Die kulturhistorische Entwicklung und Nutzung der Karstlandschaft SüdharzSteffi Rohland; Heinz Noack
Ein großer Teil der Karstlandschaft des Südharzes grenzt an den Nordrand des fruchtbaren Tales der Goldenen Aue. Diese schmale Niederung, von der Helme durchflossen, ist der Ausgangspunkt der menschlichen Nutzung des Südharzrandes. Bereits vor rund 7000 Jahren, in der Jungsteinzeit, begann hier die Siedlungsgeschichte. Bei den ersten Siedlern handelte es sich um Menschen, die sich durch den Anbau von Kulturpflanzen, wie z.B. Getreide, und das Halten von Haustieren ihre Nahrungsgrundlage erarbeiteten. Die Archäologie bezeichnet diese Kulturstufe als Bandkeramik. Umfangreiche Auenlehmbildungen aus dieser Zeit weisen auf eine starke Erosion hin, die vermutlich durch Rodungen und Ackerbau ausgelöst wurde. Das sind die ersten uns bekannten Umweltveränderungen in diesem Gebiet, die durch menschliche Einflüsse verursacht wurden. Für ihre Siedlungen bevorzugten die Menschen in der Jungsteinzeit über dem Auenniveau liegende Gebiete, wie z.B. die Südhänge der angrenzenden Karstlandschaft. Reich mit natürlichen Ressourcen ausgestattet, bot sich ihnen ein idealer Siedlungsraum. Der Jungsteinzeit folgte vor rund 4 500 Jahren die Bronzezeit. In deren späten Phase erfolgte eine Verdichtung der Besiedlung des Südharzvorlandes. Vermutlich nutzte der Mensch bereits die oberflächen nahen Kupfervorkommen entlang des Zechsteinbandes. Ein überzeugender Beweis dafür konnte aber noch nicht erbracht werden. Die besonders häufig nachgewiesene Unstrutgruppe der späten Bronzezeit fand in der frühen Eisenzeit und frühen Laténezeit ihre Fortsetzung als sogenannte Thüringer Kultur. Im Laufe der Laténezeit, ca. ab 300 vor unserer Zeitrechnung, wanderte in das beschriebene Gebiet ein germanischer Volksstamm, die Hermunduren, ein. Sie vermischten sich mit den hier schon ansässigen Volksstämmen. Die ältesten Anlagen im Gebiet, die Wallburgen auf dem Armsberg und auf der Queste bei Questenberg (187) wurden in der frühen Eisenzeit errichtet. Die Anlage auf der Queste hat den Charakter einer Volksburg und eines geschützten Kultplatzes. Die natürlichen Bedingungen gaben den Menschen der Eisenzeit die Möglichkeit, Eisenerz zu gewinnen und zu verarbeiten. Den für die Verhüttung notwendigen Brennstoff stellte man durch Verkohlen von Holz her. Die Verhüttung erfolgte in Schmelzöfen. Reste solcher Anlagen wurden bisher bei Sangerhausen und Brücken gefunden. Möglicherweise war das der Beginn einer jahrhundertelangen bergbaulichen Nutzung sowie der Entwicklung des Hüttenwesens am Südharzrand. Dadurch kam es abermals zu einem nachhaltigen Eingriff in die Naturlandschaft. Die am Übergang von der Aue in die Vorharzberge gelegenen frühen Siedlungsstellen erwiesen sich als günstig, wurden beibehalten und werden teilweise bis in die heutige Zeit hinein genutzt. Bennungen, Breitungen, Groß- und Kleinleinungen, Roßla und Hohlstedt seien als Beispiele genannt. Die zeitliche Einordnung der Anlage von Siedlungsstellen, der Gründung von Orten, ist nur durch eine Deutung der archäologischen Befunde möglich. Sie sind der einzige Beweis. Liegen keine Befunde vor, stützt sich die Forschung auf die von SCHLÜTER (185, 186) aufgestellten Thesen zu den Siedlungsperioden. Im 8.