Südharz-Symposium, Herzberg Ralf Nielbock:Faunen des Eiszeitaltes - Funde und Grabungen in Schlotten und Höhlen des Südharzes Einleitung In Mitteleuropa entsprachen die Lebensbedingungen während der Kaltzeiten denen des heutigen Nordskandinaviens und des nördlichen Sibiriens. Den Klima- und Vegetationsverhältnissen angepaßt, lebten vor allem großwüchsige Herdentiere, die ohne die Behinderung geschlossener Waldflächen die Kurzgras- und Kräuterflora der hiesigen Tundra abweiden konnten. Zu nennen sind hier neben Pferd, Rentier und Riesenhirsch vor allem das Mammut Mammuthus primigenius, das Wollhaarnashorn Coelodonta antiquitatis und die Wisentart Bison priscus. Bedingt durch schnell voranschreitende Klima- und Vegetationsveränderungen, aber vermutlich auch infolge der intensiver werdenden Bejagung durch den Menschen, starben viele dieser Tierarten gegen Ende der letzten Eiszeit vor ca. 15.000 - 10.000 Jahren aus. Mit ihnen verschwanden auch die eiszeitlichen Großraubtiere Höhlenlöwe, Höhlenhyäne sowie der bekannte Höhlenbär Ursus spelaeus. Fossilfunde im Karst Die größten Hohlraumbildungen finden hier im Gips statt, aber es gibt auch Höhlensysteme im Zechsteindolomit. Hierzu gehören die Einhornhöhle und die Steinkirche bei Scharzfeld. Zu beachten ist dabei, daß es sich bei Höhlen in Karbonatgesteinen (Kalk und Dolomit) im Gegensatz zu Sulfatgesteinshöhlen um relativ langlebige Gebilde handelt - die Einhornhöhle entstand sicher bereits vor einer Millionen Jahren. Die Existenz von Gipshöhlen ist in Relation dazu, schon durch die hohe Löslichkeit des Gesteins und deshalb durch das ständige Nachbrechen der Firste bedingt, nur von kurzer Dauer. Alle heute im Südharz bekannten Gipshöhlen haben nur ein Alter von einigen Jahrtausenden und dürften überwiegend erst nach der letzten Vereisung entstanden sein. Übertragen auf die paläontologisch/archäologische Forschung bedeutet dies für Kalk- und Dolomithöhlen: mit dem jüngsten Holozän beginnend, sind Funde aus allen Zeit- bzw. Kulturstufen des Quartärs möglich. Hingegen lassen heute zugängliche Gipshöhlen nur nacheiszeitliche Funde erwarten, wie beispielsweise im Landkreis Osterode die Kleine Jettenhöhle bei Düna mit holozäner Kleinsäugerfauna und Fundbelegen aus dem mittleren bis späten Neolithikum, der Bronzezeit und der Eisenzeit, sowie die Lichtensteinhöhle bei Förste mit einer Begehungsphase in der späten Bronzezeit. Fauna und Artefakte aus dem Jungpleistozän können allerdings in heute durch Sedimentation wieder verfüllten Gipsschlotten, Kleinhöhlen und Dolinen gefunden werden. Der südwestliche Harzrand mit seinem teilweise bis zu 10 km breitem Zechsteinausstrich bietet somit gute Voraussetzungen für quartärzeitliche paläontologische sowie für ur- und frühgeschichtliche Funde in einer Karst- und Höhlenlandschaft. Die genannten "Sedimentfallen" des Zechsteinkarstes wurden und werden vor allem bei der Rohstoffsuche angeschnitten und angefahren. Viele der Fundstellen mit Quartärfauna verdanken ihre Entdeckung der seit dem Beginn des industriellen Aufschwungs im letzten Jahrhundert einsetzenden verstärkten Erschließung der einheimischen mineralischen Rohstoffe. Gerade am Südharzrand sind im permischen Zechstein zahlreiche Steinbrüche zur Gewinnung von Gips, Anhydrit, Kalk und Dolomit