschwinden. Eine Unterscheidung in Schwinde oder Schlinger wurde nicht vorgenommen.
In der alten Literatur liest man häufig Begriffe wie Schlundloch, Saugloch oder Katavothre.
Gemeint sind in diesem Falle ebenfalls Ponore. Je nach Wasserangebot können Ponore ständig Wasser in die Tiefe führen. Besonders bei kleinen Einzugsgebieten trocknen mit Beginn der warmen Jahreszeit die zuführenden Wasserläufe aus, und die Ponore sind nur zu bestimmten Jahreszeiten aktiv. Äußerstes Extrem ist die Lage der Ponore, die nur ausnahmsweise vom Wasser erreicht werden und dann in Funktion treten. Somit kann man eine Einteilung der Schlinger, Schwinden oder Ponore nach der Wasserführung vornehmen (10).
  • kontinuierlich, ständig aktive Wasserführung
  • periodische, in mehr oder weniger regelmäßigen Zeitabständen aktive Wasserführung
  • episodische, nur selten aktive Wasserführung
Abbildung 1
Der Unterschied zwischen Schwinde und Schlinger

Im März 1987 bildeten sich zur Zeit der Schneeschmelze viele Dolinen in Ponore um.

Das in Schwinden einfließende Wasser läuft in unterirdischen Gravitationsgerinnen in das verkarstungsfähige Gestein ein. Das bedeutet, das Wasser fließt in einem freien Höhlenquerschnitt als Rinnsal, Bach oder Fluß. Das in Schlingern in den Berg eindringende Wasser läuft in Druckgerinnen in das verkarstungsfähige Gestein.
Der weitere unterirdische Wasserlauf kann vom Gravitationsgerinne in ein Druckgerinne übergehen, auch umgekehrter Wechsel ist jederzeit möglich.
In Abhängigkeit einer Unzahl von Voraussetzungen und Faktoren kann das in Ponoren einfließende Wasser vielfältigste Wege laufen.
Gerade die Frage nach dem Verbleib des Wassers ist das Geheimnisvolle der Ponore. Die Beantwortung dieser Frage ist eine Aufgabe der Karstforschung und stellt allerhand Anforderungen.


2. Der Verbleib des Wassers

2.1. Die Markierung des Wassers
Um das verschwindende Wasser zu verfolgen, muß es markiert werden. Man gibt dem Wasser einen Stoff bei, der durch das Wasser transportiert wird, an keiner Stelle "hängen" bleibt und an der vermuteten Austrittsstelle leicht wiedererkannt werden kann. Seit altersher gehen in allen Karstgebieten Legenden über solch seltsame "Markierungsmittel" um.
Da wird von einer Karstquelle der Hirtenstab eines im Gebirge verschollenen Hirtens ausgespien, in der Artener Solquelle sollen beim Einbruch eines großen Erdfalles bei Ichstedt die Kartoffeln des eingebrochenen Feldes herausgeschwemmt worden sein, Äste, Reisig und halbe Bäume erblickten an Karstquellen wieder das Licht des Tages.
Das sind natürlich alles unhaltbare Legenden. Auch Sägespäne, Holzwolle, Spreu und Häcksel eignen sich nicht als Wassermarkierungsstoffe. Die ihnen nachgesagten Erfolge sind ausnahmslos in das Reich der Legenden zu rücken. Gerade im Südharz wurden solche "Markierungen" durchgeführt, alle erfolglos.
Am 10. Januar 1767 wurde im Streit um die Ableitung des Bauerngrabens zur Rettung des Tiefen Breitunger Stollens in einem Brief an den sächsischen König die erfolglose Wassermarkierung zwischen dem Questensee und der Wickeröder Quelle geschildert.

(11) . . . bei dieser Gelegenheit in dem Heckersloche (Questenhöhle) ein sogenannter großer Wasserspiegel, oder eine große Sammlung von Wassern, welche aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Kalkgebirge ihren Ursprung nehmen, und in dem Heckersloche sich sammeln, angetroffen worden, es auch nicht ganz unwahrscheinlich ist, das sothane Wasser, nach dem Vorgehen des Wickeröder Berg- und Hüttengeschworenen BISCHOFF, nach der Wickeröder Hüttenquelle, welche ca. 3 bis 400 Lachter davon aus dem Kalkgebirge sich zutage ausdrückt, ihren Abgang weiter nehmen, und dieselbe ihre Nahrung davon erhalten kann, ohngeachtet die von dem Berg- und Hüttengeschworenen BISCHOFF zum Erweis der Sache mit dem auf der Wasseransammlung in dem Heckersloche ausgeschütteten Heckerlinge gemachte Probe nicht reussieren wollen . . ."
Abbildung 2
    1. Gravitationsgerinne
    2. Druckwassergerinne
Die Schneeschmelze brachte im sogenannten "Knie" an der Heimkehle eine starke Karstquelle hervor, die bereits nach 20 m Lauf im Schwindenbecken des "Knies" verschwand.
Ähnliche Versuche wurden an anderen Stellen durchgeführt, viele auch nur erdichtet, aber bis in die heutige Zeit erzählt. So tauchen auch immer wieder die Markierungen des Wassers zwischen Bauerngraben, Heimkehle und Försterhöhle auf, selbstverständlich mit Häcksel durchgeführt und voller Erfolg.
(12) ". . . Man erzählt in den umliegenden Dörfern, daß Häcksel, in andere Höhlen der Umgebung in das Wasser gestreut, z. B. im Försterloch, in der Heimkehle wieder zum Vorschein komme. Doch sind solche Nachrichten mit der größten Vorsicht aufzunehmen, wenn auch ein unterirdischer Zusammenhang zwischen den einzelnen Höhlen bei der Beschaffenheit des Bodens nicht gerade etwas Unerhörtes wäre . . ."
Die Verfasser färbten im Jahre 1973 am Nordkyffhäuser die bei Hochwasser in zwei Schwinden eintretende Wolweda bei Tilleda an. Gemeinsam mit den Höhlenforscherfamilien MARR und WEINERT wurde einige Jahre geologisch und geodätisch untersucht, wo das angefärbte Wasser wieder auftreten könne. Die Einwohner von Tilleda waren aber alle überzeugt, daß dieses Experiment nicht notwendig sei.
Im ganzen Ort war das Gespräch von einem vor langer Zeit erfolgten Markierungsversuch mit Häcksel und Spreu.
Ein alter Herr war der Meinung, er habe den Wasseraustritt bei Bad Frankenhausen mit eigenen Augen gesehen. Das Wasser trat aus einer Felsspalte, über und über mit Spreu beladen. Eines Tages konnten wir ihn dazu überreden, mit uns nach Frankenhausen zu fahren und jene Stelle zu suchen.
Bereits auf der Fahrt gab er zu, daß er nichts gesehen hatte, es sei wohl der Vater gewesen. Nach 10 Kilometern Fahrt war es der Großvater, der dem Vater diese Geschichte erzählte . . .
Weitere Ausschmückungen sind wohl nicht notwendig.
Auf Markierungen mit Häcksel und Spreu brauchte man eigentlich nicht eingehen. Eine breitere Darlegung war allerdings notwendig, da sich diese Legenden erfolgreicher Wassermarkierungen bis heute zäh halten und selbst Fachleute unsicher werden.
Eine brauchbare Methode der Markierung von verschwindenden Wässern ist die Eingabe von Salzen. Dazu ist beispielsweise das Kochsalz (NaCl) geeignet. Es gibt in der internationalen Karstforschung viele Beispiele von erfolgreichen Salzungsmethoden.
Auch im Karst der DDR wurde in den letzten Jahren erfolgreich Kochsalz zur Wassernarkierung eingesetzt, wie beispielsweise beim Nachweis der Verbindung von Wasserversickerungen im Raum Bad Liebenstein mit dem Wasseraustritt in der Altensteiner Höhle. Dabei wurde eine Menge von 1,3 t Steinsalz eingesetzt. Diese gewaltige Menge ist ein großer Nachteil der Methode.
Das Salz beeinträchtigt die Wasserqualität erheblich, und da man heute fast jedes Quellwasser nutzt, sind die Wasserversorgungsbetriebe nicht gerade begeistert über derartige Salzversuche. Nachteilig ist auch, daß durch Tausalze des Straßenwesens und landwirtschaftliche Düngesalze oft eine hohe Vorbelastung der Wasserläufe vorhanden ist, und man deshalb zur deutlichen Unterscheidung noch größere Mengen zusetzen muß. Es ist auch zu bedenken, daß mit solchen Salzmengen die Grundfauna erheblich geschädigt wird. Einfache Nachweismethoden bis zur automatischen elektrischen Leitfähigkeitskontrolle und die niedrigen Kosten sollten bei den gegebenen Nachteilen nicht zu einer Anwendung animieren.

Die Ponore am Entensee waren im Januar 1987 nicht in der Lage, das Thyrahochwasser aufzunehmen.
Im Sulfatkarst des Südharzes muß man bei solch gearteten Wassermarkierungen einkalkulieren, daß Kochsalz natürlich in den Zechsteinschichten in großer Teufe vorkommt und bei größer ausgedehnten Versuchen der Einsatz von Kochsalz schon deshalb nicht in Frage kommt. Es können auch andere Salze als Markierungsmittel benutzt werden, die selten in der Natur vorkommen, sich einfach nachweisen lassen und teilweise recht unbedenklich sind. Ihre Kosten sind allerdings sehr groß, die Beschaffung außerordentlich schwierig.
Als relativ wirksame Markierungsstoffe wurden deshalb immer wieder Farbstoffe eingesetzt. Am beliebtesten ist das Fluorescin (C20H12O5), ein orangefarbenes Pulver, welches gelöst, eine prächtige grüne Farbe ergibt. Da sich Fluorescin langsam im Wasser auflöst und auch gern Klumpen bildet, die nur schwer löslich sind, benutzt man lieber das Natriumsalz der Fluorescinsäure, mit dem Handelsnamen Uranin.
Diesen Stoff nimmt man in der Seifen- und Kosmetikindustrie, um den beliebten Fichtennadelfarbton zu erzeugen. Ein Stück Farbpulver von der Größe einer Erbse färbt eine ganze Badewanne intensiv grün.
Danach kann man noch viele Badewannen hinzuschütten, die Farbe läßt sich noch lange sehen. Ist sie dann optisch völlig verblaßt, kann sie unter der Beleuchtung einer UV-Lampe (Quarzlampe) mit hervorragender Fluoreszens sichtbar gemacht werden.
Es handelt sich also um einen Farbstoff, der in sehr großen Verdünnungen mit einfachen Methoden nachweisbar und bei normal angewendeten Mengen ohne Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen ist. Auch Wasserversorgungsbetriebe sehen die Anwendung dieses Stoffes als unbedenklich an. Das ist der Grund, weshalb Wassermarkierungen im Südharz fast ausschließlich mit diesem Stoff gemacht werden.
Es gibt in der Zwischenzeit eine ganze Liste von Farbstoffen mit Vor- und Nachteilen, die in der praktischen internationalen Karstforschung verwendet werden.
Eine andere Art der Wassermarkierung ist die Verwendung von Sporen oder Bakterien. Diese werden aber bei langen lehmigen und tonigen Strecken oft zurückgehalten. Zum Nachweis benötigt man eine mikroskopische Einrichtung. Als Bakterien werden international natürlich solche benutzt, die völlig unbedenklich für den menschlichen Organismus sind. Die Anwendung von Bakterien als Wassermarkierungsmittel wurde durch Hygieniker ausgelöst.


