Aus der Arbeit der Naturschutzstation
Südharz

Harald Bock


Am 1. September 1991 wurde die Naturschutzstation Südharz als nachgeordnete Einrichtung der Oberen Naturschutzbehörde der Bezirksregierung Halle gegründet. Ihren Sitz hat sie im Landkreis Mansfelder Land in Wippra. Momentan sind in der Naturschutzstation ein Leiter, vier von den Forstämtern Pölsfeld, Roßla und Wippra delegierte Waldarbeiter, zwei Zivildienstleistende und ein Mitarbeiter im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme tätig. Vier Studenten absolvierten bisher Praktika.
Die Hauptaufgabe der Mitarbeiter der Station ist die Betreuung von Naturschutzgebieten im Landkreis Mansfelder Land (westlich der Linie Gerbstedt-Eisleben) und im Landkreis Sangerhausen (ohne den Anteil des Landschaftsschutzgebietes "Unstrut-Trias-Land" südlich von Allstedt). Damit gehört die Betreuung der in der Südharzer Karstlandschaft gelegenen Naturschutzgebiete zum Tätigkeitsbereich der Mitarbeiter der Naturschutzstation. Diese Schutzgebiete zeichnen sich durch die reichhaltige Flora und Fauna und die herausragende geologische Bedeutung aus.
Durch den Einsatz der Zivildienstleistenden und der Waldarbeiter seit Anfang 1997 konnte die Arbeit insbesondere im Bereich der Schutzgebietsbetreuung deutlich verbessert werden. Dringend notwendige Biotoppflegemaßnahmen in den zu betreuenden NSG, die vordem im Rahmen der begrenzten Haushaltsmittel von Landschaftspflegefirmen ausgeführt wurden, können jetzt größtenteils aus eigener Kraft erledigt werden. So werden Flächen, wie die Orchideenstandorte im NSG "Gipskarstlandschaft Questenberg", entbuscht und gemäht sowie Streuobstbestände gepflegt. Die Ausschilderung der NSG ist abgeschlossen, allerdings müssen regelmäßig entwendete oder zerstörte Schilder ersetzt werden.
Beim Arten- und Biotopschutz stellt der Amphibienschutz an Straßen einen der Schwerpunkte dar. Jährlich werden mit Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer über eine Länge von 3 km Krötenzäune an sieben Straßenabschnitten betreut. Desweiteren wurden im Raum Mansfeld, Sandersleben und Questenberg unter fachlicher Anleitung von Mitarbeitern der Naturschutzstation Fledermauswinterquartiere errichtet und kontrolliert. Gemeinsam mit der Mitteldeutschen Energieversorgung AG Halle und naturschutzinteressierten Kommunen wurden zwei nicht mehr benötigte Trafostationen in Oberröblingen und Schwenda im Landkreis Sangerhausen zu "Artenschutztürmen" für Schleiereulen und Fledermäuse umgebaut. Weitere Umbauten sind geplant.
Mitarbeiter der Naturschutzstation arbeiteten an der Brutvogelkartierung für das südliche Sachsen-Anhalt (49) mit und unterstützen die Kartierung der Herpetofauna. Für beide Programme wurden bzw. werden Meßtischblattquadranten bearbeitet und wertvolle Hinweise sowie Einzelnachweise gemeldet. Im Rahmen der Fortschreibung der Roten Listen des Landes Sachsen-Anhalt werden insbesondere Säugetiere, Vögel, Lurche und Kriechtiere, Schmetterlinge, Heuschrecken und Libellen erfaßt. Besonderes Augenmerk gilt dem Schwarzstorch, dem Wanderfalken, dem Baumfalken und dem Uhu. Bei den Säugern werden insbesondere Daten zur Wildkatze erfaßt, die im Südostharz einen Verbreitungsschwerpunkt besitzt. Über Gewölleanalysen, v.a. der Schleiereule, ist es gelungen, den Kenntnisstand über verschiedene Kleinsäugerarten zu verbessern. Speziell zur Verbreitung von Zwergmaus und Kleinwühlmaus konnten von den Mitarbeitern der Naturschutzstation neue Erkenntnisse gewonnen werden.

Abb. 1: Streuobstwiese bei Breitungen
(Foto: R. Sauerzapfe)
Abb. 2: Pflege einer Streuobstwiese bei Ufrungen durch ABM-Kräfte
(Foto: H. Bock)

Seit 1996 liegen detaillierte Erfassungen zu Amphibien, Schmetterlingen, Heuschrecken und Libellen z.B. aus den Naturschutzgebieten "Gipskarstlandschaft Questenberg" (29) und "Hackpfüffler See" (31) sowie aus verschiedenen Bereichen des Harzes und der Goldenen Aue vor. Im Rahmen der Erfassung ausgewählter Artengruppen in Schutzgebieten werden weitere Tierarten untersucht, so z.B. mit Hilfe von Bodenfallen das Vorkommen von Laufkäfern, Spinnen und Heuschrecken. Dabei konnten neue Erkenntnisse zur aktuellen Verbreitung gewonnen werden. Seit 1993 führen die Mitarbeiter aller Naturschutzstationen und des Dezernates Naturschutz und Landschaftspflege des Regierungspräsidium Halle jährlich mehrere Wochenendexkursionen in ökologisch wertvollen Gebieten durch. Ziel ist die Erfassung von Flora und Fauna und die Einschätzung der Schutzwürdigkeit.
Nicht zuletzt hat die Öffentlichkeitsarbeit eine große Bedeutung. Neben Vorträgen, Führungen, Presseartikeln und der Mitarbeit bei den von den Forstämtern gemeinsam mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald durchgeführten Waldjugendspielen sind die Mitarbeiter der Naturschutzstation Ansprechpartner für alle interessierten Bürger.


29. BUTTSTEDT, L.: Faunistische Untersuchungen in der Gipskarstlandschaft Südharz - Das Durchbruchstal der Nasse. - In: Gipskarstlandschaft im Landkreis Sangerhausen. - Uftrungen: Förderverein Gipskarst Südharz e.V., 1997. - S. 75-84

31. BUTTSTEDT, L.; JENTZSCH, M.: Zur Flora, Fauna und Gebietsausstattung des Naturschutzgebietes "Hackpfüffler See" und seiner Umgebung. - Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt. - Halle 35(1998)1. - S. 3-10

49. GNIELKA, R.; ZAUMSEIL, J.: Atlas der Brutvögel Sachsen-Anhalts. Kartierung des Südteils von 1990-1995. - Halle: Ornithologenverband Sachsen-Anhalt e. V., 1997

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