entstanden. Durch diese Abbautätigkeit wurden und werden recht häufig mit eiszeitlichen Sedimenten verfüllte Karsthohlräume aufgeschlossen. Dabei gelang wiederholt die Entdeckung pleistozäner Säugetierknochen. Anzumerken ist allerdings, daß durch den heutigen modernen Abbau mit Großraummaschinen die Chancen auf Entdeckung von Fossilien und Artefakten immer geringer wird, obwohl bei nahezu jeder zufälligen Einzelbegehung der Bodenabbaubetriebe nach dem Freilegen neuer Schlottenfüllungen auch Funde geborgen werden können. Außer Einzelfunden kamen bislang auch größere Fundkomplexe zutage, beispielsweise die Großsäugerfunde von Mammuten und Wollhaarnashörnern im Gipsbruch "Peinemann" bei Osterode-Förste und auch im "Niedersachsen-Werk" bei Osterode-Dorste. In beiden Gipssteinbrüchen wurden nach der Entdeckung einzelner Knochen Ausgrabungen durchgeführt. Dabei konnten Großsäugerarten weichselzeitlicher Faunen nachgewiesen werden. Neben diesen "Notbergungen" und vielen Einzelfunden in Bodenabbaubetrieben und Höhlen wurden im Zechsteinkarst auch Sondier- und Forschungsgrabungen durchgeführt, so vor allem im Dolomitgebiet südöstlich von Herzberg. Bereits klassische Fundstellen sind hierbei die Steinkirche und die Einhornhöhle bei Scharzfeld. Die Steinkirchen-Grabungen von 1925-28 brachten beispielsweise neben rein archäologischem Fundmaterial auch eine beträchtliche Menge an paläontologischen Funden zutage. Insgesamt wurden Knochenreste von fast 50 Wirbeltierarten geborgen. In der nahen Einhornhöhle wurden bei den verschiedenen Grabungen der letzten 100 Jahre vor allem Säugetierknochen geborgen. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die zahllosen in der Höhle gefundenen Tierknochen für Reste des sagenumwobenen Einhorns gehalten. Heute wissen wir, daß es sich überwiegend um fossile Knochen eiszeitlicher Höhlenbären, aber auch anderer Großsäuger handelt. Bislang konnten aus den Funden dieser Höhlenfauna über 70 Arten bestimmt werden, darunter über 60 Säugetierarten von der Zwergspitzmaus bis hin zu Höhlenlöwen und Riesenhirschen. Die Einhornhöhle ist somit, denkt man auch an die Massen in mehreren Jahrhunderten ergrabener "Einhornknochen" und an die Tausende von Kubikmetern bislang unberührten Sedimentes, eine der reichhaltigsten Fundstellen eiszeitlichen Lebens überhaupt. Bemerkungen zur Forschungsgeschichte Die Paläontologie zählt zu einem der ältesten Zweige der Naturwissenschaften. Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts tauchte der Begriff lat. "fossilis" bei Georg Agricola auf. Neben den eigentlichen Harzfossilien erlangten auch gerade Funde von Säugetierknochen und -zähnen im Harzvorland, die schon seit Beginn der frühen Neuzeit in Steinbrüchen und Lehmgruben (Abbau von Schlottenfüllungen) durch Zufall oder, wie in der Einhornhöhle, durch Nachgraben gefunden wurden, Beachtung in den damaligen für die Naturwissenschaften aufgeschlossenen Kreisen, auch wenn die Deutung all dieser Funde aus heutiger Sicht mitunter sehr eigenartig war. Die Knochensuche galt überwiegend dem Einhorn, dessen Reste als "Heilmittel" gepriesen wurden. Bereits seit der Antike, aber vor allem in der mittelalterlichen Medizin wurde den Produkten aus Einhornresten wundertätige Wirkung zugeschrieben. Über die Natur des Einhorns wie auch die Herkunft der Knochen waren sich über Jahrhunderte hinweg sowohl Anwender als auch Apotheker und Forscher unklar. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wiesen Naturkundler wie der Franzose G.Cuvier, Begründer der Wirbeltierpaläontologie und guter Kenner der Südharzfunde, das Einhorn in das Reich der Fabel. Funde von Knochen und Zähnen großer Tiere beim Mergelabbau in Karstschlotten des Hainholzes bei Osterode-Düna führten 1751 dann zu aufsehenerregendem Fortschritt in der paläontologischen Forschung und einer Erstbeschreibung des Nashornes in der anatomischen Literatur (vgl. Vladi 1979). Insgesamt wurden drei Nashörner in einer Schlotte gefunden. Der Göttinger Anatom Ch.Hollmann erkannte in den Funden bereits einen Faunenwandel und grenzte seine Faunenbeschreibung - immerhin 100 Jahre vor Darvin - deutlich ab von den biblisch orientierten Vorstellungen einer durch die Sintflut verursachten Tierkadaverdrift tropischer Tiere bis in unsere Breiten. Andere Fossilien aus dem Zechsteinkarst, diesmal Knochen und Zähne aus dem Gebiet um Osterode-Ührde, wurden vom Göttinger Naturforscher J.F.Blumenbach untersucht. Er erkannte, daß diese bislang für Reste von Elefanten gehaltenen Funde größer und in ihrer Ausführung abweichend von heute lebenden Elefanten waren und stellte eine neue zoologische Art, Elaphus primigenius (Mammuthus primigenius = Mammut) auf. Zugleich wurde ihm klar, daß diese Tierart wie auch das von Hollmann beschriebene Nashorn = Wollhaarnashorn als kältefeste Großsäuger in einem vormals kühlerem Klima vor Ort lebten. Die Brücke von Knochensammlern und Einhorn-Raubgräbern zur quartärpaläontologischen Erforschung dieser Region war damit geschlagen. Fundstellenübersicht Badenhausen: Gipsbruch Roddewig Fst.Nr. 27 (R 35 83 380; H 57 36 840) Bison priscus, Bos sp., Cervus elaphus, Coelodonta antiquitatis, Mammuthus primigenius, Megaloceras giganteus, Sus scrofa. Barbis: Bühbergklippe Fst.Nr. 4 ( R 35 97 480; H 57 21 450) Megaloceras giganteus: Tibia. Barbis: Burgruine Scharzfels Fst.Nr. 22 (R 35 97 700; H 57 22 450) Ursus spelaeus: Knochenbruch, Eckzahn, Backenzahn. Förste: Gipsbruch "Peinemann" Fst.Nr. 17 (R 35 87 540; H 57 33 370) Coelodonta antiquitatis: Skeletteile; Mammuthus primigenius: Stoßzahnfragment, Backenzähne, Skeletteile; Rangifer tarandus: Geweihteile; Megaloceras giganteus: Kiefernbruchstück. Kleinsäuger: Arvicola terrestris, Sorex araneus, Microtus arvalis/agrestris, Lemmus lemmus. Neuhof: Gipssteinbruch Kranichstein Fst.Nr.1 Bei dieser Fundstelle handelt es sich um einen Gipssteinbruch ca. 2,5 km südöstlich von Bad Sachsa im Höhenzug des Kranichsteins, am Rande der Ortschaft Neuhof gelegen. Geborgen wurden vor allem Anfang der 1950er Jahre immer wieder Großsäugerknochen. Bos/Bison sp., Coelodonta antiquitatis, Ursus spelaeus, Sus scrofa. Das Fundgut beinhaltet u.a. den bislang größten in Niedersachsen gefundene Höhlenbärenunterkiefer. Osterode/ Düna: Kleine Jettenhöhle Fst.Nr.28 (R 35 88 000; H 57 28 000) Vulpes vulpes, Microtus sp.; diverse Fledermaus- und Nagetierknochen. Osterode/ Düna: Großes Schlottenfeld (R 35 88 000; H 57 28 800) Bos taurus, Cervus elaphus, Equus caballus, Ovis aries, Sus scrofa. Osterode: Gipsbruch "Niedersachsenwerk" Fst.Nr.35 (R 35 82 240; H 57 32 200) 