Ein Teil des Thyrahochwassers floß über die Entenseeponore in die Heimkehle ein.

Bei der Untersuchung von Entnahmestellen für Trinkwasser ist ein bakteriologisches Markierungsmittel recht brauchbar. GÄRTNER 1915, sowie KISSKALT und KNORR 1930, experimentierten und veröffentlichten über solche Markierungen (14). Die verwendeten Bakterien wurden mit Bakterienfiltern an den Wiederaustrittsstellen abgefangen, unter dem Mikroskop bestimmt und ausgezählt. Bei all diesen Versuchen wurden jedoch keine Vorteile gegenüber den Färbemethoden festgestellt. Der Einsatz von Farbmitteln gestaltet sich in jedem Falle einfacher.
Sporen haben sich praktisch nur beim Einsatz Bärlappsporen bewährt (Lycopodium davatum). Da es gelang, diese Sporen mit verschiedenen Farben einzufärben, konnten mit diesem Markierungsmittel von mehreren Stellen gleichzeitig Markierungen vorgenommen werden. Die Einfärbung gestaltet sich aber nicht einfach, durch Lockersedimente werden die Sporen zurückgehalten, rein praktisch sind heute keine Sporen mehr zu erwerben. Deshalb hat sich diese Methode im großen Maßstab nie durchgesetzt. An den vermuteten Wiederaustrittsstellen werden die Sporen mit Planktonnetzen "gefangen" und unter dem Mikroskop bestimmt und ausgezählt.
Bliebe letztlich noch ein recht moderner Zweig von Wassermarkierungsstoffen, die radioaktiven Isotope. Man benutzt dazu Isotope mit Kurzlebigkeit und geringen Strahlendosen, um jede Gefährdung auszuschließen. Die Bestimmung an den Wiederaustrittsstellen erfolgt mittels Zählrohren absolut sicher. Sicherheitsbestimmungen und der Geräteaufwand bringen es aber mit sich, daß solche Markierungen nur bei volkswirtschaftlich wichtigen Markierungen angewendet werden können und für die mehr oder weniger hobbymäßig bis halbprofessionelle Karstforschung im Südharz nicht in Frage kommen.
Die unter (14) genannte Literatur ist nicht mehr die jüngste, bringt jedoch eine Vielzahl von Beispielen erfolgreicher Wassermarkierungen in Österreich und beschreibt die Verfahren so genau, daß das Buch als Anleitungsbuch benutzt werden kann.

2.2. Weitere Voraussetzungen zur Verfolgung des unterirdischen Wasserlaufes
Schlinger, Schwinde oder Ponor führen das Wasser in die Tiefe. Wo es verbleibt, kann man mit Markierungsstoffen versuchen zu ergründen. Das allein aber reicht nicht. Man muß auch eine Vorstellung vom Wiederauftauchen dieses Wassers haben, sonst nutzen auch die Markierungsstoffe nichts. Dazu bedarf es einer gründlichen Kenntnis der geologischen Verhältnisse. Die geodätischen Verhältnisse müssen beachtet werden. Das gilt besonders für die Legenden im Südharz. Wasser fließt bekanntlich nicht bergauf. Also kann eine Wiederaustrittsstelle nicht höher liegen, als der Ponor selbst. Weiterhin benötigt man jahrelange Beobachtungen, etwa in der Form:

  • Fließen in den Ponor größere Wassermengen ein, ist dann auch eine größere Schüttung an den Wiederaustrittsstellen meßbar?
  • Welche zeitliche Verzögerung tritt dabei auf?
  • Lassen sich Zusammenhänge aus Niederschlag, Wasserschwinde und Wiederauftreten über einen längeren Zeitraum verfolgen?
  • Ist aus dem vergleichenden Chemismus des Wassers ein Zusammenhang zu finden?
  • Fallen mit dem Austrocknen des Ponors auch die Quellen trocken?
Viele ähnliche Betrachtungen muß man vor dem Beginn eines Markierungsexperimentes anstellen.
Aber da gibt es noch anders geartete Probleme:
  • Wieviel Markierungsstoff wird eigentlich benötigt?
  • Wieviel Zeit wird vergehen, bis das Markierungsmittel wieder erscheint?
  • Was ist geschehen, wenn es nicht in der gedachten Zeit erscheint? Kann man dann sagen, es gibt keine Verbindung oder war es ein ungeeignetes Markierungsmittel, war es zu wenig, war die Beobachtungszeit zu kurz, waren die vermuteten Wiederaustrittspunkte falsch bedacht, wurde das Mittel gar "verschluckt"?
Die Autoren wollen kein Lehrbuch zur Wassermarkierung vorlegen. Darüber gibt es bereits viele Veröffentlichungen. Da aber logischerweise die Frage: "Wo bleibt das Wasser?" an einem Ponor immer gestellt wird, mußte knapp auf die Möglichkeiten der Beantwortung dieser Fragen eingegangen werden. Anhand der geschilderten und beileibe nicht vollständig aufgeführten Fragen und Probleme wird nun auch dem optimistischen Laien verständlich sein, daß man das Geheimnis eines Ponors nicht damit lösen kann, indem man eine Handvoll Uranin in den Ponor wirft. Im Südharz gibt es eine Reihe von Ponoren, bei denen das Geheimnis durch den Einsatz von Wassermarkierungsstoffen gelöst wurde.

Der Ponor am Grunde dieser bei Questenberg gelegenen Doline schluckte im Frühjahr 1987 etwa 20 l/s.
Bei einigen Ponoren blieb das Ergebnis trotz großen Aufwandes nicht deutbar, bei den meisten Ponoren aber wurde der geheimnisvolle Verbleib des Wassers bis heute nicht aufgeklärt, und es wird wohl in Zukunft auch bei den meisten so bleiben. Schuld daran sind die karstgeologischen Faktoren. Gibt es nämlich aus geologischen oder geodätischen Gründen keine durch den Forscher zugänglichen Wiederaustrittsstellen, so kann man keine erfolgreichen Wassermarkierungen durchführen. Diese Ponore behalten dann ihr Geheimnis für sich und sorgen dafür, daß Geschichten und Legenden um sie nie aussterben.


3. Die Morphologie der Ponore

Im Sulfatkarstgebiet des Südharzes weisen die Ponore, Schwinden und Schlinger im wesentlichen drei Typen auf. Diese Klassifizierung hat HAEFKE 1926 (8) bereits vorgeschlagen.

  • Trichterschwinden
  • Wandschwinden
  • Versinkungen
HAEFKE schrieb dazu:
(8) ". . . Es gibt am Südharz zahlreiche Eintrittsstellen des Wassers in beiden Gipsen. Sie sind nach den örtlichen Verhältnissen verschieden. Meist führt ein kurzes, blindes Tälchen mit oft stark geneigter Sohle, sobald ein Bach auf den durchlässigen Gips tritt, zu einem Schlundloch, das meist unter einer Wasser liegt, die durch Untergrabung rückschreitet. So entsteht eine Kerbe im Gips, deren absperrende Wand besonders stattlich ist, wenn sie im Hang eines Berges liegt (Wandschwinde), die nur eine Art Trichter bildet, wenn sie in flacherem Gelände liegt (Trichterschwinde). Es finden sich manchmal ganz dicht benachbarte Schwinden und Trichter so dicht, daß man eine spätere Verwachsung annehmen kann. Auf diese Weise sind wohl die langen Schwindwände gebildet worden, an deren Fuß oft mehrere Schlucklöcher liegen, von denen meist aber nur der Hauptponor tätig ist. Über diesem geht der Vorgang weiter, der die Wände selbst bildet: starke Wandunterminierung, Einbrüche. So bilden sich Einbrüche in und hinter der Wand an dieser Stelle; schließlich daraus eine Kerbe in der langen Wand . . .
Diesen Schwinden stehen Schwindzonen gegenüber, in denen ein Bach oft ganz allmählich in keiner morphologischen Form versiegt . . ."
3.1. Die Trichterschwinden
Im nackten, wie auch im schwach bedeckten Karst, gibt es zur Zeit von Starkregen und zur Zeit der Schneeschmelze überall kleinere und größere Flächen, von denen das Wasser einem Geländepunkt zufließt, der recht tief liegt.
Das ungesättigte Wasser hat bald durch Korrosion an einer gut entwickelten Kluft oder einem Kluftkreuz einen Abfluß in die Tiefe geschaffen. So entsteht oft für kurze Zeit an dieser oder jener Stelle ein Loch, welches bald die Form eines kleinen Trichters annimmt.

Abbildung 3
Die Ausbildung einer Trichterschwinde
In Abbildung 3 ist in drei Schritten (1, 2, 3) die Vergrößerung eines solchen Trichters wiedergegeben. Bei starkem Wasserangebot kann der Trichter in erstaunlich kurzer Zeit recht groß werden, im Sulfatkarst genügen dazu einige Wochen! Gerade zur Zeit der Schneeschmelze öffnen sich an allen nur denkbaren Stellen solche Trichter.
Mit dem Nachlassen der Transportkraft des Wassers verschlämmen diese sehr schnell und sind meist im darauffolgenden Sommer nicht mehr zu sehen.
Im Winter 1986/87 gab es durch sehr hohe Schneelagen, einen extrem kurzen Tauprozeß und hohen Niederschlägen ein Paradebeispiel dafür. Überall im Karstgebiet gab es Rinnsale, kleine Bachläufe, nie vorher gesehene Quellen, die aber alle nach wenigen Metern Lauf in kleinen Trichtern verschwanden. Teilweise waren die Trichter verschlämmt, und man konnte den Wasserschwund nicht unmittelbar beobachten. Die Trichter überstauten mit Wasser und wurden somit für eine kurze Lebensdauer zum Schlinger. An anderen Stellen waren kleine vertikale Korrosionsröhren von wenigen Zentimetern Durchmesser geöffnet, die geräuschvoll schmatzend das Wasserrinnsal schluckten. Es gab so viele solcher Stellen, daß man dieses Phänomen nicht registrieren konnte. Nach etwa einer Woche war das Wasserangebot verschwunden, im Sommer war von den meisten dieser Ponore nichts mehr zu sehen.

Eine "Dolinenschwinde" bei Steigerthal. Im Hintergrund sieht man den zeitweiligen Bachlauf.
Es gibt eine Reihe von Trichterschwinden, die ihre Form behalten, aber nur alle paar Jahre aktiv in Erscheinung treten. Trichterschwinden sind immer an sehr kleine Wasserzuläufe gebunden, oder aber die Wasserzufuhr ist nur zu einer kurzen Zeit des Jahres aktiv.
Durch die hohe Korrosionsfähigkeit des Sulfatgesteins würden sie sich bei stärkerem Wasserangebot oder ständiger Wasserführung schnell in eine Wandschwinde verwandeln.
Eine Unterart der Trichterschwinde ist das Verschwinden des Wassers in Dolinen. Besonders große Dolinenverkettungen weisen zeitweilige Wasserzuläufe auf. Bei einer ganzen Reihe von Dolinen sind ein Schluckloch und der meist trockene Bachlauf ausgebildet. Lösungsdolinen entstehen ja durch Korrosion von der Oberfläche her.

