Bohrungen über der Einhornhöhle waren erfolgreich –
unbekannter Höhlenraum entdeckt!

Mai 2014 - die seit vielen Jahren gehegte Vermutung von Wissenschaftlern hat sich nach der ersten Bohrung bestätigt:
Die Einhornhöhle bei Scharzfeld hat eine Fortsetzung.
Eine gewisse Anspannung lag über der Gruppe Wissenschaftler, während sich der Bohrer Meter um Meter ratternd in die Tiefe wühlte: „Jetzt wird es spannend“, zeigte sich Dr. Ralf Nielbock, Betriebs- und Grabungsleiter der Einhornhöhle, vorsichtig optimistisch, dass sich die Ergebnisse zahlreicher geophysikalischer Untersuchungen bestätigen. Zu dem Zeitpunkt hatte man die zehn Meter Marke erreicht.

Kamera im Bohrloch Nr. 1,
Blick auf den Bildschirm.

Dr. Ralf Nielbock
(Projektleiter) links,

Dipl.-Geol. Reinhard Völker (Kameraequipment)
kniend im roten Pullover,

Dipl.-Geol. Firouz Vladi
mit blauem Cappi
 

Nahe der Blauen Grotte der Einhornhöhle bei Scharzfeld waren gestern zahlreiche Wissenschaftler zusammengekommen, um eine Bohrung mitzuerleben, die Aufschluss geben soll, ob das ohnehin weite und seit Jahrhunderten von Einhormsammlern und später dann Touristen aufgesuchte Höhlensystem hinter einer der Felswände weitergeht.
Messungen mit ganz unterschiedlichen Methoden hatten die Vermutung erhärtet, dass dort Höhlenräume zu finden sind, unberührt vielleicht seit Jahrtausenden, abgeschlossen von jeden neuzeitlichen menschlichen Aktivitäten und damit von besonderem Wert für die Forschung.
Das Projekt wird vom Höhlenbetrieber Gesellschaft Unicornu fossile e.V. umgesetzt, Dr. Nielbock selbst forscht seit über 30 Jahren in der Höhle und hat den Verein vor 12 Jahren mit gegründet. Die Bohrungen hat ein im Kreis Osterode für die Gipsindustrie tätiges Unternehmen für Sprengtechnik sowie die Firma Rump & Salzmann bei Osterode-Ührde finanziert, dessen Werksleiter Uwe Schridde, Vorsitzender vom Verein Karstwanderweg, die Arbeiten gespannt verfolgte.

Plötzlich Jubel, der Bohrer traf, und darauf hatten alle gehofft, auf keinen Widerstand mehr: Geowissenschaftler Professor Georg Kaufmann von der Freien Uni Berlin und Dr. Heinz Gerd Röhling vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geografie hatten allen Grund zur Freude, sahen sie doch ihre Vermutung bestätigt. Ein Höhlenraum in etwa elf Metern Tiefe. Und was für einer? Die Dimensionen brachte erst die Befahrung mit der Kamera ans Licht. Eine sichtbaren Spannweite von 20 Metern umfasst er mindestens, andere Bereiche konnten noch nicht ausgeleuchtet werden. Die Breite an dieser Stelle beträgt über 10 m.
Auf einem Bildschirm bewertete die Runde aus Geologen, Geophysikern und Höhlenforschern dann die ersten Aufnahmen aus der Tiefe und waren begeistert. Geborgen werden konnten erste Knochenteile eines Höhlenbären, das lässt auf weitere attraktive Funde hoffen und dokumentiert, dass die bislang bekannte Höhle mit dem neuen System in Verbindung stand. Höhlenbetreiber Dr. Ralf Nielbock fiel ein Stein vom Herzen, dass die Bohrung einen solchen Erfolg gebracht hat.
Einen weltweiten Rang bescheinigte Dr. Röhling der im Tertiär, also vor über 5 Millionen Jahren, entstandenen Einhornhöhle aufgrund ihrer besonderen Geologie: Im Dolomitgestein gelegen hatten Kohlensäureverwitterungen den Raum praktisch herausgeätzt.
 
Blick in Bohrloch 2, ca. 13 m untertage
Erster Blick auf den Monitor nach Antreffen eines Hohlraumes.
Kamera im 1. Bohrloch mit Blick
auf LED-Lampe im 3. Bohrloch (Entfernung 8 m)
Blick auf Tropfsteine im 3. Bohrloch.
Hängende Decke im 1. Bohrloch.


Diagram der Georadarmessung mit Andeutung der neuen Höhle (100m - 135m)


Blick auf Tropfsteine und Sinterfahnen.

Fakten:

Die Einhornhöhle ist die größte Schauhöhle im Westteil des Harzes und wurde 2006 als Bestandteil der Zechsteinlandschaft im Südharz in die Liste der Nationalen Geotope aufgenommen.
1905 wurde die Höhle durch den Bau eines Eingangsstollens für Besucher zugänglich gemacht. 300 Meter der insgesamt knapp 700 m langen Höhle sind als Besucherhöhle erschlossen. Dienstags mit sonntags finden hier zwischen 11:00 und 17:00 Höhlenführungen statt.
Auch für die Entwicklung des Geotourismus könnte die Entdeckung der neuen Höhlenräume viele positive Effekte bringen, so Einschätzung des Betreibervereins. Man darf gespannt sein, was die Forschungen der nächsten Tage und Wochen bringen werden.

Quelle:

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