1963 waren bei Baggerarbeiten in einer dabei angeschnittenen Doline je ein Bison- und ein Wollnashornschädel geborgen worden. Daraufhin wurden von O. Sickenberg (Hannover) Grabungen an dieser Stelle vorgenommen. Insgesamt konnten 5 Großsäugerarten einer früh-weichselzeitlichen Fauna nachgewiesen werden: Bison priscus: Schädel und Skeletteile; Coelodonta antiquitatis: Schädel und Skeletteile; Equus sp.: Knochen; Panthera spelaea: Knochen; Rangifer tarandus: Knochen und Geweihteile. In diesem Steinbruch wie auch in den südlich gelegenen Gipsbrüchen Hannersberg und Harkenfeld sowie weiteren Brüchen bei Förste konnten in den letzten Jahren wiederholt Großsäugerknochen geborgen werden, vor allem von Coelodonta antiquitatis, Mammuthus primigenius, Equus sp. und von Cerviden. Für den Bereich von Osterode/Förste/Dorste gibt Sickenberg (1969: 102-105) weitere Säugetierfunde in verschiedenen Fundstellen an, bezieht sich dabei aber auch auf ältere Veröffentlichungen. Unter anderem für Förste und Osterode angegeben, in anderen Fundinventaren aber nicht aufgeführt, ist Crocuta spelaea. Auch in Baugruben im Bereich Osterode (Kälbergraben), Pöhlde und Wulften wurden in den letzten Jahrzehnten vereinzelt Funde von Mammuthus primigenius und Coelodonta antiquitatis gemacht. Scharzfeld: Steinkirche Fst.Nr.1 (R 35 95 650; H 57 22 980) Im ganzen gibt Schlosser folgende, von Zotz (1930) und Sickenberg überarbeitete Wirbeltier-Faunenliste für die Steinkirche an (Nomenklatur aktualisiert): pleistozäne Schichten: holozäne Schichten: Weitere Grabungen waren in der Steinkirche nicht möglich, da durch eine der Jacob-Friesen-Kampagne in den 1930er nachfolgende SS-Grabung, die der Suche "Germanischer Kultstätten" galt, das gesamte Areal Vorplatz und Höhle systematisch durchwühlt wurde und somit für moderne Untersuchungsmethoden keine (Be)funde mehr übrig sind. Scharzfeld: Einhornhöhle Fst.Nr.2 (Eingang: R 35 97 280; H 57 23 240) Zwischen 1872 und der Jahrhundertwende führten dann nacheinander R.Virchow, C.Struckmann und P.v.Alten umfangreiche Grabungen in der Höhle durch. Struckmann wies bei Grabungen vor allem in der Blauen Grotte Artefakte und menschliche Knochenreste seit der Zeit des Neolithikums nach. 1905-08 grub die Rudolf-Virchow-Stiftung unter Windhausen und Favreau weiter. Bei allen Grabungen wurden neue Höhlenteile ergraben, so vor allem von v. Alten und später dann von Jacob-Friesen, der 1925/26 u.a. den nach ihm benannten Jacob-Friesen-Gang freilegte. In neuerer Zeit wurden 1956-59 unter der Leitung von Meischner, Göttingen, und 1968 von Duphorn, Hannover, kleinere Grabungen vorgenommen. Beide Kampagnen brachten für die Einhornhöhlenforschung keine Fortschritte. Bei den letzten Ausgrabungen in den Jahren 1985/86 und 1987/88 konnten für die Einhornhöhle bislang insgesamt fast 60 Vertebraten-Arten nachgewiesen werden, wobei erstmals für nahezu alle untersuchten Schichten auch Kleinsäuger und andere kleinere Wirbeltiere belegt wurden. Ergänzt man diese Funde um das Material früherer Grabungen aus den Jahren 1880 bis 1930, so erhöht sich die Vielfalt dieser Höhlenfauna auf über 70 Arten, darunter über 60 Säugetierarten. Die Auswertung der Grabungskampagne 1987/88 ist allerdings noch nicht abgeschlossen, die wissenschaftliche Bearbeitung vieler