Abbildung 4
Doline mit Ponorwirkung
Die Autoren schlagen vor, große Dolinen nicht als "Trichterschwinde" zu bezeichnen, sondern hier die Definition Doline mit Ponor zu verwenden.
Oft sind diese Dolinen im Frühjahr mit Wasser überstaut, und am Boden der Doline wirkt ein Schlinger. Mit dem Enden der wasserreichen Jahreszeit wird es dann eine Doline mit einer Schwinde, die schließlich inaktiv wird, und nur ein ausgetrockneter Bachlauf und ein teilweise verschlämmtes oder verbrochenes Schluckloch weisen auf diese Funktion hin.
Das Prinzip einer Doline mit Ponorwirkung ist in Abbildung 4 wiedergegeben. Der im Sulfatkarst des Südharzes allgegenwärtige Buntsandsteinschlamm und die zahlreichen tonigen und dolomitischen Laugrückstände verstopfen diese Ponore meist.

Zeitweilige Schwinde bei Steigerthal (Bärenlöcher). Ein kleiner Bachlauf verschwindet unter der Wurzel des umgestürzten Baumes.
3.2. Wandschwinden
Bei ständiger oder starker, häufiger Wasserführung vergrößert sich der Trichter sehr schnell. Der Bachlauf räumt viel Material aus seinem Bett und transportiert es in den immer größer werdenden Trichter. So wird die Seite des Wasserlaufes immer stärker abgetragen (Abb. 5, Bild 1 und 2).

Abbildung 5
Die Ausbildung einer Wandschwinde
Es entsteht allmählich eine Wand, unter der der Wasserzulauf verschwindet. Diese Wand erhöht sich in dem Maße, in dem der Korrosionstrichter immer tiefer wird. So können Wandschwinden aus weiterentwickelten Trichterschwinden hervorgehen, können aber auch ohne diese Form entstehen.
In ihrer Anlage ist die Haselbornschwinde in Questenberg eine große Trichterschwinde, die zur Zeit in eine Wandschwinde übergeht. Die unteren Krummbachschwinden sind Wandschwinden, ohne je Trichterschwinden gewesen zu sein. Dort fließt ein Bächlein parallel zur Felswand und verschwindet im Kontakt mit dem Gestein im Fels, um nach einigen hundert Metern aus dem klüftigen Gebirge wieder auszutreten.

Die Kantorteichschwinde ist eine typische Wandschwinde mit ständigen Wandverbrüchen.
Oftmals kann man die Typisierung in Wand- oder Trichterschwinde nicht genau durchführen.
Betrachtet man die große Wand des Bauerngrabens mit dem darunter verschwindenden Glasebach, so muß man diese Schwinde als Wandschwinde bezeichnen. Hält man sich aber vor Augen, daß vor der Wand ein riesiger Trichter liegt, gefüllt mit Sedimenten aller Art, bei 30 m Bohrteufe noch nicht ergründet, könnte man auch "Riesentrichterschwinde" sagen. Das Beispiel soll nur belegen, daß natürlich alle Definitionen ihre Grenzen haben und die Definitionsgrenzen sehr verwachsen sind.
Als Wandschwinden sollte man jene bezeichnen, die eine deutlich ausgebildete Felswand aufweisen, mehrere Meter hoch, unter der das Wasser seine unterirdische Reise antritt. Wandschwinden sind sehr aktiv. Der Felshang, gegen den das Wasser stößt, ist in ständiger Bewegung begriffen. Der Hang wird durch das Wasser ständig untergraben. Dabei bilden sich Abrißspalten, Felspartien brechen ab. Die Vergipsungszone des Anhydrits wird so ständig abgesprengt. Der nackte Anhydrit steht wieder an der Oberfläche. Dieser vergipst im Regen und der ständigen Bergfeuchte, damit lockert die Schwindenwand unter großen Abschalungen auf. Diese brechen zu Tal, und das Spiel beginnt von Neuem. Untergrabung und Vergipsung schaffen also an den Wänden der Wandschwinden Zonen besonderer Instabilitäten (Abb. 6).
Abbildung 6
Typische Wandschwinde (Prinzip der Dinsterbachschwinde
      1. Abrißspaltenbildung
      2. Aufblätterung durch Vergipsung
      3. Verbruchshalde
      4. korrodierter Verbruch
      5. eingespülte Sedimente
      6. Ponorhöhle
Die großen Bruchhalden vor den Wandschwinden belegen das. Die Dinsterbachschwinde bei Questenberg ist dafür ein beredtes Beispiel. Ständig kommt es an der Wand zu Abbrüchen. Wer ein bis zwei Monate die Schwinde nicht besucht hat, kann bei erneutem Besuch deutliche Veränderungen feststellen. Große Schwindenwände entstehen auch durch Vereinigung mehrerer kleiner Wandschwinden zu einer Wand. Der Bauerngraben ist dafür ein typisches Beispiel, am sedimenterfüllten Grunde kann man ehemals aktive Schwinden deutlich sehen, vor Jahren waren sogar noch separate, aber bereits trocken gefallene Zuläufe sichtbar.
HAEFKE hat 1926 (8) ein Schema für die Entstehung dieser weitgestreckten Schwindenwände gegeben, welches in Abbildung 7 wiedergegeben wird.

Abbildung 7
Die Entstehung weitgestreckter Schwindenwände durch Vereinigung von Einzelschwinden nach HAEFKE 1926 (8)

Der frische Wandverbruch der Kantorteichschwinde im März 1987

3.3. Versinkungen
Bei Versinkungen verliert sich ein Teil des Fluß- oder Bachwassers im verkarstungsfähigen Untergrund. Das ist oft nicht deutlich sichtbar und nur mit Aufwand nachweisbar. (Abb. 8)
Oftmals verliert sich das Wasser eines Baches durch mächtige Lagen quartärer Sedimente. In der Thyraaue liegen diese Sedimente über 40 m mächtig. Unter ihnen steht verkarstungsfähiges Gestein an. Zwischen Oberflächenwasser und dem verkarstungsfähigen Gestein liegt ein mächtiger und wasserreicher Grundwasserkörper. Versinkungen sind im Bereich der Kreuzung Auslaugungstal ­ Thyraaue denkbar, noch dazu, daß die Thyra als wasserreicher Fluß den Zechsteingürtel durchbricht und den Sulfatwall weggeräumt hat. Kleinere Bäche, wie Dinsterbach, Ankenbach und Glasebach, haben das nicht geschafft. Sie verschwinden an diesem Sulfatwall in Ponoren. Moderne Untersuchungen scheinen bereits den Beweis erbracht zu haben, daß größere Wassermengen aus den Thyraschottem in den verkarstungsfähigen Untergrund versinken.
Auf einem Schotterpaket quartärer Sedimente kann der Haselbach, ein wasserreiches Nebenflüßchen der Thyra, im Frühjahr erhebliche Wassermengen heranführen. Von einem Wasserschwund kann man da nichts feststellen.
Im Hochsommer, nach längerer, niederschlagsloser Zeit, erreicht das Flüßchen aber nicht einmal mehr die Ortslage Uftrungen. Es verschwindet im Untergrund, ähnlich Abb. 8, Bild 1.


Eine Schwinde des Krummbachschwindensystems bei Steigerthal

Abbildung 8
    1. Versinkungen eines Baches durch lockersedimentbedeckte Sulfate
    2. Versinkungen eines Baches am Übergang Grundgebirge - Zechsteinkalk
Die Nasse vor Questenberg und der Dinsterbach an der Straßenkehre Questenberg - Hainrode kommen aus dem Harzgrundgebirge und berühren an diesen Stellen erstmals die Zechsteinablagerungen. Das geschieht auf einem relativ breiten Kontakt mit dem Zechsteinkalk. Dieser ist nun gegenüber den sehr verkarstungsfähigen Sulfaten (Werraanhydrit) kaum angreifbar. Der gut klüftige und plattig gelagerte Zechsteinkalk verschluckt auf diesen Wasserleitbahnen aber einen Teil des Wassers. SCHUSTER konnte das durch exakte Messungen mit Meßwehren und der Schwimmermethode in den sechziger Jahren nachweisen. Da der Zechsteinkalk durch Klüftigkeit und Plattigkeit ein idealer Wasserleiter ist nach dem Kupferschiefer, der kein Wasser leitet, das nächste das Grundgebirge berührende Gestein ist, führt er das den Südharz herabrinnende Niederschlags-, Oberflächen- und Kluftwasser in die Tiefe.
Im Altbergbau der Kupferschiefergruben kann man das auf dem Zechsteinkalk fließende Wasser in wahren Sturzbächen erleben. Dieses auf dem Zechsteinkalk fließende Wasser bildet die Voraussetzung für die Entstehung der Höhlen im darüberliegenden Werraanhydrit. Diese Höhlen, unter dem Namen Schlotten bekannt, wurden durch Bergleute vergangener Jahrhunderte häufig gefunden. Sie waren Gegenstand einer Reihe von Veröffentlichungen der gleichen Schriftenreihe. Eine Versinkung der hier beschriebenen Art ist in Abb. 8, Bild 2, wiedergegeben.
Im Karst des Südharzes sind eine ganze Reihe von Versinkungen bekannt, wenige sind optisch zu beobachten. Die meisten sind nur meßtechnisch durch Wassermengenmessungen nachzuweisen. In Gebieten reger Erdfalltätigkeit können auch kurzzeitige Versinkungen stattfinden, die zum völligen Versiegen des Wasserlaufes führen. Solche Fälle sind von der Bösen Sieben bei Eisleben, vom Ankenbach zwischen Hainrode und Großleinungen, von der Hasel bei Uftrungen, im Krummbach bei Steigerthal, im Roßmannbach bei Petersdorf und in Wieda und Zorge im Bereich des Zechsteingürtels bekannt. Das Eigentümliche dieser Schwundstellen ist, daß die Versinkungen nicht gleichmäßig bleiben, teilweise vollständig sein können und teilweise gar nicht in Aktion treten.


4. Die Veränderung von Ponoren

Ponore sind besonders im Sulfatkarst großen Veränderungen unterworfen. Im klassischen Karbonatkarst spricht man von einer ständigen Rückverlegung der Ponore. Dieses Prinzip ist in Abb. 9 dargestellt.

Abbildung 9
Die Rückverlegung eines Ponors im klassischen Karbonatkarst
Durch neue, wasserwirksame Klüfte im wasserführenden Bachbett werden neue Ponore gebildet. Das führt zum Trockenlegen des alten Ponors. Durch Korrosion und Erosion vertiefen sich ständig die Täler, die Ponore können immer weiter "hinten" das Wasser in die Tiefe leiten. Oft bleiben die alten, trockenen oberen Talreste erhalten, die dann die alten Niveaus anzeigen. Dieser klassische Typ der Zurückverlegung von Ponoren ist im Sulfatkarst generell möglich, doch funktioniert die Verlagerung der Ponore hier meist anders. Das liegt an der sehr schnellen Löslichkeit des Gesteins und den im Südharz allgegenwärtigen Abschlämmassen, welche die Ponore oft verstopfen. Durch zehnjährige, aktuelle Beobachtung konnten die Verfasser feststellen, daß durch Verschlämmen und Verstopfen der Ponore, Nachrutschen und Freispülen dieser Pfropfen, eine Vor- und Rückverlegung der Ponore geschieht, und in einem Uvala das Alter der aktiven Ponore in ihrer zeitlichen Folge nicht mehr rekonstruierbar ist.

Die Ponore des Glasebaches waren zur Schneeschmelze 1987 nicht mehr in der Lage, das Wasser zu schlucken. Der Bauerngraben trat über die Ufer und das Wasser floß in Richtung Breitungen.
(Weiße Fläche im Vordergrund ist der Bauerngraben. Die Wasserfläche dahinter ist der Abfluß.)
So überlaufen im Frühjahr Schmelzwasserbäche mehrere alte Ponore und schaffen "weiter vom" einen neuen Ponor. Das Wasser kann den Karst völlig überwinden und ein Tälchen durchfließen. Drei Jahre später wird es bereits vom ersten Ponor verschluckt. Das Prinzip ist in Abb. 10 sichtbar gemacht.