-10. Jh. begann eine systematische Rodung der Randzonen des Harzes. Der natürlich gewachsene Wald wurde weiter beseitigt, um auf dem so gewonnenen Boden Ackerbau zu betreiben. Außerdem wurden Steinbrüche angelegt, zunächst nur für die Gewinnung von Baumaterial für sakrale Bauten. Erstmals wurde für diese Zeit auch die Verwendung von Gips als Mörtel und für den Fußbodenbereich nachgewiesen. Dieser innere Landesausbau, also die Schaffung neuer Siedlungsräume, setzte sich bis in das 13. Jahrhundert fort. In diese Zeit der Erschließung fiel auch die Anlage der Verkehrswege, wobei man sicher auch ältere Trassen nutzte. Diese lagen hauptsächlich zwischen den Pfalzen Wallhausen, Nordhausen und Tilleda. Noch heute hat sich die Bezeichnung "Heerstraße" für eine solche alte Verkehrsader parallel zu den Vorharzbergen erhalten. Weitere altgeschichtliche Wege überquerten das Kyffhäusergebirge und führten das Thyratal hinauf. Im 12. Jh. begann die Königliche Grundherrschaft zu verfallen. Die Burgen entwickelten sich zu feudalen Herrensitzen bzw. wurden als solche neu angelegt. Sie wurden Machtzentren. So entstanden u.a. solche Anlagen wie die Burg Arnswald, die Thierburg, die Questenburg und die Morungsburgen. Den Baustoff bildeten die anstehenden Gesteine, wie Zechsteinkalk, Dolomit, Anhydrit usw. Als Mörtel kam überwiegend gebrannter Gips zum Einsatz. Hauptbaustoff für die Siedlungen blieb aber noch das Laubholz. Seit dem 12. Jh. setzte sich die Dreifelderwirtschaft überall durch. Es wurde jetzt das 3 - 4fache der gesäten Menge geerntet. Die Romanik hat bis auf wenige Denkmale, wie z.B, die Grasburg bei Rottleberode und die Kirchturmruine Bernecke bei Uftrungen, kaum Zeugen hinterlassen. Aus der Übergangszeit zur Gotik blieben als markante Objekte die Feudalburg Questenberg (in ihren ältesten Teilen) und die Kirchenruine im Helmstal erhalten. Als Beispiele der gotischen Baukunst gibt es u.a. den Turm der Kirche St. Margaretha in Rosperwenda, die neue Morungsburg, den Turm der Kirche St. Maria Geburt in Questenberg und die Apsis der Hainröder Dorfkirche mit den für unser Gebiet einmaligen Strahlengewölben. Überhaupt weisen die sakralen Bauten viele Spuren der Bautätigkeit von der Romanik bis in die Jetztzeit auf. Der Bergbau auf Kupferschiefer ist seit dem 13. Jahrhundert urkundlich nachgewiesen. Eingewanderte Bergleute gingen dem ausstreichenden Kupferschieferflöz nach oder bauten den Eisenstein ab. Erste Hütten wurden angelegt, Nachgewiesene, teilweise auch jüngere Standorte befinden sich z.B. in Rottleberode, Breitunger Grund, Wickerode, Bennungen, Großleinungen und Gonna. Im Mittelalter war bis auf wenige Ausnahmen, wie z.B, Pfeiffersheim bei Sangerhausen und die Landgemeinde bei Hainrode, die Gründung von Siedlungen abgeschlossen. Etwa 40 Ansiedlungen waren im Gebiet entstanden. Die Ergiebigkeit der neugeschaffenen Ackerflächen war jedoch zeitlich begrenzt. Besonders die jüngeren Dörfer gingen wieder ein. Die Störung des Oberflächenwasserhaushaltes durch die vorangegangenen Rodungen dürfte mit ein Grund dafür sein. Die Folge dieses bisher schwersten Eingriffs des Menschen in seine Umwelt war eine Agrarkrise. So entstanden ca. 20 Wüstungen, deren Einwohner sich auf die umliegenden Dörfer und Städte verteilten. Die ehemaligen Dorfstellen können heute vielfach nur noch anhand von Flurnamen lokalisiert werden. Der Bergbau erlangte im ausgehenden Mittelalter zeitweise eine beachtliche Bedeutung. Die technisch verbesserte Nutzung der Wasserkraft ermöglichte ab dem 16./17. Jh. das Vordringen in größere Tiefen und eine höhere Ausbeute der Abbaufelder. Die Schmelzhütten konnten vergrößert werden. Den notwendigen Brennstoff lieferten die Köhler. Viele Forstorte tragen heute noch die Bezeichnung Köhlerfleck. Auf der sogenannten