Geschützte und gefährdete Pflanzen, Tiere und Landschaften des Landes Sachsen-Anhalt Zu den Abbildungen 2. und 3. Umschlagseite |
Die Kupfer-Grasnelke – eine Charakterart der Schwermetallrasen Die Artengruppe der Gewöhnlichen Grasnelke, Armeria maritima s. l., gehört zur Familie der Bleiwurzgewächse (Plumbaginaceae). Die gesamte Gattung Armeria ist nach der Bundesartenschutzverordnung geschützt. Die mitteleuropäischen Ökotypen von A. maritima besiedeln unterschiedlichste Habitate mit zum Teil hohen physiologischen Anforderungen, so zum Beispiel Salz- und Riedwiesen, Graudünen, Sand- und Silikattrockenrasen, Schwermetall- und Serpentin-Fluren, Flachmoore und alpine Matten. Verbreitungsschwerpunkte in Deutschland sind das Nordostdeutsche Tiefland (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, nördliches und östliches Sachsen-Anhalt) sowie die Küsten von Nord- und Ostsee. Die an metallhaltige Standorte angepassten Sippen gehören zu den Charakterarten der mitteleuropäischen Schwermetallvegetation. Unter ihnen befinden sich mehrere endemische, morphologisch sehr variable Sippen, deren taxonomischer Rang trotz zahlreicher Untersuchungen in den letzten Jahren noch immer nicht vollständig geklärt ist. Die Pflanzen sind immergrüne, ausdauernde Rosettenstauden, die bis zu 20 Jahre alt werden können. Die linealischen Blätter sind 3-10 cm lang und 1-3 mm breit. Die Blütenschäfte stehen aufrecht in der Rosette und sind 5-30 cm lang. Die kugeligen Blütenköpfe werden aus dutzenden Einzelblüten gebildet. Die Kupfer-Grasnelke gehört nicht zu den Erstbesiedlern der Kupferschieferhalden. Sie tritt in der Sukzession erst dann auf, wenn durch Frühlingsmiere (Minuartia verna), Leimkraut (Silene vulgaris) und wenige andere Pionierarten bereits eine schüttere Vegetationsdecke aufgebaut wurde und sich die Bodenverhältnisse an den extremen Standorten verbessert haben. Das durch die Grasnelke dominierte Armeria-Stadium stellt das Optimalstadium der Kupfer-Grasnelkenflur (Armerietum halleri) dar und ist durch zahlreiche weitere xerotherme Arten gekennzeichnet. | Gipskarstlandschaft im Südharz Am Südrand des Harzes erstreckt sich auf über 100 km Länge über 2 Ländergrenzen hinweg die Gipskarstlandschaft Südharz: in Sachsen-Anhalt von Pölsfeld bei Sangerhausen durch Thüringen bis Osterode in Niedersachsen. Die südharzer Gipskarstlandschaft weist ein äußerst abwechslungsreiches Erscheinungsbild auf; großflächige naturnahe Laubwälder, Streuobstwiesen und Huteflächen auf steppenartigen Trockenrasen wechseln mit Äckern und Resten kleinbäuerlicher Erwerbswirtschaften sowie idyllisch gelegenen Dörfern ab. Das stark bewegte Relief sowie die große Vielfalt der geologischen Verhältnisse sind der eigentliche Grund für die unterschiedlichen Flächennutzungsformen. Im Südharz treten die Gesteine des Zechsteins an die Oberfläche: Gipse, Anhydrite und auch Dolomite. Diese Erscheinung ist sehr selten, die meisten Karstlandschaften auf der Erde befinden sich im Kalkgestein. Der Südharzer Gipskarst verfügt über eine Vielfalt an Karsterscheinungen, die ihresgleichen sucht: über 20000 Hohlformen, Dolinen und Erdfälle, 200 Höhlen, 100 Quellen… Wegen der hohen Wasserlöslichkeit des Kalziumsulfats ist diese Landschaft in ständiger Veränderung begriffen – temporäre Karstquellen, Bachschwinden und Abrissspalten prägen die Oberfläche. In dieser strukturreichen Landschaft mit ihren Wäldern und Offenlandbereichen leben speziell angepasste Arten, die in der ausgeräumten, industriemäßig genutzten Landschaft rund um die Karstlandschaft keinen Lebensraum mehr finden. Als Schutzinstrument für den Erhalt dieser Landschaft und deren faunistischer und floristischer Artausstattung ist die Sicherung als Biosphärenreservat vorgesehen, da dieses die Traditionen der Kulturlandschaft mit dem Erhalt wertvoller Naturelemente verbinden kann. Der Mensch spielt dabei die entscheidende Rolle. – Nur eine behutsame Nutzung sichert den Erhalt des sensiblen Gefüges der Karstlandschaft auch für die Zukunft. |
Kupfer-Grasnelke |
Blick vom Armsberg auf Questenberg |