Abbildung 10
Die Rückverlegung von Ponoren im Sulfatkarst des Südharzes.
So entstehen typische Uvalabildungen
  1. Ein Bachlauf bildet eine Schwinde (1)
  2. Der Bach verschwindet bereits vor der ehemaligen Schluckstelle (2), während der alte Ponor (1) verschlämmt.
  3. Der Bachlauf hat sich erneut eine neue Schwindstelle gesucht (3). Die alten Schwinden (1, 2) verschlämmen.

Abfluß des Bauerngrabens infolge zu hohen Wasserangebotes
Im Sulfatkarst des Südharzes kann man nicht von einer Rückverlagerung der Ponore sprechen. Gerade bei Wandponoren werden die eigentlichen Schlucklöcher im Laufe der Entwicklung immer weiter vorverlegt. Wände brechen ein, der Schutt wird weggelaugt, der Ponor damit einige Meter nach vorn verlegt.
Durch diesen Prozeß entstehen Durchbruchstäler.
Das Nassetal zeigt heute noch morphologisch, daß es im Bereich des Zechsteingürtels so entstand. Bei Dinsterbach und Ankenbach kann man die alten Ponore sehen und somit die Vorverlegung erkennen. Ständige Besuche einer dieser Schwinden lassen die Vorverlegung der Ponore im Zeitrafferfilm miterleben. Der Phase einer deutlich ausgebildeten Wand folgt dann meist das Abbrechen der Wand, und der Ponor liegt irgendwo unter gewaltigen Schuttmassen. Diese werden in relativ kurzer Zeit weggelaugt, und die neue Wand wird immer weiter sichtbar. Neue Abrißspalten und Abschalungen machen sich bemerkbar, und bald liegen wieder riesige Berge von Trümmermassen im Ponorbereich.
Die Abb. 11 macht dieses Vorverlegen der Ponore im Sulfatkarst deutlich sichtbar.

Abbildung 11
Das typische Vorverlegen der Ponore im Sulfatkarst des Südharzes
  • An einem bestehenden Ponor (1) wird die Wand ständig untergraben.
  • Die Wand verbricht und der neue Ponor (2) wird damit mehrere Meter in Richtung Berghang vorverlegt,
  • Der Verbruchsschutt wird korrodiert und hinweggeführt, die Schwindenwand untergraben. Durch kleinstückigen Verbruch wurde der alte Ponor (2) bereits wieder um Meter in Richtung Berghang verlegt (3),
  • Ein neuer Wandverbruch verlegt den Ponor abermals um Meter in Richtung Berghang (4).
  • Durch diesen sich stets wiederholenden Vorgang "frißt" der Bach ein Tal durch den Berg.


    5. Die Ponore des Südharzes im Besonderen

    Es kann nicht Gegenstand dieses Büchleins sein, lückenlos alle Ponore des Südharzes zu beschreiben und alle heute bekannten Details darzulegen. Eine Typisierung wurde bereits gegeben. Der Beobachter kann im Frühjahr eine große Anzahl von Schwinden und Schlingern erkennen. Die Zahl Hundert mag für diese Erscheinungen nicht übertrieben sein. Im Hochsommer dagegen sind vielleicht zwanzig Ponore im Betrieb, die meisten davon mit geringen Wassermengen. Die großen "Paradeponore", wie Dinsterbachschwinde, Ankenbergschwinde und die Schwinde des Glasebaches auf dem Boden des Bauerngrabens, laufen zu jeder Jahreszeit, wenngleich mit äußerst unterschiedlichen Mengen.
    Einige Ponore des Questenberger Raumes sollen als konkrete Beispiele für aktive Ponore des Südharzes genannt werden.

    5.1. Die Dinsterbachschwinde
    Diese Schwinde ist einer der beeindruckendsten Ponore des Südharzes und fast ausnahmslos als Schwinde ausgebildet. Im Sommer fließen manchmal nur knapp 0.5 l/s in den Berg, im Frühjahr 1987 zur Zeit der großen Schneeschmelze schluckte sie 100 l/s, ohne in irgend einer Form einen Stau zu erzeugen.


    Die Dinsterbachschwinde im März 1987

    Die Unterschiedlichkeit der Wasserführung sei durch eine kleine Meßreihe angedeutet, die SCHUSTER 1954-55 anlegte.

    (3)
     
    26. 04. 1953
    9,5 l/s
    16. 04. 1954
    3,0 l/s
    02. 05. 1954
    Wasser 40 m vor der Schwinde versiegt
    13. 06. 1954
    Wasser 33 m vor der Schwinde versiegt
    11. 07. 1954
    Wasser 44 m vor der Schwinde versiegt
    11. 08. 1954
    0,4 l/s
    20. 08. 1954
    0,3 l/s
    07. 10. 1954
    29,6 l/s
    13. 02. 1955
    15,0 l/s
    06. 03. 1955
    20,0 l/s

    Das Wasser des Dinsterbaches stammt aus dem Harzgrundgebirge. Etwa 500 m vor der Schwinde verliert der Bach durch Versinkung im Zechsteinkalk schon einmal Wasser. Der größte Teil erreicht eine etwa 30 m hohe Steilwand, die unterhöhlt wird und ständig abblättert und verbricht. Die Schwinde ist unter Naturschutz gestellt, das sollte jeder, der sie besucht, beachten. Weiterhin sollte jeder Besucher das Betreten des Schwindenbeckens unbedingt vermeiden. Ständige Wandverbrüche machen einen Aufenthalt im direkten Schwindenbereich zu einer lebensgefährlichen Angelegenheit.
    Ein Betrachten vom oberen Rand des Schwindenkessels ist voll ausreichend.
    Der zur Zeit in der Felswand sichtbare Höhleneingang ist selbst für Höhlenforscher gesperrt. Die Höhle verbricht ständig. Mit Mühe konnten vor Jahren einige Höhlenforscher ihr Leben retten, nachdem hinter ihnen die gesamte Decke der Höhle herabbrach. Dieses "schnelle Leben" des Ponors ist kein Wunder. Im Wasser des eintretenden Dinsterbaches sind etwa. 0,4 g Mineralien in einem Liter Wasser gelöst, das ist meist alles Kalk. Nach wenigen hundert Metern unterirdischem Lauf sind bereits 1,1 g Mineralien gelöst, davon fast alles Gips. Am Ende des unterirdischen Laufes sind 2,5 g pro Liter Mineralien im Wasser enthalten, ebenfalls fast alles Gips. Das Wasser ist hier schon völlig übersättigt und kann nichts mehr aufnehmen. Da dieser Ponor ständig Wasser führt, ist es bei der schon erwähnten Wasserführung klar, daß hier gewaltige Mengen aufgelöst werden, und man braucht sich nicht wundern, daß die Schwinde so aktiv in bezug auf das Verbruchsgeschehen ist.


    Starke Blockablösungen öffneten die Dinsterbachschwinde erheblich.

    Der Dinsterbach dürfte früher ohne Ponor bis in das Nassetal bei Questenberg gelaufen sein. Das Tal ist deutlich ausgebildet. Allerdings ist es auch gleichzeitig im Bereich Questenbergs das große, harzrandparallele Auslaugungstal. Seine Entstehung dürfte pleistozänen Alters sein. Der eigentliche Dinsterbach kann also schon immer in der Auslaugungsfront des Auslaugungstales "verschwunden" sein und hat die Nasse als nächstes Flüßchen nie erreicht. Dafür würden die großen Auslaugungswannen und die deutlich sichtbaren alten Ponore sprechen. Durch ständige Vorverlegung der Ponore arbeitet der Dinsterbach daran, den Sulfatwall, der ihn noch vom Nassetal trennt, schrittweise zu durchbrechen. Das scheint er, wenn man die Geländemorphologie betrachtet, seit Jahrtausenden zu tun und im geologischen Sinne gesprochen, hat er fast die Hälfte der Arbeit schon geschafft. Auf direkter Linie sind es bis zum Nassetal nur noch 980 m. Der Höhenunterschied beträgt dabei 30 m.
    Warum ein so beeindruckendes Naturdenkmal dem Harzer höhlenforschenden Verein nicht bekannt war, ist nicht erklärbar. Zumindest spielt dieser Ponor in den zugänglichen Schriften der Vorkriegshöhlenforschung keine Rolle. Auch in der alten Literatur ist kaum etwas darüber zu finden.

    Der schon oft zitierte GEORG HENNIG BEHRENS beschreibt 1703 in der "Hercynia curiosa" eine Schwinde bei Questenberg, die wohl einzig und allein die Dinsterbachschwinde sein kann. Unter der Bezeichnung Brunnen verstand man damals auch Quellen:

    (1)". . . Nicht gar weit über dem, im ersten Kapitel gedachten Dorfe Questenberg lieget ein Brunn, welcher seiner starken Quellen wegen viel Wasser von sich gibet, und derohalben gleich von seinem Ausfluß ein solches Teichlein machet, das zur Not eine Mühle treiben könnte.
    Nun sollte man bei solcher Beschaffenheit wohl vermeinen, daß daraus ein starker Fluß entspringen möchte. Allein es laufet derselbe von dannen stracks unter einen hohen Felsen und verliert sich daselbst mit einem ziemlichen Geräusche, daß man also eigentlich nicht wissen kann, wo er hinkomme, ob schon etliche Leute des Ortes vor eine gewisse Wahrheit berichten wollen, daß solcher Brunnen in die Ascherlebische See, welche acht Meilen davon gelegen, wieder, herausfließe . . ."
    Der Bruder des Chronisten der Goldenen Aue, Pfarrer KRANOLD, flocht in einem Katechismus zur christlichen Erziehung der Kinder auch ein Stück Naturschilderung der Umgebung von Questenberg ein.
    Er tat das sehr geschickt, indem er meinte, Werke und Wunder des Herrn seien in der Natur am besten zu sehen. Und dann folgen in diesem Katechismus einige Beschreibungen, die man dort nie vermuten würde. So beschreibt er auch das Dinsterbachtal. allerdings ohne Schwinde:
    (6) ". . . In den Zeiten des dreißigjährigen Krieges hat dieses tiefe Tal wohl mit allem Recht die Dünsterbach mögen genennet werden, weil damals auch die hohen Berge der Landgemeinde mit so hohen Bäumen und vielen hohen Gebüsche des starken Unterholzes bewachsen gewesen, daß der dadurch sanft, rieselnde Bach ganz überschattet und dunkel geworden ist . . ."
    Vielleicht hat sich Herr Pfarrer nie getraut, vom Wege etwas abzuweichen, denn den auf der Fortsetzung des Weges nach Questenberg liegenden, bedeutend kleineren Haselbachponor, erwähnte er.
    (6)". . . Wenn man von der Dünsterbach nach Questenberg geht findet man nächst dem Dorfe einen Erdfall, in welchen Pflaumenbäume angepflanzt stehen und die erste Grube Braun-Grube heißt. In diesem Erdfall fließt ein Bach und der Felsen des Berges verschlingt und nimmt ihn in sich. Diese Wiese, über welche er fließt, heißt die Haselborn-Wiese und der Quell, woraus dieser Bach entspringt, der Haselborn. Er hat seinen Gang durch das Gebirge des Forstes und bricht am Ende der Wiese unter dem Gebüsch und Wurzeln der Bäume heraus . . ."
    Geschickt, wie sich der Kirchenmann aus dieser Naturschilderung wieder zurückzieht. Er läßt am Ende seiner Schilderungen einen Pfarrer ins Heckersloch (Questenhöhle; Heft 5 der Mitteilungen des Karstmuseums) steigen. Dieser gleitet auf der schmierigen Leiter, die ins Innere der Höhle führte, aus, der Pfarrer rollte in die Tiefe. Ihm passierte allerdings nichts, er kniete nieder und dankte Gott, und damit konnte KRANOLD mit Gebetsversen seinem eigentlichen Anliegen weiter nachgehen.
    Daß die Dinsterbachschwinde aber nicht unbekannt war, beweist eine Beschreibung, 18 Jahre später, im Jahr 1794 geschrieben:
    (5) ". . . Ein sonderbares naturhistorisches Phänomen bestimmt uns auf dem Rückwege, von Questenberg den Dinsterbach aufzusuchen. Schwüle Gewitterluft erschwerte das Bergsteigen, aber der schöne Weg zwischen Wiesen und schmalen Fruchtfeldern, von hohen waldgekrönten Bergen umschlossen, machte uns dies bald vergessen.
    Der Dinsterbach, der etwa eine halbe Stunde von Questenberg entfernt ist, hat bei trockener Jahreszeit, einen beschränkten Umfang, schwillt aber, wie man aus den Spuren seiner Betten sieht, bei Gewitterregen oder dem Auftauen des Schnees in den Gebirgen zu einem furchtbaren Waldstrom an.
    Als wir den Bach erreicht hatten, verfolgten wir seinen Lauf, indem wir uns an und in seinem Bett zwischen Felsen und Gesträuch durchwanden und erblickten, nachdem wir etwas über tausend Schritt gegangen sein mochten, den Anschein nach dicht vor uns, eine ungeheure schroffe Felswand, die sich beinahe senkrecht zu einer Höhe von etwa 200 bis 300 Fuß erhob. Je näher wir ihr kamen, desto mehr Schwierigkeiten boten uns die immer größere werdenden und übereinander aufgetürmten Felsentrümmer dar, welche nach und nach von jener Felsenwand herabgestürzt waren. Der Bach war, ehe er diese größeren Felsentrümmer erreichte, allmählich immer kleiner geworden und hatte sich unbemerkt von uns im Flußsande verloren.
    Aber man bemerkte sehr deutlich, daß der zum Strom angeschwollene Bach über die Felsentrümmer wie über Kaskaden herab auf die Felsenwand losstürzte und hier von unterirdischen Höhlen, deren Eingänge und Schluften wir zum Teil ziemlich weit geöffnet sahen, verschlungen wurde . . ."
    Trotz allem wurde dieses Naturphänomen sehr spärlich beobachtet und beschrieben.
    SCHMIDT schrieb 1935:
    (7) ". . . Zwei andere Wasserschwinden bilden auf der Grenze zwischen Wickerode und Questenberg einen Erdfall, in dem das Wasser des Dinsterbaches fließt und in Felsschluchten und im Armsberg verschwindet . . ."
    Ähnliche kurze Erwähnungen sind noch hier und da zu finden, im wesentlichen fand der Ponor jedoch keine Beachtung. Das änderte sich, seitdem der Nordhäuser Höhlenforscher FRIEDRICH SCHUSTER am 15. Juni 1952 diese Schwinde kennenlernte. Er schrieb:
    (3) ". . . Kenntnisnahme vom Vorhandensein einer Wasserschwinde des Ginsterbaches, Dünsterbaches, Düsterbaches, am Sonntag, den 15. Juni 1952 durch Herrn Kurt Körber . . ."
    Wenige Wochen später am 24. August 1952 besichtigten SCHUSTER, BIEBER, RODE und SCHMIEDEKNECHT den Ponor. Sie fanden eine Höhlenöffnung unter dem Wandverbruch und schlüpften hinein. SCHUSTER berichtete darüber:
    (3) ". . . Ungefähr 3-4 m oberhalb der Wasserschwinde des Dinsterbaches befindet sich am Fuße der Gipssteilwand, die überhängend ist, die Einschlupfspalte zu der aktiven Wasserhöhle, der von mir benannten Dinsterbachhöhle. Das aktiv arbeitende Wasser des Dinsterbaches hat hier im Laufe der langen Zeit seine Laugfähigkeit durchgeführt, so daß vom Gipshang Abbrüche erfolgten . . .
    Durch lockeren Verbruch schluft man sehr eng nach unten, nach einer Körperlänge 6 m vom Einstieg entfernt, gelangt man durch einen schlüssellochartigen Durchschlupf in die ehemalige gewölbte Eingangshalle, die sich am Fuße der gesamten Steilwand in 10,5 m Tiefe entlangzieht . . .
    Die Decke ist waagerecht und vollkommen glatt, ähnelt einer riesigen Platte. Durch die Laugtätigkeit des Wassers sind die Anhydritschichten durch Wasseraufnahme gequollen und durch ihre Schwere geschlossen abgebrochen. Über diese abgebrochene Decke geht es in Richtung des Bachverlaufes weiter. Der Dinsterbach selbst ist nur wenige Meter zu verfolgen und fließt geräuschlos weiter . . ."
    Der Gruppe gelang es an diesem Tage, 35 m tief in den Ponor einzudringen, durch Wasser, gefährlichen Verbruch und massenhaft alten und neuen Dachsexkrementen.
    Am 26. April 1953 unternahm SCHUSTER zusammen mit RÖDIGER einen weiteren Vorstoß in diese Höhle. Zeitgemäß wurde diese Exkursion von Nordhausen nach Questenberg mit dem Fahrrad durchgeführt. Man erkannte, daß die Schwinde und die Höhle ständigen Veränderungen unterworfen waren.
    (3) ". . . Gegenüber der letzten Exkursion am 24. 08. 1952 hat sich der Bachlauf um 2 m nach Süden verlagert. Die ursprüngliche Wassereinlaufstelle ist versandet. Zwischen altem und neuen Ponor ist die Geröllbank stark angegriffen . . ."
    Das wurde bei jedem späteren Besuch festgestellt.
    (3) ". . . In der Dinsterbachhöhle sind Spuren von stärkerem Rückstau des Wassers zu beobachten. Übersinterte Schlammablagerungen sind nicht festzustellen. Zur Zeit der Schneeschmelze im Frühjahr kann der Ponortrichter die heranbrausenden Wassermassen nicht fassen, es kam zu Wasseransammlungen im Vorgelände. Der unterirdische Wasserlauf selbst, der sich an der rechten Begrenzungswand tieferliegend in der Höhle befindet, ist nur klein. Der Abfluß aus der Schwinde erfolgt demnach regelmäßig und gleichmäßig."
    Ähnliche Feststellungen bei einem Besuch am 12. August 1962:
    (3) ". . . Gegenüber den Einflußverhältnissen (Vermessungsexkursion von 26. 04. 1953 mit Ernst Rödiger) hat sich die Schwinde nach Süden verlagert. Der damalige Einlauf des Wassers ist zur Zeit höher gelegen. Weiter in den Schwindenkessel hinein hat sich das Dinsterbachwasser seinen Weg gebahnt. In dem jetzigen Schwindenkessel hat sich das Material stark trichterförmig eingesenkt. Unter großen Blöcken, die erst von der Felswand abgestürzt sind, verschwindet jetzt das Wasser. Man sieht rechts des jetzigen Einlaufes noch, erhöht im Gelände zu sehen, den alten Einlauf, der sich nach links hinzog . . ."

    Kurzzeitig schüttete der Bach etwa 100 l/s und veränderte die Wandschwinde.


    Im Winter fallen viele kleine Ponore trocken.

    Der Verbleib des Wassers war eine wichtige Frage. SCHUSTER stellte mit seiner Nordhäuser Höhlenforschergruppe Vermessungen an. Er begann Wassermengenmessungen durchzuführen und sich ein Bild über mögliche Austrittsstellen zu machen. Es kam zu einer Zusammenarbeit mit dem Freiberger Dozenten VIETE, der durch ein Färbeexperiment dem Bauerngrabengeheimnis auf den Grund gehen wollte. (Heft 6 der Mitteilung des Karstmuseums).
    Man stellte in gemeinsamer Arbeit fest, daß der alte Questenberger Erbstollen, ein Überrest des Kupferschieferbergbaus des 18. Jahrhunderts, einen Einfluß auf den Verbleib des Wassers haben könnte.

    (3) " . . Dieser Pommerschacht-Stollen legt sich beim Ortsteil Questenberg in Richtung Hainrode im schmalen Tal quer zum eventuellen unterirdischen Wasserlauf des Dinsterbaches wie ein Riegel davor. Es bleibt zu überprüfen, ob die Wasserführung in den Stollen endet oder diesen unterfährt . . ."
    Dieser Stollen führte in der Ortslage oft zu Einbrüchen. Der Totensumpf füllte sich Ende der zwanziger Jahre mit Wasser. Zahlreiche Erdeinbrüche waren ihm vorausgegangen. 1898 gab es unmittelbar am Totensumpf einen besonders großen Einbruch, wobei das Grundstück Römer in Mitleidenschaft gezogen wurde.
    Alles sprach also dafür, daß das Dinsterbachwasser zumindest zu einem Teil in diesen Stollen einbrach. Bei einer Färbung mußte es also danach deutlich sichtbar aus dem Stollenmundloch wieder austreten und auch im wassergefüllten Totensumpf in Erscheinung treten. VIETE färbte 1953 das Wasser der Dinsterbachschwinde an:
    (2) ". . . Am 25. August 1953, 9.45-9.55, wurden in der Dinsterbachschwinde dem Wasser 300 g Fluoreszin zugesetzt.
    Stündliche Probe entnahmen an 6 Stellen im Nassetal hatten folgendes Ergebnis:

     
    Toter Sumpf in Questenbergpositiv 11.40, 12.40, 13.30
    Eckteich Quellepositiv 17.30, 18.30
    Mundloch Erbstollenpositiv 20.00, 21.30

    Die Deutung dieser Befunde der Fluoreszenzanalyse ergibt: Das versickernde Wasser des Dinsterbaches fließt als Karstgerinne entsprechend dem Gefälle des östlich an Questenberg anschließenden Auslaugungstales etwa längs des südlichen Talrandes westwärts, nimmt in der großen Doline nördlich des Hohen Kopfes an der Straße nach Hainrode noch einen kleinen, vom Schloßberg kommenden Zufluß auf und tritt im sogenannten Toten Sumpf, der tiefsten Stelle des Questenberger Auslaugungskessels, aus.
    Dieser Tote Sumpf hat sich erst kurz nach der Jahrhundertwende gebildet, vermutlich durch Verbruch des darunterliegenden Erbstollens. Zur gleichen Zeit hat, wie von älteren Einwohnern Questenbergs berichtet wird, der Dinsterbach seine Schwinde innerhalb der Doline um etwa 30 m nach Westen verlagert.
    Der Erbstollen soll jedoch auch schon vorher (um die Mitte des vorigen Jahrhunderts) unter dem Questenberger Talkessel starke Traufen gezeigt haben. Es besteht somit die Wahrscheinlichkeit, daß das Dinsterbachwasser über den verbrochenen Stollen in den See "Toter Sumpf" eintritt, dessen Entwässerung unterirdisch durch den Erbstollen nach Süden zum Mundloch im Nasse-Durchbruchstal erfolgt . . .

