ZUR BESCHREIBUNG DER NORDFLEDERMAUS von Die erste Beschreibung der Nordfledermaus erfolgte durch Sven Nilsson (1787 - 1883) aus Lund (Schweden) im Jahr 1836 unter der damals schon vergebenen Bezeichnung Vespertilio kuhlii (IIIum. Fig. Skand. Fauna 17, Taf. 34 obere Abb.) A. Graf von Keyserling (1815 - 1891) und J. H. Blasius (1809 - 1870) veröffentlichten im 5. Jahrgang von Wiegmanns Archiv für Naturgeschichte unter der Überschrift "Uebersicht der Gattungs- und Artcharaktere der europäischen Fledermäuse" 1839 dann die als gültig anzusehende Beschreibung der Art. Diese erfolgte nach Präparaten in der reichhaltigen Sammlung des mit beiden Forschern befreundeten Gutsbesitzers Hermann Engelhard Nathusius (1809 - 1878) in Hundisburg. Blasius und Nathusius waren damals 30 Jahre alt. In der genannten Arbeit ist auch die dem Freund zu Ehren benannte erste Beschreibung von Pipistrellus nathusii zu finden. Es ist nicht bekannt, wer die umfangreiche Sammlung des später geadelten Hermann von Nathusius zusammengetragen hat, und wo diese verblieben ist. Viele Stücke dürften vom Vater Johann Gottlob Nathusius (1760 - 1835) dem Sohne Hermann überlassen worden sein, andere auch selbst gesammelt. Der Vater Nathusius, einer der Pioniere des Industriezeitalters, hatte 1806 einen Teil des großen Naturalienkabinetts aus dem Nachlaß des 1804 bei Breslau verstorbenen schlesischen Grafen Johann Mattuschka gekauft (Heyder 1937, Stresemann 1958). Keyserling & Blasius haben in der Einleitung ihrer Arbeit zwar erwähnt, daß sie die Nordfledermaus in Hundisburg nach einer "Reihe von Exemplaren verschiedenen Alters vom Harz" gemeinschaftlich als eine neue Art erkannten; sie gaben in der Beschreibung aber keinen Fundort an. 1857 engte J. H. Blasius (auf Grund neuer Funde?) das Fundgebiet dann auf den Oberharz ein (Knolle 1974). Nach Kleinschmidt (1951) befinden sich im Braunschweiger Naturhistorischen Museum die Belege für das Standardwerk von J. H. Blasius, Nr. 119 (in Alkohol), Nr. 467 und 1518, sämtlich "Harz". Es besteht somit die Möglichkeit, daß die Beschreibung der Nordfledermaus nicht nach Harzer Stücken, vielmehr auch oder nur nach Belegen der ehemaligen Sammlung Mattuschka aus Südost- oder Osteuropa erfolgt ist. Abschließend sei darauf hingewiesen, daß die Rolle, die Hermann von Nathusius während der klassischen Periode der Säugetierforschung in Europa gespielt hat, noch aufzuklären bleibt. Die kleine Biographie seines Bruders Wilhelm von Nathusius-Königsborn enthält einige Aufschlüsse. So hatte H. v. N. z. B. eine gründliche Monographie über das Genus Sorex geschrieben, diese hernach uneigennützig aber J. H. Blasius überlassen. Literatur Blasius. J. H. (1857): Naturgeschichte der Säugethiere Deutschlands und der angrenzenden Länder von Mitteleuropa. - Braunschweig. Heyder R. (1937): Das einstige Vorkommen des Karmingimpels, Carpodacus eryrhrinus (Pali.), in Schlesien und Sachsen. - Mitt. Ver. sächs. Orn. 5, 188 - 194. Kleinschmidt, A. (1951): Die Säugetierfauna des engeren und weiteren Braunschweiger Gebietes mit Einschluß des Harzes. - Jahrb. 1951 d. Naturwarte Braunschweig-Riddagshausen. Braunschweig. Knolle, F. (1974): Zur faunistischen Erforschungsgeschichte des Harzes (Fledermäuse; Mammalia, Chiroptera). - Beitr. Naturk. Niedersachs. 27, 73 - 76. Nathusius-Königsbom, W. v. (1879): Hermann von Nathusius. Rückerinnerungen aus seinem Leben. Berlin. 25 S. Stresemann, E. (1958): Das Naturalienkabinett des Grafen Johann von Mattuschka und seine schlesischen Raritäten. - Beitr. Vogelk. 5, 241 - 247. |