der Mikromammalia-Funde steht noch aus. Auch in diesem Fundinventar überwiegen jedoch insgesamt eindeutig Knochenfunde von Höhlenbären. Da die Bären der Einhornhöhle und eine zugehörige "Begleitfauna" bislang (Schütt 1968, Sickenberg 1969) als "Ursus deningeri v.Reichenau 1906" in die Cromer-Warmzeit gestellt wurden, lag das Schwergewicht der paläontologischen Untersuchungen der aktuellen Grabungen vor allem in der Bearbeitung des neuen Höhlenbärenmaterials, das überwiegend erstmals aus ungestörten Sedimenten geborgen wurde. Die spezifizierte Auswertung des umfangreichen Bärenmaterials und die Grabungsbefunde ergaben, daß die Bärenfunde aus der Einhornhöhle zu einem - wenn auch etwas niedrigen - Stadium der spelaeoiden Evolutionsstufe der Höhlenbären zuzuordnen sind und dem Formenkreis des "Ursusspelaeus Rosenmüller & Heinroth 1793" angehören. Th/U-Datierungen der Bärenschichten zeigen je nach Fundstelle Werte zwischen 40.000 und 170.000 Jahren b.p. an. Diese Datierungsergebnisse heben deutlich hervor, über welch lange Zeiträume hinweg die Höhle von Bärenpopulationen aufgesucht wurde. Die Begleitfaunen des Höhlenbären setzen sich in der Einhornhöhle deshalb je nach Schichtzugehörigkeit und damit auch geologischem Alter unterschiedlich zusammen. Zu bedenken ist allerdings, daß Höhlenfaunen durch verschiedenartige Selektion nur bestimmte Tierarten der jeweiligen Zeitphasen enthalten, das natürliche Artenspektrum somit nicht vollzählig ist. Eine Zusammenfassung der Fauneninhalte zeitgleicher Fundschichten aus den verschiedenen Grabungsstellen innerhalb der Höhle ergibt die folgende Grobeinstufung der einzelnen Faunenkomplexe: Holozän (frühes Postglazial bis rezent; Waldfaunen mit teilweise kaltzeitl. Reliktarten, teilweise zudem wärmeliebenden Arten): Bufo bufo, Rana temporaria, Rana ridibunda; Anguis fragilis; Aves sp.; Erinaceus europaeus, Talpa europaea, Crocidura leucodon, Neomys anomalus, Sorex minutus, Sorex alpinus, Sorex araneus; Rhinolophus hipposideros, Myotis emarginatus, Myotis mystacinus/brandti, Myotis nattereri, Myotis bechsteini, Myotis myotis, Pipistrellus pipistrellus, Barbastella barbastellus, Plecotus auritus; Eliomys quercinus, Glis glis, Muscardinus avellanarius, Micromys minutus, Cricetus cricetus, Apodemus sylvaticus, Apodemus flavicolis, Myophus schisticolor / Lemmus lemmus, Clethrionomys glareolus, Arvicola terrestris, Microtus subterraneus, Microtus arvalis, Microtus agrestis; Felis silvestris, Martes martes, Meles meles, Mustela erminea; Lepus europaeus; Bos primigenius, Capreolus capreolus, Sus scrofa. Pleistozän (Bereiche der Weichsel-Zeit; überwiegend Offenland- Biotope mit feucht-kühlem Klima): Talpa europaea; Microtus oeconomus, Microtus sp., Arvicola terrestris; Ursus spelaeus, Canis lupus, Panthera spelaea; Bison priscus. Pleistozän (Frühweichsel / spätes Eem; Offenland-Biotope bei feucht-kühl bis feucht gemäßigtem Klima): Pisces indet.; Talpa europaea, Sorex araneus -(Gruppe); Microtus nivalis, Microtus arvalis / agrestis, Microtus oeconomus, Clethrionomys glareolus, Arvicola cantiana-terrestris; Canis lupus, Ursus spelaeus, Panthera spelaea; Cervidae indet. Pleistozän (Eem; Waldfauna mit wärmeliebenden Arten; feucht-warmes Klima ): Bufo bufo; Talpa europaea, Sorex araneus -(Gruppe); Myotis