    Die Geschwindigkeiten der unterirdischen Wasserbewegung
    Dinsterbachschwinde - Toter Sumpf (950 m)etwa 13 cm/s
    Dinsterbachschwinde - Eckteichetwa 4 cm/s . . ."

    Damit waren zwei Wege des unterirdischen Wassers geklärt. Einmal wurde das Wasser teilweise vom alten Kupferschieferstollen abgeführt. Zum anderen floß es langsam durch Karstspalten und unbekannte Höhlen in der östlichen Wand des Nassetales entlang, um im Eckteich wieder auszutreten. Daß auf diesem Geländestück eine weitere Quelle und Schwinde und eine wasserdurchflossene Höhle liegen, die mit Sicherheit in Zusammenhang zu bringen sind, war damals noch nicht bekannt.
    Dem unterirdischen Wasserlauf zu folgen und vielleicht in eine Höhle einzudringen, versuchten in den siebziger Jahren die Nordhäuser Höhlenforscher unter der Leitung von WOLFGANG GRAF. Auch sie mußten erkennen, daß ständige Veränderungen in der Höhle erfolgten und Vorstöße sehr gefährlich waren.
    (4) ". . . Am 21. 05. 72 sind 5 und 10 m südlich vom 1966 künstlich geschaffenen und inzwischen verstopften Eingang zur Höhle zwei Einbrüche am Steilhang vorgefunden worden. Es gelang, durch einen der beiden Einbrüche in die Höhle einzudringen . . .
    Die große Deckensturzplatte, die eine befahrbare Verbindung in südwestliche Richtung verhinderte, hat nun den Weiterweg freigegeben. Auf ihr befindet sich ein Einbruch zum Höhlenbach, der hier zum zweiten Mal eingesehen werden kann und nun 50 m weit zu verfolgen ist.
    Der Bach benutzt ein altes Laughöhlensystem, dessen Sedimente, schluffige Buntsandsteinerosionsreste, fast bis zur Decke reichen. In dieses Sediment hat der Bach sein Bett mäandrierend eingeschnitten und zugleich sein neues, höhlen- und hangfremdes Material, sedimentiert . . .
    Deutlich sind an mehreren Stellen der Höhle zwei alte Wasserstandslinien erkennbar, ca. 1,5 und 1,0 m über dem jetzigen Wasserstand, wobei die obere Linie als die ältere gedeutet wurde. Verbruch liegt nur vereinzelt als Ausnahme auf der Sohle. Erst nach 50 m, dem derzeitig befahrbaren Ende der Höhle, tritt Verbruch auf . . ."
    Ständige Wandabstürze und Verbrüche haben dazu geführt, einen Vorstoß in dieses Bachbett als lebensgefährliche Angelegenheit einzustufen und ähnliche Vorhaben nicht mehr durchzuführen.

    5.2. Die Ponorhöhle
    Im Winter des Jahres 1973 hielten sich die Höhlenforscher PETER WEINERT und REINHARD VÖLKER in Tilleda auf.


    Freilegung der 1973 entdeckten Ponorhöhle


    Abbildung 12

    Prinzip der Ponorhöhle
    bei Tilleda.
    Es ist die Situation während der
    Färbeaktion 1974 wiedergegeben.

    Von einem älteren Dorfbewohner erfuhren sie, daß sich in einem kleinen Seitental ein Loch in der Erde befände, in welches Generationen ihren Schutt hineinwerfen würden. Auch würde dieses Loch mit besonderer Vorliebe Äste, Zweige und Stämme alter Bäume der umliegenden Plantagen aufnehmen, in der Tiefe würde man das Wasser rauschen hören. Neugierig über diese Berichte begaben sich beide an diese Stelle und fanden in einem kleinen Buntsandsteintal einen großen Berg von Ästen und Zweigen. Unter dieser Anhäufung ließ sich mit viel Phantasie ein Loch erkennen. An den umliegenden Bäumen angeseilt, wurde der Altholzberg vorsichtig abgetragen:

    (15) ". . . Peter hatte mich am Seil gesichert, und ich turnte in einem riesigen Haufen alter Zweige und Äste, die beim Beschneiden der umliegenden Kirschplantagen angefallen waren und nicht mehr benötigt wurden. Also wurden sie in das abgrundtiefe Loch geworfen, wo sie allmählich verfaulten, die Rückstände aber so nach und nach vom Wasser verfrachtet wurden. Das Holz sackte immer weiter nach und so wurde Platz für eine neue Ladung. Mit Säge und Beil trennte ich das Geäst auseinander, während Peter, ebenfalls an einem Seil festgebunden, das Astwerk 20 m weiter schleifte. Wir hatten Angst, plötzlich in die Tiefe zu fallen. Keiner wußte, ob es das imaginäre Loch wirklich gab, ob sich plötzlich ein Schlund öffnen würde.
    Nach mehreren Stunden hatten wir einen Trichter von etwa 4 m Durchmesser freigelegt. In seiner Mitte mündete ein Loch in den Boden, dunkel, man konnte nichts sehen. Ein Wasserrinnsal hatte weißes Anhydritgestein freigelegt und bizarre Laugformen entstehen lassen. Das Rinnsal stürzte in den Schacht und verlor sich mit Geplätscher.
    Der Schacht selbst war wenig verfüllt. Ein Ackergerät, ein Heuwenderechen, lag in dem Trichter und hatte das Holz vor dem Absturz bewahrt.
    Mit viel Mühe zogen wir dieses Gerät aus dem Loch heraus. Gegen Abend war es dann schließlich soweit. Ein erster Einstieg war möglich. Allerdings verfügten wir über keine Ausrüstung und über keine klettertechnische Erfahrung. Wir befestigten deshalb eine Obstbaumleiter mit Stricken an einem quer über das Loch gelegten Baumstamm und ich kletterte in die Ponorhöhle hinein. Als die kurze Leiter aber keinen weiteren Einstieg mehr zuließ, ließen Peter und der in der Zwischenzeit bei unseren Arbeiten allgegenwärtige ortsansässige PAUL MEIER meine Leiter samt meiner Person am Befestigungsstrick langsam in die Tiefe.
    So gelang es mir, etwa 20 m tief diesen Schacht zu befahren. Oberall tropft das Wasser, ich war in kürzester Zeit völlig durchnäßt. Das Wasser hatte bizarrste Laugformen geschaffen. Die Wände waren mit Kannelierungsrinnen überzogen. Der Boden des Schachtes bestand aus Holz und Geröll, eine Seitenspalte zeigte mir, daß der Schacht weiter in die Tiefe führte. Die Spalte war jedoch viel zu eng.
    Der Ausstieg war riskant. Ständig bröckelte Erdreich ab, Holzstückchen, ja ganze Äste fielen mir auf den Helm. Es war klar, daß wir den Rand des Schachtes sichern mußten . . ."
    So erhielt der Schacht einen Ausbau aus Holz, die obersten fünf Meter wurden eingeschalt und mit Holzstempeln gehalten. Weitere Einsätze folgten, aber ein Vorstoß in die Tiefe war nicht möglich.

    Die Spalten, die weiter in die Tiefe führten, ließen sich nicht ausräumen.
    Um die Frage zu klären, wo dieser Schacht hinführe, wo das einfließende Wasser verbleibe, entstand die Idee, das Wasser zu markieren. Allerdings reichte die im Normalfall verschwindende Wassermenge nicht aus, um Chancen zu haben, einen schnellen Wasserdurchfluß zu erreichen. Es mußte künstlich Wasser in den Ponor gebracht werden. Das war relativ einfach zu bewerkstelligen. 180 m vom Ponor entfernt floß ein Bächlein, die Wolweda. Ein Staudamm war mit einfachen Mitteln zu errichten. Das Wasser brauchte dann nur noch in den Ponor gepumpt werden, ein Markierungsmittel zugefügt und etwas Glück dazu . . .
    Für das Jahr 1974 entsprang dem Verfasser ein Plan:

    (15) ". . . Da die Aufgabe von vornherein äußerst schwierig war, mit geringen Mitteln eine Wasserfärbung an der wasserarmen Ponorhöhle durchzuführen, wurde eine Zusammenarbeit mehrerer Gruppen angestrebt. Die Gruppe Leipzig hatte die Aufgabe, gemeinsam mit uns (I. und P. WEINERT, I. und T. MARR, C. und R. VÖLKER) im Wolwedatal einen Staudamm zu errichten. Da wir in vierzehn Tagen alles erledigen wollten, mußte schnell gebaut werden, um die Zeit auszunutzen. Die Leipziger übernahmen im Anschluß die Kontrolle ausgesuchter möglicher Wiederaustrittsstellen des Wassers im Raum Ichstedt und Artern. Die Höhlenforschergruppe Nordhausen stellte zwei Leute für die eigentliche Färbung.
    Wir wollten damit erreichen, den Farbstoff nicht in die Reihen der Beprober zu verschleppen.
    Die Fachgruppe Bad Frankenhausen um W. OPPERMANN übernahm es, die Solquellen in Bad Frankenhausen zu überwachen.
    Mein Bruder Bernhard lebte auf dem Friedhof in Artern. Im Gewächshaus der Friedhofsgärtnerei hatte er Quartier bezogen, alle drei Stunden mußte er die Arterner Solquelle beproben, die auf dem Gelände des Friedhofs entspringt . . ."
    Im Jahre 1973 war dem gleichen Personenkreis ein großer Erfolg gelungen. Die benachbarte Schusterhöhle war damals Gegenstand der Forschungen. Die Ponore dieser Höhle wurden aktiviert und das einfließende Wasser markiert. Das endgültige Wiederaustreten des Wassers erfolgte in der Solquelle Artern.


    In die ausgebaute Ponorhöhle wird Wasser eingepumpt und 7 Stunden lang mit Uranin gefärbt.


    Bei der Färbearbeit an der Ponorhöhle


    Das Wasser stürzt durch einen Trichter in die Tiefe der Ponorhöhle.

    Da sich die Ponorhöhle in unmittelbarer Nachbarschaft befindet, lag es auf der Hand, die gleichen Wiederaustrittsstellen anzunehmen, das endgültige Wiederauftauchen des markierten Wassers also in der Arterner Solquelle zu erwarten. Auf einer Reihe herzyner Störungszonen mußte das Wasser in diese Richtung laufen, Alle unterwegs möglichen Punkte, wie wassergefüllte Erdfälle, Tiefbrunnen und Bohrungen und natürlich die Schusterhöhle, wurden in die Beobachtung einbezogen.
    Da diese markante Störungszone Tilleda-Ichstedt-Artern 1973 durch die Wassermarkierung ihre Bestätigung fand, sollte 1974 ein ähnlicher Erfolg erwartet werden. Diese genannte Störungszone kreuzt in Ichstedt eine Störungszone aus Richtung Bad Frankenhausen - Udersleben. Das Wasser konnte natürlich auch in diese Richtung abfließen. Deshalb wurde der Frankenhäuser Raum mit in die Beobachtung einbezogen. Beide Störungszonen sind durch eine Reihe von Karsterscheinungen belegt.
    Ende April 1974 konnte nach gründlicher Vorbereitung der Markierungsversuch beginnen.

