S. 6 – 7 | Flora und Fauna im Steinbruch
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Steinbrüche als Lebensraum

In aktiven und ehemaligen Steinbrüchen finden sich oft gute Bedingungen für seltene Pflanzen- und Tierarten. In unserer neuen Reihe „Flora und Fauna im Steinbruch“ möchten wir Sie darüber informieren, welche Pflanzen und Tiere unsere Steinbrüche als Lebensraum nutzen.

Der Eisvogel besiedelt weite Teile Europas, Asiens sowie das westliche Nordafrika. Normalerweise lebt er an mäßig schnell fließenden oder stehenden klaren Gewässern mit Kleinfischbestand. Zu seiner Nahrung zählen Fische, Wasserinsekten, Kleinkrebse und Kaulquappen. Sein Bestand wird in Europa als dezimiert, aber wenig bedroht eingestuft.


Eisvögel brüten in Formulas Steinbrüchen.

In einem Steinbruch hat er seine Nisthöhlen in eine entstandene Erdböschung gegraben und dort gebrütet. Die Auswahl des Standortes wurde offenbar durch Regenwasser, das sich direkt vor der Nisthöhle in Form einer kleinen Wasserfläche angesammelt hat, begünstigt. In Abstimmung mit der Naturschutzbehörde hat Formula bislang auf alle Abbautätigkeiten verzichtet, um den Eisvogel nicht bei der Brut zu stören.

Mitarbeiter konnten bei Schichtbeginn am frühen Morgen wiederholt beobachten, wie sich ein Luchs nach einem „Sonnenbad“ im Steinbruch in den Wald zurückzieht. Der Eurasische Luchs oder Nordluchs wird im deutschen Sprachgebrauch fast immer „Luchs“ genannt. Die nachtaktive und extrem seltene Katze ist nach dem Bären und dem Wolf das größte Landraubtier, das in Europa heimisch ist. Der Luchs war viele Jahrzehnte starker Verfolgung ausgesetzt und nahezu vollständig aus Westeuropa verschwunden. Mit dem Luchsprojekt Harz wurde 2000 begonnen, den Luchs wieder in Deutschland anzusiedeln. Auch Spuren von Wildkatzen wurden in den Steinbrüchen gesehen. Diese sind größer und massiger als Hauskatzen. Zudem kann man sie an drei Fellmerkmalen erkennen: Sie haben vier bis fünf parallele dunkle Streifen im Nackenbereich, Streifen auf den Schultern und die typische Dreier-Ringelung am stumpf endenden Schwanz.

Der seltene Luchs wurde beim „Sonnenbaden“ im
Steinbruch gesichtet.
Schwarzstörche sind extrem scheu und lärmempfindlich.

Auch der äußerst scheue Schwarzstorch macht keinen Bogen um Formulas Steinbrüche. Er lebt meist verborgen in alten, reich strukturierten Wäldern. Die Vögel sind sehr empfindlich gegenüber Störungen und meiden daher weitgehend die Nähe von menschlichen Siedlungen. Ein Vogel wurde in den letzten Monaten häufig dabei beobachtet, wie er über Formulas Steinbrüche hinwegflog. Sein Bestand wird in Europa auf etwa 7.000 bis 11.000 Brutpaare geschätzt, was ungefähr der Hälfte des Weltbestandes entspricht. Die größten Vorkommen liegen in Polen und in Weißrussland.

Auch der Schwarzspecht, der größte einheimische Specht, der durch seine überwiegende Schwarzfärbung und den roten Scheitel ins Auge fällt, wurde in den Steinbrüchen gesichtet. Ebenso wie einige Jung-Uhus, die den Tagebau als Kinderstube nutzen, nachdem sie flügge geworden sind.


Schwarzspechte lassen sich leicht an ihrer roten Scheitelfärbung erkennen.

Verschiedene Orchideenarten haben eine neue Heimat in Formulas Steinbrüchen gefunden. Diese haben sich auf Flächen angesiedelt, die durch den Steinbruchbetrieb entstanden sind.

Die Fliegen-Ragwurz blüht von Mai bis Juli und bevorzugt trockene Standorte mit sommerwarmem Klima – Gebiete, die insbesondere durch die Gewinnung von Gips entstehen.

Die Blüten der Mücken-Händelwurz sind rosa bis dunkelpurpurrot. Sie tritt vereinzelt in Mitteleuropa auf, kommt aber an ihren Standorten durchaus in größeren Beständen vor. In Teilen ihres Verbreitungsgebietes gilt die Art als gefährdet und wurde daher in die Rote Liste gefährdeter Arten aufgenommen.

An ihren braunroten oder auberginefarbenen Blüten ist die von Juni bis August blühende Braunrote Stendelwurz zu erkennen. Diese Orchideenart verströmt besonders bei warmem Wetter intensiven Vanilleduft und kommt selbst auf Sanddünen vor, weshalb sie auch als „Strandvanille“ bezeichnet wird.

Die Orchideengewächse Fliegen-Ragwurz, Mücken-Händelwurz und Braunrote Stendelwurz haben in den Steinbrüchen einen neuen Lebensraum gefunden.

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