Kohlenstraße von Annarode über die Landgemeinde, Wickerode, Bennungen und weiter auf der Nordhausen-Wallhäuser Heerstraße gelangte die Holzkohle u. a. zu den Hütten in Wickerode, Bennungen und Berga. Der Bergbau mit seinen wirtschaftlichen Höhen und Tiefen setzte sich bis in das 18. Jh. fort. Typisch für die Gesamtsituation waren die Verhältnisse in Breitungen. Die Ausbeute sollte ständig erhöht werden, die Investitionen waren knapp bemessen, und die Bergleute hatten nur geringe fachliche Kenntnisse. Dazu kam noch die komplizierte geologische Situation. Immer wieder traten Betriebsstörungen auf, und die Ausbeute ließ nach. Die Folge war die Einstellung des Bergbaus. Der kurzfristig gewonnene Reichtum war sicher nicht unbeträchtlich. Zeugnis davon legen die erhaltenen Innenausstattungen der Kirchen im Gebiet ab. Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle Dorfkirchen im Barock erweitert und erhielten als typische Ausstattung einen Kanzelaltar. Auch der zwiebelförmige Aufsatz mit Laternenabschluß auf den Türmen ist ein Zeichen dieser Zeit. | | Abb. 1: Ruine des romanischen Bergfrieds der Neuen Morungsburg (Foto: S. Rohland) | Abb. 2: Kirchenruine der Wüstung Bernecke bei Uftrungen (Foto: S. Rohland) | | | Abb. 3: Roland in der Gemeinde Questenberg (Foto: S. Rohland) | Abb. 4: Fachwerkhaus in Questenberg (Foto: R. Sauerzapfe) |
Aus der Renaissance und dem Barock sind in fast allen Orten viele repräsentative Fachwerkbauten erhalten. Der Erhaltungsgrad ist aber sehr unterschiedlich. Als Baumaterial fanden ausschließlich heimische Materialien Verwendung. So hatte jeder Ort seinen eigenen Steinbruch und auch Gewinnungsstellen für Kiese und Sande. Als Mörtel wurde weiterhin überwiegend Gips oder auch Lehm verwendet. Die bis in das 16. Jh. zurück nachgewiesene Kalkhütte nördlich von Dittichenrode hatte bereits überregionalen Charakter. Zusammen mit ähnlichen Anlagen in Rottleberode und Uftrungen versorgte sie große Bereiche mit "grauem und weißem Lederkalk" als Bindemittel. Vielfach wurde der Gips erst auf der Baustelle gebrannt. Viele dieser kleinen Gewinnungsanlagen lassen sich heute noch, wenn auch längst von der Natur zurückerobert, im Gelände finden. Angefallene Hüttenschlacken wurden zur Ausmauerung der Fachen in den Häusern eingesetzt. Ortsansässige Töpfereien fertigten die Kacheln für die Öfen. Zunehmend setzte die Landwirtschaft gemahlenen Zechsteinkalk oder Dolomit für die Erhöhung ihrer Erträge ein. Dem Menschen war es gelungen, die natürlichen Ressourcen stärker für sich zu nutzen. Als diese aufgebraucht waren bzw. unerreichbar wurden, blieben aus heutiger Sicht nur Umweltschäden zurück. Die größten Schäden verursachte dabei der Bergbau. Der Wasserhaushalt wurde empfindlich gestört, die Hochwälder waren überwiegend abgeholzt. Große Flächen waren mit Halden schwermetallhaitiger Gesteine bedeckt, die heute noch das Bild ganzer Gebiete, z.B. bei Hainrode und Wettelrode, prägen. Weite Landstriche begannen zu versteppen. Diese Restbergbaulandschaft ergab ein völlig verändertes Landschaftsbild. Sie wurde die Basis für eine sich entwickelnde neuartige Flora. So gestalten Tausende kleiner Pingen und Halden in vielen Abschnitten des Leinetals rechts und links der Straßen und Wege die Landschaft. Aus dieser Zeit stammen auch die "Kunstteiche". Häufig findet man nur noch die spärliche Überreste eines Dammes, wie z.B in Breitungen auf dem Sportplatz. Dagegen ist der 1729 nordwestlich von Wettelrode angelegte Wasserspeicher heute wieder wassergefüllt zu sehen. Das