    (15) ". . . 26. April, um 16.00 Uhr trafen wir in Tilleda ein. Unser Expeditionslager war ein großer Wohnwagen auf dem Ausgrabungsgelände des Pfingstberges. Wir richteten uns häuslich ein und transportierten schließlich noch eine große und schwere Pumpe ins Wolwedatal.
    27. April
    Gegen halb Acht holten wir mit einem Traktor aus dem benachbarten Dorf 180 laufende Meter Regnerrohre, die wir gleich von der Stelle des geplanten Staudammes bis zur Ponorhöhle verlegten.
    Die Helfer aus Leipzig trafen ein, und ein Staudamm entstand. Mit Ästen, Zaunfeldern und Grasnarbe bekam er eine ansehnliche Größe. Vor dem Staudamm setzten wir ein hausbackenes, aber robustes Gerät.
    Es hätte uns vermeldet, wenn der Damm gebrochen wär und die Flutwelle in den nächsten 5 Minuten die ersten Gärten Tilledas hinweggespült hätte.
    Ein Schwimmer löste Kontakt aus und über ein Kabel klingelte in unserem Wagen eine Alarmglocke. Glücklicherweise passierte das nur einmal.
    Allerdings nicht durch Staudammbruch. Eine fette Kröte war zwischen die Kontaktplatten gekrochen und hatte Alarm ausgelöst. Ähnliche Geräte meldeten uns den Wasserstand im Staudamm und das Einfließen des Wassers in den Ponor über Kabel in unser Domizil. Gegen Abend lief das Wasser in den Ponor.
    28. April
    Ab 9.00 Uhr läuft nun die Pumpe, der Wasserweg wird vorgespült. Wir nutzen die Zeit und holen von allen Probepunkten die Nullproben zum Vergleich.
    30. April
    Heute ist der große Tag der Wasserfärbung.
    Gegen 11 Uhr treffen aus Nordhausen zwei junge Burschen mit dem Moped bei uns ein. Sie freuen sich schon auf das Farbschauspiel. Das Faß mit dem Farbstoff, 58 kg Uranin, wird herangewälzt. Peter hat einen tollen Färbeapparat unter Ausnutzung einiger Funde des Tilledaer Schuttplatzes angefertigt. Das Wasser wirbelt in einen Trichter, ehemals der große Lampenschirm einer Bahnhofslaterne. Der Farbstoff, ein rotes Pulver, wird in einer Tonne vorgelöst und fließt in hohem Konzentrat über eine Rinne in diesen Trichter.
    Die Jungs beginnen um 13 Uhr zu färben. Ein langsamer Regen setzt ein. Das rote Pulver färbt bei Kontakt mit dem Wasser dieses in ein sattes Grün. Nach zwei Stunden sind unsere Färbejungs ebenfalls grün, es läuft ihnen grün und rot über das Gesicht. Um 16 Uhr macht es ihnen schon kaum noch Spaß. Doch das zählt nicht. Wir müssen von ihnen Durchhalten verlangen. Die letzten beiden Stunden werden sehr lang. Um 18.00 Uhr beenden wir den Färbevorgang. 58 kg Uranin sind auf Reise. Eine gewaltige Menge. Uns bleibt bei dem zu erwartenden Ton, der die Fließwege teilweise füllt, aber nichts anderes, übrig. Der Ton bindet einen Teil des Farbstoffes, absorbiert ihn. Deshalb müssen wir große Mengen benutzen. Den Jungs nehmen wir das Versprechen ab,
    daß sie schleunigst das Gelände verlassen, um den Farbstoff nicht zu verbreiten. Sie müssen geloben, sich im Umkreis von 20 km nicht zu waschen . . .
    Die Leipziger besetzten den Beobachtungsposten in Ichstedt und nehmen alle zwei Stunden Proben, Bernhard lauert auf dem Arterner Friedhof . . ."
    Die Tage vergingen mit Probenahme und interessanten Arbeiten an der Schusterhöhle. Ein positiver Erfolg, das Wiederfinden des grünen Wassers stellte sich jedoch nicht ein. Am 9. Mai wurde die Pumpe abgeschaltet. Etwa sechs Millionen Liter Wasser wurden in den Ponor gepumpt, verschluckt und verschwanden.

    Noch blieb die Hoffnung, daß das Wasser nach Tagen oder Wochen doch noch ankäme. So wurden Heimatfreunde geworben, um die Beprobung weiterzuführen und Beutel mit Aktivkohle in die möglichen Wiederaustrittsstellen gehangen. Die Aktivkohle sammelt den Farbstoff aus dem Wasser und gibt ihn bei einer chemischen Sonderbehandlung wieder her. Aber, um es gleich zu sagen, keine einzige Probe wies einen Erfolg auf. Ende Mai 1974 mußten die Beprobungen eingestellt werden, die Kraft war erschöpft.
    Das Wasser hatte den Ponor herrlich freigelegt:

    (15)". . . Ein sehr bizarrer Gips steht an, dünne Laugplatten, Nadeln, Näpfchen, in nie gesehener Schönheit. Die Turbulenz des herabstürzenden Wassers ist im Gestein abgebildet. Auch am Boden des Absatzes war alles weiter ausgespült. Man konnte senkrecht weiter klettern. Es war jedoch noch so eng, da es einen Schuttkegel aus größeren Blöcken und aus Holz gab. Dieser Kegel müßte noch weggespült werden. Man kann weiter blicken. Es macht den Eindruck, als träfe man auf den letzten Teil des Schuttkegels, dahinter scheint es wieder frei zu sein . . ."
    Am 11. Mai 1974 wurde das Lager abgebrochen, die Beprobung der letzten Punkte Ende Mai eingestellt.
    Leider war die Wasserfärbung in einer wasserarmen Jahreszeit durchgeführt worden. Aber der Termin war von zahlreichen anderen Zwängen diktiert. Vorausgegangen war ein trockenes Jahr. Das könnte ein Grund dafür sein, daß der Karstwasserspiegel sehr tief lag.
    Was waren da 6 Millionen Liter Wasser. Das war gerade ein Becken von 50 x 50 m bei 2,40 m Wassertiefe, ein guter Höhlensee also. Allerdings wäre auch ein Bachlauf von 12 km Länge und einigen Zentimetern Breite und Höhe bei dieser Wassermenge ohne Schwierigkeiten zusammengekommen.
    Geht man mal davon aus, daß 1 g Farbstoff 1000 l Wasser grün färben, dann würden 58 kg des Farbstoffes noch 58 Millionen Liter Wasser wunderbar färben.
    Farbstoff war also genug unterwegs, auch wenn er abgebaut wurde und auch dann, wenn noch bedeutende Wassermengen dazu kamen. Aber wenn zur Zeit des Färbeversuches ein stagnierender Karstwasserspiegel vorhanden war, das Karstwasser selbst beim Hinzufließen von 6 Millionen Liter Wasser nicht zum Fließen gebracht wurde, dann war nichts zu machen. Der Versuch des vorangegangenen Jahres hatte gezeigt, daß es Strecken mit großer Verdünnung gab.
    Zwei hintereinander durchgeführte Versuche zeigten aus der unterschiedlichen Laufzeit, daß solche gedachten Sammelbecken existierten.
    Wenn der Farbstoff nicht im Laufe der Zeit abgebaut wurde, kam er mit Sicherheit später, zur Zeit eines dynamischen Karstwasserspiegels, zum Vorschein. Dieser Beweis konnte allerdings nicht gebracht werden. Es war natürlich auch möglich, daß das Wasser völlig andere Wege lief und niemals an den vermuteten Wiederaustrittsstellen erschien. Als Ergebnis konnte man sagen, daß die Verhältnisse im Bereich der Ponorhöhle komplizierter sind, als anfänglich erwartet wurde.
    Die Ponorhöhle ist zweifellos aus einer geologischen Orgel hervorgegangen.

    Das Niederschlagwasser schuf ein Seitental des Wolwedatales. Nachdem die wenige Meter starke Buntsandsteinüberdeckung erosiv beseitigt war, wurde der Hauptanhydrit angeschnitten. Im Bereich einer wassergängigen Kluftkreuzung korrodierte das Wasser die Klüfte so weit auf, daß Fließbahnen entstanden. Diese mündeten auf größeren korrosiv erweiterten Klüften.
    Das Wasser wurde nicht nur durch diesen Ponor in die Tiefe geführt. Die Vermutung lag deshalb nahe, daß das Wasser der Ponore der benachbarten Schusterhöhle und das Wasser der Ponorhöhle auf einer gemeinsamen Kluft ablaufen. Diese Vermutung sollte durch die Färbeaktion belegt werden, was jedoch nicht gelang. Durch verstärkte Korrosion wurden größere Querschnitte frei, und die Korrosion wurde durch die Fallhöhe des Wassers unterstützt.
    Bei den 1974 möglichen 7 m freie Fallhöhe trifft das Wasser immerhin mit rund 40 km/h auf das Gestein. So wurden die Querschnitte ständig erweitert, und es entstand eine Schachthöhle. Eingetragene Sedimente und hineingestürztes Altholz veränderten die Möglichkeiten fortschreitender Korrosion. Trotzdem sickerte das Wasser weiter in den Schacht und schuf sich einen Abfluß unter Wirkung ständiger Korrosion.
    Heute ist der Eingang der Ponorhöhle verfallen und kaum noch sichtbar. Ein weiteres Ausräumen des Schachtes hat keiner mehr versucht. Der große Aufwand der Färbeaktion hat von allen weiteren Arbeiten abgeschreckt.
    Vielleicht bringt diese Darlegung einige Höhlenforscher auf die Idee, wieder Aktivitäten an diesem Schacht zu zeigen.

    5.3. Die Hirschwegorgel
    Dieser Ponor ist eigentlich keiner, oder besser gesagt, ein vom Menschen provozierter. Er befindet sich im Sulfatkarst des Südharzes im Kreis Nordhausen, in der Gemeinde Steigerthal. 1907 erhielt die Gemeinde Steigerthal eine Trinkwasserleitung. Der Überlauf des Hochbehälters lief ab und zu über und erreichte das benachbarte Gehöft. Die Anwohner hackten eine schmale Rinne, und das Wasser versickerte nach wenigen Metern in unmittelbarer Nähe des Hochbehälters. In kürzester Zeit entstand ein unterirdischer Abfluß, eine künstliche Schwinde.
    SCHUSTER schrieb darüber:

    (16) ". . . Die Schlotte hatte bereits die Form als Kluft, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Weil also die Kluft frei war, wollten die Kinder einsteigen, Tiefe 23 m. Man wollte einen alten Wagen dazu nehmen und am Hinterrad ein Seil befestigen. Als man hinkam, war das Loch zu. Es war eine große Anhrdritplatte darüber gelegt worden. Im Oktober etwa war die abdeckende Steinplatte zusammengebrochen.
    Kurz vor dem zweiten Weltkrieg war es erneut eingebrochen, es hatte wochenlang offen gestanden. 1938 war es 21 m tief . . ."
    Dieser Schacht wurde ständig mit Müll und Schutt des Dorfes verfüllt. Aber das Wasser arbeitete weiter. Der Überlauf des Hochbehälters gab dazu die Möglichkeit. So brach 1974 der Müllpfropfen in die Tiefe und das Loch war wieder offen.