emarginatus, Myotis bechsteini, Myotis daubentoni, Myotis dasycneme, Plecotus auritus; Eliomys quercinus, Glis glis, Apodemus sylvaticus / flavicollis, Microtus arvalis / agrestis, Clethrionomys glareolus, Arvicola cantiana-terrestris; Ursus spelaeus, Felis silvestris, Panthera spelaea. Zusätzliche Funde in gestörten Schichten und zeitlich nicht näher einzuordnenden Grabungsstellen sowie weitere Arten aus Fundinventaren älterer Grabungskampagnen: Sciurus vulgaris, Dryomys nitedula; Mustela nivalis, Vulpes vulpes, Ursus arctos, Lutra vulgaris, Gulo gulo; Lepus timidus, Lepus sp.; Bos/Bison sp.; Cervus elaphus, Megaloceras giganteus, Didermoceros hemitoechus, Equus spec.; ferner die Haustiere Pferd, Rind, Schaf, Ziege und Hund. All diese Funde stammen nur aus den maximal oberen zwei Metern Sediment einer, wie Peilstangenbohrungen ergaben, bis zu 30 m mächtigen Lockergestein-Höhlenfüllung. Durch diese Bohrungen wurden die Dimensionen der Einhornhöhle und ihres potentiellen Fossilreichtums erst erkennbar, weisen doch zudem alle bislang ergrabenen Schichten bereits ein recht hohes Fossilaufkommen auf. Zum heutigen Zeitpunkt sind allerdings noch keinerlei Aussagen über Alter, Fauna und auch mögliche archäologische Befunde der tieferen Sedimentschichten zu treffen. Die Fossilinventare der genannten Grabungskampagnen verteilen sich auf mehrere Institutionen: Geologischen Institutes der TU Clausthal, Heimatmuseum Osterode, Nieders. Landesmuseum Hannover, Neben den genannten Aufbewahrungsorten von Fossilmaterial aus der Einhornhöhle gibt es sich noch eine Fülle an Kleininventaren. Einzelfunde befinden sich beispielsweise im Oberharzer Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld oder im Goslarer Museum, auch in der BGR Hannover. U.a. durch diverse Raubgrabungen, die auch in jüngster Zeit noch durchgeführt wurden, ist ein unbekanntes Quantum an Einhornhöhlenfunden in privater Hand und somit für die Forschung nicht zugänglich. Scharzfeld: Abris am Schul-Berg Fst.Nr. 10,11,12,25,27,29 Abri Schul-Berg/ Jugendheim (überwiegend holozäne Formen): Abri Schul-Berg/ Felsenburg (überwiegend holozäne Formen): Abri Schul-Berg/ Lüttje Kammer (obere holozäne Schichten): Sorex araneus; Cricetus cricetus, Arvicola terrestris, Microtus agrestis, Microtus arvalis, Microtus oeconomus, Dicrostonyx henseli, Apodemus sylvaticus; Lepus sp.; Mustela nivalis, Mustela krejcii; Rana sp., Salamandra salamandra; Lagopus lagopus; Ardea sp.;Pisces indet.. Abri Schul-Berg/ Wasserwerk (holozäne Formen): Abris Steinberg: Die genannten Abris sind größtenteils vollständig gegraben und teilweise durch Straßenbautätigkeit in den 1970er Jahren stark in Mitleidenschaft gezogen worden, moderne Untersuchungen somit nahezu ausgeschlossen. Abris-Grabungen im potentiellen Fundgebiet der Einhornhöhle stehen allerdings insgesamt noch aus, wobei an den Brandköpfen und den Rottsteinklippen eine Vielzahl an Abris und zusedimentierten Kleinhöhlen, u.a. die Kaiserklippenhöhle im Bereich eines heute zerfallenen, ursprünglichen Höhlenportals der Einhornhöhle, vorhanden ist Walkenried Bison priscus, Bos primigenius, Cervus elaphus, Coelodonta antiquitatis, Equus sp., Rangifer tarandus. Ausblick Schriftenverzeichnis: Neben der alphabetischen Auflistung werden im folgenden auch kurze