angestaute Wasser wurde zum Antrieb der sogenannten "Wasserkünste" verwendet. Mit dem Abklingen des Bergbaues um 1800 traten die Holzverarbeitung und die Leinweberei in den Vordergrund. Hohe Bedeutung hatten auch der Ackerbau, der Obstbau und die Viehwirtschaft. Den Walkenrieder Mönchen wird zugeschrieben, bereits im 12. und 13. Jh. den kultivierten Obstbau und den Weinbau im Gebiet eingeführt zu haben. Besonders die Südhänge der Buntsandsteinrücken vor dem Zechsteinband waren ein idealer Standort. An den Weinbau erinnern heute noch Flurnamen z.B. in den Gemarkungen Rosperwenda, Roßla, Bennungen und Wallhausen. Der Obstbau entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer einzigartigen Blüte. Lokal überwog er sogar gegenüber der Feldwirtschaft. Im Jahre 1726 erließ der Sächsische Kurfürst FRIEDRICH AUGUST die erste Baumschutzverordnung. In der Grafschaft Stolberg-Roßla regelte eine Weisung des Kanzleirates KOLBENACH aus dem Jahre 1764 die Nutzung der Obstgehölze. Es wurde sehr viel Wert auf Neuanpflanzungen und die Pflege der vorhanden Gehölze gelegt. Im 19. Jh. wurden von den Gemeindeschulzen jährlich Berichte darüber abgefordert. Der Buntsandsteinboden eignete sich besonders für den Süßkirschenanbau. Um 1800 führte der Obstbauer Karl KUNZE eine Gelbrote Herzkirsche ein. Sie wurde später nach ihm als "Kunzes Kirsche" benannt. Diese Frucht erlangte eine überregionale Bedeutung. Sie wurde in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts mit Spezialwaggons der Eisenbahn in die Großstädte transportiert. Lokal gründeten sich Obstbauvereine mit den Hauptzielen der Schädlingsbekämpfung und des organisierten Absatzes. Vorwiegend von genossenschaftlichen Vereinigungen auf staatliche Anweisung hin, kam es Mitte der 1960er Jahre zu einer enormen Ausdehnung des Obstbaues im Südharzraum. Die damals bestehenden Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften bildeten Obstbauabteilungen. | | Abb. 5: Uftrungen mit St. Andreas Kirche (Foto: R. Sauerzapfe) | Abb. 6: Hochbarocker Kanzelaltar in der St. Andreas Kirche in Uftrungen (Foto: S. Rohland) | | | Abb. 7: Barocke Dorfkirche in Morungen (Foto: S. Rohland) | Abb. 8: Grenzstein von 1748 bei Breitungen (Foto: S. Rohland) |
Große Flächen, darunter auch ertragreiche Böden, wurden überwiegend mit Kirsch- und Apfelbäumen bepflanzt. Bis auf die Ernte wurde der gesamte Obstbau voll mechanisiert. Diese Blütezeit hielt bis um 1990 an, dann wurden viele Plantagen gerodet. Völlig zurückgegangen ist auch der private Obstanbau zu Vermarktungszwecken. Als Überbleibsel existieren jetzt nur noch die Streuobstwiesen. Sie stehen unter Schutz. Sie werden nur noch in geringem Ausmaß extensiv genutzt. Der überwiegende Teil wird sich selbst überlassen und verwildert. Weite Landstriche erhalten so, wie auch durch die Ackerbrachen, einen nicht der gewohnten Kulturlandschaft entsprechenden Charakter. Einzigartig ist die bestehende "Waldgenossenschaft Siebengemeindewald". Deren Mitglieder sind die Waldgenossen aus den sieben Gemeinden Berga, Bösenrode, Rosperwenda, Schwenda, Uftrungen, Thürungen und Görsbach. Erstmals urkundlich genannt im Jahre 1341 ist die Waldgenossenschaft das Überbleibsel einer alten Markgenossenschaft mit einem eigenständigen Wallgericht. Die älteste Verordnung zur Bewirtschaftung stammt aus dem Jahre 1580. Im Jahre 1867 wurde die noch heute bestehende Eigentumsform des Siebengemeindewaldes geschaffen. Danach besitzt jedes um 1800 bewohnte Hausgrundstück einen festgeschriebenen Anteil am Wald. Dieser Anteil bleibt für immer auf dem Grundstück haften, er kann weder veräußert noch abgewiesen werden. Je nach Höhe des Anteils gab es früher eine jährliche Zuweisung an Wellholz, einem dünnen Brennholz. Heute ist man bemüht, eine naturnahe Waldwirtschaft zu betreiben. Zwei Waldvögte und ein Förster bestimmen nach alter Tradition die Geschicke dieser Genossenschaft. Gegen Ende des 19. Jh. kam es zu einer kurzfristigen Wiederbelebung des Kupferschieferbergbaues. 