    Der Einbruch der Hirschweghöhle 1979

    SCHUSTER schrieb dazu:

    (16) ". . . Gelotete jetzige Teufe am Samstag, den 15. März 1974 = 24,30 m . . ."
    schrieb aber an anderer Stelle
    (16) ". . . Tiefe: 23,40 m . . ."
    GRAF schrieb über diese Bildung:
    (17) ". . . Befahrung nur mit Hilfsmitteln möglich. Die Tiefe beträgt 25,1 m. 3 m vom Mundloch entfernt befinden sich Obstbäume zum Befestigen der Seile bzw. Seilleitern. Zeitweise schüttet das in die Höhle entwässernde Überlaufrohr des Hochbehälters bis zu 0,5 l/s Wasser, wodurch die Befahrung beeinträchtigt werden kann . . ."
    Die Hirschweghöhle wurde erneut verfüllt, die Ursache für ihre Bildung aber nicht beseitigt. Zuvor befuhr GRAF mit seiner Nordhäuser Forschergruppe die Höhle und fertigte eine Vermessung an.
    Im Oktober 1979 öffnete sich der Schacht wiederholt. Durch die ständige Senkung war das Wasserleitungsrohr mit durchgebrochen und hatte nun seinerseits dafür gesorgt, daß ein großer Einbruchskrater entstanden war.
    C. VOLKER schrieb darüber:
    (17) ". . . Durch die Bundesfreunde BRÜNING und KÜHLEWINDT der Fachgruppe Nordhausen erfuhren wir, daß sich in der Nähe der ehemaligen zugeschütteten Hirschweghöhle ein neuer Ponor durch einen Rohrbruch im Hochbehälter der Wasserversorgungsanlage von Steigerthal aufgetan hatte. Schnell war ein Termin zur Befahrung dieses Schachtes vereinbart. So trafen sich am 31. 10. 1979 Bernd Brüning, Herr Kühlewindt und Christel und Reinhard Völker in Steigerthal.
    Wir hatten alles vorbereitet. Vorsorglich lagen 40 m Seilleitern und 2 Seile bereit. Die alte Hirschweghöhle sollte eine Tiefe von immerhin 24 m gehabt haben. An Ort und Stelle angekommen, erschraken wir erst einmal über die Müllberge, die uns die Sicht versperrten. Dann sahen wir die Bescherung. Unmittelbar hinter dem Überlauf des Hochbehälters hatte sich ein 4 m tiefer und 4 m breiter, 10 m langer Krater gebildet. Anstehendes Material war ein grauer Ton. Im Erdfall verschwand das Wasser der Wasserleitung. Neben diesem Krater war ein tiefer Schacht mit einem Durchmesser von ca. 2 m zu sehen.
    Aus diesem Schacht drang das Geräusch fließenden Wassers. Diesen Schacht wollten wir befahren . . .
    Seilleitern und Sicherungsseile waren bald befestigt und ich machte mich zur Befahrung fertig, ich durfte zuerst einfahren. Während der ersten Minuten spürte ich nur, daß sich mindestens ein Zentner Lehm und kleine Steinchen über mich ergossen.
    Ich konnte kaum die Augen öffnen und kletterte die Sprossen der Leiter rein mechanisch. Die Intensität dieses Lehmregens ließ aber bald nach, und ich erblickte eine wunderschöne geologische Orgel.
    In einer Tiefe von 16 m konnte ich mit den Füßen festen Boden erreichen. Ich stand auf einem Müllkegel. Es roch ekelhaft! Nachdem ich mich aus dem Seil ausgehakt und die Lampe angemacht hatte, betrachtete ich meine Umgebung. In Richtung des neuen Erdfalles befand sich eine phantastische, ungefähr 3 m hohe Grotte, aus der wie ein kleiner Wasserfall das im Erdfall verschwindende Wasser wieder zum Vorschein kam. Man sah die bizarrsten Formen, die im Gips nur gebildet werden können. In etwa 16,5 m Tiefe hatte sich ein gleichmäßiger Wasserspiegel eingestellt. Man sah deutlich, daß sich der Schacht ungefähr von Wasserspiegelhöhe an konisch nach unten erweiterte. Der Durchmesser betrug 4 m . . ."

    Abstieg in die Hirschweghöhle


    Blick auf die Kannelierungsrinnen an den Wänden der Hirschweghöhle

    Im gleichen Jahr wurde dieser Schacht durch das Karstmuseum und die Gruppe Nordhausen mit einer Eisentür verwahrt.

    Spätere erneute Wassereinbrüche und dadurch provozierte Erdfälle in der Ortslage Steigerthal zeigten die unterirdische Abflußrichtung des Wassers. Das führte zur Außerbetriebsetzung des Hochbehälters.


    Auf dem mit Schutt erfüllten Boden der Hirschweghöhle

    Frischer Einbruch (15 m tief) im Frühjahr 1980 infolge des unverminderten Wassereintritts in die Hirschweghöhle
    GRAF war der Meinung, daß sich unter der schwachen Tonbedeckung aus Auslaugungsrückständen im darunter liegenden Hauptanhydrit geologische Orgeln bilden. Diese Tatsache wurde schon von HAEFKE (8) geäußert. Diese Orgeln wurden durch das Trinkwasser, welches besonders korrosionsfähig ist, wiederbelebt.
     
    Abbildung 13

    Prinzip der Hirschweghöhle
    nach GRAF, 1974.

    Die Verfasser sind der Meinung, daß es dieser Orgeln nicht bedurfte. Aus anderen, ähnlichen Erfahrungen ist ersichtlich, daß das Trinkwasser in der Lage ist, solche Formen in kürzester Zeit zu bilden.
    Dies bewiesen die ähnlichen Vorgänge am Überlauf des Hochbehälters der Gemeinde Tilleda, wo innerhalb von wenigen Wochen ein etwa 15 m tiefer Schacht entstand.
    Ob mit oder ohne Orgel, das Trinkwasser bildete einen aktiven Ponor, der einen etwa 25 m tiefen, senkrechten Schacht im Verlaufe weniger Jahre ausbildete.
    In 25 m Tiefe ging das vertikal einfließende Wasser in eine horizontal fließende Bahn über. Das ist der typische Übergang von der vadosen zur phreatiscben Zone.
    GRAF fand auch bei seiner Erstbefahrung im unteren Teil des Schachtes wunderschöne phreatische Fließformen. Der obere Teil des Schachtes zeigte die typischen vadosen Kleinformen von Schachthöhlen. Der phreatische, also horizontale Fließweg des Wassers ließ sich durch Oberflächeneinbrüche kleineren und größeren Ausmaßes noch 200 m weit verfolgen. Diese Einbrüche führten schließlich dazu, daß dieser "künstlich" entstandene Ponor stillgelegt wurde.
    Wassermarkierungen wurden nicht durchgeführt, der phreatische Bereich dürfte mit Ton, Müll und Bauschutt leider völlig versetzt sein.
    Die wunderschön, fein ziselierten Formen an der Schachtwand können nur durch Kontakt eines durchfeuchteten Lehmpfropfens mit dem Anhydrit erklärt werden.
    Dieser wurde durch den etwa 0,5 m starken, bedeckenden Ton gebildet, der ständig mit eingeschwemmt wurde. Dazu kommen tonige Reste des Unteren Buntsandsteins. Von Zeit zu Zeit sackte der Lehmpfropfen in den angelegten phreatischen Bereich und damit wurde der vadose Schachtbereich wieder geöffnet. Das an der Schachtwand zwischen Lehmpfropfen und Anhydrit herablaufende Wasser korrodierte nicht nur.
    In seiner Übersättigung kristallisierten im Lehm auch Gipskristalle in Form von Marienglas aus.
    Diese waren beim Durchrutschen des Lehmpropfens überall im Lehm zu finden. Der in der Zeichnung dargestellte untere Raum war nach GRAF ebenfalls völlig mit Marienglas ausgeschlagen.
    Die Öffnung des Schachtes im Jahre 1979 hat den unteren Raum nicht wieder freigegeben. Das einfließende Wasser hatte jedoch eine phreatische Abflußbahn angelegt, die man etwa 10 m weit in Richtung Dorf verfolgen konnte. Passierbar war sie aber nicht.


    6. Schlußbemerkungen

    Es ist uns nicht möglich, alle Ponore, Schwinden und Schlinger des Südharzes zu nennen. Drei typische und sehr unterschiedliche Bildungen wurden vorgestellt.
    Der Sulfatkarst ist sehr schnellebig. Was vor einem Jahr noch aktiv war, kann im nächsten Jahr verbrochen, verschlämmt, trocken gefallen sein.
    Ein starker Regenguß - und an anderer Stelle zeigt sich ein Abfluß in die Tiefe. Die Beständigkeit der Ponore des Karbonatkarstes haben die des Sulfatkarstes keinesfalls.
    Aber gerade das ist das Besondere und das Interessante an ihnen. Die Schnelligkeit des Sulfatkarstes bringt es auch mit sich, daß eine Wassermarkierung 10 oder 20 Jahre später ein völlig neues Ergebnis bringen kann.
    An den großen Ponoren des Südharzes, wie Dinsterbach, Ankenberg- oder Glasebachschwinde (Bauemgraben) , laufen die Verkarstungsvorgänge für einen Beschauer wie im Zeitrafferfilm ab.


    Literatur
     
    (1)BEHRENSHercynia curiosa
    1703
    (2)VIETEGeologische und hydrologische Untersuchungen
    im Gipskarst des östlichen Südharzrandes
    Freiberger Forschungshefte (9)
    1954, S. 46-79
    (3)SCHUSTERExkursionsprotokolle
    unveröffentlicht
    Akte Dinsterbach
    Karstmuseum Heimkehle
    (4)GRAFSituationsbericht
    Neue Hohlräume in der Dinsterbachhöhle entdeckt
    August 1972
    Akte Dinsterbach
    Karstmuseum Heimkehle
    (5)NACHTIGALLBruchstücke aus Briefen über den Harz 1794
    Deutsche Monatsschrift
    Leipzig 1795, Band 1
    (6)I. A. KRANOLDAnwendung der Ordnung des Heyls
    Stolberg 1776
    (7)SCHMIDT, F.Mitteilungen des Vereins für Geschichte und
    Naturwissenschaft in Sangerhausen
    1935, 25. Heft
    (8)HAEFKEKarsterscheinungen im Gips im Südharz
    Mitteilungen über Höhlen- und Karstforschung
    1926
    (9)KYRLETheoretische Speläologie
    1923
    (10)TRIMMELFachwörterbuch für Karst und Höhlenkunde
    (11)Staatsarchiv Dresden
    Rep. I xb/Abt. B, Nr. 421
    Blatt 153-155
    (12)RACKWITZDie Erdfälle am Rand des Südharzes
    Aus der Heimat
    Sonntagsblatt des Nordhäuser Courier
    8. November 1885
    (13)AUTOREN-
    KOLLEKTIV
    Underground Water Tracing
    Investigations in Slowenia
    1972-1975
    Lubljana 1976
    (14)MAURIN, ZÖTLDie Untersuchung der Zusammenhänge unter-
    irdischer Wässer mit besonderer Berücksichtigung
    der Karstverhältnisse
    Graz 1959
    (15)VÖLKER, R.Unterlagen und Nachschriften zur Expedition
    Tilleda 1974
    unveröffentlicht
    (15)SCHUSTERUnterlagen über die Hirschweghöhle
    unveröffentlicht, 1974
    (16)GRAFUnterlagen über die Hirschweghöhle
    unveröffentlicht, 1974
    bzw.
    Der Höhlenforscher
    Heft 4/1974
    S. 51-53, veröffentlicht
    (17)VÖLKER, C.Die Wiederentdeckung der Hirschweghöhle im
    Oktober 1979
    unveröffentlicht


    Der Ponor des Glasebaches (Bauerngraben) im Winter


    Die Dinsterbachschwinde bei Hochwasser im März 1987


    Frischer Nachbruch in der Ankenbergschwinde

    Impressum / Datenschutz