Anmerkungen zum Inhalt der jeweiligen Titel gegeben. Alten, Paul von, 1907: Die Ausgrabungen in der Einhornhöhle bei Scharzfeld (Südharz). - Der Harz 2&3, 14.Jg.: 35-49 & 65-75; Quedlinburg. (Grabungsberichte). Grote, Klaus, 1979: Steinzeitliche Wildfanggruben im Naturschutzgebiet Hainholz bei Düna, Kr. Osterode am Harz. - Heimatbl. südwestl. Harzrand, H.35: 55-62, 9 Abb.; Osterode. (Grabungsbericht 1979 mit Fauna). -"-, 1982: Die Felsschutzdächer (Abris) im südniedersächsischen Bergland - Ihre archäologischen Funde und Befunde - . - Nachr. aus Nieders. Urgeschichte (NNU) 51: 17-70, 27 Abb., 2 Tab.; Hildesheim. (52-57: Abris und Höhlenvorplätze am südwestlichen Harzrand; mit Abgabe der Tierknochenfunde). Jahnke, H. & Denecke, W., 1976: Neue Funde von Fauna des Jungpleistozäns bei Osterode. - Heimatbl. südwestl. Harzrand, H.32: 48-60; Osterode. (Grabung 1974 Gipsbruch Peinemann bei Förste). Jacob-Friesen, Karl-Hermann, 1926: Die Einhornhöhle bei Scharzfeld, Kreis Osterode a. Harz. - Führer zu urgeschichtlichen Fundstätten Niedersachsens, Nr.2: 34 S., 10 Abb.; Hannover. (Ausführlicher Höhlenführer mit Beitrag zum Einhorn und zur Höhlenfauna). Nielbock, Ralf, 1987: Holozäne und jungpleistozäne Wirbeltierfaunen der Einhornhöhle/Harz. - Dissertation TU Clausthal: 194 S., 121 Abb., 21 Tab.; Clausthal. (Paläontologisch-biostratigraphische Untersuchungsergebnisse der Höhlengrabungen 1985-87). -"-, 1989: Die Tierknochenfunde der Ausgrabungen 1987/88 in der Einhornhöhle bei Scharzfeld. - Arch. Korrbl. 19: 217-230; Mainz. (Paläontologischer Vorbericht zur Grabung 1987/88). -"-, 1990: Die Einhornhöhle - ein quartärwissenschaftliches Kleinod im Südharz. - Mitt. Verb. dt. Höhlen- & Karstforscher, H.36(2): 24-27; München. (Bericht zum Forschungsstand 1990, incl. einer aktuellen Faunenliste). -"-, 1994: Quartärfaunen am südwestlichen Harzrand. - Die Kunde N.F.45: 191-220, 16 Abb. Tab.; Hannover (Überblick über alle Fundstellen und Grabungen; Biblographie). Schlosser, Max, 1927: Die Mikrofauna aus der Steinkirche bei Scharzfeld am Harz. - Centralbl. Miner. Geol. Paläont., Abt. B: 211-215; Stuttgart. (Faunenauswertung und -liste). Schütt, Gerda, 1965: Die cromerzeitlichen Bären aus der Einhornhöhle bei Scharzfeld. - Mitt. Geol. Inst. TH Hannover, H.7: 120 S.; Hannover. (Diss. über Höhlenbären-Altfunde). Sickenberg, Otto, 1964: Neue Säugetierfunde aus dem Gipskarst von Osterode/Harz. - Mitt. Geol. Inst. TH Hannover, H.2: S. 12 ff; Hannover. (Knochenfunde im Gipsbruch Niedersachsenwerk bei Dorste 1963). -"-, 1969: Die Wirbeltierfaunen der Höhlen und Spalten des Harzes und seines südlichen Vorlandes. - in: Hermann, A. und Pfeiffer, D. (Schrlt.): Der Südharz - seine Geologie, seine Höhlen und Karsterscheinungen. - Jh. Karst- und Höhlenkunde, Nr. 9: 91-106; München. (Faunenübersicht Gipskarst, Scharzfeld und Rübeland). Struckmann, Carl, 1883: Die Einhornhöhle bei Scharzfeld am Harz - Ein Beitrag zur Urgeschichte des nordwestlichen Deutschlands. - Archiv Antrhopologie, Bd. XIV: 191-234, 3 Taf.; Braunschweig. (Bericht zum Forschungsstand). -"-, 1884: Über die in der Provinz Hannover aufgefundenen fossilen und subfossilen Reste quartärer Säugethiere. - 33. Jber. nat.hist. Ges. Hannover: 1-54; Hannover (1882-1884). (Faunenlisten). Vladi, Firouz, 1979: Die Nashornfunde zu Düna (NSG Hainholz) vom Jahre 1751. - Heimatbl. südwestl. Harzrand, H.35: S.39 ff; Osterode. (Beitrag zur paläontologischen Forschungsgeschichte). Zotz, Lothar, 1930: Die vorgeschichtliche Besiedlung des Schulberges und Steinberges bei Scharzfeld, und das Auftreten diluvialer Sande daselbst. - Jb. Preuß. Geolog. Landesanstalten; Bd.51/1: 106-129, 9 Abb.; Berlin. (Grabungsbericht mit Faunenliste). Anhang:
Anas sp. = Enten-Art Anguis fragilis = Blindschleiche Apodemus flavicolis = Gelbhalsmaus Apodemus sylvaticus = Waldmaus Arvicola cantiana-terrestris = eiszeitl. Schermaus Arvicola terrestris = Schermaus Aves sp. = Vogel-Art Barbastella barbastellus = Mopsfledermaus Bison priscus = Steppenwisent Bos primigenius = Wisent Bos sp. = Rinder-Art Bufo bufo = Erdkröte Canis lupus = Wolf Capreolus capreolus = Reh Castor fiber = Biber Cervidae indet. = Hirsch-Art Cervus elaphus = Rothirsch Clethrionomys glareolus = Rötelmaus Coelodonta antiquitatis = Wollhaarnashorn Columba sp. = Tauben-Art Corvus sp. = Krähen-Art Cricetus cricetus = Feldhamster Crocidura leucodon = Feldspitzmaus Crocuta spelaea = Höhlenhyäne Dicrostonyx henseli = Lemmingart Didermoceros hemitoechus = eiszeitl. Nashornart Dryomys nitedula = Baumschläfer Eliomys quercinus = Gartenschläfer Erinaceus europaeus = Igel Equus sp. = Pferde-Art Equus spec. = hier: mittelpleist. Pferdeart Esox lucius = Hecht Felis silvestris = Wildkatze Galus sp. = Hühner-Art Glis glis = Siebenschläfer Gulo gulo = Vielfraß Lagopus mutus = Alpenschneehuhn Lagopus lagopus = Schneehuhn Lemmus lemmus = Berglemming Lepus europaeus = Feldhase Lepus timidus = Schneehase Lutra vulgaris = Fischotter Lynx lynx = Luchs Mammuthus primigenius = Mammut Megaloceras giganteus = Riesenhirsch Martes martes = Baummarder Meles meles = Dachs Micromys minutus = Zwergmaus Microtus agrestis = Erdmaus Microtus arvalis = Feldmaus Microtus gregalis = Wühlmausart Microtus nivalis = Schneemaus Microtus oeconomus = Nordmaus Microtus subterraneus = Kurzohrmaus Muscardinus avellanarius = Haselmaus Mustela erminea = Hermelin Mustela krejcii = eiszeitl. Wieselart Mustela nivalis = Mauswiesel Myophus schisticolor = Waldlemming Myotis bechsteini = Bechstein-Fledermaus Myotis dasycneme = Teichfledermaus Myotis daubentoni = Wasserfledermaus Myotis emarginatus = Wimperfledermaus Myotis mystacinus/brandti = Bartfledermäuse Myotis myotis = Mausohr Myotis nattereri = Fransenfledermaus Neomys anomalus = Sumpfspitzmaus Ochotona pusilla = Pfeifhase Ovis sp. = Schaf-Art Panthera spelaea = Höhlenlöwe Phodopus sungorus = Lemmingart Pipistrellus pipistrellus = Zwergfledermaus Pisces indet. = Fisch-Art Plecotus auritus = Braunes Langohr Rallus sp. = Rallen-Art Rana esculenta = Wasserfrosch Rana temporaria = Grasfrosch Rana ridibunda = Seefrosch Rangifer tarandus = Rentier Rhinolophus hipposideros = Große Hufeisennase Salamandra salamandra = Feuersalamander Sciurus vulgaris = Eichhörnchen Sorex alpinus = Alpenspitzmaus Sorex araneus = Waldspitzmaus Sorex minutus = Zwergspitzmaus Sus scrofa = Wildschwein Talpa europaea = Maulwurf Tetrao tetrix = Birkhuhn Ursus arctos = Braunbär Ursus spelaeus = Höhlenbär Vespertilio sp.= Glattnasen-Fledermausart Vulpes vulpes = Fuchs
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