1871 wurde der Röhrigschacht bei Wettelrode angelegt. Um 1880 erfolgte auch im Raum Questenberg durch eine Gewerkschaft eine kurzzeitige Wiederaufnahme des Bergbaues. Der drastische Verfall des Kupferpreises auf dem Weltmarkt hatte jedoch zur Folge, daß um das Jahr 1885 sämtlicher Kupferschieferbergbau am Südharzrand zum Erliegen kam. Auch der Bergbau im Siebengemeindewald wurde unrentabel. Der hier seit dem 17. Jh. nachweisbare Bergbau auf Silber und Eisen hatte nur lokale Bedeutung und erlosch nun vollends. Lediglich der Flußspatbergbau blieb mit Unterbrechung bis 1991 bestehen. Eine kurzfristige Wiederaufnahme des Kupferschieferbergbaues im Raum Pölsfeld-Wettelrode erfolgte zu Beginn der 20er Jahre unseres Jahrhunderts. Die Weltwirtschaftskrise um 1930 bewirkte jedoch den erneuten vollständigen Zusammenbruch. Ab Mitte der 1940er Jahre wurde an der Erschließung des Sangerhäuser Feldes gearbeitet. Mit Unterbrechungen am Kriegsende erfolgte nördlich von Sangerhausen die Teufe des späteren Thomas-Müntzer-Schachtes. Im Jahre 1949 wurde das Flöz angeschossen. Es folgten 42 Jahre intensiven Bergbaues, besonders im Gebiet der Aue. Im August 1990 verließ das letzte Erz diese Lagerstätte. Damit hat der Untertagebergbau in unserer Heimat sein Ende gefunden. Ein eigenständiges lokales Brauchtum entwickelte bzw. überlieferte sich bis auf das jährlich zu Pfingsten gefeierte Questenfest nicht. Traditionelle Feste sind bzw. waren Blütenfeste zur Zeit der Obstblüte, das Osterfeuer, die Dorfkirmes, das Erntedankfest und "Feiern im Grünen" zu Pfingsten. Erste warnende Stimmen zur Erhaltung der Natur erhoben sich in Questenberg. Hier hatte eine 1920 in Bennungen gegründete Gipsmühlenfabrik mit dem Abbau des Questenberges begonnen. Mit bedingt durch die einsetzende Inflation konnte sich diese Gesellschaft nicht lange halten, 1926 kam es zur Zwangsversteigerung. Eine Verordnung des Regierungspräsidenten in Merseburg vom 11. November 1927 stellt ein rund 106 ha großes Gebiet um Questenberg unter Naturschutz. Damit wurde der Gipsabbau in diesem Gebiet unterbunden. Etwa ab den 20er Jahren unseres Jahrhunderts entwickelte sich, nicht zuletzt wegen der Schönheit der Landschaft, der Tagestourismus. Die gegenwärtige Erschließung des Südharzer Karstgebietes für einen hoffentlich sanften Tourismus steht noch am Anfang. Die bestehenden Naturschutzgebiete sowie eine große Zahl von Naturdenkmalen, archäologischen Denkmalen, Baudenkmalen und Kleindenkmalen tragen dazu bei, dieser Landschaft ein unverwechselbares Gesicht zu geben.
185. SCHLÜTER, O.: Die Ortsnamen und die Perioden der Ortsgründung. - In: Die Siedelungen im nordöstlichen Thüringen. - Berlin: Verlagsbuchhandlung von Hermann Costenoble, 1903. - S. 144-150 186. SCHLÜTER, O.: Die Siedelungen im nordöstlichen Thüringen. - Berlin: Verlagsbuchhandlung von Hermann Costenoble, 1903 187. SCHMIDT, B.: D 6 Questenberg. - In: Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik. Denkmale und Funde. 2 Fundorte und Funde. -1. Aufl. - Leipzig; Jena; Berlin: Urania-Verlag, 1989. - S. 499-500 |